Fest verschlossen war die Truhe eingefasst von Ihresgleichen und wankte im Gleichtakt mit den Anderen hin und her. Das Brausen der Wellen welche an den Rumpf des Schiffes schlugen ließ keinen Raum für Ruhe und durchflutete den Laderaum mit Ohrenbetäubendem Lärm. Eine Laterne bahnte sich den Weg hinauf aufs Deck, die kleine Treppe empor mit Ihren dünnen Stufen. "Arr, wat en shit Wedder...!" Murrte der Alte als er auf einer feuchten Stufe abrutschte und im hinabrutschen an der Treppe einen Schwall salzigen Wassers ins Gesicht gespült bekam. Er setze erneut an und stieg nunmehr die Treppenstufen hinauf, die kleine Truhe mit Ihrem Inhalt allein lassend. Eines der Dokumente welche sich in der Truhe befanden enthielt den folgenden Text.
"Ehre der Krone und den Vieren zum Gruße oh mein Oheim,
Lang ist es her das wir einander sahen oder miteinander Sprachen und es tut mir leid das es mir bislang auch nicht gelang euch mit einigen Zeilen von mir ins Bild zu setzen über meine derzeitige Situation. Dies will ich nunmehr aber nachholen, zumindest soll das ein Teil meines Anliegens in diesem Schreiben sein.
Nachdem ich seinerzeit nach ruhiger Überfahrt hier auf Siebenwind eintraf machte ich mich zuerst in der Stadtwache Falkensees, dies ist die Hauptstadt hier, verdingt und wurde sodann in das neu gegründete XIII. Kronregiment übernommen wo ich schnell aufstieg zum Obergefreiten. Ich tat so Dienst für Reich und Krone und sammelte so erste Erfahrungen, nunmehr ist für mich ersichtlicher wie es euch seinerzeit erging. Nach etwa drei Monden wurde mir sodann angetragen als Knappe in den Dienst der Ritterschaft der Sieben Winde zu treten. Eine Ehre wars für mich und so schlug Ich sodann ein. Der damalige Hauptmann, ein feiner Kerl, Freiherr gar aufgrund seiner Verdienste, entließ mich aus meinem Eid als Soldat und so lebe ich seit jeher auf der Burg Finanswacht und diene meinem Herren Laske zu Siebenwind wie auch den anderen Rittern hier. Tat ich so Dienst in vielen Schlachten und in manch dunkler Stunde. Das Dunkeltief trieb uns allen den Schreck in die Glieder und so manch edler Recke verließ diese unsere Welt und ging herüber in Morsans Hallen. Eine Schande wars um die wackeren Seelen. Viel habe Ich gelernt hier, über alles was ein Edelmann zu wissen hat. Und es ist mir jeden Tag aufs neue eine Ehre hier leben und wirken zu können. Seit nunmehr Acht Monden.
Nun aber genug von mir, wie ist es euch ergangen mein Oheim? Ich hoffe das es euch gut geht. Schreckliche Nachrichten ereilen uns hier fern der alten Heimat, jeden Tag aufs neue. Im Norden hauen und stechen sich die Ersonter mit den Khalandriern und im Nordosten wohl treibens die Orken gar allzu wild. Im Süden begehren die Endophalis auf und rauben und morden entlang der Grenze. Und sei dies nicht alles bereits genug, breite sich wohl der Schwarze Tod über die Lande aus und raffe die armen Seelen dahin. Ein Schrecklich Ding ist es was uns allen dieser Tage passiert, und doch wird auf Schatten, so hoffe ich das es die Viere dabei belassen, stets Licht folgen. Oft erfüllt mich der Gedanke, meinen Herren zu Fragen, ob man nicht gen Ersont aufbrechen dürfe um dort gemeinsam gegen die Feinde ins Feld zu ziehen. Doch getraut habe ich mich bisher nicht es zu erbitten, wird man doch ebenso hier gebraucht, wo nicht minder viele Feinde jenseits des Walls stehen um uns nieder zu ringen. Und doch, es treibt mir einen Dolch in die Kämpferseele so nichts tuend hier zu verharren und zu warten auf Kunde von dort droben.
Nundenn will ich doch hoffen alsbald eine Antwort von euch zu erhalten und wünsche euch solang den Seegen der Viere auf euren Wegen und eurem Tun.
Mit hochachtungsvollem und herzlichem Gruße,
euer treues Mündel,
Istrigur Tascaro"
Am etwa eine Meile zurück liegenden Ufer, mochte man an diesem regenpeitschenden Abend, eine in einen grauen Umhang gehüllte Gestallt sehen welche dem Schiff noch eine Weile durch den Regenvorhang nachsah und dann mit schweren Schritten über die nassen Bolen zurück schritt, hin gen Brandenstein.
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