Es gibt eine interessante Anekdote aus der Zeit der Amulettkriege, welche euch die Dialekte des Elfischen, der "Gesänge", wie sie selbst sagen, verdeutlicht. Da heißt es: vor dem Verrat an Jassavia seien einstmals Gesandte der Auenelfen zu der ewiggeglaubten Stadt gekommen, um vorzusprechen und das freundlich gesinnte Heer anzukündigen, welches später der Stadt Tod und Verderben bringen würde, doch das ist eine andere Geschichte.
Damals war gerade Iuthan von Mauerbingen, ein junger Adeliger, in Jassavia zu Gast, weil seine Streiter die hohen Elfen vor der nahenden Belagerungsarmee des Feindes warnen sollten. Jener Iuthan war ein ausgezeichneter junger Mann, welcher das Elfische Jassavias über lange Jahre beherrschen gelernt hatte. Nun wurde er Zeuge der Audienz bei Stadtvater Neanthiel, und mit Verblüffung musste er bemerken, dass er jedes Wort aus dem Munde des Stadtvaters, kein einziges aber aus dem Munde der Gesandten verstand. Und dennoch schienen sich die beiden Elfen der verschiedenen Völker ohne jegliche Mühe zu verständigen, als sprächen sie doch ein und dieselbe Sprache.
Solche Unterschiede im Dialekt existieren in den "Gesängen" überall. Wissenschaftler schätzten vor vielen Jahrhunderten, dass die Anzahl der Dialekte sich im vier- bis fünfstelligen Bereich bewegen müsse, von denen sich allein fünfzig "Familien" unterscheiden lassen, welche völlig voneinander abweichende Grammatiken aufweisen.
Wahrscheinlich stammt diese große Vielfalt an Sprachen von den zahllosen Aufspaltungen und Verbindungen der Elfenvölker. Wie jedes Kind weiß, gibt es drei "Völker" der Elfen: jene des Waldes, jene der Auen, und jene der Städte. Heute wird argumentiert, dass diese Völker sich untereinander nicht mehr so sehr durch ihre Sprache, als vielmehr durch ihre Magie untereinander zu verständigen wissen. Während es für einen Menschen also scheinen kann, als sprächen sie in völlig verschiedenen Sprachen zueinander, sind die Elfen wohl in der Lage, sich zu verstehen, ohne jedoch den Dialekt des anderen auch nur annähernd selbst zu beherrschen.
Ähnlich, doch auf einem anderen Mechanismus beruhend, verhält es sich mit den Zwergen. Auch deren Völker sprechen, so sagt man, teils sehr verschiedene Dialekte einer grundsätzlich ähnlichen, doch nicht wiederzuerkennenden Sprache. Grammatik und Vokabular seien dabei jedoch weitgehend bedeutungslos geworden, da das Zwergische ohnehin durch Bartwuchs und Redetonfall kaum im Detail verständlich sei, sodass die bedeutungtragenden Elemente des zwergischen Kommunizierens vor allem in jenen Brumm-, Knur- und Grunzlauten lägen, welche einem jeden die Sprache der Zwerge so unvergesslich machen und zur scheinbar leichten Imitation des Zwergischen einladen.
Besonders auffallend ist der Unterschied jener höher entwickelten Sprachen zu den Sprachen der Menschen. Auch diese unterscheiden sich teils in hohem Maße voneinander, doch kann es sein, dass schon der Besuch in einem etwas ferneren Nachbardorf einen Menschen vor eine unüberwindbare Sprachbarriere stellt, welche er nur durch wildes Gestikulieren und Imitieren mindern kann.
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