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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 00:48 
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Ihre Wut war unbeschreiblich. Diese Farce.. Das Fest der Helden, so war es genannt, zu dem sie geladen worden waren. Die Taten derer, die etwas während des Dunkeltiefs geleistet hatten, was dem Wohle aller diente, sollten dort geehrt werden. Wer, wenn nicht die Freiwilligen, die sie bei der Verteidigung unterstützt hatte, wäre besser geeignet, um jene Ehrung zu erhalten? Wer, wenn nicht allen voran Taitla, die sich dem Wohle der Stadt sogar unter Opferung ihres Lebens verschrieb?

Nein, Erin hatte wieder einmal andere Pläne. Kein einziger Name, der jene Ehre verdient hatte, wurde verlesen von Sire Rondragon. Sie hatte keinen einzigen weitergegeben. Und nun zischte sie sie auch noch an, befahl ihr, sich wieder zu setzen, als sie, Leandra, den Sire bitten wollte, zumindest Taitla noch zu erwähnen.

Stattdessen machte Erin es zu einem politischen Spielchen. Natürlich sprang Weichbrot Waibel darauf an. Machte sich dabei noch lächerlicher, als zuvor schon Erin. Nahm jener Veranstaltung und damit jenen, denen Ehre gebührte, alle Würde.

Leandra kochte innerlich. Und platzte endlich Felis gegenüber mit ihrem Wissen heraus. Sie hatte es geahnt, doch die Sicherheit, die sie durch ihre Worte erlangte, ließ sie dennoch erbleichen. Emanuel Sanderus. Felis‘ Mann. Ihr vermeintlich _toter_ Mann. Leandra hatte es schon damals nicht geglaubt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 01:09 
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Die Zeit, auch ihn zur Rede zu stellen, war gekommen. Welcher Moment wäre dafür geeigneter gewesen, als jener Abend nach dem Angriff der Trolle. Er hatte neben ihr gestanden, während sie vor dem Tor verharrten und dem Heer trotzig entgegenblickten, das dort auf sie zurollte.

Vollkommen unnötigerweise, wieder einmal, diese Schlacht. Nicht zuletzt Erins Schuld. Das, was Leandra von ihrem Verhalten am Falkenwall mitbekommen hatte, zeugte nicht davon, daß sie jemals in ihrem Leben bereit gewesen wäre, auch nur einen winzigen Schritt von ihrer Meinung abzuweichen, allen Konsequenzen zum Trotz.

Noch gestand sie es sich nicht ein, aber sie hasste Erin. Hasste sie aus ganzem Herzen. Daß sie ihr zugleich als ihre Untergebene in der Armee gehorchen musste, ließ diesen Hass von Tag zu Tag wachsen.

Nun aber stand sie Emanuel gegenüber, in der Taverne. Er war überrascht, wenn auch nicht schockiert, daß sie Bescheid wusste. Misstrauisch schien er, was sie mit ihrem Wissen nun vorhätte. Dabei wollte sie nur reinen Tisch. Unfassbar, daß die chalada in allem und jedem zunächst vermuteten, man wolle persönlichen Profit schlagen.

Etwas ungewöhnlich war es jedoch, ihm nun dort gegenüber zu stehen, ihn unverhüllt zu sehen, nach all der Zeit. Ob sie ihm die Geschichte glauben dürfte, die er ihr auftischte? Unwahrscheinlich, daß er die Wahrheit sagte. Sei es drum.

Seiner Bitte, Felis vorerst nichts zu sagen, entsprach sie gerne. Hatte sie es nicht bereits getan? Dazu bestand also keinerlei Anlass mehr. Das musste er jedoch nicht gleich wissen.

Sie zwang sich auf ihrem Heimweg, ihre Gedanken von dieser Sache zu lösen. Es gab wichtigeres zu tun. Die Trolle würden wieder kommen, noch war diese Schlacht nicht gewonnen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 01:11 
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Der Wind hatte gedreht und Schwaden von stinkendem Rauch zogen durch die Straßen der Stadt.

***

Lange hatten sie nicht geruht, die Soldaten und Rekruten der Malthuster Wacht. Die schlimmsten Wunden waren versorgt, die Kräfte jedoch noch lange nicht wieder auf gewohntem Niveau. Fahl waren die Gesichter, über die Leandra blickte. Sie selbst sah nicht viel besser aus, als sie sich, nur wenige Zyklen, nachdem sie sich endlich auch zur Ruhe begeben hatte, bei der Morgenwäsche im Spiegel betrachtete.

Doch das Bild, das sich ihr bot, als sie von ihrer Wohnung gen der Burg ging, war Grund genug, alle, die nicht schwer verwundet wurden, aus den Betten zu trommeln. Viele der Straßen waren kaum passierbar, so hoch türmten sich die übereinander gefallenen Leichen der Trolle und Goblins. Wenigstens die Lachen aus schwarzem Blut hatte der Neuschnee, der gefallen war, gnädig zugedeckt.

Beim von ihr einberufenen Morgenappell blickt sie über die Gesichter. Was sie sieht, ist eine Mischung der Gefühle, die sie selber verspürt. Erschöpfung, Verbitterung, Müdigkeit, Fassungslosigkeit. Das bittere zweite Gesicht, das ein Krieg stets hatte und dessen man immer erst gewahr wurde, wenn es zu spät war. Wütend wischt sie die Gedanken weg. Verteilt Aufgaben. Teilt die Kameraden in Gruppen ein, jede für einen Teil der Stadt zuständig.

Während viele der Bürger und Freien noch schlafen, sich von dem Grauen des vergangenen Tages erholen, beginnen die Aufräumarbeiten. Mit schwer schuftenden Pferden wird Troll für Troll aus der Stadt geschafft. Als die Ebbe einsetzt, werden kurzerhand einige Kadaver einfach den Fluten des Meeres anvertraut. Zu viele waren es, um sie alle den weiten Weg zu schleppen zu jenem Ort, an dem sie sie später verbrennen würden. Einige Bürger betrachten das Treiben der Wacht. Wenden sich wieder ab, wollen das Bild des Grauens nicht sehen. Wieder andere treten hinzu, bieten ihre helfende Hand an.

Bis zum vierten Hellzyklus schließlich war innerhalb der Mauern keine Leiche mehr aufzufinden. Auch die Leichenberge, die sich vor den Mauern der Stadt türmten, waren entfernt worden. Dicke Tücher hatten sich die Soldaten vor die Gesichter gebunden, als sie schließlich den riesigen Leichenberg in Brand setzten. In vielen Augen konnte sie ihn lesen, den Ekel. Doch da war mehr als das. Der unbedingte Wille, nichts mehr von diesen Kadavern sehen zu müssen. Jeder tote Troll erinnerte an die Niederlage, die die geeinten Truppen aus Malthuster Soldaten, Nortraven, Löwen und weiteren Beteiligten hatten einstecken müssen. Je schneller sie aus den Augen wären, um so schneller könnte man damit beginnen, daraus zu lernen. Oder aber auch jenen Vorfall so schnell man konnte, zu vergessen. Das würde die Zeit zeigen. Nun erst einmal loderten die Flammen hoch, angespornt von den Unmengen an Öl, die sie über den Berg gegossen hatten.

Wie zum Hohn hatte kurz darauf der Wind umgeschlagen, der den Qualm aufs Meer hinaustreiben sollte. Trieb ihn in ihren Rücken, als sie sich abwandten und zur Stadt zurückkehrten. Zog nun durch die Straßen der Stadt, als wollten die Geister der toten Trolle sich ebenfalls noch einmal jenen Ort verinnerlichen, an dem sie ihr Ende fanden. Hielt die Erinnerung wach. Für eine Weile zumindest.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 02:08 
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Hier stand sie, beim Appell, und starrte auf die Peitsche, die ihr Erin in die Hand gedrückt hatte. Sie hatte den Befehl erhalten, diesen Mann zu bestrafen, der dort gerade auf ihre eigene Anweisung hin an den Pfahl gebunden wurde. Diesen Mann. Emanuel.

Er war endlich doch herausgerückt mit der Wahrheit und hatte sich offenbart. Hatte mit Erin irgendeine Geschichte ausgeheckt, die seinen vermeintlichen Tod erklären sollte. Einerlei. Sie war noch immer wütend auf ihn für sein Versteckspiel. Und sie war noch wütender auf Erin, daß sie das wieder einmal geheim gehalten hatte. Und daß sie diese Aufgabe nun an sie, Leandra, abtrat.

Sie erinnerte sich an ihre frühen Versuche mit der Peitsche. Eine effektive Waffe. Brutal. Mörderisch, wenn es sein musste. Manch Wüstengoblin hatte damals bei ihren Übungen den Tod davon getragen.

Hier und jetzt nur eine Disziplinierung. Ja kein Mitleid haben! Mitleid macht schwach. Er hat Scheiße gebaut. Große Scheiße. Ein versuchter Putsch ist kein Kavaliersdelikt. Egal, ob er dabei selbst getäuscht wurde, oder nicht.

Ehe es ihr bewusst wird, knallt der erste Peitschenhieb auf seinen bloßen Rücken. Weckt sie auf. Macht sie wütend. Dieser blöde Nefret! War er wirklich so dumm damals? Hatte er sie wirklich angelogen? Mit jedem Schnalzen der Peitsche, mit jedem Zucken seines Leibes, steigert sich ihre Wut, kanalisiert mehr und mehr in Richtung Erin. Sie war schuld daran! Sie wusste es bestimmt von Anfang an! Und nun wendet sie sich ab und tut so, als könne sie keinem etwas zuleide tun! *Ich hasse sie* – endlich war es heraus! Wenn sie es auch nur gedacht hatte.

Doch der Gedanke zeigt ihr noch mehr. Zeigt ihr das Blut auf Emanuels Rücken. Das Blut, das die Peitsche verursacht. Die Peitsche in ihrer Hand. Wie oft hatte sie ihn schon geschlagen? Elfmal erst. Die Strafe lautete auf 20 Hiebe. Warum ließ sie ihre Wut auf Erin an diesem Mann hier aus? Abscheu machte sich in ihr breit, auf sich selbst. Sie hatte sich schon wieder von Erin instrumentalisieren lassen. Mitleid gesellte sich sogleich zu ihren Gefühlen hinzu, und Ekel. Ekel vor ihrer Hand, die diese Peitsche wieder und wieder heben sollte, um das Werk zum Ende zu bringen.

