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 Betreff des Beitrags: Manwana - Aus dem Leben einer Auenelfe
BeitragVerfasst: 13.11.09, 22:10 
Einsiedler
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Warm schien Fela auf den Wald herab. Vögel zwitscherten, an einem kleinen Teich quakten die Frösche und Insekten tanzten in der Luft. Man mochte kaum glauben, dass der Bellum schon fast vorüber war, so schön präsentierte sich die Natur an diesem Tag.
Der Erdboden war noch etwas feucht von den Regengüssen der vergangenen Tage, was aber die große, schlanke Elfe, welche durchs Unterholz huschte, nicht weiter zu störe schien. Geschickt setzte sie auf dem unebenen Boden einen Fuß vor den anderen ohne auch nur ein Geräusch zu verursachen.
Ihr langes weisses Haar bewegte sich sanft im Wind und mit großen dunklen Augen blickte sie aufmerksam umher. Sie war seit Tagen schon auf der Suche und hoffte heute endlich fündig zu werden.
Mit ihren feinen Händen bog sie ein paar Zweige eines Busches beiseite, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Reflexartig wanderte ihre Hand zu dem Bogen über ihrer Schulter. Sie hielt in der Bewegung inne und lauschte. Nichts war zu hören. Doch da war sie wieder, die Bewegung. Vorsichtig schlich sie näher. Und jetzt erkannte sie, dass es bloß ein Reh war, welches sich an einem Baumstamm rieb. Langsam ließ sie ihre Hand sinken und mit einem sanften Lächeln huschte sie weiter.
Schon seit mehreren Zyklen war sie nun unterwegs und langsam begann sie zu überlegen, ob es nicht an der Zeit wäre umzukehren. Wahrscheinlich würde sie wieder nicht fündig werden. Sie war schon weit gegangen seit sie das Dorf verlassen hatte.
Erst hatte sie den ihr noch unbekannten Wald durchquert, bis sie auf ein entsetzliches Bauwerk gestoßen war. So etwas konnte nur von Menschen errichtet worden sein, kein Fey würde so viele tote, graue Steine aufeinander häufen, um sich darin zu verstecken.
Kurz hatte sie die Männer beobachtet, welche auf einer hohen Mauer hin und her liefen. Sie schienen Ausschau zu halten, doch die Elfe, welche verborgen hinter einem Baum stand bemerkten sie nicht.
Schliesslich hatte sie sich noch immer schaudernd abgewandt und war weiter gegangen, nur um sogleich wieder auf eine Menschensiedlung zu treffen. Dieses mal war sie zumindest bunt und schien überwiegend aus Wohnwagen und Zelten zu bestehen, welche in einer Art Viereck um einen Platz angeordnet waren.
Neugierig war sie näher geschlichen, hatte zwischen den Zelten hindurch gespäht, doch niemanden angetroffen. Lediglich ein paar Vögel waren auf dem Platz herum gehüpft. Nachdem auch nach längerem Warten niemand aufgetaucht war, hatte sie beschlossen weiter zu gehen.
Nach einem kurzen Stück endete der Wald und zu ihrem Leidwesen sah sie sich gezwungen durch ein steinernes Tor zu schlüpfen. Nur so konnte sie den Wald im nördlichen Teil der Insel erreichen, welcher ihr Ziel war.
Hinter dem Tor kam sie auf eine Wiese die sie mit schnellen Schrittes überquerte und war so schliesslich in diesem Wald gelandet. Fasziniert war sie über ein prachtvolles Blumenfeld gelaufen, bis der Wald dichter wurde und das Reh ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Langsam, fast zögerlich wandte die Elfe sich um, um den Rückweg anzutreten. Wieder überquerte sie das Blumenfeld und gelangte auf die Wiese. Links von ihr verlief eine steile Gebirgskette. Irgendwann würde sie einen Weg darüber suchen, aber nicht mehr heute. Mit schnellen Schritten lief sie weiter, bis sie ihn plötzlich direkt vor sich sitzen sah!
Als hätte er die ganze Zeit nur auf sie gewartet, so hockte der Bussard da und sah sie mit seinen braunen Augen durchdringend an.
Ganz langsam ließ die Elfe sich auf die Knie nieder, um ihn nicht zu verscheuchen. Ihre Blicke trafen sich und schienen miteinander zu verschmelzen. Die Umgebung um sie herum veränderte sich zusehend. Was sie eben noch scharf und deutlich erkannt hatte, wurde unscharf, dafür traten andere Dinge überscharf hervor. Auch die Farben schienen sich zu ändern. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie durch die Augen des Bussards sah!
Irgendwo in der Ferne erklang ein leises Lied, welches jetzt lauter wurde. Es war das Lied des Bussards, so rein und erhaben, dass es ihr unmöglich war, es zu wiederholen oder gar auszusprechen. Sie konnte ihm nur ihr Lied singen.
„Manwana“, sang sie leise. „Mein Lied erklingt Manwana.“ Der Bussard schien sie zu verstehen. Und dann breitete er die Flügel aus und begann zu fliegen.

