Erster Tag:
2. Trier, drittes Hell – in den Splitterfelsen: Ich habe Zuflucht in einer Schlucht in den Splitterfelsen gefunden, die nicht von den dortigen Trollen besiedelt wird. Zu meiner großen Überraschung fand ich dort Wasser, das den Tierspuren nach sogar trinkbar ist. Ich habe trotzdem darauf verzichtet, die Verwucherungen und Krankheiten, die man bei den Tieren des Ödlandes immer wieder vorfindet sind Warnung genug. Noch sind meine Vorräte gut bestückt, so dass ich es mir bedenkenlos leisten kann. Das Tal ist verblüffend friedlich, an den vereinzelten Quellen finden sich sogar einige gesund wirkende, grüne Pflanzen. Nur der See mit dem Wasserfall am süd-östlichen Ende erscheint mir bedenklich, die Pflanzen dort wirken entweder dornig oder seltsam schleimig. Ich habe beschlossen, nur im Dunkeln zu wandern und die Hellzyklen zum Rasten zu nutzen. Keine gute Zeit im Ödland, aber auch hier sind die meisten Kreaturen zum guten Teil auf ihre Sicht angewiesen, und so ist es im Dunkeln wesentlich einfacher, ihnen auszuweichen. Der Geruchsinn der Tiere hier scheint zum Glück weit weniger ausgeprägt als der ihrer Artgenossen im Grünland, was bei der Luft hier aber auch kein Wunder ist. Das Tal, in dem ich mein Lager aufgeschlagen habe, schützt mich den Vieren sei dank vor dem Wind, aber draußen auf der Ebene ist er ein immer währender Begleiter, der einem jede Wärme zu entreißen scheint und Lunge, Augen und Hals mit brennendem Staub füllt. Es ist hart, die Disziplin zu wahren, nicht mehr zu trinken als nötig. Ich habe den ersten Dunkelzyklus meiner Reise genutzt, um die Schluchten des Splitterfelsens zu erkunden. Diese bilden ein wirres Geflecht durch den Felsen, in dem man nur zu rasch die Orientierung verliert, zumal die einzelnen Schluchten durch teilweise völlig willkürlich anmutende Stollen miteinander verbunden sind. Vermutlich wurden diese von den Trollen angelegt, die die Berge immer noch in kleinen Familien besiedeln. Zwei bewohnte Siedlungen von ihnen konnte ich entdecken und eine Weile beobachten, drei weitere fand ich verlassen. Und ebenso fand ich den Beweis dafür, dass es eine gute Entscheidung war, mich eher auf Verstohlenheit als auf Gewalt zu verlassen. Am Eingang einer Schlucht fand ich einen Satz Plattenbeinlinge liegen… mit den verwesten Beinen immer noch darin. Der zerfetzte Körper lag ein Stück dahinter, der Kopf, immer noch im Helm, war ein gutes Stück weiter gerollt. Mit wem oder was dieser unglückliche Krieger aneinander geraten sein mochte, Rüstung und Waffen hatten ihm offensichtlich nichts geholfen. Ich kann nur hoffen, dass es mir gelingt, ein solches Aneinandergeraten gänzlich zu vermeiden. Ich werde jetzt noch den Rest des Hellzyklus ausruhen und mich dann wieder auf den weg machen, weiter nach Osten, wo einst der Haupthafen Siebenwinds, Tiefenbach, gelegen haben soll, bevor das Meer ihn während der Skelettkriege verschlang.