Blut. Überall nur noch Blut. Sein Rücken war bereits dermaßen geschunden, daß sie nicht wusste, ob sie lieber auf bereits bestehende Wunden zielen sollte, um diese noch tiefer zu reißen, oder lieber auf noch unberührte Stellen, um jene ebenfalls zu zerfleischen.

Später, als sie ihn zu Alavia brachten, wollte sie nichts weiter als fort.. fort von diesem Ich, zu dem sie sich entwickelt hatte. Nein… zu dem sie getrieben worden war. Sich hatte treiben lassen. Wie auch immer. Damit wäre es nun vorbei.

„Ich erflehe deine Verzeihung“ – leise und doch mit echter Aufrichtigkeit spricht sie sie zu ihm, als sie für einen Moment alleine sind. Und wieder, als hätte Taitlas Tod in ihr etwas geweckt, was sie für immer gebannt wähnte, lösen sich einige Tränen aus ihren Augen.

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Zuletzt geändert von Gandor: 29.04.10, 02:40, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 02:26 
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Kein guter Abend war dies nach all diesen Geschehnissen für ein Wiedersehen mit Brand. Doch die Mächte haben die Angewohnheit, nicht um Erlaubnis zu fragen, ehe sie ihre Spiele mit dem Menschen treiben.
Wie hatte sie damals geflucht über ihn, gemeinsam mit Ancabeth! Und das vollkommen zu Recht! Im Gegensatz zu ihr hatte jene sogar ihrer Wut Ausdruck verliehen damals. Sie erinnerte sich noch gut an den Flammenregen, der an ihm abzuprallen schien, als wäre es Sand, der über eine glatte Glaskugel perlt.

Hier und jetzt keine Ancabeth. Nur sie und Brand. Und Pitter, der mit seiner gewohnt gutmütigen Art die sich am Horizont türmenden Gewitterwolken zu zerstreuen suchte. Vergebens. Schnell steigerte sie sich wieder in ihre Wut über seine Kälte gegenüber dem Tod ihrer Freundin hinein, bis… sie schließlich auf ihre Hand starrt.

Was hatte sie getan? Hatte sie wirklich Brand, einem Geweihten der Mächte des Kha, einem Mann, der den Jaleth näher stand, als kaum ein anderer auf dieser Insel, eine gescheuert? Agal, es bestand kein Zweifel. Seine Wange begann sich bereits zu röten. Selten hatte sie zugleich eine solche Genugtuung, wie auch solche Scham verspürt. Die Gewitterwolken hatten sich entladen.

Zurück blieb – Leere.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 12:57 
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Dort steht sie wenige Tage darauf am Falkenwall - abweisend, mit verschränkten Armen, mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen - doch in sich nichts weiter als den rasenden Wunsch verspürend, normal sein zu dürfen.

Es war lächerlich! Tanzunterricht, noch dazu mit Brand als Lehrer. So etwas wünschte sie sich? Wie tief konnte man nur sinken.

Doch schon im nächsten Moment überrollte sie die nächste Welle des inneren Aufbegehrens. Was brachte ihr alle Hitze von At's Flammen, die immer wieder in ihr züngelten, wenn jene keine Wärme zu hinterlassen vermochten? Lachen konnte sie, aber wo war die Freude? Was in ihr verwehrte sich gegen jedwede Berührung? Wo sie doch solche Sehnsucht danach verspürte?

Bha'chiath* drängte sich wieder vor und damit ihre Gedanken weit fort. Übernahm das Handeln. Also wendet sie sich ab, geht zu ihrem Pferd, schwingt sich hinauf. Doch etwas war anders. Verwirrend. Schmerzend stach es ihr im Kopf. Noch war es ihr nicht bewusst, doch wenige Momente später wurde sie dessen gewahr: Zwei Stimmen. Zwei Gedanken. Zweimal sie selbst. Zugleich.

Bisher war es ein Entweder-Oder gewesen. Wenn Bha'chiath eingriff, war es erbarmungslos, als wäre all ihr Widerstand, den sie dem entgegenzusetzen hatte, nichts als li'kah**. Während sie sich vom Torhaus am Wall entfernt, beginnt der Kampf in ihrem Kopf. Sie wollte - sie MUSSTE endlich dieses Ding bezwingen! Zwei Raubkatzen gingen aufeinander los. Nicht schwarz und weiß - weder gut, noch böse. Kratzen, Kreischen, Krallen, gellende Rufe.

Ob jemand diesen Kampf mitbekam, wusste sie nicht. All ihre Aufmerksamkeit für äußere Einflüsse schwand dahin. Sie wusste nur: Wenn sie diesen Kampf gewinnen wollte, brauchte sie die Hilfe der Mächte. Ruhiger Mächte. Es gab einen Ort, nicht weit entfernt, an dem sie sich schon bei ihrem ersten Besuch dort den Mächten sehr nah gefühlt hatte.

Die Mächte waren mit ihr - niemand sonst hielt sich gerade in den Quellen auf. Mit einem Sprung gleitet sie nackt ins warme Wasser. Sobald sie untergetaucht ist, schenkt Ath ihr tatsächlich die erhoffte Ruhe. Sie zieht mehrere Bahnen durch das kleine Becken mit heißem Wasser, stellt sich dann unter den Wasserfall, lässt sich die verkrampften Schultern massieren. Nicht nur die verspannten Muskeln lösen sich. Auch die beiden Kämpfenden, die innegehalten hatten, seit sie ins Wasser getaucht war, entfernen sich nun etwas voneinander. Aufmerksam. Lauernd. Aber auch respektvoll.

"Wer bist du?" "Ich bin Du" "Was willst du von mir?" "Dich schützen." "Wovor?" "Vor dem, was dich zerstören würde!" "Ich brauche deinen verdammten Schutz nicht!" Schmerzwellen durchzucken sie. "Bist du dir da so sicher?" kommt sogleich die zynische Antwort. "Agal! " Sie schreit es heraus, nicht ahnend, daß es ihr Leben für immer verändern wird.

"Wie du willst.." Herablassend... doch zugleich auch bedauernd. "Dann sieh!"

Sie schließt die Augen ihres Körpers und öffnet jene des Herzens. Fällt ins Dunkel. Daraus wachsen vertraute Bilder hervor. Sie sieht. Begreift. Und verzweifelt.

* in etwa: unheilige Löwin
** hier: "Abfall, Dreck"

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 14:47 
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Gol Air, ein anderes Leben, und doch noch gar nicht lange her


Gun Au Kraor, ven Jil. Ihr Leben galt allein diesem jungen Mann. Er faszinierte sie. Er brachte sie zum Lachen. Er war intelligent, gerissen, listig und.. hach.. er sah so gut aus… Sie begehrte ihn. Schon als sie ihn das allererste Mal gesehen hatte, wusste sie, daß sie diesen Mann wollte. Und als sie sich ihm schon wenig später hingab, in jener Nacht, als er sie – zunächst widerstrebend - auf ihren Wunsch hin mit in die Wüste genommen hatte, als sie seine Haut im Schein des wärmenden Feuers an ihrer eigenen spürte, und ihn als Teil ihrer selbst empfand, da wusste sie, daß Ra* noch nie zuvor so deutlich vor ihr gelegen hatte.

Er vermochte es, mehr als Lust in ihr zu wecken. Er versetzte sie in Ekstase, die weit über die Momente hinaus ging, in denen sie tatsächlich zusammen lagen (oder welche Gelegenheit auch immer sie gerade ergriffen, um einander zu verbinden). Er machte in ihr möglich, was sie nach all den Jahren ihrer ach so guten Erziehung nicht für möglich gehalten hätte. Er entfachte in ihr Gefühle für die Welt. Seit sie mit ihm zusammen war, hätte sie täglich die Welt umarmen können, weil er Teil davon war. Behib** – dieses einzig reine Gefühl zwischen all den Mächten auf Tare – verband sie mit ihm. Und sie wussten beide, daß dies immer so bleiben würde.

Gun war ein Künstler und Handwerker zugleich, doch die Gilde, der er (und sie ebenfalls, nachdem sie ihn kennenlernte) angehörte, genoss zwar Respekt in der Öffentlichkeit, jedoch wenig Ansehen. Innerhalb der Gilde und auch bei anderen Gestalten, die sich eher in ausgewählten Vierteln der Stadt und vorwiegend Nachts ergingen, war Gun trotz seines jungen Alters (er war nur wenig älter, als sie selbst) jemand, zu dem man aufblickte. Was ihn von der grauen Masse der Diebe und Meuchler und sonstigen Halunken der Stadt abhob, war sein Ideenreichtum, seine Listigkeit, allen Versuchen, ihn schnappen, zu entwischen, und sein Witz, ohne in Überheblichkeit abzudriften. Gemeinsam mit ihm und ein paar seiner Freunde, denen er (zu Recht) blind vertraute war sie schon oft ausgezogen, um jedes Mal erfolgreich zurückzukehren.

Mal war es ein Einbruch, mal raubten sie einzelne Exponate aus dem Palast. Händler der Chalada, die durch die Wüste auf der Suche nach dem großen Geld nach Gol Air kamen, waren ebenso wenig vor ihnen sicher, wie gesuchte Verbrecher, die den Fehler begangen hatten, ihre Tat nicht vorher bei den einschlägigen Gilden angemeldet zu haben.

Gun war es auch, der sie in die Akrobatik eingeführt hatte. Nicht nur, weil sie zu zweit dank jener Kunst die ein oder andere neue Erfahrung und Empfindung auskosten konnten. Kafa, Beweglichkeit und Körperbeherrschung war in diesem Geschäft überlebenswichtig. Die ganze Gruppe, zwei Hand voll waren es, hätte manchen Akrobatikkünstler, wie er auf Märkten ab und an auftrat, bei weitem in die Tasche gesteckt. Regelmäßig trafen sie sich, um zu üben.

