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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 24.05.10, 20:23 
Edelbürger
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Plötzlich steht Ragnarr in der Tür. Er sieht die beiden Verwundeten an, hat scheinbar schon gehört, was vorfiel. Schon nach Kurzem geht er wieder hinaus. Wieder Kampflärm von dort. Eigentlich die ganze Zeit, wie Leandra nun auffällt. Die Sammler hatten wohl endlich begriffen, daß die Gelegenheit selten günstiger war. Doch diesmal wieder Metall auf Metall. Wieder sinnloses Blut in einem sinnlosen Krieg. Unnötig, daß der Nortrave kurz darauf noch einmal hereinkommt, um zu berichten, daß die Tat gerächt sei.

Unnötig (und ebenso unvermeidlich) auch, daß kurz darauf der Hauptmann von seinem Lager aufsteht und nach draußen geht. Der Blick, den er dabei aufsetzt, gefällt Leandra nicht. Ganz und gar nicht. Da ihr Helfer ebenso gerade außen ist, kann er sie nicht daran hindern, ebenfalls aufzustehen.

Was sie dann, ein Stück vom Tor entfernt, mit ansieht, hält sie zunächst für nicht möglich. Gorem, übel zugerichtet, auf dem Rückweg gen Stadt, wurde von Görtz gestellt. Gerichtet. Irgendwie hatte der Feldhauptmann sich wieder auf sein Pferd gezogen. Möglicherweise hatte ihm der Nortrave Ragnarr, der nun neben ihm auf seinem Pferd saß, dabei geholfen. Unwichtig. Viel wichtiger, daß Görtz gerade dabei war, seine Waffe gen Gorem zu schwingen. Gegen den _unbewaffneten_ Gorem. Hatte dieser Mann denn keinen Funken Ehre?

„Was tut ihr denn da, Hauptmann?“ vermag sie noch zu rufen, unter Schmerzen im Brustkorb. Sie weiß, daß es Ärger geben wird. Görtz ist nicht der Mann, der gerne kritisiert wird. Aber was sie hier eben sieht, gleicht einer Hinrichtung eines Wehrlosen. Durch einen Mann, der noch vor weniger als einem Zyklus im Tempel des Bellum demütig betete.

Er schnaubt wütend aus, sieht zu ihr und spricht nun ebenso verächtlich, daß sie doch zu ihren Ersonter Freunden gehen solle, die ihr so wichtig wären.

Worte, wie Schläge ins Gesicht. Worte, die ihr die Kraft nehmen. Sie hatte für all das eingestanden, was sie geschworen hatte. Treue zu ihrem Eid. Kameradschaft. Hatte beinahe ihr Leben dafür gegeben. Dank hatte sie dafür nicht erwartet, aber Verachtung? Kafa. Das war zu viel.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 24.05.10, 20:55 
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Sie kommt wieder zu sich. Nur kurz war sie weggesackt. Leise spricht sie zu sich: „Jetzt ist keine Zeit für Schwäche!“ und rappelt sich aus dem Staub auf.

Ersont hin oder her. Dort am Boden lag unweit von ihr Gorem, und er blutete aus tiefen Wunden. Was hielten die Mächte ihr heute nur für seltsame Wege bereit? Sie würde diesen Mann nicht verbluten lassen. Nicht, weil es offenen Krieg zwischen Ersont und Malthust bedeuten würde, wenn er starb, sondern weil…. weil Ra* es so wollte. Zudem war der Riese nicht im Zweikampf gefallen, sondern unehrenhaft niedergemetzelt worden.

Während sie Gorem mit allem, was sie noch an Verbänden hat, zusammenzuflicken versucht, färben sich auch ihre eigenen bandagierten Wunden wieder tiefrot. Es ist ihr egal in diesem Moment. Sie merkt natürlich, daß auch sie selbst wieder schwächer wird, doch ihre Aufgabe war wichtiger. Keine Zeit für Schwäche.

Da war er wieder, ihr Helfer. Jetzt erinnerte sie sich auch wieder an seinen Namen. William. William Serav. Erst zwei Tage zuvor hatte sie ihn kennengelernt, als er allein aus dem Ödland kam, während sie, wie heute, dort ihre Klinge zum Einsatz brachte. Auch er packte nun mit an, half ihr, Gorems Leben zu erhalten. Mit einer Unmenge von Stoff und Heiltränken konnten sie ihn endlich stabilisieren. Ihr Wissen über die einfachen Heilkünste, das sie sich lernbegierig in den letzten Mondläufen angeeignet hatte, war ihr endlich einmal hilfreich.

Wenn diese ganze Sache für irgendetwas gut war, dann dafür, ihre eigenen Grenzen kennenzulernen. Agal… die waren ihr gezeigt worden. In vielerlei Hinsicht. Jetzt gerade, zum Beispiel, schon wieder. Man kann nicht mit aller Kraft anderen das Leben retten, wenn man selbst so schwer verwundet ist. Denn dann bleibt einem keine Kraft mehr für sich selbst.

*Lächerlich!* ist ihr nächster, kurzer Gedanke, da sackt sie wieder weg. Hatte sie wirklich vor ihrem inneren Auge das Bild gesehen, daß eben dies geschehen würde, und daß William sie, während sie zu Boden ging, auffangen würde? Als sie wieder erwacht, lässt sich nicht ausmachen, ob es so kam. Und fragen würde sie gewiss nicht danach.

Doch klar ist, daß sie den Weg nach Brandenstein heute nicht mehr würde bewältigen können. Ohnehin taten sich da einige Probleme auf. Ohja.. Ra** würde etwas steiniger werden in näherer Zukunft. Also auch schon egal, daß sie nun nach Falkensee hineinging. Im Hospiz dort verliert sie dann für heute das vierte und letzte Mal das Bewusstsein.


* Schicksal, Vorsehung
** zukünftiger Weg

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 4.07.10, 18:23 
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Sie musste den nächsten Tag wirklich nicht nach den Problemen suchen. Fürwahr nicht, denn jene warteten nur darauf, daß sie wieder in die Burg nach Brandenstein kam. Viele von ihnen hatten mit Görtz zu tun. Das ehrlose Verhalten dieses Mannes hatte sie bis in ihre fiebrigen Träume verfolgt, in denen sie letzte Nacht im Hospiz zu Falkensee gelegen hatte. „Ersonter Hure“ nannte er sie, als sie, noch immer verwundet und angeschlagen, auf den Burghof kam.

Wut kroch schon wieder in ihr hoch. Unvermeidlich, gierig. Genug war genug. Dieser Bastard wagte es, sie beleidigen zu wollen? Sie kam sich beschmutzt vor. Nicht ob seiner Worte, kafa. Die perlten an ihr ab. Worte eines ehrlosen Bastards schmerzten sie nicht. Aber beschmutzt ob der Tatsache, daß sie für ihn gekämpft hatte. Daß sie aus Gründen der Kameradschaft ihr Leben für diesen Dreckskerl riskiert hatte.

Sie lässt ihn stehen wo er ist, und wendet sich gen Zimmers des Marschalls. Es gab Dinge, die ließen sich nicht vermeiden. Denunzieren war ihr zuwider. Aber es gab Grenzen. Grenzen dessen, was sein durfte. Erin hatte sie oft überschritten, aber Erin war ihr mittlerweile egal. Dieser Mann, der nun das überwachte, was Erin tat, er war kein Deut besser. Ganz im Gegenteil.