2. Trier, Viertes Hell – verlassenes Nortravenlager: Bisher hatte ich es nur gehofft, aber jetzt weis ich es mit Gewissheit: Die Viere begleiten mich auf dieser Expedition. Gerade als ich dachte, nicht mehr weiter zu können und den Hellzyklus im ärmlichen Schutz einiger verkrüppelter Büsche verbringen zu müssen, die hier zusammen mit abgestorbenen Bäumen die Ebene bedecken, stolpere ich regelrecht über ein verlassenes befestigtes Lager, in dem ich Zuflucht finde. Dies muss der Ort sein, an dem die Nortraven vor einigen Monden einen Brückenkopf im Ödland gebildet haben, die schreinartige Stele mit dem Runenschwert spricht ebenso dafür wie einige andere Anzeichen. Und wer hätte hier auch sonst ein solches Lager anlegen sollen? Nicht nur das, ich habe sogar eine beachtliche Menge eingelagerter Vorräte gefunden, entweder wollen sie irgendwann wiederkommen, oder sie haben dieses Lager tatsächlich als Zuflucht für erschöpfte Wanderer wie mich zurückgelassen. Ungeachtet dieser Frage habe ich die reichlichen Vorräte genutzt, um meine eigenen Bestände etwas aufzufüllen und mich, vor allem, endlich wieder wirklich satt zu trinken. Ich hoffe, die Nordleute werden es mir verzeihen. Auf dem Weg musste ich immer wieder Goblins und untoten Skeletten ausweichen, die gemeinsam dieses Gebiet zu besiedeln scheinen und ständige Wachsamkeit erfordern. Viel belastender aber ist der ewige Wind, der an den Nerven zehrt und mich regelrecht austrocknet. Immer wieder glaube ich, Stimmen darin zu erkennen, verlorene Seelen, die in einer mir unbekannten Sprache ihr Schicksal beklagen. Manchmal klingt er fast lockend, manchmal heimtückisch sanft, nur um einem dann mit einer plötzlichen Böe zersplittertes Dornengestrüpp ins Gesicht zu schleudern. Ich bin dankbar für den Fellüberwurf und die robuste Kapuze, die mich vor dem Schlimmsten schützen, aber auch so ist es noch schlimm genug. Bei der letzten Etappe hat sich mir das Ödland von seiner finsteren und heimtückischen Seite gezeigt, und ich danke den Vieren, dass ich ihm nicht zum Opfer gefallen bin. Auf dem Weg nach Osten hatte ich einen alten Friedhof erreicht, vermutlich den des untergegangenen Tiefenbachs, der inmitten prächtig grünen Grases und eines geradezu unnatürlichen Friedens mitten in der Verwüstung dalag. Mein erster Gedanke war Freude darüber, dass der geweihte Boden Morsans offenbar sogar dem verfluchten Ödland trotzen kann, doch tief in meinem Inneren regten sich Zweifel, die mich zögern ließen. Zu meinem Glück, gab dieses Zögern meiner Erinnerung doch Zeit, mich auf einige Dinge aufmerksam zu machen, von denen ich gehört hatte. So erinnerte ich mich, dass Berichten aus dem Botenarchiv zu folge der Friedhof selbst zu den Glanzzeiten Tiefenbachs bereits für seine Untoten berüchtigt war, etwas was mit der Invasion durch die Skeletthorden gewiss nicht besser geworden war. Dazu kamen verschiedene Berichte von Expeditionen zu diesem Friedhof, in denen von Untoten, teilweise sogar von Dämonen die Rede war. So öffnete ich das Tor mit aller Vorsicht und betrat den Friedhof ebenso wachsam. Und die Zweifel erwiesen sich als mehr als begründet, denn kaum hatte ich den Fuß durch das Tor gesetzt, fiel es quietschend hinter mir wieder zu, das Bild des friedlichen Morsansackers zerfledderte vor mir wie dünnes Tuch im Sturm und gab den Blick auf einen völlig anderen Ort frei. Das Gras war verschwunden, der verbrannte Boden von Blutlachen bedeckt und überall stieben Flammensäulen in den düsteren Himmel. Und zwischen all dem tummelten sich unzählige Skelette, die sich sofort mit einem unnatürlichen Kreischen auf mich stürzten. Alleine meinen guten Reflexen und der Tatsache, dass ich beim durchschreiten des Tores auf alles gefasst war, ist es wohl zu verdanken, dass ich den ersten Schlägen reflexartig ausweichen konnte. Im nächsten Moment hatte ich meine Dolche in der Hand, klägliche