Burg Dabener Hang
Malthust im 11. Götterlauf vor Hilgorads Thronbesteigung
Das unregelmäßige Geräusch Zweier sich treffender Holzstangen erfüllte den weitläufigen Hof der Burg zu Darben, während die morgendlichen Strahlen der Sonne sich langsam über die Moosbedeckten Zinnen hob. Es war frisch an diesem Morgen im Vitama und so bildeten sich vor den beiden dort fechtenden kleine feine Wolken von warmer ausgeatmeter Luft. Die Holzschwerter surrten durch die Luft und trafen immer wieder das Pendant des Gegenübers und so erklang ein jedes mal wieder ein dumpfer Ton. Die Körper der beiden wohl um die Zehn bis Zwölf Vitama alten Knaben bewegten sich rasch hin und her, fast wie zwei Halme im Wind bogen Sie sich und suchten den Hieben und dem Nachsetzen des anderen auszuweichen um im nächsten Moment selbst das Heft in die Hand zu nehmen und zum Angriff über zu gehen. Gekleidet waren die Beiden in etwas zu große Lederrüstungen, wobei jene des Blonden mit einem Wappen geziert war welches einen aufsteigenden Bären zeigt wie auch eine Felsfront welche sich auf der Rechten des Wappens erhob. Die Farben waren Grün und Gelb und gerahmt war es von einem Braunen Streifen welcher um das Wappen hin lief. Sein Gegenüber trug ein Wappen auf der Brust welches ein Waldstück zeigte durch welches ein kleiner Bach lief und an dessen Rechter Seite war eine stilisierte Burg zu sehen mit Drei Türmen, gemauert aus roten Ziegeln.
„Ha, nimm das Gerold…Nun los, wehre dich schon!“ Hallte die Kindliche Stimme während der Knabe die Holzwaffe in hohem Bogen auf den andren schnellen ließ. „Na, warts nur ab, Ich werde dir schon zeigen wie man recht kämpfen tut!“ erwiederte er und stieß rasch mit der Rechten vor um die Holzklinge seinem Gegner auf den Oberschenkel zu schlagen. Dieser jaulte auf und humpelte rasch zwei…drei Schritte zurück um dann mit der freien Hand über den pochend schmerzenden Schenkel zu Fahren. „Ach, haben euer Hochwohlgeboren sich verschätzt?“ Fragte Gerold mit leicht hämischem Grinsen und ließ die Waffe sinken. „Es tut mir leid, so fest wollte Ich nicht treffen Udalbert.“ Fügte er dann an und reichte die Hand vor. Kurz musterte Udalbert jene Hand und schlug dann jedoch ein mit einem neigen des Hauptes. „Hab Dank für den Kampf Gerold.“ Meinte er zu jenem hin als er die Hand ergriff und richtete sich wieder auf. Die beiden gingen sodann herüber zu einer Wassertonne, legten die unangenehmen Rüsten und Schwerter ab und wuschen sich die kindlichen Gesichter. Anschließend machten sie sich die Rüsten unter dem Arm auf herüber gen Küche um eine morgendliche Mahlzeit einzunehmen. Der Knecht Rudolph öffnete den hohen Herrschaften die Türe und bat sie einzutreten und es sich am großen Küchentische bequem zu machen. Die beiden taten wie geheißen ein und ließen die Rüsten augenblicklich fallen als sie die Küche betraten um sich ruhig nieder zu lassen auf zwei Schemeln. Der Knecht nahm die Rüstteile und verstaute sie in einer Ecke der Küche um dann der Magd Josinde aufzutragen den hohen Herrschaften doch gefälligst rasch ein Morgendliches Mahl zu kredenzen. Diese ließ sich nicht lang bitten und machte sich an das Werk.
