Erstes Kapitel: Ankunft
In dieser Nacht werden die Gardisten beobachten, dass ein Mann in einfacher Wollrobe in der Finianswacht ein und aus ging. Sie würden sagen, mehr als fünf Mal wären es sicher gewesen. Er sähe ganz normal aus. Wie ein Freier eben. In Wollrobe, mit Stecken und Nutzdolch an einem einfachen, braunen Ledergürtel. Mit einfachem Schuhwerk. Recht mager. Er wäre zum Schluß kurz vor dem Morgengrauen in der Kapelle verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Weitere Nachforschungen von den Mitgardisten könnten ergeben, dass jener Mann von den Seemännern schon am Hafen gesichtet wurde. Frisch angekommen, würden sie sagen.
Und tatsächlich: Schaute man nach, hat wird in der Burgkapelle tatsächlich jemand gesessen. Den Kopf wie im Gebet gesenkt, vor dem frühen Nachmittag allerdings mit geschlossenen Augen und einem leichten Schnarchen. Aufrecht, immerhin. Hatte man den Raum genauer betrachtet, würde man in der Ecke des Schreins, leicht versteckt an der Wand lehnend, einen ausgetragenen Rucksack aus gutem Leder und einen amateurhaften, knorrigen Wanderstecken entdeckt haben. In ihm ein kleines Buch.
Allerdings sind am späten Nachmittag Rucksack und Träger gemütlich aus der Burg verschwunden.
Zitat:
Finianswacht
8. Oner 21 n.H.
Im tiefen Morsan bin ich heute auf dem Eiland Siebenwind angelangt. Die Überfahrt von Venturia aus war von den Strapazen geprägt, die ein tarisches Wesen erleidet, wenn er mit seinerlei eng gedrängt auf einer Kogge verharrt und weit abseits seiner angestammten Elemente ist. Mein vormaliges Tagebuch, das meine Reisen von Ersonts Tal über Draconis nach Venturia beschreibt, wurde sicher der Obhut Alberic Zohar, Venturia, als Opfer an den Allsehenden übergeben. Ich hoffe, dass mein Wissen einer späteren Generation von Meinesgleichen nutzen sein wird.
Der erste Halbtag war von der Anstrengung geprägt, eine Art Anschluss zu finden. Ich suchte schließlich die Taverne "Ersonter Kessel" auf, um dort Gespräche zu führen. Der Wirt, ein Elf namens Mondsilberhaar, scheint zuvorkommend und ehrerbietig zu sein. Ich gehe davon aus, dass mir sein Beistand auf dieser Insel in späterer Zeit einmal zugute kommen könnte. - Die ersten Fragen, die ich an diesem Tag stellte, und das nicht nur Anadrius Mondsilberhaar, war die Frage nach den Geweihten, von denen ich keinen im Tempel oder im Haus der Ordens hatte antreffen konnten. Und obschon ich Euch, den Horen der Seele, zur Gänze diene, war meine erste unverschämte Frage nach einem Diener des einäugig Allsehenden. Sein gegebener Name ist "Custodias". Die Beliebtheit schien gering, aber doch auch eine Einzelmeinung zu sein. Ich werde die weiteren Worte des Mädchens nicht niederschreiben, weil Vermutungen als Opfer für Astrael einer Ratte als Hauptgericht bei einem Abendessen glichen.
Ich verbleibe daher in der Stadt bis ich das Wort an seine Gnaden richten konnte und mein Wissen über die verschiedenen Orden größer ist, als das unzureichende Flickenmuster, dass sich mir in den ersten Stunden bot.
Ehre den Vieren (Mitmachen ausdrücklich erlaubt und erwünscht.)