Nervös zuppelte sie im Gehen am Schal herum, der Mund und Nase der kleinen blonden Frau bedeckt. Grade bog sie von der Burg kommend auf die Nord-Süd Straße von Falkensee ein. Intensive Aktenarbeit in der Ratsstube des Ersonter Bundes lag grade hinter ihr, umfangreiche Pläne mit möglichen Maßnahmen gegen die grassierende Seuche hatte sie zusammengestellt. Jetzt wollte sie sich ein paar Momente der Ruhe gönnen, etwas Essen und Trinken, bevor sie zum Rathaus gehen würde um die neue Stadtverordnung auszuhängen, die man ihr endlich genehmigt hatte. Argwöhnisch fällt ihr Blick da auf das Mädchen hoch zu Ross...Die Stadtverordnung wird wirklich dringend benötigt, wenn schon die Kinder hier wie die Könige herumreiten...auf den zweiten Blick erkennt sie die Heilerrobe, in der die Reiterin steckt, und dann wird auch trotz Mundschutz klar, wer dort auf dem Pferd sitzt. Erst recht als Alassea zu sprechen beginnt:"Solice, du bist doch die Stadtfrau, oder?" - "Ich bin immer noch die Statthalterin, ja" Wie sie diese flapsige Anrede verabscheute. Als sei es so schwer sich ein einfaches Wort zu merken. Sie wollte sich grade schon aufregen und in ihrer schlechten Laune Luft machen, als ihr wichtigere Dinge in den Kopf fuhren. Das Mädchen wusste von der Quarantäne Brandensteins zu berichten. Der Name des jüngsten Todgeweihten fiel, und es wollte ihr die Brust zuschnüren. Aber jetzt nichts anmerken lassen, es gibt Dinge zu tun, keine Zeit für Sentimentalitäten. Das Mädchen erbat sich Geld, um Heilmittel kaufen zu können. Doch wie sollte sie, als Statthalterin von Falkensee, Rätin und Schatzkanzlerin des Ersonter Bundes denn bitte Geld aus dem Lehen führen, um es dem garstigen Nachbarn in den Rachen zu werfen? Die Sorge um persönliche Bekannte in Brandenstein vertrieb ihr die politischen Gedanken und sie gab Alassea zunächst eine vierstellige Summe aus ihrer privaten Kasse. Im Rathaus legte sie das doppelte aus der Stadtkasse nochmal oben drauf. Eindringlich wies sie die junge Frau darauf hin, dass sie es als Spende ans Hospiz von Falkensee verbuchen würde. Wenn irgendwas davon die Lehensgrenze verlassen würde, dann wollte sie es nicht wissen. Alassea verstand und sagte Stillschweigen zu.
Als Alassea sich wieder aufmachte, starrte sie in der Rathaustür stehend hinaus auf den leergefegten Marktplatz. Emanuel, du solltest doch auf dich aufpassen Sie vertrieb die Gedanken, ehe sie richtig unangenehm werden konnten. Es gab Arbeit zu erledigen, und Fela setzte dazu an, zum siebten Mal am Horizont zu verschwinden...
Kaum hatte sie sich hingesetzt um die neue Stadtverordnung inklusive Standesrechten abzuschreiben, da stand schon eine kleine Endophali mit schlohweißem Haar vor ihr. Die beiden brauchten nicht lange zu quatschen, ehe sie sich in die Arbeit stürzten. Das schätzte sie so an der Stadtconsula: sie ließ ihre Sorgen daheim, so wie sie selbst auch. Sie dachte kurz daran, Noalim von der schlechten Nachricht bezüglich Emanuel zu erzählen um ein paar tröstende Worte zu erhaschen. Doch sie wollte sie nicht dazu zwingen Mitleid zu heucheln für jemanden, der ihr vermutlich egal war. Würde ihr selbst ja nicht anders gehen. Gemeinsam fing man also an, nochmal die Stadtverordnung durchzugehen, da klopfte es auch schon. Gleich zwei Leute waren da und man teilte sich auf. Während Noalim irgendwas wegen einem Haus mit einem Gardisten besprach unterhielt sie selbst sich mit der zurückgekehrten Alassea. Voller Ungeduld wurde die junge Heilerin ausgequetscht, über die Lage in Brandenstein und Herkunft und Verbreitung des Atmenden Todes, zu dem es neue Erkenntnisse gab. Begierig sog sie die Informationen in sich auf, jeden Fitzel davon der nützlich sein konnte. Zum Abschied grüßte Alassea dann im Namen irgendeiner Götze, sehr zum Missfallen der Blonden. Ach, es schien etwas aus ihr zu werden unter den Fittichen von Edeldame Sandelholz. Doch warum um alles in Tare hatten sie und ihr Mann ihr nicht endlich den Götzenglauben ausgetrieben? Die Sandelholzens waren einfach zu weich, waren sie schon immer. Dabei war das Mädchen doch immer noch formbar
