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 Betreff des Beitrags: Bellum Aeternum
BeitragVerfasst: 6.07.12, 02:04 
Ehrenbürger
Ehrenbürger
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Von draussen drang das Gebet des Elfen an seine Ohren. Wohl bemühte dieser sich ausdrücklich darum ihn mit den Worten, die gesprochen wurden, zu erreichen. Einzig das Bild des Königs an der Wand über dem hölzernen Tisch erinnerte ihn daran, dass er an diesem Ort völlig deplaziert war. Über die Folgen der Offenbarung oder der Gespräche, die er nun führen würde, machte er sich so gut wie kaum Gedanken. Es galt nun, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Standhaft zu bleiben, im Angesichte falscher Vergebung, die ihm angeboten wurde. Aber da war mehr. Ohne Zweifel war das ersuchen ernsthaft. Es musste sein, im Sinne eines Lebens, das es zu erhalten galt. Doch war es nicht auch seine Pflicht, sein Schwur, dasselbe zu Tun? Wer rettet am Ende wen? Und um welchen Preis? Vor seinem geistigen Auge sah er ein Heer aus Dämonen, und ein Heer aus Horwen, dass sich um ihn ein einziges, nacktes etwas rissen wie die wildesten Tiere. "Nichts wiegt schwerer, als diese eine Entscheidung, die wir treffen müssen." Eine unglaubliche Kälte durchfuhr seinen Leib, ein Schaudern, dass seine tiefsten Ängste zu neuer Stärke führte.

Aus dem Zwielicht des vorüberziehenden Lichthochs, aus der Einsamkeit, der er sich dieser Tage gegenüber sah, tauchte langsam, erhob sich eine Gestalt, die ihm nur allzu bekannt war. Ein Wesen, dass ihn schon so lange begleitet hatte, und erst jetzt, nach den vorübergezogenen Tagen ungebrochener Helligkeit, wieder heimsuchte. Doch dieses mal war es anders, als die anderen male. Dieses mal lag in ihrem Blick eine Entschlossenheit, eine Endgültigkeit, die ihn schaudern lies.


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Es spielt keine Rolle mehr, was du fühlst. Es spielt keine Rolle mehr, was du denkst. Du hast dich entschieden. Du gehörst mir, solange die Dinge endlich sind, und darüber hinaus.


Wie ein Schlag in das Gesicht, als hätten die Worte sein innerstes selbst durchbrochen, wankte er, und sank in den Stuhl zurück des kleinen Raumes im Tempel der Viere zusammen.

"Aber ist die Seele nicht frei? Gibt es kein zurück mehr? Kann ich nicht überwinden, was ich bin? So wie ich die Kälte des Gottkönigs empfinde, die erbarmungslose Kälte, und kurz darauf diese unendliche Wärme, dieses Gefühl der Erlösung, das Wissen um die seine Wahrheit - kann ich nicht Frieden schaffen?"

"Dir ist nicht klar, was du bist, Benedikt. Du hast eine Ahnung, aber es reicht nicht. Ein letztes Stück Erkenntnis fehlt dir noch. Du hast deine heiligen Streiter nicht verstanden. Es kann keinen Frieden geben."


Er fand sich wieder, in einem Raum am Falkenwall stehend. Ihm gegenüber zwei Menschen, der Blick in ihren Augen zeugte von absoluter Verachtung, ein Moment der ewigen Strafe.

"selbst die Kinder..." Wie verzweifelt du bist, wie entschlossen du bist, diesen Weg zu Ende zu gehen. Der Hals der Geweihten ist kräftig, aber zu brechen.


"Ich habe einen großen Fehler begangen, das ist mir bewusst. Ich werde dennoch nicht bedingungslos folgen. Ich bin frei. Ich trage die Last aus freiem Willen, um ihnen ein Licht zu sein."

"Wie die innere Gestalt der Menschen, so bricht sich die der Völker an der Welt; das EIgenste, das getan werden müßte, besteht wohl als Richtbild, aber nicht in der Wirklichkeit, sondern über ihr; denn die Welt lässt das Eigenste nicht zu. Ja vielleicht könnte das Eigenste nicht einmal in ihr bestehen; Völker Leben nur durch den Gegensatz zweier Gesetze: des inneren, das ihnen auszusagen befiehlt, was sie sind, und des äußeren, das keine Rücksicht nimmt auf diesen Befehl; und indem sie nun danach ringen zu vollenden, was ihnen verwehrt ist, gelangen sie mit der Gesamtheit ihres Schicksals und ihres Vermächtnisses zu einer Aussage höherer Art. Denn ein Strahl des Innersten, um dessentwillen sie kamen, durchdringt ihr Werk und ihre Geschichte, die zum guten Teil von der Welt bewirkt worden sind; Kühnheit, die nur die allzu kühn war, ein allzu leidenschaftliches Verlangen nach dem Glauben oder seiner Widersacherin, der Macht, oder nach dem Traum erscheinen am Grunde ihres Schicksals, in dessen Verlauf das innerste Wesen sich gegen die Welt durchzusetzen suchte und sich im Kampf immer enger mit ihr verband. Dieser Krieg wird nie enden. Deine Pflicht ist wesentlich älter, als dir klar ist, Würmchen. Und du wirst diesen Weg bis zum Ende gehen. Auf die eine oder andere weise."


Ein vergnügtes kichern, hämischem Spott gleich, hallte von den Wänden der Zelle wieder, als die Sichtschlitze der Türe sich öffneten.

"Du hast Besuch. Ich bin noch nicht fertig mit dir."


