(Fängt gut die Stimmung ein, dazu hören: Klick)------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Es war zuviel. Zermatert fühlte sich der Schädel von den Ereignissen der letzten Zeit an. Schwankend riss sich der alte Kerl vorwärts über den Platz - nur weg von ihr und weg von allem. Irgendwo unter seinem liebgewonnen, mit der rautenstickerei verziertem Kopftuch wusste er, dass es ihr gegenüber nicht fair, nicht gerecht war. Es erschien ihm ja anfangs nur zu verwunderlich, dass Sie für jemanden wie ihn, mit seiner verschlissenen Hose, dem verdreckten Überhang und seinen Eigenarten, noch ein gutes, aufbauendes Wort übrig hatte. Mit Mühe schaffte er den Schwenk entlang des still vor sich hin plätschernden Marktbrunnens hinter die Marktstände entlang. Er konnte nicht mehr.
Morgen musste er wieder den schweren Gang in die Minenschächte antreten und er wusste, dass er wieder nicht würde schlafen können. Wieder würde er den Dreck und den feinen Minenstaub nicht aus der Lunge kriegen.
Unsicher setzte er einen Fuß vor den anderen und schaffte sich mühseelig die Passage am Bankhaus hinunter.
Für die Leute in der Stadt war es einfach, das musste er heute wieder mit Worten, dumpf wie Hammerschlägen, im Nacken, im Magen, ja, überall spüren.
"Aber kauf dir davon keinen Alkohol" hallte es in seinem drögen Schädel noch nach.
Das sagten ihm Leute, denen die Augen nicht weh taten von der lodernden Glut oder den kleinen Kupferringen, die er in mühseeliger Arbeit herausdrehen musste. Ihnen trümmerte der Werkhammer nicht noch in der Dunkelheit durch die Ohren.
"ihr solltet keine Alkoholika und dafür mehr Wasser trinken" -
Sie kennen es nicht, wie die Finger sich schütteln und zittern und man von der Arbeit nicht runterkommt. Sie mussten nicht Angst haben, durch einen Glutspritzer beim Plattschlagen des Kupfers zu erblinden.
Der Schnaps wabberte mit jedem Schritt in der Flasche umher und die argwöhnischen Blicke der Soldaten folgten ihm erneut auf den Schritt.
Mit jedem weiteren Schritt hinein in das Arbeiterviertel stich ihm der Gestank von Unrat, Dreck und Müll in solch penetrierender Art in die Nase, dass er den Würgreiz kaum noch unterdrücken konnte.
Tänzelnd, oder vielmehr taumelnd schafften es seine Beine über die erste Planke. Sich an den verschmierten Steinfassaden des
Werkhauses stützend, stieg ihm alles nur weiter hoch in Magen und Hals. Dann ging es nicht mehr.
Er brauchte eine Weile. Wie Nebelschwaden zogen die Gedanken immer noch mit schwerer Leichtigkeit durch seinen Leib.
Wie konnte er noch weitermachen...?
Er kannte die Antwort...