Ruhig hört sich der Marschall an, was sie über Görtz zu berichten hat. Er holt den Hauptmann dazu und lässt auch ihn berichten. Kein Urteil, keine Zurechtweisung. Stattdessen ein Duell, sie gegen Görtz, um die Sache zu bereinigen. Aus der Welt zu schaffen.

Lächerlich!

Görtz gewann. Natürlich gewann Görtz. Selbst wenn sie auch nur ansatzweise bei Kräften gewesen wäre, hätte sie es verdammt schwer gegen ihn gehabt. Ihre Wendigkeit konnte sie nicht gegen ihn ausspielen, da bei jeder schnellen eigenen Bewegung die Wunden dermaßen an ihr rissen, daß sie die Drohung der Schmerzen ernst nahm. Sie wollte nicht, daß sie schon wieder aufgingen. Dieser Bastard Görtz in seiner ach so großen Ehre würde sie vermutlich blutend im Staub des Burghofs verrecken lassen.

Also beließ sie es bei halbherzigen Versuchen, seinen Fausthieben auszuweichen. Einige konnte sie sogar blocken, ja sogar, mit Genugtuung, zwei- oder dreimal ihre eigene Faust in seine Fresse platzieren. Das reichte natürlich nicht, um ihn ins Wanken zu bringen, aber es tat dennoch gut.

Gar zu schnell lag sie benommen am Boden. Der Marschall nickte zufrieden. Für ihn war die Sache damit vom Tisch und er würde wieder zur Tagesordnung übergehen. Sie hatte diesen Mann respektiert. Hatte ihn als Lehnsherren geachtet. Bis jetzt.

Und Görtz? Der hatte selbstredend wieder einen leise gesprochenen, verächtlichen Spruch für sie übrig. Strafte das soeben gewonnene Duell Lügen und versprach, daß das nicht das Ende wäre.

Warum hätte es auch anders sein sollen?

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 4.07.10, 19:01 
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*Fort von hier. Hier hast du nichts mehr verloren! Hier gibt es für dich nichts mehr zu erledigen! Was hält dich noch? Anstand? Pflichtgefühl? Kameradschaft? Zu wem? Marschall? Görtz? Erin? Pah!*

Sie geht den ihr befohlenen Wachrundgang durch die Stadt. Nach dem verlorenen Duell fortgeschickt wie ein unartiges Gör. Unaufhaltsam drehen sich die Gedanken in ihrem Kopf.

*Kafa, nicht für sie. Sie sind keine Kameraden. Sie sind ein Geschwür. Ein übles zwar, aber nicht unüberwindbar! Sie sind nur der Stein, der dir im Weg liegt!
Im Weg wohin?
An dein Ziel!
Welches Ziel?*


Ihre Gedanken werden jäh unterbrochen. Da steht schon wieder Görtz. Konnte er sie nicht einmal jetzt in Ruhe lassen? Was käme als nächstes? Würde er ihr nun befehlen, seine Stiefel abzulecken?

„Auf ein Wort, Unteroffizier?“

Natürlich. Warum nicht. Viel schlimmer konnte es ja nicht kommen. Also folgt sie ihm zum Hafen. Dort beginnt er zu erzählen. Sie hört ihm einfach zu. Trotzig zunächst, abweisend. Später, sich selbst überwindend, legt sie ihren Trotz ab. Wieder einmal hatte es jemand geschafft, sie zu überraschen.

Er erzählt ihr aus seiner Vergangenheit. Vom Krieg. Vom Krieg Mann gegen Mann, Mensch gegen Mensch. Von den Auswirkungen, die das auf jemanden hat, der es überlebt. Sie weiß nicht, wie lange sie dort stehen und auf das Meer blicken. Sie weiß nicht, warum er ihr das alles erzählt. Nicht, um sich zu rechtfertigen, kafa. Dazu war er zu stolz. Aber sie hatte doch das Gefühl, daß er um ihr Verständnis warb.

Vielleicht wollte er auch einfach nur einmal reden. Hatte er doch einen weichen Kern und brauchte jemanden, der einfach nur zuhört? Schließlich war er auch nur ein Igrah*.

Sie wurde ihrer Rolle gerecht und hörte zu.

Was sie hörte, weckte tatsächlich etwas Verständnis. Nicht genug, um all das zu verzeihen, was geschehen war. Aber immerhin so viel, daß sie weiterhin unter ihm würde dienen können, ohne ihn auf Schritt und Tritt zu verachten.

Doch: Wollte sie überhaupt weiterhin in der Armee dienen?


* Mann – hier nicht abwertend, sondern mit dem tiefverwurzelten Verständnis der Rollenteilung in Endophal begründet, wo die Frauen die meisten der Führungspositionen besetzen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 4.07.10, 19:45 
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Sehr erfolgreich umschiffte sie die darauffolgenden Wochenläufe die Antworten, die sie sich eigentlich geben müsste. Arbeitete ihre Pflichten ab. Handelte instinktiv, ohne darüber nachzudenken. Nachdenken war Gift. Gift für den Alltag. Denn es könnte dazu führen, daß sich Erkenntnisse einstellen, die einem das gewohnte Leben umkrempelten.

Und doch gab es sie natürlich, wie fehlgeleitete Pfeile, diese Fragen, die ihr in kurzen Momenten der Ruhe in den Kopf drangen.

*Was ist mein Ziel?
Will ich wirklich in der Armee bleiben?
Was erwartet mich dort?
Bin ich stark genug, zu führen?*


Führen.. agal. Ein Gedanke, der in ihr etwas weckte. Sie sehnte sich nicht nach Macht. Sie sehnte sich nicht danach, über andere bestimmen zu können. Aber mit Führung war etwas anderes verbunden: Freiheit.

Eigene Entscheidungen treffen zu dürfen.
Nicht weiter Marionette sein von chalada, die nur ihren eigenen Nutzen aus allem ziehen wollten.

Aber es gab da noch einen ganz anderen Gedanken, den sie mit mäßigem Erfolg immer wieder zu verdrängen suchte:

William Serav

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 4.07.10, 20:33 
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Seit sie ihm das erste Mal begegnet war, wollte er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Zusätzlich begegnete sie ihm auch noch fast täglich. Zufall? Vorsehung? Lenkte sie gar selber ihre Schritte an Orte, an denen sie ihm begegnen würde? Tat er es?

Wann immer sie in seiner Nähe war, verspürte sie dieses tief in ihr liegende Verlangen. Sie wollte diesen Mann! Sie wollte ihre Haut an seiner spüren, wollte ihn packen und an sich ziehen. Sie wollte erst ihm und dann sich selbst die Kleider vom Leib reißen und ihn dort spüren, wo es ihr Genugtuung bereiten würde, ihr Feuer entfachen und dann, für einen kleinen Moment, wieder löschen würde.

Ihre Gespräche, wenn er in den Laden kam, hinterließen stets dieses Gefühl des knisternden Feuers, das leise knackt und Funken sprüht, wenn man einen neuen trockenen Zweig hineinlegt. Er war eloquent, vermochte es, auf ihre Worte, ihre Scherze einzugehen. Unmöglich, daß er nicht auch spürte, was in ihr geschah und warum es geschah.