Erschrocken krallte Manwana sich im Gras fest, sie hatte völlig vergessen wer und wo sie war. Durch die Augen des Bussards sah sie die Landschaft unter sich vorbeiziehen. Da war wieder die kleine bunte Zeltsiedlung und schon kam das Bauwerk der Menschen in Sicht. Die Männer auf den Mauern waren jetzt klein wie Ameisen.
Immer höher kreiste der Bussard und Manwana musste gegen eine plötzlich aufsteigende Übelkeit ankämpfen. Ihr war fast, als höre sie den Bussard in ihrem Kopf lachen. Er schwengte um und flog weiter gen Osten, bis die Landschaft zunehmend grauer und eintöniger wurde. Entsetzt sah sie durch seine Augen hinunter. Dieses Land war so tot, wie ein Land nur tot sein konnte. Tiefe Trauer erfüllte sie. Auch der Bussard schien sich hier nicht wohl zu fühlen, denn er schwengte wieder herum und flog zurück. Auf einem hohen Baum ließ er sich nieder.
Sie spürte, dass er sich nun von ihr verabschieden wollte. Schon begann er sich zurück zu ziehen. Sie merkte, wie ihr Blick sich erneut veränderte. „Nill!“ Mit einer Hand griff sie vor, als ob sie ihn halten wolle. Doch der einzige Effekt war, dass sie vorne über ins Gras fiel. Wie betäubt blieb sie einen Moment liegen und wartete, bis die Übelkeit vergangen und ihr Blick wieder klar wurde.
Ganz langsam rappelte sie sich schließlich auf und ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Sie hatte ihr Seelentier gefunden!


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 Betreff des Beitrags: Re: Manwana - Aus dem Leben einer Auenelfe
BeitragVerfasst: 22.11.09, 17:50 
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Irgendwas auf dieser Insel schien Aggressionen zu schüren. Sie konnte es von Tag zu Tag mehr spüren. Anfangs war ihr das freilich nicht aufgefallen...

