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 Betreff des Beitrags: Der schneeweiße Dämon
BeitragVerfasst: 13.12.09, 06:31 
Festlandbewohner
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(Im Zusammenhang mit Erlebnisse eines jungen Löwen)

„Frau Aldorn?
Seid Ihr wohl auf?
Frau Aldorn?
Geht es Euch gut?“



Seine Rufe halten durch das gesamte Handelsviertel, welches in seinen Betten lag und sich an Lifnas Gaben erfreute. Nur eine Handwerkerin wachte noch, saß im flackernden Licht der Laternen am Tische, in eigene Gedanken vertieft und dabei eine Naht nach der anderen setzend.
Schwermütige Gedanken begleitet von nicht endender Arbeit. Egal wie krank und elend sie sich die letzten Wochen gefühlt hatte, der Morsan ließ sich nicht davon abschrecken oder aufhalten und die Kunden auch nicht.
Und wenn es nicht selten war, dass diese Awa sogar zur Schlafenszeit aus dem Bett klopften, weil sie vielleicht noch den Schein der letzten Glut des Ofens im Fenster sahen, machten die Schneiderin diese Rufe in der Nacht merklich nervös.

Auch der Gardist neben ihrer Haustüre warf Benedict skeptische Blicke entgegen, als könne dieser Mann betrunken sein und pöbeln wollen. Und der Hochelf nahm seine Arbeit sehr ernst.
Ein Grund mehr für sie, den rufenden, nur äußerst flüchtig bekannten Mann rasch in die Stube zu holen und um Ruhe zu bitten.

Man hätte ihn als aufgelöst bezeichnen können, doch dies traf es nicht passend genug. Der junge Krieger war am Stammeln, wirre Sätze enfleuchten ihm und wahrscheinlich bemerkte er nicht einmal bewusst, wie er nach einer Aufforderung Platz genommen hatte. Immer wieder strich er sich nervös über das Gesicht und Schnitt sich mit seinen Plattenhandschuhen blutende Wunden in die Haut.

Es war erschreckender mit anzusehen, in welchem Zustand sich der nächtliche Besucher befand, als die Worte, die er versuchte hervorzubringen.

„Eine Vorahnung, die hatte ich..! Einen Traum! Und Euch sah ich dort... Es war schrecklich was ich sah... Schlimmes sah ich!“

Sie versuchte mit einem Stofftuch das Blut aus seinem Gesicht zu wischen, das sich bereits eine Bahn über Kiefer und Hals gesucht hatte. Doch zuckte Benedict Rabenfels zurück. Schien sie dabei nicht einmal wahrgenommen zu haben.

„Ein Wesen...so weiß wie Schnee... weiß...wie Schnee... und er riss...“ Er stockte nach seiner wiederholten Aufzählung als wäre es aus einem Dämmerzustand erwacht und ein Ausruf entwich ihm:

„Gut, dass eine Wache vor Eurer Türe steht!“


Awa musste ihn nicht einmal aufzufordern weiter zu reden, sie saß nur still auf dem Stuhl neben ihn und verfolgte seine Erzählung.

„Ich... ich sah... einen Raum.... dunkel... voller Blut... und Euch in den Armen dieses Mannes... in seinen Armen und die Haut so weiß wie Schnee...“, wiederholte er abermals, als fessel oder verstöre ihn diese Tatsache enorm.

Erneut holte Benedict aus sich mit dem Handschuh eine neue Wunde ins Gesicht zu reißen. Ihre Hand wollte vorschnellen um die seine davon abzuhalten. Doch seine Reflexe kehrten zurück und sie erschrak , als er sie noch zu packen bekam bevor sie ihn erreichen konnte. Jetzt erst, wo seine Muskeln scheinbar wieder reagierten, bemerkte er die eigene Schändung an sich selbst.
Aber er hegte kein Interesse dafür, schien er erfüllt von der Angst für zwei... denn Awa...saß still daneben... horchte und erschrak nicht.

Seine Worte waren doch nur ein dumpfes Echo in einer Dimension voller Elendsnachrichten. Einer Welt in der sie alleine war... da beängstigte sie die Vorstellung gehalten zu werden nicht im Geringsten.

„Ihr...Ihr seid in Gefahr!“

„Aber...vor wem... oder was?“

„Weiß...wie Schnee... er... er aß von Euch! Aß... eines... der Organe...“

„Welches?“

Das Herz dachte sie... es war bestimmt das Herz... und dabei wurde ihr schwermütig.