Manch reicher Wesir und Geschäftsmann war recht findig, wenn es um den Schutz seines Eigentums ging. Fallen aller Art lauerten bei ihren nächtlichen Streifzügen. Sie alle waren spielend in der Lage, sie mit List und Gewandtheit zu umgehen. Der Boden war mit Klingen übersät, die bei Berührung hinaussprangen? Dann spannten sie ein Seil darüber und liefen auf jenem darüber hinweg. Die Straßen waren durch die Wachen versperrt worden? Dann nahmen sie eben den Weg über die Dächer. Immer blieben sie ihren Häschern einen kleinen, aber entscheidenden Schritt voraus.


* Weg, Zukunft, Schicksal
** Liebe

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 15:35 
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Noch immer Gol Air – kurz vor dem Ende


Auch diesmal war alles gelaufen, wie geplant. Sie hatte mit dem älteren Mann geschäkert, ihm schöne Augen gemacht. Den lauen Abend in der Hafenstadt zwischen den drei Welten*, wie sie auch genannt wurde, hatte sie ihm nur so weit versüßt, wie es notwendig war, um ihn davon abzuhalten, nach Hause zurückzukehren.

Sie lachte über seine Scherze, doch weniger, weil sie lustig waren. Kafa – vielmehr, weil sie wusste, daß Gun gerade dabei war, seine Wohnung auszuräumen.

Daher wand sie sich auch heraus, als er sie schließlich fragte, ob sie ihn nicht noch mit nach Hause begleiten wolle. Entschuldigte es mit einem gesellschaftlichen Anlass, den sie wahrzunehmen hätte. Das war sogar die Wahrheit. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, daß sie sich bei dem Empfang, der zu Hause, in jener kühlen Heimstatt im Reichenviertel der Stadt, zu zeigen habe.

Er hatte sie ziehen lassen. Doch schon am nächsten Tag hatte sie ihn wieder gesehen. Arm in Arm schlenderte sie soeben mit Gun über einen der Märkte, als er ihnen plötzlich gegenüber stand. Zufall oder nicht – sein Blick auf sie und ihn, und ihre offensichtliche Verbindung zueinander, zeugte von Verstehen. Es war Gun nie recht gewesen, daß sie derart mit ihren Reizen spielte, um Gelegenheiten für weitere Streifzüge zu schaffen. Oft lag er ihr in den Ohren, daß das zu gefährlich sei, doch jedes Mal hatte sie ihm ihr herzliches Lachen als Antwort geschenkt.

Nun stand dieser Mann Ihnen gegenüber, starrte sie wütend an, ebenso wie sie beide wissend, wie die Dinge standen, und wer wohl für den Verlust diverser Wertgegenstände am Abend zuvor verantwortlich war. Sie ergriffen die Flucht, konnten ihm schon bald entkommen. Niedergeschmettert standen sie schließlich in einem Versteck.

„Ich muss ihn töten!“ flüsterte Gun. Erschrocken riss sie die Augen auf. Sie wusste, wie wichtig ihm war, daß sie bei all ihren Verbrechen, die sie bisher begangen hatten, noch nie ein Menschenleben dahingerafft hatten. Wenig später schon wäre die Gelegenheit dazu gewesen. Nur eine Armlänge von ihnen entfernt kam der Mann vorbei, ohne sie zu sehen. Doch sie ließen ihn unbehelligt. Hatte er den Schrecken in ihren Augen erkannt? Oder war es ihm selbst nicht möglich? Sie würde es nie mehr erfahren. Hätte er sich doch damals anders entschieden!

Später am Abend kehrte sie in ihr Elternhaus zurück. Groß war ihr Erstaunen (und auch ihre Angst), als sie dort eben jenen Mann vorfand, im Gespräch mit ihren Eltern. Sie wusste natürlich nicht, was er jenen erzählt hatte, doch ihre Blicke waren nicht gerade die der verständnisvollen liebenden Eltern. Wie auch. Dort hatte sie noch nie wahre Liebe ihr gegenüber verspürt. Auf seinen Wunsch hin, zogen sich die beiden zurück und ließen sie mit ihm allein.

Keinerlei Erinnerung von diesem Gespräch verblieb jedoch in ihr.

Noch später am Abend lag sie in Guns Armen. Sie beide hatten Angst. Wussten nicht, was sie tun sollten. Liebten sich. Liebten sich mit der Inbrunst der Verzweiflung und der Jugend, die ihnen beiden soeben endgültig entrissen wurde. Vergaßen für wenige Momente ihre Sorge und ließen die Welt um sich herum nebensächlich werden. *Behib. Mein Geliebter auf immerdar. Egal, was da komme.* - mit diesem Gedanken fiel sie schließlich in unruhigen Schlaf.

Sie sollte sich irren.

*Gol Air liegt zwischen Meer, Wüste und den Weiten des Dschungels, auch genannt: Die Blaue, Gelbe und Grüne Welt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 29.04.10, 16:56 
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Abschied von Gol Air


Mit einem lauten, lang anhaltenden Schrei erwachte sie aus dem Schlaf.

Sie hatte geträumt, daß jener ältliche Mann plötzlich neben ihr lag, daß seine kalten, faltigen Hände ihren nackten Körper streichelten, über ihre Brüste streiften, mit gierigem Blick von ihr Besitz ergreifend. Doch sie hatte sich eines ihrer Messer gegriffen, das sie stets in Griffweite hatte.

Ohja. Messer hatte sie viele. Schon oft hatte es sich als nützlich erwiesen.

Wieder und wieder hatte sie in ihrem Traum auf den Mann eingestochen, bis jener endlich zurücksackte und reglos liegenblieb. Doch das war nicht das Ende. Der alte Mann, der dort in seinem Blut auf dem Laken lag, lachte… schaurig der Klang, ohne jeden Humor. Sie hatte weiter auf ihn eingestochen, um dieses Lachen zu stoppen. Hatte ihm schließlich gar die Kehle durchtrennt. Vergebens. Da schlug der tote, lachende alte Mann die Augen auf und sah sie an. Guns Augen.

*Was für ein schrecklicher Traum* - sie hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als sie an sich herabblickte. Tatsächlich war sie nackt, hatte sie doch am Abend zuvor mit Gun…

Etwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Dann kam es in ihr Bewusstsein. Das Lachen. Es war noch immer da. Mitten in ihrem Kopf. Grausam, kalt. Im selben Moment fiel der Schleier von ihren Augen. In ihrer Hand ihr Messer. Blut. Überall Blut. Neben sich – sie wollte es nicht sehen. Sie wusste bereits, was sie sehen würde. Doch etwas zwang sie dazu, den Kopf zu drehen. Das Lachen in ihrem Kopf brauste auf zu einem Orkan des Hohns, als sie ihn sah. Gun. Ihr Liebster. Wehe, ihr Mächte.

Noch immer tönt das Lachen in ihrem Kopf, als sie sich, wie ferngesteuert, wäscht, ankleidet und nach Hause begibt. *Das kann nicht sein das kann nicht sein das kann nicht sein* - *Rähähähähähähähä* - *Das kann nicht sein das darf nicht sein das kann nicht sein* - „Rähähähähähähähähä“. Daheim angekommen erhält sie von ihren Eltern einen langen Vortrag, was sich für die Tochter von wohlhabenden und im Ansehen hochstehenden Geschäftsleuten gehöre und was nicht. Kalt die Worte von Igr*. Gesenkt der Blick von Ila**. Sie müsse zurückkehren, auf den Pfad der Rechtschaffenheit, müsse diesem jungen Mann absagen, ehe es zu spät wäre.

Sie hört es. Saugt es in sich auf. Und ein Teil ihrer selbst, jener, der das Wissen um das trägt, was in dieser Nacht geschah, spaltet sich von ihr ab. Nimmt es mit sich in die tiefe Verborgenheit in ihrem Inneren. Immer leiser wird zugleich das Lachen, das sie bereits in den Wahn zu treiben begann. Es ist, als würde sie im Geiste den Koffer packen. Die Erinnerung liegt ganz unten darin, dann legt sie Schicht um Schicht darüber, um jene zuzudecken. „Rähähähähähä“. Sie legt die Erinnerung an das heutige Erwachen hinein. „Rähähähähähähähähähä“. Darauf die schönen Momente, wenn sie mit ihm vereint war. Die vielen Erlebnisse und kleinen Ängste und Sorgen, die sie nur mit ihm geteilt hatte. Schon sehr leise ist das Lachen in ihrem Kopf.

Igr versetzt ihr einen Schlag. Er denkt, sie höre ihm nicht zu. Noch nie zuvor hat er sie geschlagen. Nur mit Worten und mit Abneigung. Sie ist im dankbar dafür, denn der Schlag hat den Koffer verschlossen.

Fort die Erinnerung an das, was geschah. Fort das kalte Lachen. Fort ihre Gefühle für den Mann, der sich Gun nannte. Ein Freund, ja, ein Freund war er. Er trieb bestimmt irgendwo da draußen weiter seine Scherze mit seinen Freunden. Sie würde ihn eines Tages wieder besuchen. Wenn sie zurückkehren würde.

Wortlos wendet sie Ila und Igr den Rücken zu. Hier war nicht ihr Zuhause. Hier war sie nicht willkommen. Zeit, ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Hilflos, wie schon ihr ganzes Leben lang, blicken ihre Eltern ihr hinterher.

Sie selbst jedoch blickt nicht mehr zurück, als sie die Planken des Handelsschiffes betritt, das noch am selben Abend Gol Air verließ.

*Vater
**Mutter

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BeitragVerfasst: 5.05.10, 16:23 
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Noch immer sitzt sie auf jenem Stein im angenehm warmen Wasser der Quellen. Sie schlägt ihre Augen auf, doch ihr Blick nimmt, durch einen nicht enden wollenden Tränenfilm verschleiert, kaum etwas wahr.

Mit der Erinnerung ist das grausame Lachen zurückgekehrt, wie es jede Empfindung zu tun pflegt, die lediglich durch Verdrängung zur Seite geschoben wurde. Doch es war keine Empfindung – dieses Lachen war real. Verursacht durch (vermutlich schwarze) Magie, wie sie nun annahm. Doch das spielte keine Rolle. Jetzt nicht.