Nachdem das Schiff tagelang durch den Sturm geschlingert war und Manwana schon mit ihrem Leben abgeschlossen hatte, war es doch noch geglückt die Insel zu erreichen. Mit den Nerven und ihren Kräften völlig am Ende hatte sie das Schiff fluchtartig verlassen, sobald es angelegt hatte. Ihr war alles so egal gewesen, dass sie zuerst nicht mal registriert hatte, dass sie mitten in einer großen Haim der Menschen gelandet war. Erst nach eine halben Dunkelzyklus und nachdem sie zum dritten mal den Markt passiert hatte, wurde ihr langsam klar, dass sie völlig die Orientierung verloren hatte. Ruckartig blieb sie stehen und blickte auf. Jetzt erst wurden ihr die riesigen Steinmauern bewusst, welche sich links und rechts von ihr auftürmten. Entsetzt sah sie umher. Es schnürte ihr förmlich den Atem ab und sie spürte eine Art Panik in sich aufsteigen. Sie musste hier raus und zwar sofort! Sofort stürmte sie los, rannte förmlich durch die Gassen und Straßen, bis sie wieder an den Markt gelangte. Verzweifelt sah sie sich um. Es war ihr unmöglich, hier einen Weg heraus zu finden. Sie würde um Hilfe bitten müssen.
Ihr Blick wanderte panisch über den Markt. An einem der Stände stand ein Mann aus dem Volk der Menschen und schien seine Waren anzubieten. Sie taumelte mehr als dass sie ging und erreichte mühsam den Stand. Es fiel ihr schwer, den Mann anzusprechen, doch jetzt blieb ihr nichts anderes übrig.
„Vielleicht könnt ihr mir helfen...,“stieß sie keuchend hervor.
„Mit was kann ich euch helfen?“ Freundlich sah der Mann sie an.
„Ich kam grad erst hier an....und ich komme in dieser Stadt nicht zurecht... ich suche eigentlich nur den Weg hier hinaus und zu meinem Volk,“ stammelte sie.
„Es gibt eine Siedlung eures Volkes nicht weit von hier,“hörte sie ihn da schon zu ihrer grenzenlosen Erleichterung sagen. Problemlos konnte er ihr den Weg aus der Haim und sogar den weiteren Verlauf zum Dorf der anderen Fey beschreiben.
„Ich danke euch vielmals!“ Sie war auf einmal sogar in der Lage den Mann anzulächeln.
Dankbar ging sie wieder los. Diesmal fand sie den Weg sofort.
Sie lief einen schmalen Pfad entlang, überquerte eine Holzbrücke und gelangte in ein Waldstück. Kaum, dass sie den Wald betreten hatte, kehrte ihr Orientierungssinn zurück. Aufatmend sah sie sich um. Dieser Wald schien sich kaum von ihren Heimatwäldern zu unterscheiden. Die Pflanzen und auch die Tiere kamen ihr bekannt vor. Leise huschte sie vorwärts.
Den Weg zum Dorf fand sie problemlos. Sie spürte etwas, was sie von alleine in die richtige Richtung lenkte. Als sie das Dorf erreichte, sah sie, was es war. Ein großer Yewbaum erhob sich auf einer kleinen Insel. Mehrere bunte Blüten erstrahlten in voller Pracht. Fasziniert trat sie näher und berührte sachte die Rinde. Ein tiefes Gefühl von Ruhe und Geborgenheit durchströmte sie. Lange blieb sie einfach so stehen, mit geschlossenen Augen sammelte sie neue Kräfte.

Mehrere Tage waren vergangen, sie hatte einige Geschwister kennen gelernt und auch ihr Seelentier gefunden. Und nun begann sie die stetige Aggression zu spüren. Silanya, eine Schwester, hatte ihr von toten Land berichtet, welches sich im Osten der Insel erhob. Aber auch ohne dort zu sein, konnte man seine Macht spüren. Sie schien sich über die ganze Insel zu erstrecken. Immer öfter sah sie Tiere, in deren Augen sie ein gefährliches Leuchten wahrzunehmen schien. Auch gelangten Berichte von bösen, gefährlichen Menschen an ihr Ohr. Das verwunderte sie allerdings weniger. Ihre Meinung von den Menschen war eh nicht sehr hoch.

