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Wutschnaubend stapfte Endurion den eisigen Pfad zurück zur Kesselklamm hinauf. Seine goldene Kettenrüste rasselnd und sein Gesicht so zornesrot wie sein arkadonsroter Waffenrock. Der Zwerg baute sich nocheinmal vor der Wache auf und knurrte ihn mit seinem typisch tiefen aber klarem Bass an:
<Solltest du den Bresch von Eben noch einmal sehen, nimm ihn fest !> Sein Blut wollte sich nicht beruhigen. Zielgerade führte ihn sein Weg zu der Taverne zurück.
<Was für ein verschissener Zufall ! Rhazza'targ ! Dieser verdammte Grembargh'othur !> Seine Gedanken hämmerten im zornigen Takt seiner Schritte. Er war wieder im Schankraum. Da lag der Dolch, Chaos auf dem Thresen - hinten bei der Kochstelle - und weitere Hinterlassenschaften des heimtückischen Verräters auf den Bänken. Der Zwerg brauchte ein Ventil, sonst würde er platzen.
So war das wiederholte Krachen seiner Faust auf den Steintisch wohl durch das ganze Tal hörbar gewesen. Was war überhaupt passiert ? Es fing schon vor einigen Tagen an...
Der junge Bruder Kilir kam zu Endurion, bei sich eine Menschenfrau in weiß gekleidet mit edlem Stab und blonden Haaren, die mit einer Vertrautheit mit ihm sprach, als würde er Sie, oder Sie ihn, kennen.
Kilir war außer Atem, was dem Treffen eine beunruhigende Dringlichkeit verlieh. Er berichtete von einem Bruder in Falkensee, der gefälschte Lose der Lotterie der Händler und Handwerker verkaufte.
Ein betrügender Bresch ? Ein Halunke und Fälscher ? Ein Ding der Unmöglichkeit ! Wiedereinmal baute sich Zorn in dem Kregror auf. Er würde die Nacht über in der Schmiede verbringen müssen und seinen Zorn in das Metall treiben.
Die Menschenfrau wies dann noch darauf hin, dass diese Tat auch auf das Ganze Volk der Zwerge zurückfallen könne. Und bei Arkadon, Sie hatte Recht. Das konnte er nicht zulassen.
Bruder Kilir beschrieb den Verräter noch und brach dann gemeinsam mit Bruder Karag dem Hohepriester Arkadons gen Falkensee auf, den Verbrecher nocheinmal zu suchen.
Zeit verging, und auf der großen Versammlung der Zwerge traf die Neuigkeit auf große Bestürzung. Doch nun wusste ein jeder Zwerg der Kesselklamm von diesem Verräter und seinem Aussehen. Gardisten brachen auf und suchten ein weiteres Mal in der Stadt der Menschen, doch vermeldeten keinen Erfolg.
Wieder verging Zeit. Endurion saß, wie schon die Tage zuvor, hinter dem Thresen der Taverne und verabschiedete gerade den letzten Gast, ehe er sich daran machte einen Steckbrief nach diesem Schandfleck der Ehre aufzusetzen. Der Text war rasch ausformuliert - er hatte die Beschreibung noch ein paar mal überflogen und grummelte noch:
<Wer so auffällig aussieht kann sich gar nicht ewig versteckt halten...> Dann tönten Schritte vom Eingang. Er blickte auf und legte seine Feder bei Seite.
Was er dann sah war für ihn eine große Überraschung. Ein Bruder betrat die Taverne. In Lederrüste gekleidet, Armbrust auf dem Rücken und Dolch am Gurt. Offensichtlich ein Talzwerg der zu später Stunde noch einen Humpen heben wollte. Doch dann machte Endurion der kohlenschwarze Bart wachsam, in welchem allerhand Klunker eingeflochten waren. Der Bresch näherte sich langsam der Theke und der Schein der Kerzen wurde von einem Glasauge gespiegelt. Innerlich spannte sich der Obmann der Zwerge an. Als dann auch noch der Bruder zu sprechen begann, war jeder Zweifel ausgeräumt, denn ein Goldzahn offenbarte sich.
Die innere Spannung wuchs. Die Beiden trennte nur die Theke, die aber viel zu breit war, um den "Bruder" am Kragen zu packen und auf die Platte zu hämmern.
Endurion wahrte die Ruhe. Er hatte es sich als Obmann angewöhnt erst die Gerechtigkeit Bellums walten zu lassen, ehe der lodernde Zorn Arkadons die Oberhand nehmen würde. Er fuhr also zunächst mit dem Geschäft fort, als würde er nicht wissen wer da vor ihm stand. Zapfte dem falschen Bruder ein gutes Bockbier und unterhielt sich mit ihm, wie mit jedem neuen Bruder im Tal.
<Ich war dort nichtmehr willkommen> entgegnete der Falsche auf die Frage, von wo er stammt und wieso er auf die Insel übersetzte. Endurion zügelte sich, nicht loszulachen und zu knurren
<Und mein Grembargh weiß auch warum !> Er beherrschte sich. Gab sich weiter diplomatisch. Er lernte diese Kunst jeden Tag mehr und verwickelte den Halunken immer weiter in ein Gespräch - die Lügen die dieser dabei auftischte waren meist blanker Hohn. Der Obmann setzte sich dann zu ihm. Eine Armlänge. So war es gut.