„Gun, oh Gun, mah Kun‘Ra, mah Behib!“* – sie ruft es unter Tränen in die einsame Höhle.
„WAS HABE ICH GETAN?!“

„rähähähähähähä“

Monoton sind ihre Bewegungen, als sie dem Wasser entsteigt und sich ankleidet. Sie wollte Klarheit und Kontrolle, als sie bha’chiath herausforderte. Was sie bekam, war die grausige Kälte der Erinnerung - und Angst.

Angst vor sich selbst.

*oh Gun, mein Schicksalsgefährte, mein Geliebter

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BeitragVerfasst: 5.05.10, 17:22 
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Nicht wiederzuerkennen war sie die folgenden Tage für jene, die sie kannten.

Sie tat ihre Pflicht. Wann immer sie musste, ging sie auf Wachgänge. Wenn sie es nicht musste, tat sie es dennoch. Machte doppelte und dreifache Schichten. Focht wie sonst auch verstreute Goblins und sonstige Gefahren nieder. Nicht mit dem ihr sonst anhaftenden Feuer, sondern nunmehr verbissen, mit einem Hauch der Verachtung in ihren Augen. Doch es war Selbstverachtung, - „rähähähähähähä“ – stetig genährt durch des Magiers grausige Stimme.

Wenn ihr die Kraft dazu fehlte, „erholte“ sie sich im Handelshaus, oder wo sie sonst unter Menschen kam. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Sie ertrug die Einsamkeit nicht. Ertrug es nicht, wenn das grausige Lachen in den Stunden der Dunkelheit, in denen die Decke und Wände ihres Zimmer auf sie zuzurasen schienen, in ihrem Kopf zu einem alles beherrschenden Ton anschwoll. „Rähähähähä“.

Sie war eine Gefangene. Eine Gefangene ihrer selbst. Was sie sonst aufrecht hielt – ihr Stolz, ihr Ehrgefühl – war in weite Ferne gerückt. In die Ferne rückte auch nach und nach ihr Verstand. Dunkel wurden ihre Augenringe, blass ihre Haut. Der alte Mann hatte seine Rache bekommen.

In einer Phase der totalen Erschöpfung, als sie es nicht einmal mehr ertrug, sich beim Handeln zu einem Lächeln zu zwingen, saß sie in der Taverne vor dem Feuer und starrte in die Flammen, in der Hoffnung, At wüsste eine Antwort. Einen Weg. Doch er vermochte nicht einmal, ihre Tränen zu trocknen, die nun nahezu immer in ihren Augen standen.

Birk kam hinein – sie nahm ihn erst wahr, als er ihr tröstend den Arm umlegte. Doch es gab keinen Trost für sie. Sie hatte den Menschen getötet, den sie auf Tare in alle Ewigkeit hatte lieben wollen. Es gab niemandem, dem sie dieses schreckliche Geheimnis anvertrauen könnte. Nicht Birk, dem stets freundlichen Feinwerker. Erst recht nicht Erin, die gerade die Taverne betrat. Diese heuchelte gerade einmal wieder so etwas wie Mitgefühl ob ihres Zustands. Leandra ergreift die Flucht. Wenn sie etwas in diesem Moment noch mehr anwiderte, als das Wissen um das, was sie getan hatte, dann die Heuchelei dieser Frau.

Gab es denn niemanden, der ihr zu helfen vermochte?

Als sie doch einmal in ihre Wohnung zurückkehrt, findet sie dort einen Beutel mit Teekräutern. Wer mochte jenen dort abgelegt haben? Einerlei. Wenn es Gift wäre, würde sie endlich Ruhe vor dem Lachen haben, das seit Tagen ihren Kopf beherrschte und alles Tun und Denken überschattete.

Später, als sie weinend auf ihrem Bett sitzt und den wohlschmeckenden Tee trinkt, übermannt sie endlich die Müdigkeit. Jemand, der es gut mit ihr meinte, hatte um die beruhigenden Eigenschaften des Nachtschattens gewusst und jenes Kraut der Mischung zugefügt. Nach vier schlaflosen Tagen und Nächten sinkt sie endlich – wenn auch nicht für lange – in einen traumlosen Schlaf.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 5.05.10, 18:35 
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Als sie erwacht, fällt ihr – noch bevor das Lachen des alten Mannes wieder einsetzt – auf, daß ihr Körper sich am vorigen Tag nicht gegen die Berührung von Birk gewehrt hatte. Zumindest dieser Fluch von bha’chiath schien gebannt. Doch zu welchem Preis..

Der Wahn, den das kalte „Rähähähähähä“ in ihr ausgelöst hat, vermochten die wenigen Stunden Schlaf kaum zurückzudrängen. Sie wäre wohl (bis auf Erin) jedem gefolgt, der ihr Hilfe angeboten hätte, selbst wenn es der Eine persönlich gewesen wäre. Wer, wenn nicht ER, könnte einen solchen Fluch lösen und ihr wieder Ruhe schenken? Sie hätte in diesem Moment der Selbstverachtung jeden Preis bezahlt.

Doch Ra* hatte für sie diesmal etwas anderes im Sinn. Sie begegnete endlich Felis. Oh, insgeheim hatte sie gehofft, sie endlich zu sehen und ihr alles erzählen. Das war die eine Hälfte der Wahrheit. Auf der anderen Seite war sie von schweren Zweifeln geplagt, ob sie es ihrer Freundin überhaupt zumuten könnte, so etwas zu hören. Würde sie sie danach nicht ebenso verachten? Zurückstoßen? Aber was für einen Unterschied würde das noch machen? Wäre es doch nur die Bestätigung dessen, was sie selbst vor sich empfand. Ra*.

Sie konnte den Schock in Felis‘ Augen sehen, als die Worte über ihre Lippen kamen. Doch nicht nur Schock war zu sehen, sondern auch Mitgefühl. Warum hatte sie nur gezögert, sie zu suchen, sie anzusprechen? Mit jedem Wort, das sie - immer noch unter Tränen – von ihrer Geschichte erzählte, wurde das grausige „rähähähä“ etwas leiser. Es versiegte nicht ganz, noch nicht, aber groß war dennoch ihre Erleichterung darüber.

Felis half ihr dabei, die Dinge zu analysieren, was ihr wahnhafter Verstand zuvor nicht mehr vermocht hatte. Das Gespräch mit diesem alten Mann, im Haus ihrer Eltern.. warum hatte sie daran keiner Erinnerung mehr? Hatte er diesen Moment genutzt, um ihr einen Zauber aufzuerlegen? Um ihr jene Worte einzuflüstern? Ihr zu befehlen, was sie des Nachts zu tun hätte? Gar dafür zu sorgen, daß sie dieses Gespräch daraufhin vergaß? Agal.. sehr wahrscheinlich hatte er all dies.

Den Keim der Schuld, den sie fortan mit sich trug, vermochte diese Erkenntnis nicht mehr gänzlich zu vernichten. Doch die schwarze Pflanze der Selbstzerstörung, jene konnte für diesmal ihre Blätter nicht entfalten, auch dank des langen Gespräches mit Galdiell, der lebensfrohen und doch ernsthaften Geweihten der Vitama, das Leandra auf Felis‘ Rat hin noch führte.

Das grausame Lachen, sie zwang es mit Hilfe der Jaleth** nieder. Verbrachte einen ganzen Tag in den stillen Räumen im Garten der Ecclesia zu Brandenstein, jenem Ort, zu dem sie viel früher schon hätte gehen sollen. Die Mächte waren mehr als nur die Jaleth, die hier verehrt wurden, doch war dies ein Ort, der von den Mächten beseelt war. Ein Ort, an dem viele Stimmen sprachen und den ewigen Reigen um ihren Kern, den Kreislauf allen Seins tanzten.

Sie hatte denselben Fehler begangen, den viele chalada*** in ihrem hübsch zurecht geschnittenen Glauben begingen. Sie hatte sich von dem Ort ferngehalten, an dem sie eins mit den Mächten sein konnte, aus lachhaften, kleingeistigen Zwistigkeiten mit einem, der sie vertrat. Auch zu solchen Zwistigkeiten würde sie sich in Zukunft nicht mehr hinreißen lassen, wenn es schon eine Zukunft geben sollte.

*Schicksal – hier im Sinne der Unabwendbarkeit der Dinge, die geschehen.
** Elementarherren, Elemente
*** Galadonier

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 6.05.10, 00:26 
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Der von Vielen lang ersehnte Brandensteiner Maskenball war endlich gekommen. Seit einigen Wochenläufen schon war er Thema Nummer Eins bei den Gesprächen am Tresen des Kontors, in der Taverne und bei manch zufälliger Begegnung. Man bereitete sein Kostüm vor, feilte an Details, Masken wurden gefertigt. Im Wald vor der Stadt war das riesige Festzelt errichtet worden. Dort stand Leandra nun am Eingang, in der Uniform der Armee.

Hatte sie es noch vor wenigen Wochen begrüßt, sich damit davor drücken zu können, beim Ball als Gast erwartet zu werden, war ihr jetzt, wo es so weit war, bewusst, daß sie ihren Armeemantel liebend gern gegen ein Kleid eingetauscht hätte.

Alleine war sie. Kein einziger anderer Soldat erschien, um ihr bei der Bewachung des Festes beizustehen. Da war Laylira, die Magierin, deren Annäherungsversuche sie schon manches Mal rüde zurückgewiesen hatte, ausnahmsweise eine willkommene Hilfe. Doch ihre Wut, die in den letzten Tagen und Wochenläufen geschlafen hatte, war wieder erwacht. Wenigstens abmelden hätten die Kameraden sich können.

Zu stolz war sie, sich so etwas einzugestehen, doch sie war bald überfordert. Heillos überfordert. An eine Durchsuchung aller Gäste war angesichts der immer weiter wachsenden Schlange bald schon nicht mehr zu denken, wollte sie nicht den ganzen Abend damit verbringen (und das Fest damit deutlich behindern). Also beließ sie es nach einer Weile dabei, die Gäste darum zu bitten, ihre Waffen freiwillig in die bereitstehende Truhe zu legen, und hielt die Augen offen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 6.05.10, 00:29 
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Der erste Zwischenfall wurde durch Ladwa verursacht. Ladwa, die Nortravin, die scheinbar _immer_ betrunken war. Ladwa, die dabei meistens ausfällig wurde. Und Ladwa, die, nach allem, was man hörte, erst kürzlich verstorben war. Der Umstand, daß sie da plötzlich quicklebendig umherstapfte erweckte nicht nur Leandras Aufmerksamkeit, sondern schien auch der Anlass für den plötzlichen, hitzigen Disput. Während sie noch dabei war, die Sache zu regeln, mischte sich Erin ein.

