Wie eine Gestallt aus einer anderen Welt, ein stiller Beobachter, so hatte er in der Ecke gestanden, im Dunkel, hatte beobachtet was sich abspielte. Er war gefolgt durch die Bilder und Szenen. Gar gräßlich und grausam empfand er das gesehene. Er sah Sie, ja, Sie dort liegen, blut und Schweiß verschmiert, ein Häuflein Elend, allein und mit dem Tode ringend. Er wollte ausbrechen und näher zu Ihr doch als sei eine Wand aus Nichts vor Ihm, so gelang es nicht näher heran zu treten. Er war zum zusehen verdammt und die traugigen Worte hallten in seinen Ohren wie Ambosschläge. Die Hände durch das Gesicht streifend wand er sich ab, er wollte dies nicht mehr sehen, er wollte keine traurigen Geschichten mehr erlkeben, kein Leid mehr sehen, keine Angst und Hilflosigkeit spüren. Er hieb vor sich auf die Wand und jene zerbarst, gar als sei sie aus dünnsten Brettchen. Grelles Licht durchflutete den eben noch stockfinsteren Raum und umschloss Ihn, er dachte nicht viel nach, er rann los, eilte davon, er wusste nicht wo er war und auch nicht wohin er sich wenden sollte, er rannte nur, einfach weiter.
Seine Füße spürte er schon bald kaum noch, der kalte Schweiß rann Ihm über das Gesicht, salzig. Die Ringe der Rüstung klangen im wehenden Wind wie ein fernes Glockenspiel und das rauschen in den Ohren ging bald über in ein größeres, längeres Rauschen. Die Augen öffnend sah er voran, und kaum da er es sah spritzen auch schon die ersten Tropfen an den Beinen hinauf. Er war hinein gelaufen, hinein in der große, weiter, schweigende Meer. Gleichgültig schlugen die Wellen wieder und wieder an den Strand. Jenes große allumspannende Gebilde schin so gefangen in sich das es stets seinen Weg ging, brach nur selten in tosenden Stürmen über die strenge und tat doch sonst stets still und schweigend sein "Werk", wenn man es denn so bezeichnen konnte. Nahm hier Land und schuf es dort erneut, war Heimat für so viel Leben.
Gerade kniete er sich nieder als er am Himmel ein Heulen und Kreischen hörte. Aus der Ruhe und einsamkeit des Ortes gerissen sah er hinauf. Zwei Punkte am Himmel sausten immer wieder aufeinander zu, torkelten von Links nach Rechts und zurück. Kamen langsam näher, tiefer, auf Ihn zu. Schemen und vage umrisse pellten sich aus dem weit gespannten Blau des Himmelszeltes und nach einem Moment des Regungs- und Wortlosen Schweigens erhob er sich. Er konnte es nun weit besser erkennen. ASuf der einen Seite ein Drache, etwa 20 Schritt lang, mit feuerrotem Schuppenpanzer und Vier sich verwebenden Hörnern auf dem Kopfe. Weit aufgerissen das gierige Maul und den gegner, anfauchend, keifend und lechzend nach dem Kampfe. Jenem gegenüber war es ein Tier mit weiten Schwingen, mit einem nahezu güldenen Schnabel, braunen Federn, glasklaren Augen und einem Schrei der einem direkt ins Herz fuhr. So stritten dort droben Falke und Drache in tödlichem Reigen. Hin und her gingen die Angriffe bis ein langgezogener Schrei die Luft zerriss und der Falke im steilen Fall hernieder sauste. Hart schlug jener auf das Wasser und blieb dann auf einer Sandbank liegen. Ohne lange nachzudenken eilte der Knappe herrüber, besah das dort hernieder liegende Geschöpf und konnte doch noch den Hauch Vitamas in Ihm entdecken. In den dunklen, schwarzen Augen des Tieres konnte er das Spiegelbild des Drachen sehen welcher hernieder stieß, als auch schon der Schrei des seilbigen voran eilte, das Maul aufgerissen, die Messerscharfen Zähne entblößt. Ohne zu Zögern riss der Knappe die Klinge aus der Scheide, fuhr herrum und mit einem weit ausladenden Hieb fuhr er dem Drachen über die Nüstern. Dieser jaulte auf, taumelte und stieß mit festen schlägen fort vom Boden wieder hinauf in die Lüfte um eiligst das weite zu suchen.
Ein dumpfer Schlag traf den Knappen, er riss die Augen auf und fand sich auf dem Boden seiner Kammer wieder. Er blickte sich suchend um, sah die anderen Knappen in Ihren Betten liegen und erhob sich dann leise, ein Hemd und eine Hose überstreifend verließ er dann die Kammer und trat hinaus auf den Flur. Langsam durchflog der Blick jenen und er wandte sich alsdann der Türe gen Hof zu um nur ein weniges später den Kopf in den Eimer zu tauchen welchen er soeben aus dem Brunnen gehoben hatte. Die kälte weckte den geist und die Glieder und ließ Ihn langsam aber sicher wacher werden. Die Haare nach hinten streichend und zu einem Zopf zusammen fassend sah er dann hinauf gen Himmel, schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Sich an einem der kleinen Bäume nieder lassend nahm er einen Kanten Brot aus der Tasche und begann jenen langsam und genüßlich zu vertilgen. Dabei sprangen die Gedanken vom eben gerade vergangenen Traum immer wieder hin zu dem Satz Laskes, seines Herren. Er brummte grimmig und nickte alsdann verstehend. Als er her kam war er ein schüchterner, nichts wissender, in sich gekehrter junger Bursche. Nunmehr hatten Ihm die anderen das zeug an die Hand gegeben mehr zu sein, mehr als nur ein ausführendes Organ, mehr ein selbst denkender, selbst handelnder Krieger wie auch Diplomat. Er hatte gelernt mit den Völkern um zugehen, hatte gelernt was es heißt zu Verhandeln wie auch zu Kämpfen. Er wusste selbst langsam wann welche Lösung angebracht war. Sicher, er war keineswegs perfekt, niemand war das und das sagten Ihm auch stets die anderen Ritter. Er wie auch Sie müssten immer weiter lernen. Denn Auslernen, das tut man nie. Hatte er es wahrlich verstanden? Er fühlte sich erquikt von dem Gedanken etwas geleistet zu haben, er fühlte wie eine Art Stolz und Sicherheit von Ihm besitz ergriffen. Kaum den Kanten hinab geschlungen sprang er auf, sah sich nocheinmal um und begann zu laufen, über den Hof, aus dem Tor, den Weg hinab, durch die Vorburg, hin gen Westen, weiter, immer weiter.
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