An all das musste sie denken, als sie wieder einmal durch die Wälder streifte. Sie wollte den Norden der Insel genauer erkunden. Hier hatte sie ihr Seelentier gefunden, wer wusste schon, was sich hier noch verbarg. Leise huschte sie umher.
Ein Geräusch schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Etwas näherte sich von vorne. Sie blieb stehen und zog vorsichtig einen Pfeil aus ihrem Köcher. Aufmerksam spähte sie in das Grün vor sich. Während sie den Pfeil auf die Sehne legte, trat sie weiter vorwärts. Dort, links von ihr war etwas. Sie riss den Bogen hoch, doch zum Schiessen kam sie nicht mehr. Eine grüne Faust schoss aus den Büschen heraus und krachte direkt neben ihrem Kopf an einen Baumstamm.
Manwana sprang beiseite. Hinter einem anderen Baum kam sie zu stehen. Wieder riss sie den Bogen hoch. Das Wesen vor ihr steuerte laut gröhlend auf sie zu. Dafür, dass es so grobschlächtig gebaut war, bewegte es sich unheimlich schnell.
Ihr Pfeil schnellte mit einem zischenden Geräusch von der Sehne und traf das Wesen in der linken Schulter. Doch dieses schien sich daran nicht weiter zu stören. Wieder holte es aus und schlug nach ihrem Kopf. Manwana tauchte hinter dem Baumstamm unter, doch sie war nicht schnell genug. Der Schlag erwischte sie direkt auf den Brustkorb und presste ihr die Luft aus den Lungen. Keuchend taumelte sie rückwärts.
„Das ist ein Fromîr,“ schoss es ihr irrsinnigerweise in diesem Moment durch den Kopf. Sie hatte Zeichnungen dieser Wesen in der Bibliothek ihres Heimatdorfes gesehen. Irgendwie hatten sie auf den Bildern harmloser gewirkt. Weiter kam sie nicht mit ihren Gedanken.
Der Fromîr preschte wieder vor. Sie rollte sich nach rechts ab, sprang auf die Beine und legte mit raschen Bewegungen den nächsten Pfeil auf die Sehne. Erneut schoss sie und traf ihn diesmal direkt in die Brust. Doch noch immer hielt er sich auf den Beinen. Mit Schaum vor dem Mund stürzte er vorwärts. Blut quoll aus seinen Wunden und tropfte auf den Waldboden.
Sogleich zog Manwana den nächsten Pfeil hervor. Einen Moment lang konnte sie genau in die funkelnden Augen des Fromîr blicken. Irrsinn schien sich darin zu spiegeln. Er gröhlte wie ein Wahnsinniger und schien mit jeder Verletzung, die sie ihm zufügte nur noch aggressiver zu werden.
Verwundert über diese Tatsache trat Manwana einen Schritt zurück und stieß gegen einen breiten Stamm. Den Baum hatte sie in der Hektik gar nicht bemerkt. Links und rechts von ihm wuchsen dichte Büsche. Hier konnte sie nicht ohne weiteres mehr ausweichen.
Schon schoss der Fromîr vorwärts und holte zum nächsten Schlag aus. Ihr Pfeil lag auf der Sehne. Dieser Schuss musste sitzen, wenn sie noch eine Chance haben wollte. Tief atmete sie durch, hob den Bogen an, blickte noch einmal in die Augen des Wesens. Der Pfeil sauste los. Krachend traf er sein Ziel. Der Fromîr taumelte, schwankte dann hin und her. Sein Gröhlen war noch immer zu hören. Noch einmal bäumte er sich auf und hob die Faust. Manwana versuchte sich zu ducken, doch die Büsche rundherum liessen ihr fast keine Bewegungsfreiheit mehr. In Erwartung des unvermeidlichen Treffers schloss sie kurz die Augen. Sie hörte ein krachendes Geräusch, dann herrschte Stille.
Langsam öffnete sie die Augen wieder. Der Fromîr lag vor ihr auf dem Boden. Aus seiner Stirn ragte der zuletzt abgeschossene Pfeil. Seine Augen waren weit geöffnet und starrten ins Leere. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Vorsichtig richtete sie sich wieder auf und betrachtete die Leiche angewidert. Selten hatte sie ein so hässliches Wesen gesehen. Noch immer lief das Blut aus seinen Wunden und sickerte in den Boden. Seine runzelige, grüne, lederartige Haut schlug tausend Falten und seinem leicht geöffneten Mund entströmte ein übler Gestank. Angeekelt wandte sie sich ab.
Sie lief ein ganzes Stück in den Wald hinein, bis sie eine kleine Lichtung erreichte. Erschöpft liess sie sich auf einen querliegenden Baumstamm sinken. Es wurde Zeit, dass sie endlich wieder ihre alten Kräfte erreichte. Die Überfahrt zu dieser Insel hatte sie doch mehr geschwächt, als zunächst gedacht. Nun, sie würde alles dran setzen, diesen Zustand so bald wie möglich zu ändern.