Wäre es nur das Verlangen gewesen, sie hätte nicht lange gezögert. Hätte ihn schon längst an sich gezogen, um sich das zu holen, was sie brauchte. Aber.. da war mehr. Sie wollte mehr als nur seinen Körper. War bereits seit jenem Moment am Wall, in dem er ihr Leben rettete und in dem sie trotz ihrer misslichen Lage bereits dieses gewisse Etwas verspürt hatte, sicher: Sie wollte diesen Mann lieben.

Sie wollte es so sehr.

Aber.. wann immer sich in ihren Tagträumen ihre Lippen an seine schmiegten, seine Hände um ihre Hüften legten – war da plötzlich nicht mehr Will, sondern Gun.

Als sie sich von ihm zu diesem Übungskampf überreden ließ (lange musste er nicht danach fragen) – sie hätte ihn schlagen können. Mit dem Säbel kämpften sie und darin war sie nun wahrlich erfahren. Aber mitten im Kampfe traf sie die Erinnerung an die früheren Übungskämpfe in Endophal, mit Gun und seinen Freunden. Traf sie hart und schmerzhaft, schmerzhafter als der Schlag, mit dem Will sie daraufhin zu Boden warf.

Nachts, wenn sie wieder schlaflos auf ihrem Bett lag und zur Decke starrte, wenn die Leere wieder von ihr Besitz ergriff und jede Pore ihrer Haut erfüllte, wenn die Wände wieder auf sie zu rasten, sie erdrücken wollten, wenn die kalte Stimme des Magiers wieder erklang, wusste sie es jedes Mal aufs Neue:


*Ich werde nie wieder lieben können!*

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 4.07.10, 21:58 
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Die Ansiedlung dieses marodierenden Goblinstammes im Lehensteil am Lilienwall und die damit verbundenen Aufgaben in der Armee waren ihr tatsächlich eine willkommene Gelegenheit, ihre Gedanken zu verdrängen.

Endlich wieder einmal mit den Kameraden ausziehen, um einen gemeinsamen Feind in seine Schranken zu weisen! Es gab ihr das wichtige Gefühl, daß es seinen Grund hatte, daß sie in die Armee gegangen war. Agal – es gab Kameradschaft. Und die Truppe funktionierte gut. Zumindest so lange, wie Erin sich mit ihren Einmischungen heraus hielt. Wie jetzt gerade einmal wieder, als sie einen unerfahrenen Rekruten nicht zurückpfiff, der meinte, er müsste Befehle rufen. Sei es drum. Die anderen wussten auch so, was zu tun war.

Sie waren ausgezogen, um die Goblins, die plündernd auf Brandenstein zukamen, zurechtzuweisen, notfalls niederzumachen. Verhandlungen schienen heute (endlich einmal) sinnlos. Stattdessen war es an der Zeit, effektiv zu sein. Und das konnte die Malthuster Armee noch immer am besten. Gerade rechtzeitig erreichten sie ein Scharmützel zwischen den Goblins und einigen Waldelfen. Die Goblins wurden niedergemacht, ebenso die nächsten Gruppen, die ihnen folgten. Es waren so viele! Woher kamen diese Horden?

Gemeinsam kämpften sie sich voran. Effektiv, todbringend. Nicht einmal die außergewöhnlich gut organisierten Goblinschützen in der Schlucht auf dem Weg zur Brücke am Schlund konnten sie stoppen. Doch dann stürzten plötzlich große Felsbrocken herab in die enge Schlucht. Leandra konnte gerade noch zurückspringen und damit verhindern, davon erschlagen zu werden, doch die Brocken blieben so ungünstig liegen, daß ihr Bein etwas eingeklemmt wurde.

Unbarmherzig sprangen sogleich die Schützen der Goblins wieder hervor und feuerten Salve um Salve auf sie. Noch hielt sie ihren Schild vor sich, doch nicht alle Geschosse vermochte sie abzuwehren. Ihre Kameraden räumten Steine hinfort, stürmten auf die Gegner zu, da endlich konnte sie sich mit Hilfe von Emanuel befreien. Blutend zog sie sich zurück, hinter die Schildreihe der anderen. Kraft- und kurz auch bewusstlos blieb sie dort liegen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 4.07.10, 22:18 
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Als sie erwachte, fand sie sich wieder etwas weiter zurück in der Schlucht wieder. Sie wurde von einem Fremden hinfort geschliffen. Was war hier los? Der Kerl sah nicht gerade vertrauenserweckend aus und sein Lachen löste kurz in ihr ein Trauma aus. „Rähähähähähä!“ erklang es dreckig feixend von diesem Kerl, der sie ziemlich ruppig und ungeachtet ihrer noch immer stark blutenden Wunden davon zog.

Wo waren ihre Kameraden? Hatten sie sie freiwillig diesem Kerl überlassen? Sie hörte fern in der Schlucht Kampflärm – doch sie fühlte sich eigentlich (noch) nicht genötigt, um Hilfe zu rufen. Gerade bemerkte der Kerl, daß sie zu sich kam. Was dann folgte, würde sie ihm nie vergessen. Mit voller Wucht trat der Scheißkerl ihr mit seinen schweren Stiefeln gegen die Schläfen und schickte sie damit wieder ins Zwielicht.

Beim nächsten Erwachen war sie klüger und hielt die Augen geschlossen. Sie musste auch gar nicht sehen, um zu wissen, was geschah. Beißend war der Gestank nach Alkohol und Schweiß, der von dem Widerling ausging. Er war dicht vor ihr und grabschte an ihr herum, auf der Suche nach Wertgegenständen, wie es schien. Hätte er es auf sie, auf ihren Körper abgesehen gehabt – sie hätte es ihm sogar noch nachsehen können. Aber wegen schnödem Geld? Er schliff sie schwerverletzt und blutend fort, trat ihr gegen den Schädel, nur um an ein paar Münzen zu gelangen? Abschaum.

Was er tat, gab ihr ihre Kraft zurück, so groß war ihre Verachtung. Er scherte sich einen Dreck um sie. Sein jämmerliches Denken schien sich einzig auf sein Ziel – ihre Dukaten – zu fixieren. Dummer Abschaum also noch dazu. Sie war stark geschwächt, aber für diesen Lhosa'tha Ranem atash*würde es nicht viel brauchen. Zielsicher fischt sie mit weiterhin geschlossenen Augen eines der vielen kleinen Messerchen, die sie bei sich hat. Erst als sie die willkommene Kälte des Metalls am Handgelenk spürt und die Hand sich unauffällig um den Griff des Messers schließt, öffnet sie mit berechnender Kälte die Augen.

Binnen eines Wimpernschlags befindet sich die Klinge mit leichtem Druck am Hals des Scheißkerls. Er stockte und verfiel sogleich ins Stammeln und Jammern. Abschaum. In diesem Moment kam auch einer der Waldelfen aus der Schlucht und fixierte den Kerl mit einem Pfeil auf der Sehne. Eigentlich schon unnötig, aber Leandra ist ihm dennoch dankbar.

„Du hast das Gesicht deiner Mutter vergessen!“ - raunt sie dem Dreckskerl noch hinterher, als er sich mit den wenigen Dukaten, die sie bei sich trug, aus dem Staub macht - „Aber ich werde deines nicht vergessen!“.