Natürlich. Wieder einmal Erin. Hatte nichts Besseres zu tun, als sich auf dem Ball zu verlustieren und musste natürlich dennoch, wenn es ihr in den Kram passte, den Vorgesetzten herauskehren. Als hätte sie, Leandra, die Lage nicht selbst lösen können. Kafa – Erin führte sie vor allen Leuten vor, als wäre sie ein Kind. Statt, daß die mal selbst eingriff und sich nützlich machte – aber nein, sie wollte sich wohl ihre Feierlaune nicht verderben. Das Fass war langsam voll.

Als dann später, nachdem sie Ladwa des Lehens verwiesen hatte (um die skurrile Tatsache, daß eine Person, die als tot gilt, dennoch umher wandelt, würde sie sich ein andermal kümmern), auch noch diese angeblichen Nortraven eine südländische Frauen entführen wollten, verlor Leandra die Geduld.

Diese aufdringliche weibliche Person wollte sie auch noch allen Ernstes ablenken, während im Hintergrund ihre Komplizen mit der zappelnden Frau abzogen. Wofür hielt die sie? Dem Pergament, das ihr mit den Worten „Es ist alles in Ordnung“ hingehalten wurde, schenkte sie keine Beachtung, eilte dem Trupp hinterher. So einfach würden die ihr nicht davonkommen!

Doch hilflos konnte sie nur mit ansehen, wie jene angeblichen Nordmänner mithilfe eines Portals, gewirkt von eben der Frau, die sie eben noch ablenken wollte, vor ihren Augen entschwanden.
Wie groß war erst ihre Wut, als sie dann von Laylira erfuhr, daß es sich bei dieser Magierin um die Freifrau Nhergas gehandelt hatte, der Entführer kein anderer, als Hochmeister Rondragon, ein Ritter des Königs!

Mit unschönen Flüchen auf den Lippen sprang sie auf ihr Pferd und ritt nach Seeberg. Was bildete sich dieser Ritter eigentlich ein? Nach solchen Scherzen war ihr wahrlich nicht zumute! Es wäre das Mindeste gewesen, sie zuvor über sein Vorhaben zu informieren! Auch auf dem Ritt zurück, war ihre Wut nur unmerklich geringer, trotz oder gerade wegen des kurzen und etwas hitzigen Gespräches, das sie mit der Freifrau geführt hatte.

Was sie nun bräuchte, war etwas, woran sie sich würde abreagieren können. Irgendetwas.

Dann war da dieser Mann, der sie mit Komplimenten umschmeichelte. Agal – warum eigentlich nicht? Schon spürte sie Begierde in sich entflammen. Das erste Mal seit… nein, diesen Gedanken dachte sie nicht zu Ende. Und das war gut so. Sie erfuhr den Namen des Mannes. Doch er war ihr einerlei. Unwichtig, wer oder was er war.

Einzig wichtig, daß er dem, was in den wenigen verbleibenden Zyklen bis zum Anbruch des nächsten Tages folgen sollte, als sie unter sich waren, ebenso wenig abgeneigt war, wie sie.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 7.05.10, 13:32 
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Wild und schön war die Nacht. Manche Dinge verlernte man nicht, und die in ihr angestauten Emotionen taten das ihre, daß sie ohne jede Hemmungen alles gab, was sie zu geben hatte, alles forderte, was er zu bieten hatte. Befreiend war es einerseits, doch ein beklemmendes Gefühl blieb als Nachgeschmack, als sie wieder einsam in ihrer Wohnung auf dem Bett lag, nachdem er gegangen war.

Sie hatte sich fallen lassen können, ihre Gedanken vollkommen weggeblendet und ihren Körper tun lassen, was der Trieb von ihm verlangte. Während nun aber der Schweiß auf ihrer Haut langsam trocknete und das wilde Pochen in jener Gegend ihres Körpers, die sie so lange vor sich selbst und anderen verschlossen hatte, zu einem angenehmen Reigen abklang, gingen ihre Gedanken unweigerlich zu Gun.

Sie trug ihn in sich, ein Teil ihres Herzens würde fortan immer mit jenen Mächten verbunden sein, die sein Ahnenlied erklingen ließen in Stunden der Besinnung. So sehr die Erinnerung schmerzte, sie kam dank ihr wieder auf den Boden der Realität zurück. Es gab etwas, das sie tun musste. Sie hatte schon viel zu lange damit gewartet.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 7.05.10, 14:47 
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Laut pocht es bald danach an Erins Tür. Schlecht gelaunt, wie so oft, öffnet jene und lässt Leandra herein. Leider waren Ragnarr und Emanuel auch da. Aber das war auch schon egal. Sie hatte etwas loszuwerden, eine Last, die sie schon lange mit sich herumtrug.

Lange genug hatte sie nun die Launen dieser Frau ertragen. Solange sie in der Armee war, war sie ihr ausgeliefert. Oft genug waren sie schon aneinander geraten. Leandra wusste, daß sie Erin in Sachen Sturheit in nichts nachstand. Doch jene nutzte ihre Position als Leutnant schamlos aus, wann immer sie dazu Gelegenheit bekam, um jedwede Diskussion im Keim zu ersticken. Wann immer ihr die Argumente ausgingen, wurde aus einer Frage ein Befehl. Doch damit wäre nun Schluss! Genug der Demütigungen! Genug der Einmischungen in ihr Leben, in ihre Sicht der Dinge! Die Situation beim Ball am Abend zuvor hatte ihr wieder einmal gezeigt, daß von Erin keine Hilfe zu erwarten war, wenn es darauf ankam.

Hitzig wurde der Streit, der entbrannte, als Leandra verkündet hatte, die Armee verlassen zu wollen. Schnell wurde es persönlich. Diese Sache war schließlich etwas Persönliches zwischen ihr und Erin. „Achhaltsmaul!“ fuhr sie Emanuel an, als er sich einzumischen wagte. Sie hatte keine Lust mehr, sich von irgendjemandem irgendetwas vorschreiben zu lassen.

Doch wieder einmal folgte die Ernüchterung. Erin nahm ihre Kündigung schlicht nicht an. „Das hättest du dir früher überlegen sollen“ war ihre schlichte Antwort, begleitet von ihrem schmalen, siegessicheren Lächeln. Ihre Wut auf diese Frau wuchs ins Unermessliche. Wieder nutzte sie ihre Machtposition aus, die sie innehatte, seit das gesamte Oberkommando von Malthust abgereist war.

„ICH HASSE DICH! ICH HASSE DICH! ICH HASSE DICH!“
– schreit sie einige Zeit später gegen das Tosen des Wasserfalls in den Bergen, dem Ort, an dem sie so nahe an Ath* und Kah** immer wieder Geborgenheit fand.

Noch immer war sie in der Armee. Noch immer war sie dieser Frau unterstellt, die andere Menschen zu ihrem eigenen Vorteil benutzte und von Diplomatie soviel verstand, wie Wüstensand essbar war. Noch immer war sie, Leandra, so schrecklich…hilflos.

Niedergeschmettert lässt sie sich zu Boden sinken, als ihr die Antwort des Echos bewusst wird, das von den Bergen zurückgeworfen wird. Hatte sie etwa „ich hasse Mich“ gerufen?




*Ath = Wasser, Mächte der Ruhe, Gelassenheit, Besinnung, Reinheit, Ausdauer
**Kah = Erde, Mächte der Bodenständigkeit, des Schutzes, der Rückbesinnung, der Realität

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 8.05.10, 13:34 
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Sie brauchte dringend etwas, um sich von dieser Misere abzulenken, in die sie geraten war. Ihr Leben kam ihr vermehrt so vor, als wäre sie in den Treibsand geraten und hätte keine Chance mehr, daraus zu entrinnen.

Auf dem Rücken von Aihdanwen*und Osh’khadir** fand sie ihre Freiheit wieder. Warum hatte sie nur so lange damit gewartet, sich wieder ein eigenes Pferd zu leisten? Geld spielte doch schon lange keine Rolle mehr. Als sie dann endlich im Gestüt stand und das Band bereits spürte, das sie mit der ruhigen Stute mit silbrig glänzendem Fell verband, sich aber zugleich auch in den Augen des feurigen, beinahe unbändigen Vollbluthengstes aus Endophal wiederfand, hatte sie kurzerhand beide erworben.

Der Fuchs, den sie von der Armee zur Verfügung gestellt bekommen hatte, war auch ein treues Tier gewesen, das ihrem Willen schon bald gefolgt war, ohne daß sie hierfür Zügel oder dergleichen gebraucht hätte. Doch, auch wenn das Tier dafür natürlich nichts konnte, mit ihm waren Mächte der Zwanghaftigkeit und des Verzichtes in der Armee verbunden. Es war darauf getrimmt worden, stur zu gehorchen.

Welch unvergleichliches Erlebnis war es im Gegensatz dazu, ohne Sattel und Zaumzeug auf dem Rücken ihrer eigenen Pferde zu sitzen! Beide Tiere waren von edler Anmut und doch so unterschiedlich. Aihdanwen schien in ihrem trittsicheren Gang selbst im Galopp über die Ebenen und Wege der Insel zu schweben. Ihre Eleganz und Sicherheit gaben Leandra Ruhe und Zeit zum Nachdenken, wenn sie mit der Stute unterwegs war.

Osh’khadir dahingegen mit seinem unbändigen Temperament fegte mit einer Freude und einem Tempo voran, daß selbst Leandra, die schon auf Pferden gesessen hatte, seit sie ein kleines Kind war, sich manchmal nur schwer auf ihm halten konnte. Doch genau das war es, was sie ab und an brauchte, wenn der Zorn mit ihr selbst durchging. Und Osh’khadir vermochte ihre Stimmungen ebenso zu spüren, wie sie die seinen in sich aufnahm. Er preschte manches Mal mit ihr durch die schneebedeckten Wiesen und Wälder, als wäre ein Sandsturm hinter ihnen her, in einer Geschwindigkeit, mit der es selbst Ah’el Khaijada***, ihr treues Ross, das sie zuletzt in der Heimat durch die Wüste getragen hatte, niemals hätte aufnehmen können.