„Das Herz. Er hielt Euch... wie eine Geliebte in seinen Armen...“


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 Betreff des Beitrags: Brandenstein zwischen Nacht und Morgen
BeitragVerfasst: 13.12.09, 15:34 
Festlandbewohner
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[ooc: Musik dazu - The 9th gate von W. Kilar]

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Der Morgen graute träge.

Felis lag noch nicht lange wach und beobachtete lediglich, wie das Zimmer langsam von tiefer Dunkelheit in ein kaltgraues Zwielicht wechselte, welches die Schatten nur mässig vertrieb, sie sogar eher tiefer wirken ließ. Sie lauschte dem gleichmässigen, ruhigen Atmen neben ihr und spürte den lebendig-warmen Körper an ihrem Rücken. Es gab ihr ein beruhigendes Gefühl von Sicherheit, dort jemanden zu spüren, der ihren Rücken sozusagen schützte und nicht erneut Gefahr laufen zu müssen, von hinten angegriffen zu werden. Auch der Kopf schmerzte nicht mehr so schlimm wie am Vorabend. Lediglich wenn sie mit einer Hand über ihren Hinterkopf strich, konnte sie fühlen, dass sie dort wohl geschlagen worden war.

Aber die Erinnerung, die Sorge, die Tatsache, dass dort draußen auf dieser Insel ein Wesen wohl noch herumlief, welches seine Opfer heimtückisch anzufallen wusste und sie bestialisch ermordete; der kurze, tief ins Mark und Bein gehende Anblick eines Menschen, dessen Brust brutal aufgerissen worden war und all das Blut um ihn herum... und dass ihr beinahe dasselbe wiederfahren wäre - all dies ließ immer wieder eine Gänsehaut über ihren Leib kriechen, welcher mit angezogenen Beinen und gekrümmten Rücken unter der ansonsten warmen Decke lag. Manchmal glaubte sie fast eiskalte, lange Klauen würden nach ihr greifen und sie verkroch sich tiefer unter ihre Decke.
Felis dachte an das verlangende Schaben an der Kellerwand zurück, an das Lachen, welches durch die Wand von der Kanalisation an sie herangedrungen war.
War sie hier, oben im Hospiz, wirklich sicher? Was wäre...

Das Herz klopfte rascher, gewann an Panik und sie hob vorsichtig den Kopf, wandte den Blick langsam herum zu Galdiell, welche noch immer ruhig neben ihr schlief. Sie atmete etwas nervös anmutend auf und ließ ihr Haupt wieder behutsam aufs Kissen sinken.

Ihr war so gewesen, als hätte sie zuletzt noch mit Feydis gesprochen. Auf der Straße, direkt vor dem Hause des Banner Maynaghs. War danach noch mehr geschehen? Oder wurde sie gleich niedergeschlagen?
Dann war ihr schwarz vor Augen geworden, als sie den Schlag an den Kopf samt einem kurzen, doch heftigen Schmerz gespürt hatte. Das nächste, was sie halbwegs bewusst, jedoch mehr wie durch einen wirren Schleier voll Schmerz und Orientierungslosigkeit, wahrgenommen hatte, war der Kampf auf dem Schiff im Hafen Brandensteins und dass sie auf dem Steg direkt davor gelegen hatte. Sie hatte das Platschen von Wasser gehört, als wenn Leute in die kalten Fluten reingesprungen wären, lautes Rufen von Befehlen, hektisches Getrampel, das Zischen von Munition durch die kalte Morsansluft und nahm erst dann alles wieder halbwegs klar wahr, als sie schon auf dem Weg vom Schiff fort war, an der Seite eines Soldaten, welcher sie stützte.

Im Hospital, wo er sie ließ, überfielen sie regelmäßig Wellen von Panik, selbst als Galdiells Arm um sie lag. Zwei Becher des eigenartigen Gebräus, welches Alavia ihr gab, trank sie leer, um davon ruhiger zu werden. Hier war ihr bewusst geworden, wie dicht sie selber an einem grausamen Tod gewesen war und immer wieder, hartnäckig, war das Bild des Toten in dem Schlafraum unter der Kapelle in ihr Gedächtnis gestiegen.

Doch irgendwann hatte das Gebräu seine Wirkung gezeigt, sie sogar müder werden lassen und trotz der Kopfschmerzen hatte Felis im Obergeschoss des Brandensteiner Hospitales tiefen Schlaf gefunden.
Bis eben.
Nun lag sie da, lauschte den wenigen Geräuschen von draußen, zumeist das Pfeifen des eiskalten Windes, der um das Haus strich, mit sich gewiss wieder Schnee führend.
Und irgendwo auf der Insel sicher auch Nebel.

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