* Volltrottel oder wörtlich: „Dir hat ja wohl die Sonne das Hirn verbrannt“

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 11.07.10, 00:45 
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Sie steht vor dem Marschall und lauscht seinen Worten. Seinen Vorwürfen. Kafa, nicht den seinen. Erins Vorwürfen. Diese Schlange hatte in den letzten Zuckungen noch einmal zugebissen. Mit Mühe unterdrückt sie ein Lächeln. Wer weiß, wie dieser chalada es aufnehmen würde, wenn sie zu seinen Worten lächeln würde. Sie hätte sie angeblich bedroht. Sicher doch. Arme Erin. Sie selbst sprach ja nie Drohungen aus.

Noch vor einigen Wochen wäre die Wut wieder in ihr hochgekocht. Diesmal nicht. Erin war ihr egal. Sollte sie weiterleben oder verrecken. Inshallah*.

Aber es ging hier um mehr als das. Es ging auch um den Brief. Peters Brief. Jener _hatte_ es vermocht, sie wütend zu machen. Was hatte er sich auch erdreistet? Sicher, er war von Erin als Ausbilder zur Truppe geholt worden, reich an Erfahrung, ohne Zweifel. Aber nun, kaum daß der Leutnant beurlaubt wurde, diesen Brief zu schicken und den Wunsch zu äußern, entgegen aller Rangfolge selbst an die Spitze zu wollen.. dreist. Dreist und ihren eigenen Fähigkeiten gegenüber nicht gerade wertschätzend. Was waren sie doch für eine tolle Truppe. Selbst die Geier, die über Osh** kreisten, waren liebevoller.

Sie machte sich Vorwürfe. Große Vorwürfe. Nicht wegen der Schläge, die sie dem Lhosa'tha Ranem atash, diesem miesen Dreckskerl und Hor hek Baksh’ilah*** am vorigen Abend zuteil hatte werden lassen. Die hatte er mehr als verdient. Wenn es danach gegangen wäre, hätte sie durchaus noch ein paarmal nachtreten können. Kafa. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie gelogen hatte. Daß sie im Rausch ihrer Wut über diesen Kerl, der sie misshandelt und ausgeraubt hatte, gegenüber Erin nicht gleich gesagt hatte, daß sie ihm eine übergebraten hatte. Daß Erin sie daraufhin als letzte Amtshandlung, ehe sie endlich beurlaubt wurde, noch anschwärzen würde, war wesentlich weniger schlimm als ihr schlechtes Gewissen.

Das brachte sie nun auch gegenüber dem Marschall zum Ausdruck. Er nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. Scheinbar war auch diese Sache für ihn damit gegessen. Wenn es doch nur immer so einfach wäre. Ein Endophali, der seinen Ra aufrecht zu gehen vermag, hat es nicht nötig, die Wahrheit zu biegen. Ihre Ehre hatte Schaden genommen. War dies der erste Schritt, der notwendig war, um Erins dreckige Arbeit als Leutnant fortzuführen?



* in etwa: „was auch immer die Mächte wollen“, oder kurz: egal.
** Wüste
*** Hurensohn

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 11.07.10, 01:10 
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Kafa! Sie war keine räudige chalada, die den Pfad der Ehre verließ, um ihr Handeln effektiver zu gestalten. Sie würde aufrecht ihren Ra* beschreiten. Sollte sie dabei an Grenzen stoßen, würde sie sie respektieren.

Grenzen waren jedoch derzeit eher nicht zu sehen. Etwas, das ihr durchaus auch etwas Angst bereitete. Sie war erst vor kurzem zum Feldwebel befördert worden und damit nun der ranghöchste Offizier der Truppe des Lehens auf Siebenwind. Erin war fort. Dieser Tatsache trauerte sie nun wirklich keine Sekunde hinterher, aber es tat sich doch ein kleines Loch auf, das mit Verantwortung und Taten gefüllt werden wollte. Ihrer Verantwortung. Ihren Taten.

Sie begann mit dem, was viel zu lange in diesem Sauhaufen vernachlässigt worden war. Gespräche mit den Kameraden. Mit den Offizieren genauso wie den Soldaten. Peter hatte diesen dämlichen Brief geschrieben, aber im Gespräch mit ihm erkannte sie, daß er ein guter Mann war. Ein fähiger Mann. Und daß er ihre Führung respektierte. Das gab ihr Mut und Kraft. Auch das Gespräch mit Emanuel war überfällig. Er trug ihr doch tatsächlich immer noch nach, daß sie ihn mit „achhaltsmaul“ angefahren hatte. Damals, im Streit mit Erin. Er war mit jener befreundet. Noch immer. Sie würde vorsichtig sein müssen. Aber auch er schien sie nun zu akzeptieren.

Erst als viele Worte gewechselt worden waren, mit nahezu jedem Mann und jeder Frau der Armee, zog sie sich kurz zurück. Was sie selbst noch nicht so wirklich wahr haben wollte, schien bereits Realität zu sein. Sie war an die Spitze aufgerückt. Ihre eigenen Zweifel blieben. Wollte sie diese Position überhaupt innehaben?

Das lange Gespräch, das sie diesen Abend mit Brand führte, gab ihr neuen Mut. Erstaunlich, wie sich ihre Meinung über diesen Mann gewandelt hatte. Anfänglich noch war er für sie ein Weichling gewesen. Dann hatte sie ihn verachtet für seinen Umgang mit Taitlas Tod. Und nun war er für sie eine Respektsperson. Jemand, dem sie vertraute. Den sie achtete. Nicht nur wegen seiner Weihe zum Erzgeweihten, der sie gestern beiwohnte, als sie von der Verhaftung dieses Dreckskerls erfuhr. Kafa – sie hatte einfach erkannt, daß in ihm mehr steckte, als seine Fassade nach außen zeigte. Er war in der Lage, Hintergründe zu analysieren und Menschen zu lenken. Wenngleich seine Methoden dabei etwas ungewöhnlich waren.

Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie würde diesen Ra weiter beschreiten, würde sich nicht an der Kreuzung, an der sie stand, heimlich für den leichten, zweiten Weg entscheiden, der sich anbot. Zurückziehen, anderen das Feld überlassen. In Freiheit leben. Verlockend zwar, aber sie wäre sich dabei schäbig vorgekommen, ihre Talente und Fähigkeiten ungenutzt zu lassen. Das einzige, was ihr noch immer Sorge bereitete, waren die Neuigkeiten, die vom Festland an ihr Ohr drangen. Aufstände in vielen Teilen des Landes, auch in Endophal, gegen den König. Wie würde sie sich entscheiden,
sollten diese Aufstände bis nach Siebenwind schwappen?



* Weg, Vorherbestimmung, Schicksal

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 13.07.10, 21:48 
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Eigentlich musste sie sich diese Frage nicht stellen. Sie hatte einen Eid auf den König geschworen. Sie hatte damit ihr Wort gegeben. Ob das nun richtig war, oder nicht: Es zu brechen, hätte bedeutet, ihre Ehre zu verlieren. Und was außer ihrer Ehre war ihr geblieben?

Das Gefühl, das in ihr aufstieg, als sie am nächsten Tag eilends zur Burg gerufen wurde, war nicht weiter zweifelnd. Kafa – Verantwortungsbewusstsein beherrschte ihr Denken.