Waffen, aber von geübter Hand geführt im Kreuzblock durchaus geeignet auch den Hieb eines Säbels oder Schwertes abzuwehren. Trotzdem kam ein Kampf nicht in Frage, und ich rief mit einem Stoßgebet die Viere an, dass das Tor wirklich nur zugefallen und nicht verschlossen war. Mein Gebet wurde erhört, und so gelang es mir im letzten Moment, den grausigen Ort wieder zu verlassen, kurz bevor sich der Kreis der Untoten gänzlich um mich schließen konnte. Im selben Moment war der Spuk vorbei, und der Friedhof lag wieder in trügerischem Frieden vor mir. Dankbar, dieser Falle mit nicht mehr als einem hässlichen, aber harmlosen Schnitt am Arm entkommen zu sein, machte ich mich nach einer kurzen Verbandpause weiter auf den Weg nach Osten. Goblins waren hier kaum noch anzutreffen, dafür bekamen die Skelette Gesellschaft von untoten Ogern und Trollen. Von fern sah ich eine Spinnenbeinige Kreatur, die etwa den Beschreibungen von Schwarmspinnen entsprach. Scheinbar ist diese Plage auch noch nicht völlig ausgemerzt. Trotzdem gelang es mir, mich ohne weitere Konfrontationen bis zum Meer vorzuarbeiten, wo mich der nächste Schock erwartete. Im Ödland ist der Anblick von Leichen in den verschiedensten Phasen des Zerfalls kaum zu vermeiden, und man gewöhnt sich irgendwann daran, so dass man sie kaum noch bemerkt, solange sie nicht aufrecht stehen und versuchen, einen umzubringen. Was ich hier allerdings vorfand übertraf dies deutlich, hier war eindeutig ein Ort für finstere Rituale. Verschiedene Folterinstrumente waren auf einer Landzunge abgestellt, neben Metallkäfigen, in denen noch die Reste unglücklicher Gefangener festgekettet hingen. Und in der Mitte von all dem ein riesiges Pentagramm, das mit Blut auf den Boden gezeichnet worden war. Die Viere mögen wissen, wie viele Opfer ihr Blut geben mussten, um den staubigen Untergrund genug zu tränken, um diese Form zu bilden. Vom Grausen erfüllt wandte ich mich ab und erlebte sofort die nächste Überraschung. Inmitten dieser Verwüstung, der leblosen Einöde, unbeeinflusst von Wind und Staub blühte an der Küste ein einzelnes Löwenmäulchen, dessen gelbe Blüte sich hell scheinend von der Umgebung abhob. Benommen kniete ich mich davor um dieses Wunder zu betrachten. Tatsächlich, es war eine einfache Blume, keine Illusion, nicht dämonisch verdorben oder auf andere Art pervertiert… nur der leuchtende Beweis dafür, dass das Leben selbst an den unwirtlichsten Orten, ja sogar inmitten der Einöde des Ungenannten selbst, Fuß zu fassen vermag, und kein Elend von Dauer ist. So unbedeutend eine Blume einem oft erscheinen mag, gab sie mir hier an diesem Ort doch Kraft, meinen Weg fortzusetzen und dem Ödland weiter zu trotzen, so dass ich gerade beim Einbruch der Dämmerung das verlassene Nortravenlager fand, in dem ich gerade diese Zeilen schreibe.
2. Trier, Ende des viertel Hells – verlassenes Nortravenlager: Nachdem ich den Schnitt am Arm noch einmal mit frischem Wasser versorgt und etwas gerastet habe, habe ich den Stand erkundet. Die Untoten scheinen sich im Licht Felas nicht auf den offenen Strand hinauszuwagen, so dass mir das Risiko nicht zu groß erschien. Weiter südlich am Stand fand ich die Überreste mehrerer gestrandeter Schiffe. Scheinbar hatten einige der Schiffbrüchigen das Unglück überlegt, denn ich fand einige aus den Trümmern der Schiffe gefertigte Verschläge, die mit Planken und Balken provisorisch verbarrikadiert waren. Den Leichen nach zu urteilen wurden die Unglücklichen zuletzt aber doch Opfer des Ödlandes, so dass wohl im Verborgenen bleiben wird, was hier geschah. Fela nähert sich wieder dem Horizont, so dass ich mich für meine nächste Etappe vorbereite, die mich südlich des Splitterfelsens wieder nach Westen führen soll. In der Dämmerung ist ein rötliches Schimmern aus dieser Richtung zu sehen wie von einer großen Esse oder Eisenschmelze, dem will ich nachgehen.
