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 Betreff des Beitrags: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 15.01.09, 02:34 
Einsiedler
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~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~

~ ein Reisetagebuch ~


1. Eintrag – Oner 19 nach Hilgorad

Wie oft habe ich Berichte gelesen und über Karten gebrütet, doch erst jetzt erst eröffnet sich mir die wahre Größe dieser Welt. Es ist faszinierend all das mit eigenen Augen zu sehen, was mir bisher nur durch Schriften oder Erzählungen bekannt war. Die Takelage eines stolzen Dreimasters genauso wie das geschäftige Treiben auf dem Pier. Alles scheint chaotisch auf den ersten Blick, doch wenn man genauer hinsieht erkennt man die Muster, die Schönheit in den Bewegungen und die tiefere Ordnung. Ich könnte stundenlang hier auf dem Poller sitzen und all das beobachten.
Vater Deraios verhandelt mit einem der Flussschiffer über den Preis für eine Fahrt den Drac hinauf. Ich freue mich darauf endlich die goldenen Kuppeln der Hauptstadt zu sehen und all die Wunder zu entdecken die in ihr schlummern sollen. Alles scheint vor mir ausgebreitet wie ein wundervoller Teppich, dessen Muster einen fesselt und nicht mehr loslässt. Ich danke den Vieren und meinen Lehrern, dass sie mir dies hier eröffneten. Mein Herz schlägt schneller vor Freude bei jedem Schritt und hinter jeder Kurve scheint etwas Neues zu liegen. Wohin es mich führen wird weis ich noch nicht, doch ich weis dass es sich lohnt.
Die letzten Tage auf der Landstraße vom Kloster bis hier nach Rothenbucht waren noch sehr ruhig, aber seid wir die Grenzen der Stadt passiert haben ist es als wären wir in einer anderen Welt. Noch nie habe ich solche Geschäftigkeit gesehen. Fichtenhain war nichts dagegen und noch weniger das Kloster. Vielleicht werde ich eines Tages die Abgeschiedenheit vermissen, doch noch ist es nicht soweit.
Oh, ihr Viere, eure Wunder sind grenzenlos. Öffnet mir die Augen auf dass ich sie erkenne.

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Zuletzt geändert von Ionas: 15.01.09, 16:34, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 15.01.09, 13:44 
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2. Eintrag, Oner 19 nach Hilgorad

Am heutigen Morgen haben wir den Kahn eines Flussschiffers betreten um endlich den letzten Abschnitt unserer Reise nach Draconis anzugehen. Vater Deraios sitzt über einer Übersetzung einer Sagensammlung aus dem Alt-Galadonischen und wie er dabei nun mal so ist, darf man ihn nicht ansprechen wenn man keine scharfe Rüge riskieren will.
Ich habe es mir auf einer Taurolle bequem gemacht und beobachte die Spiegelungen Felas auf dem Wasser. An den Flussrändern hat sich inzwischen eine feine Eisschicht gebildet, doch der stete Strom und vor allem die zahlreichen Flusskähne verhindern ein komplettes zufrieren. Aus den Büchern weis ich dass der Drac die wichtigste Handelsverbindung von Draconis ist, die meisten Waren und insbesondere Luxusgüter werden über den träge dahinfließenden Strom nach Rothenbucht gebracht um von dort mit den Handelsschiffen in aller Herren Länder zu gelangen. Doch es mit eigenen Augen zu sehen ist etwas ganz anderes. Es erscheint mir immer noch alles so neu. Ich frage mich wie jemand diesen Teil der Welt sieht, wenn er immer hier gelebt hat. Ob er auch noch all das wundersame erkennt, oder ob er durch die Gewohnheit diese Fähigkeit verloren hat.
Wenn ich an das Kloster zurückdenke, mein ruhiges Leben dort und die Menschen um mich herum dann fällt es mir schwer die Wunder darin zu sehen. Natürlich waren die Berge stets majestätische Wächter, die Nadelwälder mit ihrer düsteren Ausstrahlung wie eine einzige strenge Präsenz welche einem deutlich werden ließ wie klein wir in dieser stofflichen Welt sind. Aber all das war einfach nur da, ohne Bewegung. Doch es gab uns die Kraft unseren Geist immer weiter zu erhöhen und ohne die verwirrenden Einflüsse von Außen zu studieren. Aber nun weis ich dass das nicht alles ist wonach es sich zu streben lohnt.
Wie oft habe ich die Worte meiner Lehrer gehört: „Die Viere sind eine Einigkeit und keiner der Viere ist etwas ohne die drei anderen.“ Ich glaube ich habe diese Worte nie so sehr verstanden wie auf dieser Reise. Ich fühle mich auf eine sonderbare Art wie neu geboren. Als hätte ich ein neues Leben betreten und als würde die Macht der Viere nun stärker auf mich einwirken. Ich erkenne bei jedem Blick um mich herum etwas neues und meine Neugier beflügelt mich immer weiter zu sehen.
Weit über die Grenzen meiner Welt bis hin zu denen der stofflichen Welt um immer tiefer einzutauchen in die grenzenlose Weite dieser Welt aus Gedanken.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 15.01.09, 18:33 
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3. Eintrag, Onar 19 nach Hilgorad