Einige Dwarschim hatten sich eingefunden und klagten lautstark, daß die Goblinhorden gerade Kesselklamm angriffen. Jene Goblins, denen Erin noch vor kurzem das Recht zugesprochen hatte, am Lilenwall verbleiben zu dürfen, so sie keinen Mensch, Elf oder Dwarschim angreifen würden. Jene Goblins, die daraufhin erwidert hatten, daß sie keinen Menschen oder Elfen im Lehensteil Lilienwall angreifen würden. Jene Goblins, denen Leandra so weit traute, wie sie Burgen werfen konnte. Sie hatten sich ausnahmsweise bisher an ihr Wort gehalten. Die immer wiederkehrenden blutigen Überfälle fanden ausnahmslos auf dem Land der Dwarschim statt. Im Land ihrer Bündnispartner.

Es war an der Zeit, endlich zu handeln.

Ihre erste Erfahrung als Befehlsgeberin war es, daß man selbst als solches Gehorsam zu leisten hatte. Diesmal gegenüber Liam Ambareth, dem Geweihten des Schwertherren Bellum.

Seit jener im Tross des Lehensherren Marschall Merthes angereist war, hatte sie sich eigentlich ganz gut mit ihm arrangiert. Sie war ihm sogar als persönliche Assistentin zur Seite gestellt worden. Mit seinen Methoden war sie meistens einverstanden, obwohl sie sich mit seiner Fixierung auf nur eine Macht bis heute nicht identifizieren konnte. Sicherlich deckten sich manche Aspekte Bellums auch mit den vielen Mächten, die ihr eigenes Handeln lenkten, doch auch Liam vermochte es nicht, ihr den ach so eingeschränkten Glauben an die Vierekirche näher zu bringen.

Solange sie ihm unterstellt war, hatte sie seine Diplomatie geschätzt. Seine Vernunft. Nun, als es an der Zeit war, zu handeln, erwies er sich als zögerlich.

Agal – Erin hatte mit den Goblins einen Nichtangriffspakt vereinbart. Hatte ihnen gar Bleiberecht zugesichert. Aber dieses Geschmeiß griff die Dwarschim an! Ihre Bündnispartner! Der Dreivölkerbund zwischen den Nortraven, den Dwarschim und dem Lehen Malthust war in dieser Art einzigartig und wertvoll. Davon abgesehen hatte Leandra Erins Abneigung gegenüber den Zwergen nie geteilt. Sie war gerne bereit, dem Häuptling persönlich klar zu machen, daß Erins Worte nicht weiter gelten würden, da jene nichts mehr zu sagen hatte.

Doch Liam übernahm die Führung. Zögerlich. Vorsichtig. Tatenlos. Sie wusste – würde sie gegen dessen Willen handeln, wäre sie ihre gerade frisch gewonnene Führungsposition wieder los. Wer widersprach schon dem persönlichen Vertrauten des Marschalls?

Das Feuer in ihr wuchs. Und mit ihm die Wut.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 13.07.10, 22:21 
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Sie standen herum. Schon wieder. Zur Tatenlosigkeit verdammt. Zur Tatenlosigkeit befohlen, von Liam.

Es stand wirklich übel um Kesselklamm. Goblins und Trolle stürmten in immer neuen Wellen auf die Wehranlagen zu. Gemeinsam hatten sie den Belagerungsring durchschlagen, hatten die Horden zurückgedrängt und sich, kurz durchatmend, in Kesselklamm mit den verteidigenden Dwarschim zusammen gefunden.

Sie wusste: Auf ihre Truppe, ihre Kameraden, konnte sie sich verlassen. Viele hatten sie auf die Schnelle nicht auftreiben oder entbehren können, aber diejenigen, die dabei waren, reichten, um Schlimmeres als diese paar Goblins niederzukämpfen.

Emanuel, Peter, Cizra. Jeder von ihnen war ihr selbst an Erfahrung und Kampfstärke überlegen, das gestand sie sich neidlos ein. Und doch würden sie ihr folgen, wenn sie denn den Befehl geben würde. Wenn sie es denn könnte.

Doch Liam hatte entschieden, daß sie bei Kesselklamm zurückbleiben sollten, als er selbst mit den Zwergen und den Nortraven voran ging, die Goblins über den Bergpfad zurück trieb. Ohja, er hatte sicherlich Gründe dafür. Hoffentlich gute. Das Schwierigste war, gegenüber ihren Kameraden Ruhe zu bewahren und mit Vernunft zu erklären, daß es nicht klug wäre, Liams Befehl zuwider zu handeln, auch wenn er offiziell keine Befehlsgewalt hatte. Ruhe zu bewahren, obwohl At und Kat in ihr tobten. Sie _wollte_ diese verdammte Brut niedermetzeln. Jeden einzelnen. Und sie spürte, daß es den anderen genauso ging.

Stattdessen halfen Emanuel und Peter bei der Reparatur des Tores, das einer der Trolle schwer beschädigt hatte. Aus der Ferne hörten sie die Schlachtgeräusche derer, die nicht zur Untätigkeit verdammt worden waren. Derer, die nicht das Pech hatten, ausgerechnet heute unter die Fittiche eines Günstlings des Marschalls genommen worden zu sein.

Das Tor war repariert, die beiden Kameraden rüsteten sich wieder. Leandra hatte den Entschluss gefasst, den Befehl zum Vorrücken zu geben, sobald sie damit fertig waren. Sollte Liam sie doch dafür sonst wohin schicken. Diese Warterei aus Diplomatie.. während anderswo ums nackte Überleben gekämpft wurde – kafa, das war nichts für sie.

Gerade holte sie Luft, um den Befehl zu geben, der sie wohl in Ungnade hätte fallen lassen, da kam ein Bote von der Front, der ihnen von Liam ausrichtete, daß sie aufrücken sollten. Kurz schließt sie die Augen und fühlt sich eins mit Pathu*. Kaum ein Befehl wurde in den letzten Monden freudiger ausgeführt, als der, den sie nun gab. Sie gehen gemeinsam den Bergpfad voran. Sie selbst dabei stets einen Schritt vor den anderen. Als könnte sie es nicht erwarten, Ra** zu begegnen.



* Die Macht der Ausweglosigkeit, aber auch des Glücks
** Schicksal

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 13.07.10, 23:17 
Edelbürger
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Ra erwartete sie bereits.

Die Armee aus Dwarschim, Nortraven und Malthustern rückte vor gen Goblinfort. Die Goblins hatten einen Dwarschim gefangen genommen und gut sichtbar angebunden. Es wurde schnell klar, daß sie ihn töten würden, wenn sie angreifen würden.

Liam kam Leandra in ihrem eigenen Vorhaben zuvor. Er sprach nur kurz mit ihr, ließ sie das Nötigste wissen. Dann trat sie als Unterhändlerin vor und verlangte, den Häuptling zu sprechen.

Wie schon das letzte Mal ließ er sie eine Weile warten, ehe er sich zeigte. Was zu sagen war, brachte sie schnell und präzise heraus. Langes Herumreden lag ihr eh nicht. Sie verlangte ein Duell. Der Einsatz war die Herausgabe des gefangenen Dwarschim. Er willigte ein. Das Duell würde stattfinden. Ein „Bellumsduell“, wie Liam es nannte. Auf Leben und Tod.

