Ein eisiger Wind pfiff wieder einmal durch die Ritzen des löchrigen Mauerwerkes in der blutigen Ratte. Nur langsam schien die hagere Gestalt Lifnas Reich zu verlassen, ehe sie von lautem Gepolter unter ihm vollends wach wurde.

„Bei Morsans kaltem Hauch…..wat dat für Lärm eh….“

Polternd und murrend kletterte die Gestalt dann nach unten und erblickt eine vermummte Gestalt auf dem Hocker des Wirtes sitzen. Nachdenklich musterte die Gestalt den Mann. Die Stimme war irgendwie bekannt, aber unter der Kapuze sah man nur ein paar rote Haare hervorstehen…..Ehe der Vermummte zu sprechen begann.

„Murk ich bins! Der Oger! Hab mich hier versteckt eh! Die Wache vom Bund sucht mich eh!“

„Was hastn ausgefressen?“ Erwidert die hagere Gestalt.

„Habn Wachn s’schwimme gelernt…aber dat Spitzohr war Wasserscheu. Jetz zahln de 2000 Dukaten für meine Rübe eh.“

Als die Worte über das Kopfgeld gefallen waren stand beiden Männern ein diebisches, gieriges Grinsen im Gesicht. Wohl eine Summe die sie nicht alle Tage zu Gesicht bekommen.

„Murk ich habn Plan eh….du bringst mich zur Wach und wir teiln uns de Dukatn am End. Biste dabei?“

So entstand der perfide Plan einer kleinen Betrügerei. Nach einer Weile hatte sich der Mann Namens Murkhin in einen „Endophali“ verwandelt. Ein alter speckiger Turban schief auf den Kopf gesetzt, die löchrige verdreckte Endophalirobe übergeworfen, dem Hünen die Hände gebunden und schon konnte es losgehen.

Kurze Zeit später konnte man einen Endophali mit derbem Spruch und fast akzentfreiem Galadoni, mit einem angeseilten Hünen im Schlepptau, gen Burg durch Falkensee stapfen sehen. Begleitet von lauten Flüchen des Hünen, welche Murkhin immer wieder Grinser ins Gesicht zauberten, erreichten sie schließlich die Burg.

„Ehre dem Bund!“

Schallte es den Beiden Betrügern schon entgegen, als ein stattlicher Gardist auf sie zukam.

„Euer Begehr Herr Endophali?“

„Grü…..äh….Anätsch Kunschrä Wache. Ich hab hier den gesuchten Verbrecher Jakob gefangen!“

Meinte Murkhin in schlecht gestelltem Endophali voller Selbstvertrauen. So ging es hin und her. Wie er denn den Hünen fangen konnte? Ja mit seiner unglaublichen Zauberei! Und der Gardist schien jedes Wort zu glauben. Schließlich hatte man Jakob in die Zelle gebracht und schon schien der Plan perfekt zu sein….doch dann!

„Euer Name werter Herr Kopfgeldjäger?“

Eine Frage mit der niemand gerechnet hatte. Schnell musste ein Name her und schon stotterte er einen Namen hervor.

„Al’Murk ibn Gl’entu mein Nam!“

Noch mal Vitamas Segen gehabt….denn auch diesen Trick kaufte ihm der Wache ab. Doch schon kam das nächste Problem auf ihn zu.

„Wir werden diesem Jakob wohl die Hand abhacken. Aber ich danke euch edler Herr Gl’entu.“

Die Worte blieben ihm im Halse stecken und ein hilfloser Blick gen der Kerkerzelle war die einzige Reaktion. Auch der schwere Sack mit den 2000 Dukaten war vergessen. Die Hand abhacken? Wer hätte denn mit so was gerechnet! Bleiben konnte er nicht mehr und ihn raus hauen auch nicht. Also zog Murkhin es vor das Weite zu suchen.

Wie es Vitama so wollte stapfte Murkhin mit Tiana später an diesem Tag über den Marktplatz, als ein Schrei über diesen gellte.

„Hört hört Bürger! Hier ist der gedrungene Verbrecher Jakob!“

Noch war es nicht zu spät was zu unternehmen….nur was? Doch bis sein träger Geist etwas ersonnen hatte, war Tiana schon nach vorne gestürmt.

„Ihr könnt ihm doch nicht die Hand brechen!“

Schrie sie vor Entsetzen auf. Hand brechen? Das hörte sich doch schon besser an, als abschlagen. War doch Murkhins Hand auch wieder zusammen gewachsen, nachdem er sich diese beim Sturz vom Dach der Ratte gebrochen hatte.

Mit einem flauen Gefühl in der Magengrube beobachtete er, wie ein Gardist, Jakob die gefesselte Hand brach. Mit einem gewaltigen Hammer, den sonst nur der Hüne von Jakob zu führen wusste. Überraschenderweise schrie Jakob nur einmal auf und nahm es ansonsten recht gelassen hin. Wahrlich den Namen Oger hatte er verdient…er kannte den Schmerz genauso wenig wie seine Namensvettern. Doch ein weiterer Schrei riss ihn aus den Gedanken.

„Murkhin! Beweg dich und schaff ihn in das Hospiz!“

Plärrte ihn Tiana an, als gäbe es kein Morgen. Ohne lange zu warten schaffte er den Oger gen Hospiz wo schon die Metzgerstube auf ihn wartete. Mit Holzscheiten, Verbänden und einigen guten Schluck Schnaps bog Tiana wieder gerade, was es zu biegen gab. Jakob zuckte kaum vor Schmerz und auch für seine derben Späße hatte er noch Zeit. Nun war auch Murkhin leichter ums Herz.

Kurze Zeit später saßen die beiden schon wieder zechend am Tresen der blutigen Ratte ihr „Kopfgeld“ feiernd, mit dem sie über den Morsan saufen konnten wie die Könige und rissen dabei ihre derben Späße. Vitama hatte doch noch Erbarmen mit ihren diebischen Jüngern.