Heute hab ich das erste Mal wirklich gespürt dass Bücher niemals alles zeigen. Wie kann es sein dass die Hauptstadt unseres Reiches in beinahe allen Schriften so großartig geschildert wird? Wie kommt es dass niemand über dieses Grauen schreibt, welches sich ebenfalls hinter diesem Namen verbirgt? Wieso handelt alles nur von den Prunkbauten, von den Bibliotheken, Herrschaftshäusern, goldnen Kuppeln und den waren Schätzen an Wissen und Kultur? Wie kann man all das Elend so übersehen? Ich habe mich so gefreut endlich all das mit eigenen Augen zu sehen und nun erscheint mir das alles fahl seid Vater Deraios und ich von dem Kahn gestiegen sind und nach dem geschäftigen Treiben am Hafenviertel durch die Außenbereiche des Armenviertels kamen.
Aber ich glaube ich verstehe weshalb keiner der großen Gelehrten jemals diese Seite der Hauptstadt geschildert hat. Es fällt schwer es in Worte zu fassen und dabei wirklich objektiv zu bleiben. Immerhin gibt es all diese Schätze und wunderbaren Orte in Draconis. Wenn man in den Vierteln der Reichen unterwegs ist, kann man beinahe vergessen wie es in den Außenbezirken aussieht. Man will es vergessen. Wer würde so etwas gerne lesen? Wer könnte wirklich und wahrhaftig vermitteln wie es wirkt? Diesen Widerstreit zwischen der Pracht und dem Elend darstellen. Ich kann es nicht und ich spüre tief in meinem Inneren dass es sogar besser ist dass ich es nicht vorher aus Büchern wusste, denn sonst hätte es mich vielleicht nicht so sehr im Herzen berührt.
Wir haben den Tempel des Allwissenden erreicht und Vater Deraios hat sich gleich mit dem Abt und einigen Geweihten zu einem Disput zusammengefunden. Ich bin eine ganze Weile durch die Arkaden gewandert und habe nachgedacht. Nun sitze ich auf dem steinernen Sockel zu Füßen einer Darstellung Dedelebres, mein Notizbuch auf den steinernen Folianten um diese Zeilen zu schreiben und so sehr ich mich bemühe, ich finde keine Worte um das zu beschreiben was ich fühle.
Ich war so abgeschottet von allem und diese neuen Eindrücke verwirren meinen Geist. Es muss ein ähnliches Gefühl sein wie bei einer Verliebtheit, meine Gedanken lassen sich kaum fassen und noch weniger kontrollieren. Doch was fehlt ist dieses angenehme Gefühl was bei einer Verliebtheit dabei sein soll. Wenn ich bedenke welche Scherze wir getrieben haben über die strengen Ermahnungen unserer Lehrer. Und nun merke ich selbst wie sehr das Gefühl einen beeinflussen kann. Ich habe dergleichen noch nie gefühlt. Ich weis nicht ob ich froh darüber bin oder ob es mir Angst macht.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 15.01.09, 21:26 
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4. Eintrag, Onar 19 nach Hilgorad

Vater Deraios hat beschlossen einige Wochen in Draconis zu bleiben um seine Studien über die Viere und ihre Manifestationen in der alt-galadonischen Sagenwelt zu vertiefen. Offenbar bietet die große Bibliothek dafür eine Menge Material. Ich habe es ja beinahe geahnt dass wir hier nicht nur auf der Durchreise sind. Aber natürlich bietet sich mir hier auch eine ganze Menge Abwechslung. Es würde viele Götterläufe brauchen um dieser Stadt gänzlich auf den Grund zu gehen, und doch würde man nie fertig durch die stetigen Veränderungen.
Ich bin nun hier in den Unterricht der Schüler und Novizen eingebunden als Gastschüler. Ich habe einige Stunden am Tag Unterweisungen und viele Aufgaben im Tempelbereich. Ich bin sicher ich kann hier noch einiges neues lernen. In der restlichen Zeit streife ich durch die Stadt und versuche zu beobachten und zu lernen. Gerade restaurieren sie den prächtigen Tempel des Herren Bellum und es ist faszinierend die Baumeister bei ihrer Arbeit zu beobachten. Ich habe mich mit einem der Architekten unterhalten und ich durfte mir die Pläne für den umfassenden Anbau ansehen. Ich hoffe wir sind noch eine Weile hier, so dass ich den Fortschritt an den Bauarbeiten verfolgen kann.
Ich frage mich ja ab wann ich meine Reise alleine fortsetzen darf. Einige Monde, hat der Abt gesagt, solle ich in der Begleitung von Vater Deraios reisen um mich in der Welt zurechtzufinden und zusammen mit ihm die Angelegenheiten des Ordens zu klären und genug Material für die weiteren Forschungen zusammenzutragen. Wenn ich so darüber nachdenke, dann liegt das Kloster doch sehr weit ab. Ich habe heute schon einige Abschriften in Auftrag gegeben für die Klosterbibliothek und habe noch ein gutes Dutzend Werke auf der Liste des Abtes, welche ich noch finden muss um sie kopieren zu lassen. Doch nach dieser Zeit werde ich meinen eigenen Weg gehen und eigene Entscheidungen treffen dürfen. Ich bin gespannt wohin mich mein Weg führen wird. Ich werde die Augen offen halten.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 19.01.09, 21:56 
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5. Eintrag, Onar 19 nach Hilgorad