Mit beiden Tieren verband sie von Beginn an ein inniges Gefühl der Freundschaft. Sie folgten ihr nicht, weil sie es mussten, sondern weil sie es wollten. Viele Stunden verbrachte sie fortan mit der Pflege oder auch nur dem Gespräch mit ihren Pferden. Stunden der Freizeit. In der Fülle der Pflichten, die sie sich selbst auferlegt hatte, die einzige Freizeit, die sie sich selbst zugestand.

Denn dies war ihre Flucht – ihre neu gewonnene Freiheit.



* in etwa: „von silberner Schönheit wie ein Fluss“
** Wüstensturm
*** wörtlich: „adliger Tänzer“

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 8.05.10, 14:56 
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In der Armee wurde der Ton rauer. Eigentlich etwas, was Leandra begrüßte. Aus ihrer Sicht wurde in der Vergangenheit viel zu viel Rücksicht auf kleine Befindlichkeiten genommen. Dass nun also neue Disziplin und striktere Regeln eingeführt wurden, kam ihr entgegen.

Weniger erfreut war sie von der Mitteilung Erins beim Appell, daß ein externer Mann plötzlich für die Ausbildung zuständig sein soll, nachdem sich Ansgar eigentlich bereits dazu bereit erklärt hatte. Der Ruf, der Peter Mandark, so hieß er, vorauseilte, sprach auch nicht gerade für ihn. Dementsprechend frostig war das Klima, das bei der ersten Unterrichtseinheit herrschte. Dieser Mann würde erst beweisen müssen, daß er es wert war, unter Ihnen zu weilen und Ihnen sagen zu dürfen, was richtig und was falsch sei.

Doch die Kameradschaft – jenes kostbare Gut, das schon so lange brach gelegen hatte, begann langsam wieder zu erwachen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 9.05.10, 14:26 
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Aufgewühlt und mit schnellem Atem verlässt sie die Bibliothek zu Brandenstein.

Wieder hatte sie ein Ventil gefunden. Ihr Erlebnis in der Nacht nach dem Ball hatte dieses Bedürfnis wiedererweckt. Schon manchen Mann hatte sie in den Wochen danach an sich gezogen. Ihr eigenes Äußeres machte es ihr leicht, was das betrifft. Feuer loderte in ihr, wenn sie mit jenen zusammen war. Kalte Asche und Leere blieb zurück, wenn sie wieder alleine war.

So war es auch dieses Mal. Der dunkle, südländisch anmutende Teint des attraktiven, großen Mannes berauschte sie vom ersten Moment an. Er war zurückhaltend, reserviert, doch sie hatte es wie immer spielend vermocht, ihn zu wecken, zu reizen, und schließlich an sich zu reißen. Er war stark. Vermochte es, trotz ihrer Wildheit, die Kontrolle über sie zu behalten. Das beeindruckte sie, so ungern sie es zugab. Verstärkte ihre Lust. Gab ihr das Gefühl, sich wirklich fallen lassen zu können und bescherte ihr tiefste Befriedigung.

Doch dann, als es vorbei war, als sie wieder aus ihrem Rausch erwachte und um sich sah, kam die Angst wieder. Nicht, weil sie sich in einer öffentlich zugänglichen Bibliothek befanden, wo jederzeit jemand hätte stören können, kafa. Das wäre ihr egal gewesen. Nein – Angst vor sich selbst. Vor den Folgen, die auftreten würden, wenn sie ihr Herz erneut öffnen würde. Vor ihren Händen und dem kalten Stahl ihrer Messer. Das Lachen des Magiers, in solchen Momenten war es wieder leise zu vernehmen.

Also lässt sie von ihm ab. Kleidet sich unter seinen Blicken, die eher das Gegenteil forderten (wonach auch sie durchaus verlangte), an und lässt ihn dort stehen.

„Ich werde nie wieder lieben können“ – diese Gewissheit überkommt sie, als sie durch die dunklen Straßen Brandensteins zu ihrer Wohnung zurückkehrt. Zurück bleibt, in den Stunden der Nacht, in denen sie wach auf ihrem Bett liegt und gen Decke starrt, wieder einmal: Leere.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 9.05.10, 18:15 
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Die Anzeichen waren unverkennbar. Sie wurde immer launischer, sie vermied es, zu kämpfen. Selbst reiten mochte sie nicht mehr, unter Nennung fadenscheinigster Begründungen. Dazu ab und an ein seltsamer Spruch. Für Leandra genug Zeichen, um zu wissen: Erin war schwanger.

Doch je eindeutiger dies zutage trat (mittlerweile trank sie nicht einmal mehr Alkohol), desto vehementer bestritt sie es. Wieder einmal gab es Streit. Mehr als Streit. Offene Drohungen waren es, die Ragnarr und Erin ihr gegenüber aussprachen. Wieder einmal nutzte Erin ihre Position für etwas Persönliches aus. Befahl Aresia, als Soldatin, vor der Tür der Taverne Wache zu halten und keinen hinein zu lassen. Lächerlich! Wollten sie Ärger mit ihr haben, würden sie ihn bekommen.

Dann kamen die Drohungen. Sie würde es bereuen, wenn sie jemandem von ihrem Wissen erzählen würde. Nicht, daß sie sich vorher die Mühe gemacht hätten, sie einfach darum zu bitten, nein. Wozu auch. Eine solche Herangehensweise war bei Erin nicht üblich. Und der Nortrave Ragnarr schien ihr diesbezüglich in nichts nachzustehen.

Damit war die Frage, von wem dieses Kind stammte, also auch geklärt. Ein Bastard also. Gezeugt aus der Verbindung zweier Völker.

Für Leandra war bereits unverständlich, wie sich ein Endophalie mit einem Galdonier vereinigen konnte, um ein Kind zu zeugen. Il‘ahrum* oder, schlimmer: Khaij'ahrum** - Verlust von Ansehen, Stärke und Wahrhaftigkeit war die Folge. Wie sollte ein Mensch die Bindung zu den Mächten, die ihn umgaben, unverändert aufrecht erhalten, wenn sein Blut durch jenes der chalada*** geschwächt wurde? Auch Felis war il’ahrum. Sie hatte sich einen kleinen Teil ihrer Herkunft bewahrt – und doch waren ihr fast alle Bräuche und Sitten unbekannt, die ihr Volk pflegte. Kafa – nicht ihr Volk. Il’ahrum hatten kein Volk. Sie waren dazu verdammt, immer dazwischen zu stehen.

„Schnüfflerin“ nannte Erin sie gerade. Leandra hob lediglich die Mundwinkel. Hatte nicht dieses Biest von Frau sie zu dem gemacht, was sie war? Agal, das hatte sie. Hatte nur nicht damit gerechnet, daß sie schlau genug war, dieses Wissen mit ihren eigenen Mitteln, ihrer eigenen Ileb**** zu kombinieren. Erin musste Angst vor ihr haben. Das war es. Sie, Leandra, war ihr gefährlich geworden. Personen wie Erin fürchteten um ihre Macht und sahen wahrscheinlich in jedem Emporkömmling eine Gefahr.

Später steht Leandra wieder einmal am Wasserfall in den Bergen. Es war an der Zeit, Abschied zu nehmen. Abschied von dieser Last, die sie mit sich herumtrug, seit sie Gefühle jedweder Art mit Erin verband. Anfangs Bewunderung. Später Abneigung. Zuletzt nur noch Zorn und Wut. Die beiden wünschten sich, daß sie sich heraushalten würde? Das würde sie. Mehr als ihnen vielleicht eines Tages recht wäre.

Sie streift für das alte Ritual der Loslösung ihre Kleidung vom Leib und steigt in das kühle Wasser oberhalb des Falls. Sie beginnt, sich am ganzen Körper zu waschen und stemmt sich dabei gegen die Strömung, die sie zum Abgrund tragen will. Weithin vernehmbar ruft sie dabei die Worte aus, die sie vor langer Zeit lernte:

„Mah anah kahijh
Tah anah khaijh
Mah anah mahit
Tah anah lhi‘mahut

Mah kan Tah!
Mah kan Tah at Rah!”


Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
Ich bin standfest,
Du bist nur ein kurzer Moment der Zeit,
Ich bin stark,
Du bist wertlos.

Ich trenne mich von Dir!
Ich trenne mich von Dir für immer!


Während sie die letzten beiden Sätze spricht, steigt sie entschlossen auf den Felsen, neben dem das Wasser in die Tiefe stürzt und springt, den Kopf voran, in jenen tosenden Vorhang. Lässt sich mit dem kalten Bergwasser hinab fallen. Tief taucht sie in das Tosbecken unter dem Fall ein. Prustend kommt sie nach einer Weile wieder ans Ufer. Es war vollbracht.

Fortan wäre sie ihr egal. Gleich, was da komme. Sie würde weiter gezwungen sein, mit dieser Person zu leben. Doch kein Band der Gefühle mehr, das die Mächte zwischen ihnen webten. Erin war kein Mensch mehr für sie.



* Mischblut
** Dünnblut (Beleidigung)
*** Galadonier (hier auch als Beleidigung)
**** Weisheit

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 10.05.10, 23:22 
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Für eine kleine Weile war das Leben unglaublich einfach. Es war ihr egal, daß Erin und Ragnarr schon einen Tag, nachdem sie ihr noch gedroht hatten, darüber zu reden, plötzlich selbst verkündeten, daß ein Kind erwartet würde. Es war ihr egal, als sie auf der Erkundungsreise über die Insel in der Wüstenstadt Radak jenen Aushang sah, der ein wirklich beeindruckendes Kopfgeld auf Erin versprach.

Radak – überhaupt ein überraschend angenehmer Ort. Viel zu lange hatte sie sich jener so verrufenen Stätte des Verbrechens ferngehalten. Als sie nun jedoch das Tor durchschritt, fühlte sie sich regelrecht zuhause. Die Gebäude erinnerten an manch Siedlung Endophals, die sich im Schatten schützender Berge aus der Wüste erhoben.