2. Trier, fünftes Hell – irgendwo östlich der Ruinen Finsterwangens: Diesmal waren mir die Viere nicht so gnädig, in der ganzen Region war kein sicherer Lagerplatz zu finden. Ein breiter, von einigen Büschen halbwegs verdeckter Spalt im Gebirge östlich von Finsterwangen bietet mir kläglichen Schutz, an echte Rast ist hier nicht zu denken. Ich will den Bericht des vergangenen Dunkels daher möglichst kurz fassen. Der Lichtschein, dem ich nachgegangen war, hat sich als Vulkan herausgestellt, der sich als abgeflachter Kegel umgeben von Felsnadeln und Lavaseen aus der Ebene erhebt. Ein spiralförmiger Pfad windet sich den Kegel hinauf, von wem und zu welchem Zweck er angelegt wurde ist mir ein Rätsel. Teilweise ist der Pfad durch Lavarinnen unterbrochen, aber unter Ausnutzung der teilweise sehr großen Höhlen im porösen Lavagestein und mit etwas Kletterei ist die Spitze dennoch erreichbar. Dort liegt in unerträglicher Hitze ein Lavasee, der sich über die Ränder des Kraters ergießt. Zeichen von Besiedlung waren nicht zu finden, dennoch wirkt der Pfad, als würde er regelmäßig genutzt. Vielleicht von den Trollen, die mir hier in der Nähe der Splitterfelsen wieder begegneten, womöglich ist es ein heiliger Ort für sie, wer versteht schon die Trolle? Südlich des Vulkankegels erstreckt sich ein See, dessen Wasser weitgehend klar wirkt, dem ich aber dennoch nicht traue. An seinem Ostende zeigte sich wieder einer der besonderen Orte, von denen das Ödland voll zu sein scheint. Inmitten eines Tümpels aus Blut fand ich einen Pfahl eingerammt, an den ein noch teilweise mit Fleisch bedecktes Skelett gekettet war, welches zusätzlich noch mit ein Speer aus dunklem Metall am Pfahl festgenagelt war. Um den Pfahl herum durchstießen die Spitzen von Obsidiansplittern das Blut, die die Ecken eines Fünfeckes bildeten, und über allem lag ein seltsames glitzern als würde mächtige Magie wirken. Die Viere mögen wissen, wer hier gefoltert oder gebannt wurde. Am Nordufer des Sees fand ich womöglich eine Erklärung dafür, dass der Insel während der Invasion scheinbar keinerlei Unterstützung vom Festland zu teil wurde. Dort liegen die zerfallenen Überreste eines vollständigen Heerlagers für eine Armee von gewiss mehreren hundert Mann. Zelte mit zerfleddertem Tuch, Trosswagen mit zerbrochenen Achsen und im Wind flatternder Plane, Waffen, Versorgungskisten, Reste von Palisaden… aber für all das hatte ich kaum ein Auge. Am Rand des Lagers liegt eine große Grube gefüllt mit Glut, von der der bestialische Gestank verbrennenden Fleisches ausging. Skelette erschienen gelegentlich, um Leichen von einem großen Haufen in diese Grube zu werfen. Dahinter lagen Käfige und Pfähle, teilweise mit den Überresten der dort angeketteten Gefangenen. Und dahinter das schrecklichste von allem, eine Grube von der Fläche eines Hauses, über und über gefüllt mit Menschenknochen, aus der immer wieder einzelne Skelette emporkletterten und sich denen anschlossen, die bereits im Lager herumwankten. Ich konnte das Lager nicht durchsuchen, aber möglicherweise sind das die Überreste einer Entsatzarmee vom Festland, die ohne Wissen der Verteidiger in Brandenstein hier angelandet war und aufgerieben wurde. Möglicherweise gehören auch die Schiffswracks am Strand zu diesem Landungsunternehmen, aber um dies zu prüfen ist wohl eine kampfstarke Truppe erforderlich, die sich einen Weg durch die Skeletthorden bahnen kann, um das Lager selbst zu untersuchen und nach Spuren zu suchen. Etwas im nord-westen des Lagers liegt ein weiterer Friedhof, ebenfalls ein grüner Fleck im Ödland. Dieser ist allerdings keine Falle wie derjenige von Tiefenbach. Nicht, weil er ungefährlich wäre, sondern weil hier die Untoten für jeden sichtbar zwischen den Gräbern umgehen. Noch weiter im Westen, wieder an der Falkenseer Bucht, stieß ich auf die verbrannten Überreste einer Hafenanlage, vermutlicherweise von Finsterwangen. Südlich davon erstreckt sich dann auch die Ruine Finsterwangens selbst, von denen nur noch die verwüsteten Reste des hölzernen Stadtwalls zu erkennen sind. Aber auch hier ist nicht alles, wie es den Anschein hat, denn beim Untersuchen der Ruinen flackerte plötzlich die Umgebung und ich fand mich inmitten der brennenden Ruinen der Stadt wieder. Völlig ausgestorben lagen die Trümmer da, das Flackern der Feuer die einzige Bewegung. Ich durchquerte die Siedlung bis zur alten Burg, die ebenfalls brennend in Ruinen lag. Als ich mich umwandte erfasste mich aber trotz der Abhärtung der letzten Zyklen ein weiteres Mal das Grauen. Nicht nur der Ort hatte sich verändert, auch die Umgebung. Wo vorher die Falkenseer Bucht und die Ebene des Ödlandes lagen war nun nur noch ein endloses Meer aus Blut, aus dem der Finsterwanger Berg wie eine Insel herausragte. In der Hoffnung, wieder eine Illusion oder sonstige Täuschung zu erleben trat ich den Rückzug an und fand mich tatsächlich, als ich eine weile an der Küste des Blutmeeres entlang gegangen war, mitten im Ödland vor den Toren Finsterwangens wieder.