Heute hatte ich zusammen mit den Novizen und Schülern des Tempels Unterricht. Ein Geweihter des Tempels, Vater Teranward, hat ihn gehalten und mich zum nachdenken gebracht. Wir haben über den Dienst an den Gläubigen gesprochen und darüber welche Aufgaben für einen Geweihten am wichtigsten sein sollten. Es war sehr interessant und wir haben lange diskutiert in der Runde. Viele haben sehr normale Äußerungen gegeben wie zum Beispiel „Die Lehre der Viere verbreiten und im Volk festigen“, „Armen oder schwachen Menschen helfen und ihnen durch Rat und Tat beistehen“, „Als Gefäß der Viere zu dienen und ihren Willen auf Tare ausführen“. Vater Teranward fragte daraufhin was uns als Diener des Allwissenden von den Dienern der anderen Viere unterscheiden würde. Warum würden wir ausgerechnet Astrael unser Leben widmen und keinem der anderen, wo sie doch so sehr zusammengehören. Die Antworten der andern haben mich nicht befriedigt „Weil es die Gaben Astraels sind die mir persönlich besonders liegen und welche ich am besten verbreiten und lehren kann“, „Weil man nur mit dem Wissen um die Dinge Tare wirklich verstehen kann und dies ist die Basis um den Vieren recht dienen zu können“ und so fort. Ich habe nicht geantwortet.
Ich habe mich nun wieder in die Tempelgärten zurückgezogen. Ich mag diesen Ort, er strahlt soviel Ruhe aus. Warum will ich Astrael dienen? Warum mich gerade in seinen Dienst stellen? Weil ich in einem Astraelkloster aufgewachsen bin? Was für eine dumme Antwort und viel schlimmer, was für ein dummer Grund. Ist es mein Grund? Ich glaube es nicht, aber welchen Grund habe ich dann? Warum nicht Vitama, Bellum oder Morsan? Warum überhaupt? Bin ich wirklich der Meinung für das Leben eines Geweihten geschaffen zu sein?
Vater Deraios würde mich schelten, wenn er mich so reden hörte. Nie schien einer der Geweihten im Kloster der Meinung gewesen zu sein dass ich dort fehl am Platze wäre. Alle haben irgendetwas von mir erwartet. Ich weis nicht was und wieso, aber es war als hätten sie auf etwas gewartet. Ein Zeichen der Viere vielleicht? Er würde mich einen Zweifler nennen, aber ich zweifle nicht. Ich hinterfrage. Und noch habe ich keine Antwort. Vielleicht eines Tages. Und bis dahin ist die Suche nach diesem Wissen Antrieb genug.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 22.01.09, 00:35 
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6. Eintrag, Duler 19 nach Hilgorad

Ich war heute mit einem älteren Novizen zusammen beim Tempel der lieblichen Herrin. Wir haben einige fertige Abschriften überbracht, sowie eine persönliche Nachricht des Abtes. Dies war das erste Mal dass ich einen Tempel der Göttin betreten habe. Es war ein eigenartiges Gefühl. Zuhause im Kloster hatten wir nicht eine weibliche Geweihte, im Tempel des Allwissenden hier in Draconis sind es immerhin zwei – auch wenn sie eher unscheinbar sind. Aber hier scheinen sie überall. Ich wusste gar nicht wo ich hinsehen sollte und ich glaube ich habe noch nie so aufmerksam meine eigenen Schuhspitzen betrachtet.
Mein Begleiter jedoch war davon sehr angetan. Er hatte sich um diesen Botengang regelrecht gerissen. Es scheint als wäre er einer der Novizinnen mehr als nur ein wenig zugetan. Gut einen halben Zyklus sind sie nun schon verschwunden, während ich in den weitläufigen Parkanlagen die den Tempel umsäumen spazieren gehe. Überall sind lauschige und abgeschiedene Plätzchen, rankenumwobene Lauben und kleine Bäche mit ausladenden Trauerweiden, deren Äste so mach einen heimeligen Ort bilden. Gerade beginnen die ersten Vitamablümchen zu spießen und sie dringen durch das Erdreich an das Licht Felas. Die ganze Natur scheint zu erwachen, sich zu recken nach dem langen Schlaf des Morsans. Ich fühle mich im Grunde ganz wohl, dennoch habe ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich habe es mir auf einer Bank bequem gemacht und warte darauf dass wir wieder aufbrechen können.
Ich hab mich der Göttin eigentlich immer recht nahe gefühlt. Es gab viele Momente in denen ich mir unsicher war ob mich nicht mehr ihre Ideale leiten, als die des Allwissenden. Doch heute habe ich das erste Mal gemerkt wie wenig ich doch von den Gaben Vitamas weis. Mich mag die Suche nach Neuem reizen, nach Veränderung und Leben. Doch was Vitama auszumachen scheint, hat mich noch nie wirklich berührt und ich weis nicht ob ich froh darüber bin oder enttäuscht.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 22.01.09, 00:50 
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7. Eintrag, Duler 19 nach Hilgorad