***

Gebannt stehen sie also dort und sehen den Kämpfenden zu. Der Goblinhäuptling fackelt nicht lange herum. Seine Angriffe lassen schnell erkennen, daß er von Begriffen wie "Ehre" noch nie gehört hat. Ihm geht es einzig um den Sieg.

Überrascht vom rüden Kampfstil des Goblins taumelt Liam zurück. Leandra hält den Atem an und wünscht sich, doch sich selbst als Duellgegner vorgeschlagen zu haben. Sie hätte gewusst, wie man mit dieser Sorte Kroppzeug umgeht! Oft genug hatte sie mit solchem Geschmeiß in der näheren und ferneren Umgebung von Gol Air zu tun gehabt.

Liam aber blieb seinem Kodex treu. Er hatte sich mittlerweile gefangen, den Kampf ein wenig unter Kontrolle gebracht. Doch er war bereits durch die schnellen und unfairen Attacken vom Beginn des Kampfes schwer verwundet, das war unübersehbar. Es war nur eine Frage der Zeit bis er…

Tot. Regungslos blieb Liam am Boden liegen. Für einen Moment völlige Stille, ehe der Goblinhäuptling roh jubelte. „Kommän in Topf“ verkündet er dann lapidar und begann, den Körper des Geweihten gen Fort zu schleifen.

Leandra löst sich aus ihrer Starre. „Halt!“ – verzweifelt, und doch bestimmt fordernd mochte es geklungen haben. Den Geweihten, den persönlichen Vertrauten des Marschalls zu verlieren, war das eine. Doch seinen Körper von diesen Wesen entehrt zu wissen, das hätte sie sich selbst nicht verziehen. Soviel Achtung brachte sie ihm trotz seiner Zauderei dennoch entgegen.

Der Goblin achtet nicht auf sie. Zerrt weiter an dem Leblosen. Schon fast ist er mit ihm an der Palisade angelangt, das Tor wird soeben für ihn geöffnet. Ohne zu Zögern gibt sie den Befehl, die Leiche des Geweihten zu bergen. Ohne zu Zögern stürmt Cizra, die Elfe, von deren wildem Kampfgeist sie sich erst vor kurzem vor den Toren Kesselklamms überzeugen konnte, vor und schneidet dem Häuptling den Weg ab. Leandra folgt ihr, versucht, dem Goblin den Leichnam zu entreißen.

Plötzlich ein Pfeilhagel von den Palisaden.

Sie kann den Schild empor reißen, doch schmerzhaft bohren sich zwei oder drei Pfeile zuvor in ihren Körper. Cizra hat weniger Glück. Ohne Schild ist sie den Pfeilen schutzlos ausgeliefert und geht zu Boden. Sie ruft den nächsten Befehl, doch Peter und Emanuel sind schon unterwegs. Der Häuptling lässt nun vom Leichnam des Geweihten ab und flüchtet sich ins Innere des Forts. Emanuel schnappt sich den toten Liam, Peter schleift die bewusstlose Cizra mit sich, nur knapp und dank ihrer Schilde den Pfeilen entgehend, die nun, als der Häuptling das Feld verlassen hat, in noch größerer Zahl auf sie zufliegen.

Mit letzter Kraft retten sie sich außerhalb der Reichweite der Goblinschützen. Aus dem Augenwinkel bekommt Leandra noch mit, wie der Rest ihrer Truppe, die Dwarschim und die Nortraven, von der Flanke aus angegriffen werden. Sie will hin stürmen, doch die Wunden, die sie von den Pfeilen davongetragen hat, belehren sie eines Besseren. Außerdem haben sie hier eine schwer verwundete Kameradin, die es in Sicherheit zu bringen gilt.

Hierzu gibt sie nun auch wider desWunsches ihres Herzens den Befehl.

Emanuel bringt den Leichnam des Geweihten weiter voran, in den Bergpfad hinauf, während Peter sich um Cizras Wunden kümmert. Da taucht auch dieser Joseph Stern wieder auf. Der Dreckskerl. Der Scheißkerl, den sie erst vor so kurzer Zeit meinte, in seine Schranken verwiesen zu haben. „Rähähähähähähähä“ lacht er irr und rennt wie ein il’achat* (etwas anderes war er wohl auch nicht) um sie herum. Sie hatte es bis jetzt geschafft, ihn zu ignorieren, obwohl er seit den ersten Kämpfen bei Kesselklamm herumgeturnt war und sie beleidigt hatte. Nun war das Maß voll. Ein Blick genügte und er wurde niedergeworfen. Als hätten sie nicht schon genug Probleme.

Gerade hatten sie ihre Wunden so weit versorgt, daß sie zurück zum restlichen Heer stoßen wollten, da kamen jene bereits an ihnen vorbei. Geschlagen, abfällig, wütend. Sie ignorierten Leandra, schnaubten lediglich abfällig. Was hätte sie anders machen sollen? Ging nicht das Wohl und das Leben der Kameraden vor? Hätte sie Cizra verbluten lassen sollen? Sie erhielt keine Antworten auf ihre Fragen. Schon bald waren sie wieder allein. Wo war nur Emanuel?

Schließlich fanden sie ihn, weiter oben in den Bergen. Und bei ihm wartete Ra. Stand unsichtbar neben ihm und wartete auf sie, auf die Kriegerin der Wüste. Wartete ohne jede Häme, doch beharrlich gleich Rha** selbst. Schlagartig wurde Leandra bleich, wie sie es erst einmal in ihrem Leben war:

Liam lebte.



* wörtlich: ohne List. Hier: geistig Verwirrter
** Tod

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 13.07.10, 23:45 
Edelbürger
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Da war es wieder. Rähähähähähähähähähähähähä.Es beherrschte sie. Ergriff Besitz von ihr. Rang sie nieder. All ihr Wille, all ihre Wut, all ihre Träume.

Dahin.

Sie hatte den Ausgang eines Ehrenduells beeinflusst. Eines Duells auf Leben und Tod. Ihre Ehre war verwirkt.

Rähähähähähähähä.

Ihr Blick wird leer. Ihr Körper wird leer. Nicht weiter Vernunft und ihr starker Wille lenkt ihn. Beide weichen weit zurück. „Vorbei“ – einzig dieser Gedanke trägt sich fort. Sie bekommt nicht mit, wie sie auf dem Bergpfad kehrt macht. Bekommt nicht mit, wie Peter sie stellt, ihr verbietet, den Weg fortzusetzen, den sie eingeschlagen hat, in den sicheren Tod bei den Goblins. Bekommt nicht mit, wie ihr Körper die Waffe gegen Peter erhebt.

Er hat leichtes Spiel mit ihr. Ihre Wunden, die die Goblinpfeile rissen, sind sofort wieder präsent, er hat deutlich mehr Zweikämpfe gefochten, als sie je erleben wird. Zweimal versucht er, den Kampf abzubrechen, sie zur Vernunft zu bringen.

Rähähähähähähähähähähähähä.

Ihre kläglichen Hiebe lassen ihm keine andere Wahl. Er schlägt sie nieder. Dumpf prallt sie auf den Fels des Bergpfades auf. Zu den Pfeilverletzungen haben sich einige mehr oder weniger stark blutende Schnittverletzungen von seiner Axt gesellt. Sie verliert das Bewusstsein. Dankbare Stille.