Kaum später dann, die beiden Knaben hatten sich der Kampfestracht entledigt betraten sie mit feinem Tuch bekleidet die Bibliothek der Feste wo bereits ein alter Grauhaariger auf die beiden wartete. Als er die Schritte vernahm wandte er sich langsam um. „Ah, da sind ja die hohen Herrschaften…euer Hochwohlgeboren von Mothum zu Necris und seine Wohlgeboren Baron von Daben, Ich bin erfreut das Ihr es geschafft habt.“ Die beiden Knaben hoben Ihre Brauen und schauten den alten an welcher dann zu einem lauten Lachen ansetzte und den beiden deutet doch bitte an den Pulten Platz nehmen welche Links und Rechts von Ihm und seiner Tafel drapiert waren. Die beiden zuckten mit den Schultern und taten wie gewünscht. „Sodann, lasset uns mit dem Unterricht in Lehens und Volkesführung beginnen…“ Meinte der Alte bevor er sich gen Tafel wand und begann Formeln und Gebote nieder zu schreiben welche die beiden Knaben mehr notgedrungen als freudig in Ihre kleinen Büchlein übernahmen.
Der Unterricht war vorüber und die Sonne senkte sich bereits gemächlich wieder gen Horizont hinab als die beiden Burschen sich auf machten, bewaffnet mit Rute und Korb, hin zu dem kleinen Weiher welcher Östlich der Burg lag. Kaum angekommen bei der Großen Erle welche noch karg an Blättern, leer und ausgezerrt vom langen Morsan da stand ließen sie sich auf einen umgekippten Stamm nieder, spickten die Haken der Ruten mit einem Wurm und machten sich daran sie auszuwerfen. Die Zeit verstrich und mit Ruhe und Geduld verfolgten die Knaben jede Regung der Schnur welcher auf dem Wasser lag, jeden Käfer der vorüber flog, jeden Vogel der am Himmel kreiste. Es war wie so oft ein Moment für die beiden den Tag und das gelernte Revue passieren zu lassen. Als die große strahlende Scheibe sich bereits rot verfärbt hatte und schon zu einer guten Hälfte über den Horizont verschwunden war nahmen die beiden Korb, wohl zwei Karpfen und einige kleine Rotfedern befanden sich in jenem, und machten sich auf wieder heim gen Burg. Auch der Rückweg war eher von Ruhe begleitet und nur selten richtete einer der beiden das Wort an den anderen. „Es wird nicht mehr lang dauern Gerold…dann wirst du gehen müssen.“ Meinte Udalbert und wandte den Blick herüber zu seinem Kameraden. Gerold sah ungerührt hinab auf den Schotterweg und nickte nur leicht zu Worten. „Glaube mir, als Ich vor Zwei Jahren fort musste aus meinem heim, es fiel mir nicht leicht, doch Ich fand dich und auch du wirst einen Menschen finden der zu dir ist wie du hier zu mir.“ Ein aufmunterndes Lächeln umspielte die Bubenhaften Lippen und der Blick hob sich gen Udalbert. „Versprich mir, bei Bellum, wir werden uns nie aus den Augen und aus dem Sinne verlieren.“ Udalbert fixierte den Blick, stoppte und hob die Rechte vor sein Gesicht. Einmal spuckte er in die Hand und reichte sie vor. „Bei Bellum, das werden wir!“ Gerold nickte daraufhin und ergriff die Hand um diese dann fest zu drücken.
Die Kerzen welche auf Ihren Zwei, Drei oder gar Fünf Armigen Ständern thronten erfüllten den Saal mit einem zuckenden gelb-rötlich schimmernden Licht. Auf den Silbernen Gabeln, Messern und Löffeln spiegelte sich jenes tänzelnde Licht wieder und ward von den beiden Knaben nahezu apathisch beobachtet worden. Dann öffnete sich die Türe und herein traten der Knecht und zwei Mägde um das Abendliche Mahl aufzutischen. Knödel, Schweinebraten, Bohnen im Speckmantel, Bratensauße, Rotkohl, Brot, Schmalz und viele mehr wurde da aufgestischt und einem jeden am Tische lief das Wasser im Munde zusammen. Am Kopfende der Tafel saß ein Mann, stämmig und etwa 50 Götterläufe alt, sein Haar war voll und von feinen Grauen Strähnen durchwirkt. Links neben Ihm saß eine Dame, in etwa im gleichen Alter, die Haare strahlend Blond und die Züge weich und wohl geformt. Ihr gegenüber saß ein Uniformierter, wohl etwa 30 Sommer alt und an seinen Rangabzeichen mochte man erkennen das er den Rang eines Hauptmannes inne hatte. Links neben Ihm saß eine Dame welche wohl die Mitte der Zwanzig Götterläufe gerade hinter sich gebrachte hatte, Pechschwarzes Haar und milchig weiße Haut. Die Proportionen sanft und doch wohl geformt und nicht zu schlank. Ihr wiederum gegenüber das der bereits bekannte Grauhaarige Dozent des Unterrichtes der beiden Knaben. Diese wiederum saßen nun hinten an, an der Tafel und schauten einander an mit freudigem Lächeln als das Essen aufgetragen wurde. Der Mann am Kopfende hob die Stimme als es gerichtet ward und meinte sodann. „Herrin Vitama, wir danken dir für dieses opulente Mahl und werden es mit einem jeden bissen würdigen.“ Dann neigten Alle das Haupt vor den Speisen und taten sich anschließend daran Ihre Teller zu füllen und die Köstlichkeiten Ihrer Bestimmung zukommen zu lassen.