Einen zweiten Eintrag habe ich glaube ich noch nie an ein und dem selben Tag geschrieben. Aber ich muss einiges niederschreiben um mir dessen wirklich bewusst zu werden. Geschriebenes Wort scheint einiges viel realer zu machen, als wenn man es nur erlebt hat. Als würden die Buchstaben den Erlebnissen Halt in der Welt geben, wenn sie schon längst Vergangenheit geworden sind. Wie viele Dinge haben wir wohl schon vergessen, nur weil sie nie aufgeschrieben wurden?
Doch ich schweife ab.
Als ich am heutigen Tage in den Parkanlagen des Vitamatempels war und schrieb, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl beobachtet zu werden. Ich habe diesem Gefühl keine weitere Bedeutung beigemessen, bis ich das leise Kichern eines Mädchens hörte. Es war eine Schülerin des Tempels und sie schien sich darüber zu amüsieren wie ich bäuchlings auf der Bank lag und schrieb. Sie hatte blondes, sanft gewelltes Haar, strahlend blaue Augen und ein einzelnes Grübchen in der rechten Wange wenn sie lächelte. Ihr ganzer Körper war fein und zart, beinahe wie der einer Elfe - wenn auch auf eine weichere Weise. Sie trug ein weißes Kleid mit ausgeprägten Stickereien und schien sich ihrer Wirkung durchaus bewusst zu sein. Ich bekam nämlich kein Wort heraus nachdem sie mich gegrüßt hatte.
Sie setzte sich neben mir auf den Boden und sah zu mir hinauf. Ich fühlte einen Kloß im Hals und nach meinem gestammelten Gruß fing sie an zu plappern. Ihre Stimme war wie ein fröhlich plätschernder kleiner Bach der zwischendrin immerwieder vergnügt gluckste. Ich war allein in ihr Mienenspiel so vertieft, dass ich jede Zeit vergaß.
Nun sitze ich wieder im Tempel des Allwissenden und versuche meine Gedanken zu ordnen. Ich weis nicht einmal mehr was sie genau gesagt hatte. Ich schäme mich, dass ich mich so habe blenden lassen von ihrem Äußeren. Ich glaube ich verstehe langsam was die älteren Geweihten mit ihren Ermahnungen was Frauen betraf meinten.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 22.01.09, 01:41 
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8. Eintrag, Dular 19 nach Hilgorad

Mehrere Wochen sind wir nun schon in Draconis und Vater Deraios hat endlich seine Studien in der hiesigen Bibliothek abgeschlossen. Ich habe ihn in dieser Zeit kaum gesehen und bin meist meiner eignen Wege gegangen. Ich habe die Bauarbeiten am Bellumstempel beobachtet und habe viel Zeit mit den Novizen verbracht. Doch langsam zieht es mich weiter. Natürlich könnte ich hier noch viele Dinge entdecken, aber ich gebe ehrlich zu was es ist, dass mich hinfort treibt: Mariella – das Mädchen aus dem Tempelgarten – sie scheint mich nicht aufgeben zu wollen und lauert mir überall auf. Sie hat wohl einen Narren an mir gefressen und ich weis nicht wie ich darauf reagieren soll. Einerseits fühle ich mich zu ihr hingezogen, andererseits irritiert es mich sehr. Ich habe das Gefühl dass allein mein Körper auf sie reagiert, und ich will mich nicht davon beeinflussen lassen, doch manchmal glaube ich dass ich nicht mehr widerstehen kann. Welch Versuchung.
Wie dem auch sei. Morgen brechen wir auf und ich habe den heutigen Tag damit verbracht mich von meinen hiesigen Bekanntschaften zu verabschieden. Mariella hat es natürlich auch schon gehört, ich bin mir sicher dass sie einige bereitwillige Helfer im Tempel hat um mich immer und überall zu finden und alles zuerst zu erfahren. Heute kam sie tränenüberströmt über den Kiesweg gelaufen und hat sich in meine Arme geworfen. Ich konnte gar nicht anders als sie festzuhalten. Was für ein eigenartiges Gefühl diesen warmen und zarten Körper in den Armen zu halten.
Ich sollte mich nun aber ganz auf die Abreise konzentrieren. Wir wollen weiter in Richtung Lichtenfeld und von dort aus gen Papin. Ich bin gespannt was uns dort erwartet. Einiges Neues wird zu sehen sein und vielleicht schaffe ich es diese verwirrende Geschichte hier hinter mir zu lassen.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 25.01.09, 23:03 
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9. Eintrag, Dular 19 nach Hilgorad