Ihr Körper erwacht nach einer Weile wieder. Sie wird an den Beinen voran geschliffen wie ein Stück Vieh. Egal. Rähähähähähä. Peter fordert sie auf, zur Vernunft zu kommen. Vernunft? Rähähähähähähä. Es ist vorbei. „Wirst du mit mir kommen, wenn ich dich gehen lasse?“ Erst jetzt bemerkt sie, daß ihre Füße gefesselt sind. „Scheiß auf dich!“ ist die lapidare, tonlose Antwort. Rähähähähä.

Er zuckt nur mit den Schultern und schleift sie weiter gen Brandenstein. Gerade, als sie in Rufweite der Tore kommen, wird der Plan ihres verstandeslosen Körpers, die Torwachen dazu aufzufordern, den Korporal zu verhaften, zunichte gemacht. Ihr Kopf schlägt gegen einen Stein, der aus dem Weg herausragt. Erneut verliert sie das Bewusstsein, bekommt nicht mehr mit, wie Peter sie an den fassungslosen Wachen vorbei zur Burg schleift und in den Kerker steckt.

Bekommt nicht mit, wie er ihr nun ihre Waffen abnimmt. Wie er beginnt, ihren Körper nach versteckten Waffen abzusuchen. Er wird fündig, oh ja. Seit sie flügge wurde, damals, vor vielen Leben, und ihr Elternhaus zugunsten mancher zwielichtiger Gestalten vernachlässigte, hatte sie gelernt, mit den Messern umzugehen.

Als er die ersten vier Messer gefunden hat, legt er ihr, zögernd, aber seiner Mission bewusst, auch die knappe Brustplatte ab, die sie trägt. Atmet erleichtert auf, weil sie darunter noch ein knappes Oberteil trägt. Und weil er dort weitere Messer findet, in kunstvoll gearbeiteten und wohlversteckten Lederhalterungen unter der Rüstung. Die Stiefeldolche nimmt er als letztes an sich, verlässt mit schlechtem Gewissen und insgesamt 9 Messern die Zelle. Lässt die körperliche Hülle seines Feldwebels, bekleidet mit nur mehr ihrer Lederhose und einem knappen Oberteil aus Stoff, auf der Pritsche der Kerkerzelle zurück.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 14.07.10, 00:12 
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So wacht sie schließlich wieder auf. Starrt gegen die Decke der Kerkerzelle. Es dauert nur den Bruchteil eines Wimpernschlages, da weiß sie wieder, was passiert ist. Rähähähähähähähä. Vorbei. Es sollte vorbei sein. Das hier war nur noch der Abgesang. Ihr Körper übernimmt wieder das Handeln, wider alle Vernunft. Tastet sich selbst ab, auf der Suche nach dem Werkzeug für das, was nun vonnöten scheint.

Kein Laut des Missfallens, als sie überall dort, wo sie ein Messer wähnt, nur Leere findet. Ist es nicht das, was sie fühlt? Leere. Ein kleiner Gruß der Wiedererkennung, bei jedem Griff, der sein Ziel nicht findet. Sinnlos. Fruchtlos. Ehrlos. „Es ist vorbei!“. Rähähähähähähähä.

Dann umschließt die rechte Hand triumphierend, zielsicher, das kleine kalte Messer, das Peter übersah. In ihren Gürtelbeutel war es eingenäht. Unwichtig. Wichtig nur, daß es da ist. In ihrer Hand. In beiden Händen nun, als sie die Augen schließt, das Messer über ihren Brustkorb erhoben. Rähähä.

Der Schrei der Kameradin, die noch immer in der Zelle nebenan sitzt, wo sie bereits Leandras Wutausbruch gegenüber dem Dreckskerl miterleben durfte, bekommt sie ebenso wenig mit, wie Peters hastiges Erscheinen in den Zellentrakt. Er wäre um Längen zu spät gewesen.

Endlich Tränen. Hemmungslos fließen sie aus ihren Augen hinaus. Ein letztes Aufbäumen ihres Willens, Enttäuschung über die eigene Unfähigkeit, das zu beenden, was schon vor langer Zeit vorbei sein hätte sollen, als ihre Hand es war, die ihre Zukunft zerstörte. Nicht einmal dazu war sie noch fähig. Ein letztes Zeichen, daß sie dieses Lebens nicht mehr würdig war. Wehe.

Rähähähähähähähä.

Mit einem kleinen Wutausbruch wirft sie das Messer in die Ecke der Zelle, wo es Peter wenig später aufsammelt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 14.07.10, 00:44 
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Sie fröstelt. Sie steht am Falkenwall, den Blick auf die Ödnis jenseits des Walles gerichtet. Noch immer ist sie lediglich mit Lederhose und knappem Stoffoberteil bekleidet, das ihre begehrenswerte Figur trotz ihres Zustandes hervorhebt. Nicht die viele nackte Haut ist es, die sie frösteln lässt. Es ist das Wissen, daß dies das Ende ist.

An ihrer Seite, wie ein Widerspruch gegen ihre blasse Erscheinung, ist das heilige Schwert Bellums gegürtet. Nur schwach hebt und senkt sich ihr Brustkorb. „Hier bin ich also“ spricht sie zu sich. Zu dem Dämon, der von ihr Besitz ergriffen hat. „Es ist Zeit, Heldentaten zu vollbringen!“. Tonlos mutet ihre Stimme an. Sie glaubt sich selbst nicht, was sie sagt, aber es spielt keine Rolle mehr. Nicht nach allem, was passierte.

Liam war in der Zelle aufgetaucht. Hatte ihre Fesseln gelöst und sie gebeten, ihm zu folgen. Sie war ihm gefolgt, wie schlafwandelnd. Dann, in seiner Kammer, hatte er ihr ohne zu Zögern seine Waffe übergeben. Ihr Blick haftete eine Weile darauf. Fragend. Verstehend. „TÖTE IHN!“ flüsterte der Dämon ihr zu, erlöste sie dafür sogar für einen Moment vom beständigen kalten Lachen, das all ihr Denken beherrschte. „TÖTE IHN, und du hast deinen Fehler korrigiert! Keine Waffe wäre dafür besser geeignet, als gerade diese!“. Sie wusste, daß der Dämon in gewisser Weise recht hatte. Diese Waffe war gut geeignet, um zu richten. Aber nicht ihn. Seiner würden sich andere Mächte annehmen.

Sie ritt auf dem Rücken von Osh’khadir , ihrem treuen Freund, gen Kesselklamm. Schnell und hart war der Ritt. Sie merkte nichts von der vorüberziehenden Landschaft. Ihr Denken war einzig auf das Ziel gerichtet. Die Waffe Bellums gab ihr eine letzte Chance, ihre Ehre zu retten. Eine allerletzte.

Doch leer waren die Straßen von Kesselklamm. Keiner der Dwarschim war zu sehen, vor denen sie sich entehrt hatte. So ritt sie weiter gen Vänskap. Dort wurde sie fündig. Hart bringt sie ihr Pferd zum Stehen und springt direkt vor dem erstaunten Halgar ab. Richtet sich vor ihm zu ihrer vollen Größe auf und bittet ihn, sie zu richten.

Oder aber ihr zu vergeben.

