Zum Abend des 17. Seker tritt eine Frau vom Süden her auf den Marktplatz. Unter den weiten, schwarzen Gewändern mag ihre Gestalt schlank und geknickt wirken. Die Arme umschlingen einen einfachen, gefüllten Beutel aus braunem Leder. Die Kapuze ist ihr so tief in das gesenkte Gesicht gezogen, dass Schatten die Züge verhüllen.
Und selbst als sie sich durch die halb geöffneten Türen des Tempels schob wollte sie keinem Besucher in den inneren Hallen das Antlitz preisgeben und verschwand am Geländer der Treppe Halt suchend im Schrein Morsans.





Nicht lange hatte sie sich dort aufgehalten und suchte zwischen den Kohlepfannen und der Säulenreihe entlang ihren Weg zum Ausgang.

Wer auch immer diesen Beutel findet und öffnet, wird darin einige Laken und Tücher finden, an vielen Stellen dunkelrot verfärbt. Liebevoll wurde eine blauschwarze Rose zwischen den Stoffen drapiert.

Zu den Zyklen da alle schliefen und sich in die Hände Lifnas gaben, da wanderte eine Gestalt noch durch die leeren, schneebedeckten Straßen Falkensees.
Ungesehen von sterblichen Augen trat die dunkel berobte Gestalt durch die schweren Eisentüren des Tempels. Nur bedächtige Blicke zu allen Seiten warf sie, doch die behandschuhte Hand hob sich nicht einmal zur Berautung. Die Augen, glanzlos und müde, mieden den Altar und seine Zeichen. Nur das Buch, welches da thronte, wurde aufgeschlagen... die Namen in Ruhe gelesen, der letzte etwas länger beäugt. Sie hatte es nicht zu seiner Beerdigung geschafft. Hätte sie nicht ertragen.
Ein kurzer Blick zu der Feder neben dem Tintenfass.

„Du hast keinen Namen.“

Mit diesen Worten und unvollendeter Dinge zog sie sich für nur wenige Augenblicke in den Schrein Morsans zurück.
In dem Lederbeutel unter dem steinernen Altar wird nun eine zweite Rose liegen.