Am heutigen Tage haben wir das Ufer des Ravins erreicht. Der Fluss schlängelt sich von den Klauenbergen hinab durch die Auen Lichtenfeldes bis er sich mit dem Drac vereint um ins Meer zu fließen. Anders als der majestätische Drac scheint der Ravin deutlich verzweigter zu sein und nicht einmal direkt einen einzelnen Fluss zu bilden. Überall sind kleine Inseln, Erhebungen aus dem Wasser mit einzelnen Birken oder Weiden, welche den festen Grund davor bewahren fortgespült zu werden. Wir haben uns einem Tross aus Handelsfuhrwerken angeschlossen um sicher und schnell nach Lichtenfeld zu kommen. Vater Deraios erhofft sich viel von der Privatbibliothek des Grafen. Es heißt wohl dass er gerade im Gebiet der Sagen und Legenden viele Werke angesammelt hat.
In zwei Tagen ist das Fest der Saat und ich hoffe dass wir bis dahin angekommen sind. Ich würde gerne erleben wie das Fest hier in Lichtenfeld begangen wird. Auf dem Kloster war es meist sehr einfach gehalten mit einer kleinen Messe am Gemüsegarten des Klosters und mit einigen Bittgebeten an die gütige Mutter. Hier ist zwar die Landwirtschaft kein so großer Posten wie zum Beispiel in Bernstein, aber nichtsdestotrotz bin ich neugierig. Überall scheinen die Feste ein wenig anders begangen zu werden. Wenn ich da an den Festtag Vitamas in Draconis den.. *hier unterbricht die Schrift, nur um mit dem nächsten Eintrag weiter zu gehen als wäre nichts gewesen*

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 25.01.09, 23:26 
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10. Eintrag, Dular 19 nach Hilgorad

Der Hof des Grafen hier ist ganz anders als ich ihn mir vorgestellt habe. Lichtenfeld scheint doch noch etwas weiter vom Trubel der Welt entfernt als ich dachte. Der Graf selbst scheint keine große Arbeit mit der Verwaltung seines Lehens zu haben, und gibt sich seinen zahlreichen Interessen hin. Vater Deraios und er scheinen sich gut zu verstehen. Sie sitzen teilweise bis in die frühen Zyklen hinein im Kaminzimmer und tauschen Fabeln aus. Manchmal geselle ich mich zu ihnen, doch heute finde ich die Geduld dazu nicht.
Ich sitze auf einer steinernen Mauer, welche die gräflichen Schafweiden eingrenzt und versuche meiner inneren Unruhe auf die Spur zu kommen. Alles um mich herum scheint zum Leben zu erwachen. Die Bäume tragen das erste frische Grün und überall sprießen Blumen. Die Schafe grasen friedlich und eigentlich sollte ich tiefe Ruhe empfinden in dieser Umgebung. Doch dem ist nicht so.
Vielleicht liegt es an der Fabel, welche der Graf gestern erzählt hat. Sie stammt hier aus der Umgebung und scheint ziemlich beliebt zu sein. Es geht um drei Brüder, welche versuchen sich vor dem Vater zu beweisen als würdiger Erbe. Es scheint so als wäre es hier in früherer Zeit üblich gewesen, dass der Vater aus seinen Nachkommen den würdigsten erwählt für seine Nachfolge. Der älteste Bruder versucht dem Vater zu gefallen, umschmeichelt ihn und versucht es ihm so gut es geht Recht zu machen. Der mittlere Bruder versucht es mit etwas mehr List und bemüht sich darum zu jedem nett zu sein, mit welchem der Vater viel zu tun hat. Er kümmert sich um die Mutter, die Schwester, die Tiere des Hofes, das Gesinde und auch um die Freunde des Vaters. Der jüngste der drei aber verlässt seinen Weg nicht und dient weiter so gut es geht den Vieren und richtet sich nach ihren Lehren und Tugenden. Er bleibt er selbst und kümmert sich wenig um die Nachfolge und die beiden konkurrierenden Brüder. Die beiden lachen ihn aus und nennen ihn einen Schwächling. Doch am Ende erkennt der Vater in seinem jüngsten Sohn den würdigen Nachfolger, denn er als einziger ist sich selbst und den Idealen der Viere treu geblieben.
Ich mag die Fabel, doch irgendetwas scheint sie in mir zu berühren, aber ich weis noch nicht was es ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 25.01.09, 23:43 
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11. Eintrag, Trier 19 nach Hilgorad