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 Betreff des Beitrags: Re: Bellum Aeternum
BeitragVerfasst: 6.07.12, 10:53 
Edelbürger
Edelbürger
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Beiträge: 1693


Es knarzte und klickte leise im Schloss, als er versuchte, den Schlüssel zu drehen. Wann war denn
das Schloss ausgetauscht worden? Na prima. Drinnen hörte er das Rücken des Schemels, Schritte.
"Wer ist da?"

Er wischte sich über die Augen und setzte ein etwas fröhlicheres Gesicht auf. Schade, dass sein
Picknick wieder eine Verzögerung erfuhr, aber die Aussicht auf Errettung einer Menschenseele
ging vor. Langsam öffnete er die Sichtluke in der massiven stählernen Zellentür.

"Bruder Emmerich, Herr. Oder darf ich Euch... beim Vornamen nennen?"

"Unter diesen Umständen"
,

entgegnete der Mann, der mit trübem Blick das musterte, was von Emmerich erkennbar war: die
bernsteinfarben schimmernden Augen, die schmalen Gesichtszüge gerahmt von rabenschwarzem
Haar, das gutmütige Lächeln. Er dankte dem Herrn im Stillen - der erste Schritt war getan.

Emmerichs Gegenüber sah mitgenommen aus. Eine frische Narbe, die sich quer über das Gesicht
zog; das lange Haar zerzaust und schmutzig, die Augen müde, die Haut blass. Dennoch sagte er,
er sei bis jetzt gut versorgt worden.
Zwei der drei Wünsche, die er äußerte, brachten Emmerich zum Schmunzeln. Freigang, keine
gesungenen Gebete mehr und Besuch von Bruder Iycheas. Zumindest die letzten beiden wollte
er erfüllen.

Als er ein wenig später durch die dunklen Gassen der Stadt wanderte, die noch die Hitze des
vergangenen Tages abstrahlten, erinnerte er sich an Arn. Genau so hatte es bei ihm begonnen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Bellum Aeternum
BeitragVerfasst: 5.08.12, 00:20 
Ehrenbürger
Ehrenbürger
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Beiträge: 772
...bis über die Schultern war er versunken. Die rote Flüssigkeit hüllte seinen nackten Leib ein, und forderte die endgültige Entscheidung ein. Noch ein letztes mal. Sie würde ihm so böse sein, so unendlich böse. Gezwungen, sie zur Rede zu stellen, diesmal endgültig. Wie sehr hatte er gehofft, dass es niemals soweit kommen würde. Das verzehrende Schwert - so hatte er es erlebt. Es lechzte nach Schwäche, es lechzte nach der Verwundbarkeit derer, die nicht stark genung waren, des Fürsten Pfad zu folgen - des Gottkönigs Auserwähltem zu folgen. "Wird es mir auf dieser letzten Reise beistehen; oder mich schlussendlich vernichten?

Die Stille war unerträglich, über Zyklen zog es sich hin. Er - nackt allein in diesem Bad der Prüfung. Die rote Flüssigkeit waberte um seine Schultern, gab seinem Körper eine Ruhe, aber auch ein schaudriges fordern zurück. "Warum antwortet sie nicht auf meinen Ruf?" Warum weigert sie sich, mit mir diesen letzten Schritt zu Tun? Ich will sein braver Diener des Herrn, bis zuletzt durch meinen Eid gebunden, ihm verpflichtet will ich ihr gegenübertreten, und mich zu lösen von ihrem süßen Versprechen. Die Tardukai sagte mir, ich sei sicher, solange ich hier bin. Der Blick wandert einmal kreisrund im Allerheiligsten herum. Hier, wo die Verräter und die Taugenichtse gerichtet wurden. Das Sanktum der heiligen Bruderschaft. Meine Brüder und Schwestern. "Wie sie ringen um mich, wie ich ringe um mich... Der letzte Schritt, der getan werden muss, um größeres, höheres zu erlangen...wo bist du? Liebste? Ich muss dich leider zerstören."

Ruhe... unendliche Ruhe. Der Raum war still. Zu still, um dem bevorstehenden gerecht zu werden. Das heilige Schwert in seiner Hand pulsierte, als wüsste es bereits, welche unendlicher, endgültiger Terror auf ihn warten würde. Als sei es ungeduldig, als forderte es die Entscheidung ein, noch bevor überhaupt ein Wort gesprochen wurde... hätte er doch nur gehört. Als die Schatten des Herrn die Wände entlang krochen und ihn nach und nach umhüllten, wurde ihm eines bewusst: Dies war der Moment der Entscheidung. Es gab kein zurück mehr. Stumm starrte er in die Finsternis, die sich vor ihm auftat. Stundenlang, bis es an der Zeit war, IHR gegenüberzutreten.

Aus den unzähligen - scheinbar gequälten - gewaltsam zurückgehaltenen Seelen, erschien ihn eine ganz deutlich - löste sich aus dem Gewirr aus Düsternis und Verdammnis heraus, um sich seiner anzunhemen.



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Es war wie immer. Sie kam, um ihm beizustehen, ihm zu helfen. In dieser Stunder der Not würde sie ihm geleit sein, auf das er seiner Bestimmung gerecht werden könne. Auf's neue. Auf sie war Verlass. Wie unbarmherzig sie sein konnte, aber gnädig zugleich. Wie sie es verstand, sein innerstes zu berühren. Seine Seele selbst zu umgarnen. Da waren sie wieder. Eintausend mal Eintausend Stufen. "Wo bin ich? Und wieso bin ich so schwach? Ohne dich."

Die Schlacht um seine Seele. Zwei Seelen in einem Körper. Und nur eine wird überleben. Das heilige Schwert war das einzige, das letzte Objekt, welches ihn jetzt noch retten konnte. Und ihre Angst war deutlich spürbar. Aber das Schwert war alles, was er vorzuweisen hatte. Sie war natürlich vorbereitet.

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