2. Trier, fünftes Dunkel? – eine Lichtung östlich einer Baumhaussiedlung: Das Ödland zehrt mehr und mehr an meinen Nerven. Ich bin erst ein paar Zyklen hier und doch fällt es mir schon schwer, mich noch an die Lichter Falkensees oder die Wälder des Grünlandes zu erinnern. Der ewige Wind, der Staub und die verkrüppelten Büsche und Bäume erfüllen das ganze Denken. Dazu kommt seit einiger Zeit noch eine undurchdringliche Dunkelheit. Der Dunkelzyklus müsste längst vorbei sein, und doch ist es immer noch so dunkel wie in einer bewölkten Nacht ohne Monde. Ich bin das Bewegen im dunkeln gewohnt, und doch wäre es mir mehr als einmal fast passiert, mit offenen Augen gegen einen Baum zu rennen. Es ist, als wäre ein Leichentuch über das Land gebreitet, dass alles Licht aussperrt und nur kaum merkliche Abstufungen der allgegenwärtigen Schwärze erlaubt. Zu meinem Erstaunen habe ich mitten in dieser Einöde einen vielleicht ein halbes Dutzend Schritt durchmessenden Fleck gesunden Grases gefunden, erleuchtet von einer einzigen Kerze, deren Licht hier im Dunkel aber doch so hell wirkt wie der strahlende Schein Felas selbst. Sogar Blumen wachsen hier. Mitten auf der Lichtung ruht eine Kriegsaxt im Gras, dahinter ein verwitterter Stein. Fast wirkt es, als wäre hier das Grab eines längst vergessenen Heroen der alten Sagen, dessen Macht selbst im Tod noch groß genug ist, um das Verderben fern zu halten. Ein stück weiter im Westen befinden sich die Ruinen einer Baumhaussiedlung, das trotz seiner völligen Verwüstung noch einen schwachen Hauch ehemaliger Schönheit und Harmonie wiederspriegelt. Einige Ornamentreste, die ich fand, machen einen elfischen Eindruck, so dass ich vermute, dass es einst einmal eine Siedlung des elfischen Waldvolkes war. Welches Schicksal das Dort und seine Bewohner ereilt haben mag ist nicht mehr erkennbar, aber es wird wohl auch im Zuge der Skelettkriege verwüstet worden sein. Untote oder sonstige Gefahren traf ich in seiner Umgebung nicht an, dafür aber Stelle, an der ein purpurnes Glimmen wie ein Riss in der Finsternis hing, um das ich einen weiten Bogen machte. Ich weis nicht, wie spät es ist, aber ich weis, dass ich eine Rast brauche, also überantworte ich mein Schicksal derjenigen Macht welche auch immer diese Lichtung zu beschützen vermag, und ruhe mich aus.
2. Trier, siebtes Dunkel? – eine Lichtung östlich einer Baumhaussiedlung: Ich weis nicht, wie lange ich geschlafen habe, es ist immer noch unverändert dunkel. Dem Gefühl nach mögen es knapp zwei Zyklen gewesen sein, aber was ist das Gefühl hier schon wert? Ich bin in der Zeit nicht belästigt worden und fühle mich verblüffend ausgeruht. Diese Lichtung scheint tatsächlich eine Insel des Friedens inmitten der Staubwüste zu sein, selbst der Wind ist hier nicht so schneidend und nervenzerreißend. Trotzdem kann ich hier nicht bleiben, also werde ich jetzt noch etwas essen und mich dann wieder auf den Weg machen, den Meeresarm entlang, der sich nördlich der Lichtung ins Landesinnere erstreckt.