Wir haben uns nun nach zwei Wochen Aufenthalt in Lichtenfeld auf den Weg in Richtung Papin gemacht. Diesmal sind wir wieder die meiste Zeit zu Fuß unterwegs oder lassen uns von Fuhrleuten ein Stück mitnehmen, wenn sie in das nächste Dorf zum Markt fahren. Vater Deraios hat beschlossen nicht die große Reichsstraße zu nehmen, sondern auf den kleinen Pfaden durch das Auengebiet Lichtenfels zu reisen um erst dann wieder auf die Reichsstraße nach Papin zu stoßen.
Wir machen gelegentlich halt in den Dörfern um zu rasten und Vater Deraios bringt die Nachrichten aus dem Reich zu den Leuten. Die Abende sind manchmal sehr lang in den Gasthäusern oder auf den Bauernhöfen in denen wir unterkommen. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht für die Gastfreundlichkeit der Leute einige Geschichten zu erzählen oder aber auch Unterricht zu geben. Noch immer habe ich das Gefühl die ganze Zeit unter dem wachsamen Auge des Ordens zu stehen, anstatt dass ich die Welt selbst entdecke. Aber vielleicht ist es besser so. Mir fällt der Umgang mit den Menschen gelegentlich noch schwer, zumal sie so unterschiedlich scheinen je nach ihrer Umgebung. War in Draconis noch das unstete Stadtleben in jedem Menschen zu spüren, so scheint hier eine gewisse Ruhe und Naivität bestimmend zu sein. Die meisten hier sind einfache Leute, Hirten oder Handwerker.
Ich frage mich die ganze Zeit ob ich auch eines Tages so durch meine Umgebung geprägt sein werde, oder ob ich es womöglich schon bin. Bisher war ich ja im Grunde nur im Kloster. Ob ich auf die anderen Menschen auch eigenartig wirke? Es ist gar nicht so einfach das normale zu definieren, wenn jeder doch etwas anderes als normal sieht. Vielleicht halten sie mich alle für einen weltfremden Jungen der kaum etwas von der Welt kennt und lächeln insgeheim über mich. Nicht dass sie damit unrecht hätten, aber das Wissen dass es für die anderen nun mal nicht normal ist die Welt auf diese Weise zu sehen, vermittelt ein eigenartiges Gefühl.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 25.01.09, 23:58 
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12. Eintrag, Trier 19 nach Hilgorad

Nach langen Tagen auf den Pfaden und Wegen durch Lichtenfeld, haben wir wieder die Reichsstraße erreicht und sind nur wenige Zeit später auf eine Gruppe Soldaten getroffen, welche auf dem Weg nach Papin sind um sich dort zu melden. Die Gruppe scheint noch sehr bunt gemischt zu sein. Die meisten sind junge Männer in meinem Alter, etwa zwischen 16 und 20 Götterläufe alt. Sie balgen miteinander, hetzen sich durch Reden auf und lachen kurz darauf gemeinsam darüber. Sie scheinen ausgelassener Stimmung und froh darüber ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Die meiste sind zweit- oder drittgeborene Söhne und haben sich von einem der Rekrutierungstrupps in die königliche Armee einschreiben lassen. Die meisten haben keinerlei Schulung an der Waffe und dennoch werfen sie sich in die Brust als wären sie bereits Helden in Bellums Hallen.
Gehöre ich zwar vom Alter her eigentlich zu ihnen, scheine ich keinen rechten Platz in ihrer Mitte zu finden. Sie lachen gerne über mich, auch wenn der Spott wohl eher gutmütiger Natur ist. Trotz der Tatsache dass die meisten wohl etwa in meinem Alter sind, sehe ich doch etwas jünger aus, weniger gestählt durch die tägliche Arbeit auf dem Hof oder von den Wettkämpfe untereinander. Sie scheinen alle nicht zu wissen wohin mit ihrer Kraft und lassen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit heraus.
Vater Deraios versucht wie ein Hirte ein wenig auf sie einzuwirken. Der junge Waibel scheint ein wenig überfordert, ist er doch alleine mit der Gruppe aus beinahe zwanzig jungen Männern welche bisher noch keinerlei militärische Disziplin erfahren haben.
In den Abendstunden oder in den Pausen sucht Vater Deraios daher das Gespräch mit den Soldaten. Er erzählt Geschichten und Sagen welche beinahe alle den Aspekten Bellums zugehörig sind und versucht ihnen damit die Richtung zu weisen. Es ist ein eigenartiges Gefühl meinen Mentor so für einen anderen als Astrael sprechen zu hören. Natürlich gehören die Viere stets zusammen, doch war mir Bellum bisher meist der fremdeste. Die Geschichten jedoch zeigen auch ein anderes Bild des Herrn Bellum, welches ich aber noch nicht immer ganz begreife – vor allem nicht in der Gesellschaft der Soldaten. Ich fühle mich nicht recht wohl.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 26.01.09, 00:23 
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13. Eintrag, Triar 19 nach Hilgorad