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 Betreff des Beitrags: Re: Manwana - Aus dem Leben einer Auenelfe
BeitragVerfasst: 21.02.10, 20:57 
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Es war an der Zeit ein Resümee zu ziehen.
Fast vier Monde war sie nun auf dieser Insel. Das war der maximale Zeitraum, den sie sich gesetzt hatte, um zu entscheiden, ob sie bleiben würde. In Gedanken begann sie aufzuzählen, was für und was gegen ein Bleiben sprach.
Wenn sie ehrlich war, so war diese Insel schlimmer, als sie erwartet hatte. Und damit meinte sie nicht einmal die Monsterhorden, die zum Dunkeltief über die Insel geschwemmt waren. Auch meinte sie nicht die Goblins, welche sich regelmäßig im Norden der Insel tummelten und ebensowenig waren es die Orken, welche ziemlich selbstverständlich hier herumspazierten.

Das Schlimme auf dieser Insel war die Einsamkeit!

Ein Fey kann vieles ertragen, aber das Gefühl, von seinen Brüdern und Schwestern getrennt zu sein, alleine zu sein und niemanden mehr zu spüren, das ist das Schlimmste!

Sie kam aus einer ziemlich großen Sippe vom Festland und war es gewohnt, jederzeit eine geistige Verbindung zu ihren Brüdern und Schwestern zu fühlen, egal wie weit sie sich vom Dorf entfernte. Sobald sie nach Hause kam, traf sie immer jemanden an, es wurden Feste gefeiert, getanzt und gelacht.
Hier war alles anders. Sie war froh, wenn sie überhaupt mal jemanden ihrer Sippe antraf. Die meiste Zeit war sie alleine in Avindhrell. Nur die Tatsache, dass ab und an Gegenstände bewegt wurden zeigten ihr, dass doch noch jemand da war. Irgendwie schienen sie sich aber immer zu verpassen....

Eigentlich wäre diese Einsamkeit ein wirklich triftiger Grund, die Insel zu verlassen und sie war sicher, sogar ihr Vater hätte das verstanden. Doch da gab es noch Feluan.
Sie hatte ihren Bruder aus dem Simil schon bald nach ihrem Eintreffen auf der Insel kennen gelernt. Zuerst hatten sie sich einfach nur gut verstanden. Schnell hatten sie herausgefunden, dass sie ähnlich dachten und fühlten. Auch er war einsam. Seine Sippe schien sogar noch kleiner zu sein, als die in Avindhrell.
Sie hatte sich dabei ertappt, wie sie Feluan ihr Herz ausgeschüttet hatte, als sie glaubte die Einsamkeit nicht mehr zu ertragen. Von da an hatte sich ihre Beziehung gewandelt. Auch er hatte ihr seine Einsamkeit gestanden. So waren sie sich langsam näher gekommen. Und nun bezeichnete sie ihn als ihren Iama. Ohne ihn würde sie nicht gehen!
Aber, so dachte sie jetzt auch, vielleicht war das ihre Aufgabe hier, die Einsamkeit auszuhalten, trotzdem dem Feind die Stirn zu bieten und eines Tages zu erleben, wie neue Fey eintrafen und blieben? Vielleicht würde der Tag ja kommen, an dem ihre Sippen erblühen und erstarken würden. Sie würde jedenfalls alles dafür tun.