2. Trier, achtes Hell? – eine Ruinenstadt im Gebirge: Der Meeresarm hat mich wieder zum Gebirge zurück geführt, dass sich zwischen hier und dem Strand im Norden erstreckt. An einer Stelle fand ich die Überreste einer Brücke nach Norden, die aber nicht mehr passierbar waren. Kaum mehr als ein paar morsche Taue führen hier noch über das Wasser. Auf halber Strecke nach Westen erstreckt sich vor dem Gebirge ein See, immer noch im Dunkeln und wieder von Goblins, untoten Ogern und Trollen sowie Skeletten bedrängt, die das Gebiet wieder unsicher machten, kaum dass ich den Bereich der Elfenruinen verließ. Nach einiger Zeit traf ich wieder auf den Fluss, der sich aus dem Gebirge im Norden schnurgerade nach Süden bis ins Meer erstreckt und den ich auf dem Hinweg auf einer baufälligen Brücke überquert hatte. Auf der Suche nach dieser Brücke stoße ich auf ein über den Fluss gespanntes Seil in guten Zustand. Wer auch immer es hier gespannt haben mag, hat keine Spuren hinterlassen, die im Dunkeln erkennbar wären, mir dient es jedoch als willkommener Übergang. Weiter dem Bergverlauf folgend stieß ich in einem Taleinschnitt auf weitere Spuren der Diener des Ungenannten. Am Ende des Tals fand ich eine Art Schrein mit zwei schwarzen Steintafeln, in die ein blutrotes, übelkeitserregendes Symbol eingelassen war. Auf einem Steinpodest davor war ein steinerner Thronsessel und auf einem Steintisch dazwischen lag eine schwarze Peitsche bereit – zu welchem Zweck wage ich mich nicht zu fragen. Das ganze Gebiet war bedeckt mit Knochen und an einer Bergflanke fand ich einen ganzen Hügel aus aufgehäuften Menschenschädeln. Der weitere Weg führte mich endlich aus dieser namenlosen Dunkelheit heraus und ich merkte, dass Fela hell am Himmel stand. Hinter mir dagegen befand sich das Land in Finsternis, als würde eine unsichtbare Wolke jedes Licht abhalten. Auf der Suche nach Schutz fand ich in einem Seitental einen verwitterten Pfad, der mich ins Gebirge führte. Dort traf ich auf die Überreste einer weiteren Siedlung, eine regelrechte Stadt, teilweise auf dem Berg, teilweise in den Berg hineingearbeitet und von verwinkelten Pfaden durchzogen. Der Machart wohl ein Werk der Zwerge, wie auch eine Reihe verschütteter Stolleneingänge vermuten lassen. Da aber von kaum einem Gebäude mehr als nur die Grundmauern erhalten geblieben sind, wage ich kein abschließendes Urteil darüber zu fällen. Der beeindruckendste Ort den ich in den Ruinen vorfand war ein Pfad, der mich hoch über einen See führte, und an dessen Ende ein gutes Dutzend Glasplatten sich frei in der Luft schwebend über den See hinaus aneinander reihten. Auf der Letzten von ihnen sah ich eine Art verwittertem Grabstein, dessen Beschriftung ich allerdings aus der Ferne nicht entziffern konnte. Und was immer es war, was die Glasplatten über die Jahre hinweg dort gehalten hatte, wollte ich ihm doch nicht mein Leben anvertrauen, nur um genauer nachzusehen. Ich habe in den Ruinen keine Gefahren gefunden, bis auf einen abgemagerten Wolf, der mir allerdings von sich aus vorsichtig auswich. Ich werde hier bis zum Einbruch des Dunkels rasten, um mich dann wieder nach Norden auf zu machen.
_________________ freischaffender Schriftsteller & Lebenskünstler Leitender Redakteur des Siebenwind Boten ehemaliger Inhaber von "Vitamas Rosengarten" Feldwebel der Reserve des XIII. Kronregiments Träger der Leistungsspange ersten Grades
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