Papin, die Stadt des Handels und des Militärs. Etliche Kasernen und Marinegebäude finden sich in der Stadt. Die mächtige Mauer um die Stadt herum, welche die Häuser der reichen Kaufleute und Handwerker schützt. Es wirkt als würden sie sich gegen allen und jeden wehren wollen. Die Straßen sind erstaunlich sauber und die ganze Stadt wirkt auf eine befremdliche Art gepflegt und sauber. Nicht einen Bettler habe ich in den letzten Tagen hier gesehen. Die Armee und die Stadtwache sorgen mit eiserner Hand dafür, dass kein Abschaum hier Fuß fasst. In den Gasthäusern und Schenken hört man oft mit sichtlichem Stolz dass Papin die reichste und sauberste Stadt Galadons sei. Käme Papin zwar nicht an die Pracht Galadons heran, so würde es zumindest in Sachen Sicherheit den obersten Platz einnehmen. Ich frage mich zu welchem Preis.
Wir haben uns direkt am Stadttor von der Soldatengruppe getrennt. Ich war regelrecht erleichtert. Ich weis das es nicht ganz gerecht ist, doch sie gaben mir oft das Gefühl minderwertig zu sein. Noch nie habe ich mich so gefühlt. Vielleicht weil ich das Gefühl hatte genauso sein müssen wie sie, da wir das selbe Alter haben.
Wie dem auch sei. Vater Deraios will wieder einige Zeit hier bleiben. Es gibt wohl im hiesigen Bellumstempel eine umfassende Sammlung von Büchern zu seinem Thema und diesen Aspekt hat er bisher noch nicht so intensiv verfolgt. Wir werden das Lichthoch hier verbringen und dann sehen wie es weiter geht. Vater Deraios zieht es langsam wieder zurück ins Kloster. Er scheint des Reisens überdrüssig und sehnt die gewohnte Umgebung zurück. Ich hoffe dass er mich nach dem Lichthoch ziehen lassen wird. Ich verspüre immer öfter den Wunsch meine Wege selbst zu lenken und vielleicht auf diese Weise herauszufinden wohin mich das Leben führen wird.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 26.01.09, 00:42 
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14. Eintrag, Querler 19 nach Hilgorad

Die Stadt scheint in den letzten Tagen noch einmal deutlich mehr zum Leben erwacht zu sein. Überall laufen die Vorbereitungen für den Geburtstag des Königs und für das Lichthoch. Banner werden aufgehängt, die Häuser geschmückt und überall finden sich Wimpel und Blumen. Die Schneidereien sind überfüllt und in den Gasthäusern wird eifrig vorbereitet. Der große Markt summt vor Leben, es werden Bühnen aufgebaut und verschiedene Schaustellergruppen und Barden haben sich auch schon eingefunden. Die Armee hilft bei den Vorbereitungen mit und übernimmt die schweren Arbeiten.
Vater Deraios hat alle Hände voll zu tun im Tempel, bereitet er sich doch genauso auf die Festtage vor. Die Planungen für das Programm sind im vollen Gange und wir als Gäste nehmen offenbar eine zentrale Rolle ein. Die Nachrichten und insbesondere der reiche Schatz an Geschichten von Vater Deraios scheint für die Geweihten ein deutlicher Anreiz zu sein die Messen noch lebendiger und interessanter zu gestalten. Die meiste Zeit ist der Tempel des Herrn Astrael sehr dürftig besucht und die Messen einer gewissen Monotonie unterlegen.
Ich hatte in den letzten Tagen kaum eine ruhige Minute. Ich helfe bei den vielfältigen Arbeiten und gehe Vater Deraios etwas zur Hand. Er wirkt ein wenig nervös und beinahe schon kränklich vor Aufregung. Ich habe ihn noch nie so außer sich erlebt, ist er doch sonst die Ruhe selbst.
Umso mehr Arbeit liegt bei mir. Ich versuche ihn so gut es geht zu entlasten und die Gänge durch die Stadt für ihn zu erledigen, so dass er die Ruhe des Tempels nutzen kann um wieder zu sich zu finden. Ich mache mir Sorgen um ihn. Irgendetwas stimmt nicht.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 26.01.09, 00:51 
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15. Eintrag, Querler 19 nach Hilgorad