Das Mahl ward verspeist und die älteren Gäste des Tisches hatten sich an einem Krug warmem Brandwein gütlich getan als der Fürst der Tafel das Wort ergriff.
„Gerold, mein Sohn, komm einmal herüber.“ Meinte er und fixierte den Angesprochenen Knaben welcher sich dann mit leicht überraschtem Ausdruck erhob und die Tafel umkreiste um zur Linken seines Vaters zum stehen zu kommen. Unter den Augen Udalberts welcher ein verheissungsvolles Lächeln auf den Lippen führte, hatte er den Weg zurückgelegt. Er hob nun langsam den Blick und diese seinen Blau-Grauen Augen trafen die alten, so weise wirkenden Augen seines Vaters. Dieser setzte eine wohlwollende Mine auf und legte dem Burschen die Hand auf die Schulter. Die Blicke der Umsitzenden trafen sich auf Gerold welcher sich sichtlich unwohler und angespannter fühlte von Augenblick zu Augenblick. Das Herz pochte etwas schneller und dann durchbrach sein Vater erneut die Stille. „Mein Sohn, 10 Vitama liegen nun hinter dir, es wird Zeit das du wie auch Udalbert“, er blickte kurz herüber zu jenem, „deine Ausbildung beginnst, du nahmst bereits an so mancher Lehrstunde teil, doch ist es seit Jahrhunderten Brauch das die Familien von Adel Ihre Söhne und Töchter zu anderen Familien entsenden um Ihnen dort in der Fremde eine Ausbildung angedeihen zu lassen. Du sollst nun diesen Schritt gehen, sollst mein, unser Haus Repräsentieren und deinen Vater und deine Mutter mit stolz erfüllen. Du wirst heimkehren als Ritter, als Mann und als Nachfolger der auf diesem Throne sitzen wird, der dieses Haus führen wird, der den Bewohnern dieser, unserer Heimat ein Leben in Frieden und Wohlstand bescheren wird.“ Die Blicken des Vaters lagen fest auf dem Sohne welchem die Röte, bei all diesen Erwartungen, auf die Wangen gestiegen war. Ein Nicken dann und er meinte mit Bubenhafter unsicher klingender Stimme „Hab Dank Vater, Ich werde euch und unser Haus mit Stolz und Freude in Galadon vertreten.“ Auch der Vater nickte nun sichtlich zufrieden und ließ ab die Hand von der Schulter des Knaben welcher einmal tief einatmete um sich dann erneut zu straffen. Die Anwesenden Nickten ebenso ruhig und so ward es denn beschlossen und besiegelt.
Kaum ein halber Mondeslauf ward vergangen als der Knabe die Kutsche bestieg welche Ihn einem unbekannten Ziel zutragen würde. Seine Eltern hielten über den Ort seiner Ausbildung stillschweigen und so konnte er nur rätseln wo er sich seine Sporen verdienen würde. Doch er war bereit auch wenn Ihm und Udalbert der Abschied schwer gefallen war, Jahre würden Sie sich nun nicht mehr sehen. Jahre in denen die beiden sich verändern würden, und doch würden sich beide treu bleiben. Das hatten sie einander geschworen…