Noalim war noch immer mit anderen Leuten zugange, eine Rattenfängerin wurde angeheuert, während sie selbst auf das Papier vor sich starrte. Ihre Gedanken zuckten wahllos umher, immer wieder schlich sich beklemmende Angst und Sorge ein und lähmte die Hand, die die Feder führen sollte. Fela stand wohl schon wieder am Himmel, da kam Noalim wieder zu ihr in die Schreibstube. Man feilte weiter an der Stadtverordnung um Schreibfehler auszubessern, dann ging es weiter um die Ausgestaltung der Bürgerrechte. Man einigte sich auf eine Höhe der Kosten für Bürgerbriefe, auf verschiedene Arten wie sie zu erlangen seinen, beratschlagte, verwarf und beschloss schließlich die äußere Form und den rathausinternen verwalterischen Ablauf. Beide hatten ein ordentliches Tagespensum schon hinter sich und sie waren noch nicht fertig, da klopfte es schon wieder, obwohl sie das Rathaus längst für Besucher geschlossen hatten. Kurz darauf saßen sie bei Kerzenschein mit Laylira im Konferenzsaal. Sie wiederholte einiges von dem, was sie heute schon von Alassea erfahren hatte, aber darüber hinaus weitere beunruhigende Neuigkeiten. Ihr rauschte der Schädel ...wozu arbeiten wir hier, wenn wir sowieso alle sterben würden - Ach, so ein Blödsinn - Wieso Blödsinn? - Weil...darum! Man muss einfach weitermachen - Emanuel hat es auch schon erwischt, und bald sind alle von den wenigen Freunden tot die ich überhaupt habe - Nicht wichtig jetzt, konzentrier dich endlich In dieser Gedankenlage brachte Laylira das Fass zum Überlaufen, als sie die Ecclesia Elementorum verteidigte. Dabei hatte sie es mit ihrer Warnung doch nur gut gemeint, immerhin hatte sie durch ihre Stellung am Hof sehr verdächtige Dinge von der Ecclesia gehört, von Verbindungen zu Mordbuben und Ketzern bis über Seuchenschriften im Keller. Wieso nur wollte Laylira die ständig in Schutz nehmen? "Du bist genauso fanatisch wie Aldarim!" "Nun, vielleicht hat Aldarim ja recht. In den meisten Fällen bedeutet das was du als Fanatismus beschimpfst doch nur, dass man sich auf keine faulen Kompromisse einlässt und nicht von dem rechten Weg abweist. Aber du und dein "graues" Denken von der Mitte: Weißt du nicht, dass Grau deshalb grau ist, weil da schwarz beigemischt ist? Warum willst du das nicht verstehen?!" Mit unwohlem Blick verfolgte Noalim das sich entzündende Streitgespräch zwischen den beiden unterschiedlichen Magierinen und wollte die Situation entschärfen, als Laylira einen drauf setze: "Immerhin gibt es hier Weißmagier, die etwas für die wichtigen Sachen unternehmen...während andere nichts machen!" Heiß brodelnd stieg ihr das Blut zu Kopf. Hatte die unverschämte Kuh überhaupt eine Ahnung wie sehr sie sich den Hintern aufriss? Wie viel sie allein heute schon über Plänen und Maßnahmen gebrütet hatte um den Atmenden Tod bekämpfen zu können?! Und überhaupt...! Zeternd rief sie Laylira hinterher, die kaltschnäuzig und betont ruhig von dannen zog, und auch Noalim blickte sie bei ihrem Gefühlsausbruch skeptisch an. Die mahnenden Worte ihrer Kollegin drangen kaum durch das Rauschen des Bluts in ihren Ohren durch.
Wieder galt es, sich zusammen zu reißen. So tüftelten die beiden über Abgabehöhen und -modalitäten von der Stadt ans Lehen während draußen ein neuer Tag anbrach. Ob sie sich auch einfach nur ablenken will? Warum sitzt sie hier immer noch mit mir? Ist das Pflichtbewusstsein? Oder auch nur die Furcht vor den Sorgen die kommen, sobald der Kopf wieder frei wird? Wie auch immer, sie würde eine gute Nachfolgern werden, so sehr wie sie bei der Sache ist. Erst zum Abschied kam ein Anflug von Emotionen zwischen beiden auf, als sie sich Schutz und Segen der Götter wünschten, damit sie von der Seuche verschont bleiben mögen.
Fela stand schon am Zenit des ersten Zyklus als sie endlich die Stadtverordnung draußen aufhängen konnte. Ihr Schädel wummerte vor Anstrengung und Müdigkeit als sie das Rathaus abschloss. Doch statt nach Hause zu gehen ging sie gradeaus weiter zur Burg, schnurstracks ins Arbeitszimmer der Räte. Was sie heute über den Atmenden Tod erfahren hatte wollte sie unbedingt noch loswerden und den anderen Räten und der Gräfin schriftlich hinterlassen. Erst als sie die Augen kaum mehr offen halten konnte folgte sie dem Ruf ihres Bettes.
Fela schickte sich an unterzugehen, als die entkräftete Frau steif wie ein Brett auf ihrer Schlafstatt lag und an die Decke starrte. Die Augen brannten, neben der Müdigkeit taten die funzeligen Kerzen bei der Arbeit gewiss ihr übriges, aber sie wollte sie nicht schließen. Jedesmal wenn sie es tat wich der vorgetäuschte Friede aus ihrem Kopf und machte Platz für auf sie einstürzende Gedanken Das ist wohl der Preis, wenn man alles so tief in sich begräbt, aber nicht tief genug. Es kommt alles wieder hoch Eine Gänsehaut jagt ihr über die Haut als sie in Gedanken eine klamme, kalte Kröte an ihren Busen drückt. Und da belächeln sie dich, dass du keine Freunde und keinen Mann hast. War es nicht ein Segen? So muss ich nämlich von niemandem Abschied nehmen. Aber so richtig gilt auch das nicht. Ein paar Freunde hast du...warum musste es ausgerechnet die erwischen, wo Morsan sich doch so viele Leute greifen könnte, die mir gleichgültig sind?


[OOC: Ich weiß, es ist sehr holprig aber mir war danach, so einen langen und intensiven RP Abend auch mal festzuhalten. Generell habe ich mit dem Char immer was zu tun, und das geht natürlich nur weil es immer irgendwelche tollen Mitspieler gibt.]