Die dargebotene Waffe, das heilige Schwert Bellums, hatte er mit ernstem Blick angenommen. Ihre Augen, mit letztem, verzweifeltem und zugleich festem Ausdruck, waren fest auf die seinen gerichtet. Ergeben stand sie dort, bereit, sein Urteil anzunehmen. Tod oder Neubeginn – ihr war beides recht. Alles war besser, als das kalte Lachen, das wieder von ihr Besitz ergriffen hatte, seit sie Liam hinter sich gelassen hatte.

Er hatte sie enttäuscht. Hatte die Klinge an ihrem Hals ruckartig gebremst. Hatte ihr gesagt, er würde sie nicht richten. Doch dann kam von Ragnarr, der hinzugekommen war, der Schlag ins Gesicht, verbal nur. Es gäbe nichts zu vergeben. Ihre Ehre wäre nicht wiederherzustellen.

„So sei es also!“ entgegnete sie kühl. Entriss ihm wieder die edle Klinge und verschwand so schnell aus dem Dorf der Nortraven, sie sie es erreicht hatte. Rähähähähähähähähähä. Ritt schnurstracks gen Osten, zum Wall. Jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte.

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Zuletzt geändert von Gandor: 14.07.10, 01:31, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 14.07.10, 01:08 
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Entschlossen sind ihre Schritte, die sie nun gen der Brücke zum Ödland wendet. Sie ist komplett ungerüstet, die Bandagen, die ihre recht frischen Wunden zusammenhielten, haben durch ihren Ritt ohne jedwede Rücksicht auf ihren Körper arg gelitten. Da geht sie, trotz aller Makel in nahezu perfekter körperlicher Schönheit, mit festem Griff an der Waffe, auf die Ödnis zu.

Ihr Verstand ist beherrscht von jenem gutturalen, kalten, Lachen, mit dem ihr Leben schon vor langer Zeit endete. War es wirklich noch nicht einmal einen Jahreslauf her? Sei es drum. Dort, am Ende des Tunnels, dort versprach sie sich Erlösung. Erlösung von all der Pein.

Wäre ihr Blick noch in der Lage gewesen, ihre Umgebung wahrzunehmen, hätte sie den Dwarschim rechtzeitig bemerkt und hätte ihm womöglich entkommen können, ehe er sie mit wütendem Gebrüll erreichte.

„HARR! DAS GEHÖRT DIR NICHT!“ Wütend versucht er, ihr das Schwert zu entreißen. _IHR_ Schwert. Das Schwert, mit dem sie richten wird. Mit dem sie Großes vollbringen wird, ehe sie selbst gerichtet wird. „KAFA! ES WURDE MIR ANVERTRAUT!“. Ihre Lebensgeister werden geweckt, allein durch die Verzweiflung, daß dieser kleine, stinkende, bärtige, Kerl ihr das letzte Werkzeug wegnehmen will, das ihr bleibt, um der Pein zu entrinnen, die ihr junges Leben geworden war.

Er ringt sie nieder, drückt sie mit seinem Gewicht zu Boden, doch das Schwert vermag er ihr nicht zu entreißen.

Doch es gelingt ihm, einen kleinen, ja wirklich nur einen winzigen Teil ihres Verstandes wieder zu wecken. „Was für eine Ehre meinst du, dort zu finden? Nicht durch Narretei gewinnst du deine Ehre wieder!“.

Für einen Moment zaudert sie.

„Hast du noch nie etwas von Sühne gehört?“ Hakt der Dwarschim nach. Zum ersten Mal sieht sie ihn direkt an. Sie kennt ihn nicht. Doch Sühne? Die kennt sie ebenfalls nicht. Manche Worte der allgemeinen Sprache der chalada waren ihr bis heute unbekannt geblieben. Dieses gehörte dazu. Doch er redete unbeirrt weiter. Schaffte das Unmögliche – er weckte Hoffnung in ihr. Selbst das grausige Lachen verstummte erschrocken.

Mochte es doch noch eine Möglichkeit geben?

Er spürt, daß etwas in ihr geschieht. Hilft ihr gar auf die Beine. Versucht, ihr nun mit Worten der Vernunft das Schwert abzunehmen. Fast hat er es geschafft, da…

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 Betreff des Beitrags: Re: Wüstenherz
BeitragVerfasst: 14.07.10, 01:52 
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„BEI DER ALLMACHT DES EINEN – DIESER ORT WIRD NUN GEREINIGT!“

Hart erklingt der Ruf aus unbekanntem Mund, da strömen bereits viele dunkle Gestalten von der Grünlandseite ins Torhaus. Leandra zählt auf Anhieb derer fünf, dazu kommen viele schwarze Skelette, die ihren Befehlen folgen.

Der kleine Funke Hoffnung, den der Dwarschim entfachen konnte, erlischt.

Resignierend (rähähähähähä) blickt sie den Gestalten entgegen und wünscht sich plötzlich einen Neuanfang. Ein zweites Leben, im Dienste all der dunklen Mächte, die hierzulande, von den tumben chalada, zu nur einer einzigen Macht gemacht wurden. Jener, der sie von all dieser Pein würde erlösen können. Der ihr die Erinnerung (Rähähähähähähähähä) endgültig aus ihrem Kopf wischen könnte. Sie würde _alles_ für ihn tun.

Doch jene Diener dieser dunklen Aspekte, die gerade den Wall stürmten, waren keine besonderen Größen in Sachen Intelligenz und Blick für das Höhere. Blind waren sie. Nur auf Vernichtung fixiert.
Das versteht Leandra, als die ersten Skelette sie erreichen und auf sie mit rostigen Klingen einschlagen.

Neben ihr beginnt der Dwarschim einen verzweifelten und sinnlosen Kampf gegen die Angreifer. Nicht aber sie. Ihre Hand bleibt dem Knauf des Schwertes Bellums fern. Völlige Ergebenheit macht sich in ihr breit.

Ohne sich auch nur ansatzweise zu wehren, aber aufrecht, fast ein wenig stolz, steht sie dort. Schlag um Schlag trifft sie, reißt ihre Haut auf. Mit jedem Schlag tönt wie Paukenschläge das kalte Lachen in ihrem Kopf, wird wie ein Echo zurückgeworfen und steigert sich immer mehr. RÄHÄHÄHÄHÄHÄHÄ. Schließlich erreicht sie einer der Angreifer, hiebt nun gemeinsam mit den Skeletten auf sie ein. Zerfetzt das dünne Oberteil, das sie als einzigen Schutz trägt und sticht schließlich tief zu, bahnt sich gnadenlos mit gezackter kalter Klinge seinen Weg zu ihrem Herzen, der jedem anderen Bewohner Siebenwinds verwehrt blieb.

In diesem kurzen Moment des Zwielichtes, kurz bevor ihr Körper in sich zusammenklappt, sobald die blutige Klinge wieder herausgezogen wurde, verstummt endlich das grausige Lachen. Ihre Gedanken werden klar, klarer als sie je waren. Nicht ihr ganzes Leben sieht sie in diesem kurzen Moment an sich vorbeiziehen - kafa.

Was sie sieht, ist einzig Gun. Gun, der lachend und mit ausgebreiteten Armen auf sie zuläuft. Gun, der ihr das Kämpfen beibringt. Gun, der sie in die Geheimnisse der Akrobatik einweiht. Und in die Geheimnisse der Liebe.










Ich danke meinen Lesern.

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