Spät war der Abend als Istrigur seine Runde durch die Burg Finanswacht drehte. Der Wechsel der Tage stand unmittelbar bevor und trotz der späten Stunde war Ihm der Schlaf bislang verwehrt. Müdigkeit wollte sich nicht einstellen. Zu viele Sorgen und Gedanken schwirten Ihm durch den Kopf. So hatte er denn lieber den Weg durch die Burg angetreten um sich so ein wenig Ablenkung zu verschaffen. Drunten in der Küche angekommen nahm er sich einen Kanten Brotes vom Blech und labte sich daran bevor er sich so umsah, den Fortgang des Auszuges betrachtend. Teller und Fäßer waren bereits fort geschafft und auch Vorräte wurden bereits gen Seeberg verbracht. Der Blick schweifte durch den Raum bevor er sodann über die Treppe hinab gen Hofstaatsquartiere, die Kammertür gen Lazarett streifte. Kurzerhand trat er hinüber und öffnete die Türe. Gedämpftes schwankendes Licht, ausgehend von zwei Kerzen, erfüllte den Raum und tauchte Ihn so in eine wohlig warme Atmosphäre. Der Blick gleitete von Links nach Rechts durch die Kammer und streifte so allerhand Heiler und Alchemisten Utensil bevor er am Bette stehen blieb. Die Augen weiteten sich einen Deut und er trat, die Türe hinter sich einen Spalt offen stehen lassend, in die Kammer und näher an das Bett heran. Bemüht so leise wie möglich zu sein. So stand er dann kaum zwei Schritt später bereits am Bett und sah hernieder auf Laske, seinen Herren, welcher dort drunten hernieder lag. Matt und Schwach erschien er. Immernoch den Hut auf dem Kopfe tragend, diesen vermalledeiten Hut! Ungewollt ballte sich die Faust und er sah hinab auf diesen so verletzlich wirkenden Mann, auf diesen zerbrechlich wirkenden Ritter. Er nahm einen tiefen Atemzug und neigte sein Haupt zu Ihm, als er sich rückwärts aus dem Zimmer fort machte. Draussen angekommen schloss er die Türe, wandt sich herum und starte mit leerem Blick voran. Er hatte bereits einen Lehrmeister verloren, und nun schien es fast als folgte der Zweite. Lag es an Ihm? Hatte er einen Fluch auf sich liegen der dafür sorgte das ein jeder um Ihn ein Leid angetan wurde? Erneut ballte er die Fäuste, der Blick verfinsterte sich und er ging mit schweren Schritten hinüber zur Türe um diese zu öffnen und hinaus in den Burghof zu verschwinden.
Schaum war vor die Nüstern des Pferdes getreten als es durch den nächtlichen, kühlen Nebelfelder, welche sich hier und da auf die Insel gelegt hatten, stob. Niemand war weit und breit auszumachen und nur das fahle Licht des Mondes erhellte die allumfassende Finsterniss. Im Sattel stehend ging der Blick immer wieder umher, Links, Rechts, Voran. Der Knappe trieb sein Tier zur Eile, als wenn er etwas unbedingt erreichen musste und doch hatte er doch eigentlich kein Ziel, welches eine solche Hast rechtfertigen würde. Eben hatte er Seeberg hinter sich gelassen und war gen Vänskap eingebogen. Hinein in den Wald, dort wo die Finsterniss nocht düstrer ward. Das Pferd stockte und stieg auf, der Knappe verlor den Halt und fiel rücklinks aus dem Sattel. Mit einem dumpfen Aufschlag war er hernieder gefallen. Kurz blieb er benommen liegen als er von Links etwas aus dem gebüsch springen hörte, ein knurren durchriss die Ruihe, welche zuvor nur vom monotonen Atem des Pferdes erfüllt war. Der Knappe raffte sich auf als auch schon der Wolf, welcher den schmalen Weg betreten hatte, zum Sprung ansetzte. Nur um ein Weniges verfehlte er sein Ziel und flog vorbei an Istrigur. Dieser riss wie aus Reflex die Klinge hervor und brachte sich in Stellung um die nächste Attacke des Tieres abzuwarten. Der Wolf begann den Knappen zu umkreisen und setzte dann vor. Schon züngelte die Klinge durch die Luft und Blut begann aus dem Maul des Wolfes zu quellen. Der Knappe setzte nach und hieb nieder. Wieder surrte die Klinge durch die Luft und trennte Fleisch von Fleisch. Ein letztes aufjaulen des Tieres bevor es nieder sank auf den Boden. Schwer ging der Atem Istrigurs und er sah hinter sich zu dem Pferd welches dazu übergegangen war ein paar Grasbüschel aus dem Boden zu rupfen und sie genüßlich mit aller Weltenruhe zu verspeisen. Die Klinge am Felle des darniederliegenden Feindes abstreifend schied er sie wieder und sah hinab an sich. Der Wappenrock besudelt mit dem Blute des Tieres atmete er schwer und wandte sich dann um gen Pferd um in den Stalle zu steigen und mit langsamem Galopp den Weg zurück gen Finanswacht anzutreten.
Angekommen in der Festung hatte er das Pferd versorgt und den Sattel fort genommen bevor er sich in die Küche begab. Die Augen glasig und der Blick leer, so ging er gen der Kammer, in der er Laske immernoch liegend vermutete. Die Hand ging nach dem Griff doch verharrte, nichtstuend. Er sog scharf die Luft ein und ließ die Hand sinken. Sein Herr sollte sich ausruhen, seine Sorgen waren Ihm genug, warum jene des Knappen noch dazu aufbürgen. Allein musste er Herr seiner Sorgen und Nöte werden, denn als Ritter musste er selbst eben jene zu lösen wissen. Er ließ sich sinken gen Boden und legte den Kopf an die seitlich neben sich stehende Uhr. Die Augen schließend fing er sodann an, in schweren und finstren Gedanken zu versinken, um diese später in nicht minder düstre Träume übergehen zu lassen.
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