<Spendierst du mir dann ein Trosch ?> fragte der Betrüger. Warum auch nicht ? Endurion stand auf, lachte und Schlug dem anderen Zwerg nahezu kumpelhaft auf die Schulter. Doch anstatt die Hand zu lösen packte er zu - die gewissenhaft vorbereitete Falle schnappte zu. Sein Griff, durch die harte Arbeit an der Schmiede gut geübt, verhärtete sich.
<Weißt du eigentlich, woran ich geschrieben habe bevor du hier reinkamst ?> sprach er, streng wie sein Blick, der auf dem nervösen Halunken lag. Er drückte weiter zu. Das Leder der Rüstung seines Opfers knirschte ebenso, wie das Kettenhemd Endurions bei der Anspannung der Muskulatur rasselte.
<Ich weiß wer du bist, Bresch Brom... oder sollte ich vielleicht eher sagen Lorlf ? Wobei dein Name sicher ein anderer ist.> Der Halunke war ertappt und schon begann die typische Farce. Ausreden, vermischt mit blanker Panik. Endurion kannte es, doch verachtete er Brüder die so handelten. Der Verbrecher begann sich zu winden. Schlug nach dem Schmied, was ihn dazu veranlasste seine Position zu verändern. Dies wiederum ließ ihn seinen festen Stand verlieren und lockerte den Griff.
Der falsche Bruder witterte seine Gelegenheit und schüttete den verbliebenen Inhalt seines Bierkruges nach dem Gesichte seines Kontrahenten. Der wich noch etwas weiter zurück und verlor nun gänzlich den festen Griff.
Feige sprang der Bruder mit den Klunkern im Bart auf den Tisch und krabbelte auf allen Vieren darüber gen Ausgang. Endu setzte ihm nach und begann den Tisch rasch zu umrunden um ihm den Weg abzuschneiden. So wurde ein anderer Fluchtweg zurück gewählt. Nun stand der Tisch zwischen den Beiden.
<Du Betrüger bist eine Schande für das Volk der Dwarschim !> so preschte der Zorn nun aus Endurion heraus und sein Gegner entgegnete
<Niemand nennt einen Klunkerbart einen Lügner und überlebt das !>. Ein grimmiges Grinsen wanderte auf die Züge des Schmiedes.
<Klunkerbart ist also dein Name ?!> knurrte er und sein Gegenüber fuhr wohl innerlich zusammen.
Er hatte nun auch noch seinen Namen verraten! So nahm das Elend seinen Lauf.
Klunkerbart zog seinen Dolch und schleuderte ihn ungeschickt nach Endurion, dass der Knauf voran dem großgewachsenem Zwergenobmann entgegenschnellte. Dieser versuchte auszuweichen doch schaffte er es nicht ganz dem Angriff zu entgehen. Mit einem dumpfen
"Plonk" prallte der Dolch an der Rüste ab. Doch die Zeit wurde von seinem Gegner ausgenutzt. Er stieg auf eine der Bänke und sprang von dort aus auf die Theke und darüber dann hinweg. Er landete unsanft, aber auf den Beinen.
Der Obmann setzte nach, doch verbrauchte er wertvolle Sekunden damit, die Pforte zu öffnen um Klunkerbart zu verfolgen. Dieser flüchtete seinerseits zum Ausgang beim Ring. Diesmal kletterte der abenteuerliche Talzwerg aber ungelenker über den dortigen Thresen und polterte auf der anderen Seite auf allen Vieren gen Boden. Wertvolle Zeit die Endu nutze um aufzuschließen, denn er wusste das er ein Wettrennen mit dem leichter Gerüsteten nicht gewinnen konnte. Doch schaffte er es wieder nicht, rechtzeitig da zu sein, um Klunkerbart zu packen. Er rief ihm nach. Rief die Gardisten. Doch es war schon spät, und die meisten entweder am schlafen, oder außerhalb des Tales unterwegs.
Kurz schien es so, als könne der Obmann seinen Gegner noch packen, doch der war nun im Vorteil, da keine nennenswerten Hindernisse mehr im Weg waren. So schnell wie die Beine des Verbrechers es zuließen eilte er davon, und der etwas behebig wirkende, schwer gerüstete Zwerg hinter. Der Abstand vergrößerte sich bis zum Tor.
Doch da standen die Bragarim ! Treue und zuverlässige Wachen des Tales, wenngleich sie ihren Dienst am Tor erst seit kurzem verrichteten. Doch diese waren eine
herbe Enttäuschung. Sie realisierten einfach viel zu spät, dass der Talzwerg Bruder, der da auf sie zurannte ein Verbrecher war und aufgehalten werden musste. Dieser versuchte den Wachhabenden dann noch weiter zu verwirren, in dem er den Inhalt seines Geldbeutel über den Torgang verstreute. Goldgierig bückte sich die Wache und klaubte die Münzen auf, während Sie Klunkerbart ungehindert passieren ließ.
Endurion hingegen rasselte in die Wache am Tor, welche sich immernoch Geschäftig im Torgang hockte. Fluchend kamen beide wieder zum stehen. Der Schmied folgte dem Pfad noch etwas, doch war von Klunkerbart keine Spur mehr...
... Wutschnaubend stapfte Endurion den eisigen Pfad zurück zur Kesselklamm hinauf. Seine goldene Kettenrüste rasselnd und sein Gesicht so zornesrot wie sein arkadonsroter Waffenrock. Der Zwerg baute sich nocheinmal vor der Wache auf und knurrte ihn mit seinem typisch tiefen aber klarem Bass an: <Solltest du den Bresch von Eben noch einmal sehen, nimm ihn fest !>