Vielleicht hatte sie sich in all der Zeit auf Siebenwind doch zu sehr an König und Gesetze gebunden. Vielleicht hatte sie einen Fehler begangen, als sie damals vor einigen Monden jenen Eid schwor. Doch war sie damals sie selbst gewesen? Kafa. Hatte sie also eine Wahl gehabt? Ebenfalls Kafa. Sie würde sich dennoch an ihr Wort halten, bis sie daraus entlassen wurde. Sie war keine falschzüngige chalada. Sie war eine Endophali. Ihr Handeln war von Ehre bestimmt!

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 17.05.10, 17:55 
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„Arme, kleine Leandra! Schöne, arme, liebliche Leandra!“ Ihr Körper wird leicht auf und ab gewiegt, im Rhythmus der schwermütigen Schritte des Halbriesen Gorem. Sie liegt auf seinen Armen – wehrlos – leblos. „Arme arme Leandra. Arme, schöne Leandra!“ Wieder und wieder brummt der ungestalte, ja hässliche und doch so gutmütige Mann diese Worte.

Tränen rinnen aus seinen Augen, an seinen Wangen herab und fallen von dort auf den nahezu unbekleideten, von unzähligen Klingen- und Kratzwunden verletzten Körper herab. Noch immer, trotz all des Blutes und der offenen Wunden, sticht ihre atemberaubende Schönheit heraus. Doch die Mächte haben ihre Seele bereits mit sich genommen – alles Leben ist aus ihr gewichen. Ihre dunkle, von ach so vielen Männern begehrte, Haut ist bleich.

Vorbei zieht der Falkenwall, die Brücke über den Lavafluss, Seeberg, der Schlachtenpass. „Liebliche, kleine, arme Leandra! Zu jung zum Sterben. Viel zu jung!“ Die Wälder Brandensteins, zur Heimat sind sie ihr geworden. Nun wirken auch sie fahl, grau, ohne Leben. „Arme, kleine Leandra!“ Das Stadttor rückt näher, fassungslos starren die Wachen auf das, was der Ersonter Gardist Gorem, in voller Rüstung und Uniform, dort hereinträgt. Lassen ihn ungehindert passieren, blicken sich lediglich etwas ratlos gegenseitig an, als er weiterstapft, weiterhin traurig vor sich hinsprechend.

Schon naht das Burgtor, naht die Verkündigung dessen, was unausweichlich schien. Wie ein Schlund tut es sich auf, will sie verschlingen, will alles mit sich reißen, was noch von ihr übrig ist. Doch ehe es dazu kommt…

***

Mit Panik im Blick schlägt Leandra die Augen auf. Es vergehen einige Sekunden, in denen sie die Empfindungen in sich aufnimmt. Der Anblick der gewohnten Zimmerdecke, das leise Knistern des erkaltenden Holzes im Kamin, das Rauschen des Flusses draußen. Leben. Normales Leben. Wieder nur ein Albtraum also. Viele, hässliche Albträume hatten sie in den letzten Wochen geplagt, doch dieser hier war besonders. Weil er so… echt wirkte. Und viel schlimmer: Weil es hier und jetzt, auf der Insel Siebenwind geschah. Nicht in Endophal, dem Schauplatz ihrer sonstigen, wirren, grausamen Träume. Als wollte Arum* sie darüber im Ungewissen lassen, ob dies wirklich nur ein Traum war, oder gar Vorhersehung.


*Macht der Phantasie, der Wirklichkeit, der Gestaltgebung und der Traumwelt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 17.05.10, 18:13 
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„Kafa!“

Entschlossen spricht sie es gen Zimmerdecke. Entschlossen, sich nicht von diesem Traum beeindrucken zu lassen, ebenso wenig wie von jenen zuvor. Dann gleitet sie aus dem Bett, tritt an ihre Waschschüssel heran und reinigt ihren Körper vom Angstschweiß. Der Blick, den ihr der Spiegel zuwirft, als sie hineinblickt, lässt sie sogleich wissen, daß sie sich selbst belügt. Nur ein hirnloser Zombie würde sich von solchen Träumen unbeeindruckt zeigen, falls Zombies überhaupt träumten.

Also blickt sie genauer hin, betrachtet sich und jenen Körper, den die Mächte ihr durch ihre Eltern schenkten. Ein Außenstehender würde es wohl nicht sehen, doch ihr selbst blieb es nicht verborgen: Sie wurde älter. Ihre Jugend lag hinter ihr, nicht nur jene im Herzen und der Seele. 28 Jahresläufe hatte sie bereits erlebt. Viele ahnten es nicht einmal, hielten sie für gerade einmal 20. Doch ihr Blick war so schrecklich erwachsen geworden. So voller Vernunft und Ernsthaftigkeit.

Noch war ihre Haut glatt, bis auf die wenigen Narben, die sie davongetragen hatte. Eine kleinere davon, am Unterbauch, erinnerte sie jeden Tag noch immer an Cacama und Viktor, an den Bolzen, dessen Schaft sie dort vor langer Zeit abgebrochen hatte, an deren Verrat.

Sie war nicht eingebildet, doch sie hatte auch jene Abneigung gegenüber ihrer eigenen Schönheit überwunden. Die Mächte hatten sie so geformt, aus allen Aspekten der Jaleth*, und sie akzeptierte es. Kostete es aus. Verbarg ihre Reize nicht weiter. Ihr Weg führte sie weiter voran und sie würde ihn auch dann noch mit ihrem Körper erhobenen Hauptes beschreiten, wenn die Brüste weniger straff würden, die Haut faltig und die Muskeln eines Tages weichen würden.

„Wieder ein Zeichen für dein Alter! Jetzt grübelst du auch noch über deine Zukunft!“ scheltet sie sich selbst, lacht dann ein wenig darüber. Es war Zeit, an die Arbeit zu gehen. Es gab wieder einmal viel zu tun.


* Elemente, Elementarherren

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 18.05.10, 17:49 
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Marschall Merthes war unlängst angekommen, und mit ihm außer dem Bellumgeweihten Ambareth und dem Feldhauptmann Görtz auch viele neue Aufgaben, die ihr zugewiesen und übertragen wurden. Sie war gar nicht erst dazu gekommen, mit sich zu hadern, ob sie ihr Rücktrittsgesuch dem Marschall gegenüber erneuern sollte, nachdem Leutnant Caoimme es zuvor abgelehnt hatte.

Neue Betriebsamkeit war in der Armee entstanden, neue Möglichkeiten taten sich auf. Möglichkeiten, sich zu beweisen, zu zeigen, was man wert war. Zum Beispiel heute, beim ersten Appell seit seiner Ankunft. Gemeinsam ritten sie auf seinen Befehl hin los, er wollte die Insel kennenlernen. Schlachtenpass – Vänskap, dann der unvermeidliche Weg gen Falkensee.

Ausgerechnet Falkensee. Gerade, wo die Wogen der gegenseitigen Anfeindungen sich wieder ein klein wenig geglättet hatten. Sie selbst hielt sich schon lange nicht mehr an das Verbot, das der Gardewaibel für Mitglieder der Malthuster Armee verhängt hatte. Und sie wurde auch nicht daran gehindert, die Stadt zu betreten, erst recht nicht, seit sie vor einer Weile beim Piratenangriff auf das Dorf Südfall den Ersontern zur Seite gestanden hatte (Zugegeben, ihre Hilfe bei diesem Angriff hatte sich darauf beschränkt, den Kapitän der Piraten, Perlbart, mit allen Mitteln entkommen zu lassen und danach die Brände zu löschen – aber das wussten die Ersonter ja nicht).

Auf Geheiß des Marschalls gingen sie also geradewegs in die Stadt hinein.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 20.05.10, 17:38 
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Es war der Gardewaibel Delarie persönlich, der ihren Besuch als Erster bemerkte. Binnen kürzester Zeit herrschte helle Aufregung. Bürger Falkensees, Verwaltungsangestellte, weitere Gardisten, sie alle kamen zusammen, empört über diesen Affront. Doch sie alle waren machtlos gegen die Rechte des Adels von Landsbaron Merthes, des Marschalls. Leandra war sich sicher, daß er mit diesem Besuch mehr bezwecken wollte, als nur den Tempel zu einem Gebet aufzusuchen. Er wollte ein Zeichen setzen. Und ja, dieses Zeichen würde dem Konflikt der chalada in der Tat neuen Nährstoff geben. Sie war anderer Meinung. Sie sah in diesem Zwist und seiner Aufrechterhaltung keinerlei Sinn. Aber sie war Soldatin – und als solche stand sie hinter den Anweisungen des Marschalls. Komme, was da wolle. Dachte sie.

… bis sie Gorem sah.

Gorem. Sofort war ihr der Traum der vergangenen Nacht wieder präsent. Konnte dies Zufall sein? Wie Nebelschwaden zogen ihr die düsteren Erinnerungen an den Albtraum durchs Bewusstsein, ließen sie nur am Rande mitbekommen, wie sie in den Tempel gingen, wie Liam dort eine Andacht hielt, wie hinter ihnen Waldemar und Johan Gottfried lästerten, wie Waldemar später raus stürmte und lautstark im Tempelgebiet zeterte. Es war ihr nicht egal. Sie bekam es nur nicht wirklich mit. Auch, als sie später gemeinsam zum Turnierplatz zogen, wo Marschall Merthes das vorherige Aufgeplustere von Waldemar in einem Duell klärte, war sie mit ihren Gedanken noch immer woanders.

Dann, etwas später auf der Brücke am Falkenwall, den Blick gen Osten in die Ödnis gerichtet, die Klinge den Kreaturen entgegen wirbelnd, die Welle über Welle auf sie und ihre Kameraden zukam, klärte sich ihr Kopf endlich wieder. Wie dankbar war sie doch manchmal für die reinigenden Kräfte, die Kat* innewohnten. Arum** hatte nur ein Spielchen mit ihr getrieben. Dachte sie.

…bis sie Gorem sah.


* Macht des Zornes, des Kampfes, des Eifers, auch der Zerstörung
** Macht der Phantasie

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 24.05.10, 17:14 
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Der Hüne stapfte in seiner ihm eigenen, behäbigen und doch nicht langsamen Art heran, um auf seine Weise, vor ihrer Reihe, aber noch in Blickweite, mit gewaltigen Schwüngen seines schweren Hammers manchem Goblin das Fürchten (so er dazu noch die Gelegenheit hatte), oder das Sterben zu lehren.

