| Einsiedler |
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Registriert: 21.02.09, 13:10
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Der Schädel war so mürb und nur der billige Schnaps und das löchrige Fell hielt den kalten Morsan von seinem Leib ab. Die rostige Axt schaukelt auf seiner Schulter hin und her.
"Wieso hast'n so miese Laune?"
Es war nur Glück, dass man den Brand bändigen konnte, den die Malthusterhexe gelegt hat. Glück, dass die Ogerbirne überlebt hat. Genausowenig, wie er die verstörenden Eindrücke aus dem Schädel bannen konnte, die er in der Ratte sah, genauso wenig konnte er die Worte vom Sire und vom "Hochwürden" vergessen.
Es war nicht der Klang, war es überhaupt der Inhalt? Irgendwann konnte er nicht mehr zuhören, weil ihm der ganze Körper vor Wut und Zorn anschwoll.
Er, Murkhin, alle die in der Ratte waren, hatten ihr Leben riskiert um die Brandstifter und Ketzer zu stellen und nichtmal zum Verhör hat man sie festgenommen. Alles was kam, waren Ausreden, belangloses Geschwätz darüber, dass zwar ein halbes Dutzend den Brand gesehen haben, ein halbes Dutzend diese Hexe sah wie sie wütend an den Haaren aus der Ratte geschleift wurde, aber man ja trotzdem nichts wissen könne. Man versuchte auch nicht, mehr zu wissen, darum lies man sie gehen. Nichtmal der Hochwürden hat die Arbeiter für ernst genommen.
Den Grobschmied erinnerten die Narben unter den Handschuhen immer noch daran, dass er fürs Trinken am Markt zwei Tage im Kerker frieren musste. Die Malthusterin liesen sie gehen und wieder - Er hat nicht geholfen. Auf die Ersonter stützten die Arbeiter im Viertel ja keine Hoffnung mehr aber auf die Kirche? Die Kirche musste helfen!
Sie half nicht.
Wieder nicht.
Sie, Er, beide hörten sie nicht zu.
Eigentlich hörte Vitama ihm nie zu. Nicht, als die Leute im Viertel sein Weib verscheucht hatten, nicht als sie wiederkam und wieder etwas geschah. Nicht, als Ralk vom Bären gefressen wurde und nie, wenn die wilden Tiere im Morsan nach Fressbaren bei seiner Hütte suchten.
Auch ihre Diener hörten den Leuten im Viertel nicht zu.
Fleischer - den besten und fettesten Koch, den die Ratte je hatte - nach der üblen Schelte der Diener ist er verschwunden.
Was haben die Diener je für die armen Leute gemacht?! Sie kämpften darum, das gottlose Gesocks aus der Taverne zu halten und die Diener halfen ihnen nicht. Es war alles nicht gerecht und es war die Schuld derer, die nicht halfen. Es war nicht richtig.
Die wutgenährten Augen kamen am Vorhof des Ordenshaus an und er plärrte, kehlte aus dem Halse raus, trat gegen die sperrige Eisentür, nur damit er ihnen endlich seinen Zorn entgegenschreien konnte. All das hinausbrüllen in die Gesichter derer, die untätig im Warmen sitzen und hinabsehen auf ihn und die Anderen, ihnen nicht glauben und ihre Seelen sterben lassen.
Sie kamen nicht, sie verkrochen sich in ihrem Haus. Wie sie es immer taten. Im Arbeiterviertel lehren die Diener nicht, keiner kommt und hilft ihnen auf, versucht sie davon abzuhalten sich selbst zu zerstören - nicht mal bei den Tierkämpfen und den so großen Gräueltaten sehen sie den Zorn und die Verzweifelung in den Augen der Armen. Die Ungerechtigkeit, die sie jeden Tag ertragen.
Selbst der größte Diener von allen kam, sah zu - und ging ohne etwas zu tun. Er ging einfach ohne etwas zu tun! Das war nicht richtig! Das war nicht gerecht!
Geräusche aus dem Ordenshaus doch niemand kam heraus. Und dann stand sie da...
Die toten, mit Edelstein besetzen Augen. Das Nest in ihren Händen und die Windlichter an ihren Füßen, als ob die Liebesgöttin selbst nicht genug Wärme für sich hatte. Wie wahr! Wie kalt diese Göttin, wie kalt alle Diener drübn in ihrem warmen Häuschen waren dass sie sich nicht scherten!
Dass sie wegsehen, jeden Tag und selbst dann wegsehen, wenn sie in größter Not angefleht werden!
Lieber erklären sie die Kirche für tot, heften irgendwelche Blätter an Gebäude oder spotten über andere Diener oder über das Volk selbst. Genug geredet! Genug! Genug von allem!
"Wieso hilfst du nie Vitama!" Das hat die rostige Axt geschrien, wie das Metall gegen ihren Bauch prallte und Funken schlug!
"Wieso helft ihr nicht Diener! Wieso verschließt ihr die Augen, wieso lasst ihr uns allein!" Das war das Knallen der Axt, wie sie die ersten Risse in den Magen der Statue brachte!
"Wieso quält ihr mich!" "Wieso kommt ihr nicht raus!" "Wieso tut ihr nichts!" "Wieso kommt ihr nicht und helft uns, dieses Leben zu ertragen!"
Soviel hatte er für sie getan und wenn das Leben in Gefahr ist, dann spucken sie auf ihn. Weil er keine Arbeit mehr findet? Weil er arm war? Weil er nicht anders kann, als zu trinken? Weil sie herzlos waren?..!
"Du tust nichts mit deinen Händen, wieso bloß? Wieso..Wieso!"
Das schabige Beil schwang sich am Podest hoch zu den Armen der Statue.
Alles zitterte in ihm vor blanker Wut doch er wusste, dass er diese Axt festhalten musste. Bis die Hand ab war, bis ihr Magen so schmerzte wie sein Leib jede Nacht, bis alles, alles gesühnt war! Bis Gerechtigkeit getan war, bis es richtig war in seinen und in Bellums Augen!
Dann kamen sie - die Schaulustigen, die Taugenichtse, die sehen und doch nicht handeln. Die, die nicht in den Tempel gehen, die kein Respekt für die Diener haben. Dann kamen alle, die nicht mehr enttäuscht werden, weil sie nicht aus ganzem Herz glauben wollen.
Er will glauben aber mit dieser Wut in jeder Ader.. kann man nicht glauben...
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