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 Betreff des Beitrags: Re: Manwana - Aus dem Leben einer Auenelfe
BeitragVerfasst: 10.03.10, 14:13 
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Seit zwei Tagen schon saß sie mitten im Wald auf dem Boden, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und starrte in die Ferne. Es hatte seine Zeit gebraucht, bis ihre Gedanken wieder zur Ruhe kamen. Ständig musste sie an Earions Tod denken und an die doch sehr seltsamen Begleitumstände.
Als Feluan ihr zuerst von Earions Tod berichtet hatte, hatte sie es nicht glauben wollen. Das konnte einfach nicht sein! Die Menschen würden doch nicht auch hier auf dieser kleinen Insel einfach die Fey totschlagen! Schlimm genug, dass das auf dem Festland geschah und jetzt auch hier?
Bilder, die sie schon lange beiseite geschoben hatte, drangen in dem Moment wieder in ihr Bewusstsein. Sie sah wieder Adorns Leiche vor sich, wie sie verbrannt und verstümmelt auf dem Boden lag. Und sie spürte wieder diese unbändige Wut in sich hochkochen, die sie so mühsam unterdrückt hatte.
Aber nein, sie durfte nicht zulassen, dass die Wut wieder die Oberhand gewann. Sie hatte gesehen, was daraus Schlimmeres erwachsen konnte. Das durfte nicht passieren.
Langsam legte sich ihre Wut und ein betäubendes Gefühl breitete sich im ganzen Körper aus. Sie wurde ganz ruhig und funktionierte von diesem Moment an eigentlich nur noch.
Da Earion von den Wachen der Stadt Falkensee erschlagen worden war, lag es nahe diese aufzusuchen und mit ihrem Anführer Waldemar zu reden. Sie musste wissen, was geschehen war.
So waren sie beide zum Stadttor geeilt und hatten dort glücklicherweise Garond getroffen. Er erklärte sich sofort bereit jemanden von der Wache zu suchen. So musste sie wenigstens nicht noch selbst diesen furchtbaren Bau betreten.
Kurz darauf war Garond schon zurückgekommen und hinter ihm erschien Waldemar, mit drei seiner wachen im Schlepp. Verwirrt fragte sie sich, ob er wohl erwartet hatte, dass sie ihn angreifen würden? Oder warum brachte er die alle mit?
Waldemar hatte einen deutlich unglücklichen Eindruck gemacht, als er von den Vorkommnissen berichtet hatte. Doch irgendwie rauschte das alles nur an ihr vorbei. Erst als er erwähnte, dass die betreffenden Männer zur Strafe ebenfalls Schläge erhalten hatten, merkte sie etwas auf. Was waren das nur für Sitten bei den Menschen? Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte mal einen Fey gesehen hatte, der einen anderen Fey zur Strafe schlug? Sie konnte sich nicht erinnern sowas überhaupt jemals gesehen zu haben. Auch Feluan schien ziemlich verwundert über dieses Verhalten. Doch sie fragte nicht weiter nach und lies es dabei bewenden. Was konnte sie jetzt schon noch tun?

Immer noch völlig betäubt war sie nach diesem Gespräch ins Dorf zurück gekehrt.

Ein paar Tage später hatte sie sich dann mit Feluan zusammen zu den Feanhall aufgemacht, da dort wohl Earions Leichnam liegen sollte. Sie hatten ihn gut erhalten vorgefunden. Gemeinsam mit ein paar Feanhall besprachen sie, dass diese ein Boot bauen würden, um Earions Körper auf seine letzte Reise nach Lothorien zu schicken.

Vorgestern nun war dieses Boot fertig geworden und sie hatten ihren Bruder ziehen lassen. Ein paar Gaben hatten sie ihm ins Boot gelegt und Feluan hatte noch einige Worte gesagt. Traurig hatte sie dem Boot nachgesehen, welches langsam am Horizont verschwand.
Danach war sie in den Wald gegangen, hatte sich an den erstbesten Baum gelehnt und bis zu diesem Moment dort gesessen. Nur zögerlich war in den letzten Zyklen das betäubende Gefühl aus ihrem Kopf gewichen. Ganz langsam hatte sie angefangen wieder die Geräusche des Waldes um sich herum wahrzunehmen. Das Zwitschern der Vögel, einen vorbeihoppelnden Hasen, einen röhrenden Hirsch und das Rascheln der Blätter im Wind.
Mit einem leisen Seufzen erhob sie sich schliesslich. Ihr Lied hatte sich wieder etwas gefestigt und es war Zeit nach Avindhrell zurück zu kehren. Irgendjemand musste schliesslich auch dort nach dem rechten sehen.


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