Heute ist der Geburtstag des Königs und die Feier scheint gerade ihren Höhepunkt zu haben. Ich hörte den Trubel draußen, aber ich habe an den Feierlichkeiten nicht teilgenommen. Ich sitze am Bett von Vater Deraios. Er liegt seid den frühen Zyklus mit hohem Fieber danieder. Die letzten Stunden habe ich damit verbracht ihn zu pflegen. Schweiß steht auf seiner gefurchten Stirn und die Augen unter den schweren Lidern scheinen die ganze Zeit unruhig als würden ihn wirre Träume quälen.
Ich fühle mich so hilflos. Vorhin war schon ein Heiler da und hat ihn untersucht, doch er scheint die Ursache nicht gefunden zu haben und schreibt es dem hohen Alter und der langen Reise zu – dazu der Verantwortung für einen so jungen Schüler wie mich. Ich mache mir Vorwürfe dass ich nicht früher daran gedacht habe ihn mehr zu schonen.
Vorhin kam er einige Momente lang zur Besinnung und bat mich mit schwacher Stimme seinen Platz bei den Feierlichkeiten einzunehmen. Er hat alles aufgezeichnet. Ich bin dabei die Sachen durchzugehen und die meisten sind mir nicht fremd, kenne ich ihn doch inzwischen beinahe wie einen leiblichen Vater. Ich will versuchen seinen Anforderungen gerecht zu werden und seinen Platz Morgen in der Messe einzunehmen, so er bis dahin nicht wieder gesund ist.
Am Abend will noch ein Geweihter des Schweigenden kommen um einen Segen über ihn zu sprechen. Ich hoffe es wird ihm helfen und ihm einen ruhigen Schlaf der Genesung schenken. Solange werde ich mich den Aufzeichnungen widmen. Mir flattert das Herz wenn ich daran denke dass ich am Lichthoch vor all diesen Menschen sprechen soll.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 26.01.09, 01:07 
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16. Eintrag, Querler 19 nach Hilgorad

Eben ist Fela hinter dem Horizont verschwunden und das Lichthoch ist vorbei. Ich sitze in meiner Kammer und versuche all das zu verarbeiten, was ich bis eben in den letzten beiden Tagen erlebt habe.
Vater Deraios ist bisher noch nicht genesen und so habe ich seinen Platz bei der Messe eingenommen. Mir haben die Knie gezittert als ich vor dem Altar stand und zusammen mit den Geweihten die Gebete sprach. All diese Blicke auf mir, der ich doch noch nicht einmal ein Novize bin. Doch als ich dann vor den Menschen stand und in ihre Gesichter sah, da wusste ich dass ich es schaffe. Ich habe eine Kraft in mir gespürt die ich vorher noch nicht gekannt habe. Ich habe Sagen und Fabeln erzählt auf welchen die drauffolgende Predigt der Geweihten aufbaute und ich glaube ich habe mich dem Allsehenden noch nie so nahe gefühlt wie in diesem Moment. Ich wusste dass ich genau am richtigen Ort bin.
Insgesamt sechs Messen sind in den zwei Tagen des Lichthochs gehalten worden, und waren die ersten Messen noch eher spärlich besucht, so war bei der letzten Messe ein jeder Platz besetzt und an den Wänden standen noch etliche mehr. Ich fühle mich auf eine eigenartige Weise berauscht und ermattet.
Zwischen den Messen habe ich die meiste Zeit am Bett von Vater Deraios gewacht. Das Fieber ist stetig aber nur langsam gesunken und man sieht ihm an wie sehr es an seinen Kräften gezehrt hat. Gerade in diesem Moment scheint er das erste Mal seid Tagen wirklich friedlich zu schlafen. Die kleine Räucherschale am Kopfende seines Bettes verströmt noch immer den wohltuenden Geruch von Kräutern und auch ich komme so langsam zur Ruhe. Der Geweihte Morsans hat noch einmal am diesem Abend den Segen über Vater Deraios gesprochen und das Räucherwerk aufgestellt, welches die tiefe Ruhe unterstützen soll und ich fühle mich nicht weniger beruhigt – und das nicht nur wegen der Genesung von Vater Deraios. Heute habe ich das erste Mal wirklich gespürt dass dieser Weg der meine ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: ~ Suche nach dem Lichte auf den Wegen Astraels ~
BeitragVerfasst: 26.01.09, 01:12 
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17. Eintrag, Querler 19 nach Hilgorad

Einige Tage sind nun seid Lichthoch vergangen. Vater Deraios geht es wieder besser und er ist bereit wieder nach Hause zu reisen. Seine Kräfte sind immer noch erschöpft und ein Geweihter des hiesigen Tempels will ihn begleiten. Genauso wie es Vater Deraios vor einem halben Götterlauf heraus gezogen hat um in den Bibliotheken des Reiches nach weiteren Hinweisen zu seinen Studien zu suchen, bricht nun Vater Teranian auf um unser Kloster zu besuchen.
Vor wenigen Augenblicken hat Vater Deraios mir gesagt dass ich nun bereit sei meinen Weg alleine zu gehen. Die letzte Prüfung die ihn davon überzeugt hat dass ich soweit bin, waren die Messen. Doch gerade nun bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Der Augenblick ist nun auf einmal so greifbar und es macht mir doch ein wenig Angst. Wohin wird mich mein Weg führen?
So vieles habe ich in diesem halben Jahr nun schon gesehen und erlebt - so vieles wird noch kommen. Vielleicht finde ich auf diesem Weg endlich die Antworten auf meine Fragen. Ich hoffe es.

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