Unheilschwanger ist Leandra zumute. Sie will nur noch fort hier. Fort von diesem Ort. Schon bald darauf lassen die Angriffe auch nach, der Marschall gibt endlich den Befehl zur Heimreise. Erleichtert dreht Leandra dem Wall den Rücken zu, sitzt auf ihr Ross auf und atmet durch. Doch natürlich kommt es anders.

Sie waren noch keine fünfzig Schritte weit geritten, da tönte wieder Kampfgeschrei zu ihnen. Sofort halten die Reiter inne. Der Marschall gibt die Erlaubnis, daß jene, die wollen, zurückkehren dürfen, er selber setzt daraufhin seinen Weg fort. Feldhauptmann Görtz reißt sein Pferd herum, Leandra folgt ihm sogleich. Nicht weil sie es will, sondern weil sie sich dazu verpflichtet fühlt. Verpflichtet von den Mächten des Schicksals und des Weges, den sie zu gehen hat. Im Galopp überwinden sie die Strecke zurück zum Wall. Wütende Rufe kommen ihnen bereits entgegen, daß die Malthuster feige seien, keine Ehre hätten.

Was waren chalada doch manchmal einfach dumm! Nefret*! Verfluchte Scheiße! Woher hätten sie denn wissen sollen, daß ein neuer Angriff bevorsteht, als sie gerade erst gingen? Nun war es an ihr, wütend zu werden über so viel Dummheit und blinden Hass auf eine Institution namens Malthust, die dabei doch aus Individuen bestand. Sicher, einige ihrer Kameraden sprachen genauso voller Hass über die Ersonter. Sie nahm es hin. Sie wühlte sich in Falkensee nie sonderlich wohl, aber sie hatte in all der Zeit gemerkt, daß es dort ebenso viele Menschen gab, mit denen man vernünftig reden konnte, wie in Brandenstein.

Eigentlich zählte sie da auch Gorem hinzu (Sicher, er war nicht gerade der klügste Mann. Aber er war mit seiner gutmütigen, etwas unbeholfen wirkenden Art nicht nur ihr ans Herz gewachsen. Fast schon zum Maskottchen war er geworden).

Eigentlich.
Jetzt gerade nicht.

Jetzt war er ein sturer Hammel, der sie und den Hauptmann nicht einmal ins Tor hineinlassen wollte, weil sie ihn ja angeblich im Stich gelassen hatten. Ein sturer Hammel, der wenig später, als sie dann doch wieder kämpfend Seite an Seite mit ihm stand, nichts besseres zu tun hatte, als auf die Provokationen einzugehen, die Görtz von sich gab. So gesehen war der Feldhauptmann genauso ein Idiot.

Aber es kam noch schlimmer.


* Idiot(en)

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 24.05.10, 18:13 
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„NEIN GOREM! TU DAS NICHT!“

Mitten im Kampf hatte der Riese sich plötzlich auf der Brücke umgedreht und war auf das Tor zugerannt. Auf den Reiter zu, der dort auf seinem Pferd saß und wohl mit dieser Reaktion in diesem Moment tatsächlich nicht gerechnet hatte. Görtz. Fluchend wirbelt auch Leandra herum Als wäre der Tag nicht schon beschissen genug!

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 24.05.10, 18:13 
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Aus Sicht der angreifenden Goblinsklaven der Sammler entwickelte sich die Situation prächtig.

Erst verließ der Riese mit seinem großen Hammer die Reihe, rannte grollend davon. Kurz darauf verschwindet auch die kleine Kriegerin und mit ihr der blinkende Säbel. Für einen Moment vergessen sogar die Goblins, die Situation auszunutzen und starren gebannt gen Tordurchgang.

Dort schwang gerade der Riese in Gelb Schwarz seinen gewaltigen Hammer gen des Reiters in Blau, der die ganze Zeit dort im Hintergrund gewartet hatte. Ehe noch die kleine wütende Kriegerin in Blau dem Reiter zu Hilfe eilen konnte, mischte sich auch noch ein anderer Gelbschwarzer ein, schlug nun seinerseits auf den Reiter ein. Unter lauten Schreien versuchte dann die dunkelhäutige Kriegerin, den zweiten Angreifer vom Reiter wegzureißen, doch zu spät.. der Reiter wurde gerade wieder vom Hammer getroffen und plumpste wie ein Sack Knochenmehl zu Boden. Dann wird auch die Kriegerin mit vielen Schwerthieben niedergemacht.

"Ugili Ugili!"

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 24.05.10, 18:56 
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„Du bist das Wasser Deines Körpers nicht wert!“

Nicht nur, daß Gorem ausgerastet war und Görtz angriff, kafa, damit nicht genug. Auch noch der Gardist Johan Gottfried (Leandra hatte ihn bisher gar nicht bemerkt, daß er auch hier war) griff diesen nun an. Was für ein ehrloser Bastard! Zweikämpfe waren Ehrensache! Noch dazu war Gorem der Angreifer gewesen! Leandra rennt mit voller Wucht seitlich in Johan, will ihn in den Dreck stoßen, wo er hingehört. Will Gorem danach von Görtz wegziehen – irgendwie.

Doch sie scheitert schon im Ansatz.

Hart prallt sie an den Kanten der Schulterplatten von Johan Gottfried ab, der unbeirrt, auch von ihrer ausgerufenen Beleidigung, wie ein Fels in der Brandung steht. Also tut sie das, was sie bisher noch nie in ihrem jungen Leben tat – sie führt ihre Waffe bewusst gegen einen Menschen, in der Absicht, ihn zu verletzen. Kein Vergleich zu damals, als sie den Hurensohn von Magier bewusstlos schlug, der in Brandenstein sein Unwesen trieb. Kafa – diesmal echter Zorn. Kat hat von ihr Besitz ergriffen, als sie den räudigen Hund angreift.

Doch ihr Säbel, effektiv gegen Goblins, Rattenwesen, Schlangen, ja sogar gegen Trolle noch ganz gut verwendbar, wenn man damit umzugehen wusste (und das tat sie), prallt nutzlos an der schweren Panzerung des Mannes ab. Das hindert sie nicht daran, weiter wutentbrannt auf ihn einzuschlagen, doch als schließlich Görtz von seinem Ross fällt wendet sich der Gardist schlicht zu ihr um. Schmerzen durchzucken sie. Starke Schmerzen. Hart sind seine Schläge – dünn ist ihre Rüstung. Sie hatte sich nie mit diesem Eisenkram anfreunden können.

Beim dritten Treffer, den er landen kann, wird ihr kurz schwarz vor Augen. Das Blut drückt bereits aus den Wunden auf ihrem Oberkörper, die sein Schwert riss. Dies war keine bloße Auseinandersetzung mehr. Dies hier war der nackte Kampf ums Überleben. Krieg. Agal… doch nicht ihr Krieg. Vielleicht der Krieg der Goblins, die sie kurz aus den Augenwinkeln dort drüben an der Brücke stehen sieht, als würden sie sie auslachen. Vielleicht auch der Krieg der dämlichen chalada, die sich lieber gegenseitig angriffen, als gemeinsam den Feind. Sei es drum! Kameradschaft wog schwerer als Herkunft oder Intelligenz. Nun war es auch ihr Krieg. Und einen Krieg musste man gewinnen, wollte man ihn überleben.

Noch einmal hebt sie wütend ihre Klinge, zielt nun auf den Hals, wie sie es so oft schon bei anderen Gegnern zum Zwecke der Enthauptung praktizierte. In ihrer schnellen Drehbewegung, die sein Tod hätte sein sollen, wird sie jäh von einem weiteren Hieb seines Schwertes unterbrochen, der erneut brennenden Schmerz im Unterleib verursacht. Keuchend hält sie inne, kraftlos fällt ihr der Säbel aus der Hand. Schon im Nebel der beginnenden Bewusstlosigkeit sieht sie Gorem. Gorems schreckgeweitete Augen, als er erkennt, wen Johan Gottfried da gerade niederstreckt.

In diesem Moment trifft sie unbarmherzig der nächste Schwerthieb.

Dunkelheit umfängt sie.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 24.05.10, 19:42 
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Der Mann, der sich über sie beugt, als sie wieder zu sich kommt, ist nicht Gun.

Nein, diese Freude blieb ihr noch immer verwehrt. Gegen die Endgültigkeit des Todes war sie machtlos. Wehrlos. Sie glaubte nicht einmal daran, daß es ihr bestimmt war, ihn nach ihrem Tode noch einmal spüren, fühlen zu können.

Kafa – doch das Gesicht des Mannes zeugte von Sorge. Nun spürt sie auch wieder den Schmerz. Mit dem Schmerz kommt die Erinnerung. Gorem… Görtz.. Gottfried. Wut! Bandage über Bandage wickelt der Mann um ihren Leib, fast ebenso schnell färben sie sich rot. Sie ist zu schwach, sich zu wehren. Sie will sich auch gar nicht wehren. Eigentlich will sie diesen Mann küssen, der ihr da gerade das Leben rettet. Diesen Mann, der Gun doch gar nicht so unähnlich zu sein scheint. Ähnlich redegewandt ist er, sein Blick auch mit diesem Anflug von Spott – und Intelligenz. Doch selbst zum Küssen ist sie zu schwach.

Stattdessen sieht sie umher, erkennt sofort, daß es einen zweiten Grund gibt, warum sie ihren Retter jetzt besser nicht küssen sollte. Nur zwei Betten weiter liegt Görtz. Jener stiert wütend gen Decke, wahlweise auch zu ihr herüber. Hilfe lehnt er ab. Etwas anderes hatte sie auch gar nicht erwartet. Stattdessen fängt er schon wieder an, sich zu streiten. Diesmal mit dem Mann, dessen Hände sie gerade an ihrem Bauch spürt, eine neue Bandage auf die Wunde dort drückend.

Gerade erst hatte sie ihr Leben fast dafür geopfert, dem Feldhauptmann aus Kameradschaft, aus Pflichtbewusstsein, zur Hilfe zu eilen, und Görtz hatte nichts Besseres zu tun, als schon wieder Beleidigungen um sich zu werfen. Manche Männer lernten wirklich nie.

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