Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 7.07.25, 14:46

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Ohn Ehr - Ladwa Ladida
BeitragVerfasst: 23.02.10, 16:00 
Altratler
Altratler
Benutzeravatar

Registriert: 19.12.01, 00:08
Beiträge: 2438
Der blonde Nortrave trappte mit dem Pferd den Weg entlang, der Blick wich von diesem nur ab und an hinweg um den Wegesrand zu beäugen. Es könnte ja ein Räuber, oder gar ein Grünpelz aus dem dichten Wald brüllend herausspringen und den Weg versperren. Vom weiten sah er die mächtigen Mauern der Stadt Falkensee. Vom Norden her näherte sich der Reiter und nur wenige Minuten später war er bereits im Stall. Wickelte die Zügel um den Eisenpfahl und verknotete diese fest.

Den wachhabenden Gardisten schenkte er nur ein müdes Lächeln und ein knappes nicken. Eilig hatte er es nicht, bei Rekar wollte er einige Waren los werden. Der Handel verlief rasch. Er strich die Dukaten ein, in einem kleinen Beutel verstauend und zurrte diesen wieder fest an den Gürtel, der den Kilt aus Position hielt.

Auf dem Rückweg, vorbei am Markt, zum Stall sah er eine Nortravin liegen. Direkt vor einem der Marktstände, fast vor dem Tempel der Viere. Seine Schritte wurden schneller, hatten etwa die Ersonter Garde aus Rache für den verlorenen Kampf vor Vanskäp einer der Sorae niedergeschlagen, er erreichte mit großen Schritten die Nortravin. Keine Spuren eines Kampfes waren zu entdecken, kein Blut benetzte den Boden. Er blickte über die leblose Nortravin hinweg, kein Anzeichen von Leben zu erkennen. Er entdeckte eine Schnapsflasche in der Hand, er murrte laut. Begab sich hinab zur ihr, den Kopf drehend und stockte kurz, die Gesichtszüge entglitten ihm, Ladwa Ladida lag wie Tot vor ihm. Kein rütteln und zurren an ihren Händen und Armen half etwas. Keine Regung, er sprach mit ihr, einfache Worte, hoffend auf eine baldige Antwort.

Ey, Sora, sach doch wat,
Ladwa,
Ey,
Jej seen bej dir,
Ladwa,
Ey.


Schnell rappelte er sich auf, schaute verzweifelt und hilfesuchend um sich, niemand zu sehen. Er rannte zum Hospital. Stürmisch drang er dort hinein, ruf und bat um Hilfe. Zwei Männer folgten ihm, er eilte vor und noch ehe er angekommen war sah er die Heilerin bereits über Ladwa kniend Tiana, die ihm auch schon mal half, als er einmal unglücklich gefallen ist.

Der Gesichtsausdruck von Tiana war besorgt, kein Zuversicht, wusste sie etwas schon mehr? Sie befahl dem Nortraven und einem der Männer Ladwa sofort ins Hospital zu bringen. Keuchend dort angekommen wurde Ladwa vorsichtig auf die Liege abgelegt. Der Nortrave verließ den Raum, der Mann und Tiana bleiben bei Ladwa. Er löste den Kragen und tauschte diesen gegen eine Kette die ihm Halgar schenkte. Er befummelte diese, nahm dann Platz auf der Bank und sprach leise vor sich hin.

Maltid ihr Goden,
höre miar an,
dit seen noch zuu früh,
nay, dit könnt ihr nich machen,
hol se timet zu dej, Thjarek,
nich jetz,
seen zu jung.


Die Geräuschkulisse im Nebenzimmer verstummte, nur ein schluchzen und weinen war zu vernehmen. Er drückte sich am Mann vorbei, schaute zu diesem, dann zur Frau. Beide schüttelt schweigsam die Häupter. Er kniete über Ladwa, er streichelte ihren Bauch, alles beten half nichts, es sollte nicht sein. Tränen pressten sich aus den geschlossenen Augen und bahnten sich den Weg den Wangen hinab in den Bart, wo die Tränen schließlich verschwanden. Einige Tropfen schafften den Weg jedoch und rieselten auf de Bauch nieder.

Es war vorbei, ertränkt im Suff. Ohn Ehr für ejn Hetja.

Er kauerte so eine weile, bis ihm dämmerte das es wirklich vorbei war. Nun galt es Ladwa Ladida die letzte Ehre zu erweisen. Er hievte ihren leicht starren und kalten Körper auf die Schulter. Der Mann öffnete ihm die Tür. Er sprach nur noch höflicherweise:

Din Gavat Jala.


Zurück über den Marktplatz, er trat die Schnapsflasche in einem hohen Bogen zum Brunnen. Ging dann zum Stall und löste die Zügel von Ladwas Pferd Hilgorad. Mit Bandagen befestigte er Ladwa am Sattel, zog das Pferd hinter sich her zum Stall außerhalb von Falkensee. Zusammen ritten sie vorbei an Falkensee, über die Brücke nach Vanskäp. Dort angekommen brüllte er laut nach seinen Brodire und Sorae, niemand hörte ihn. Er legte Ladwa auf eine Bank der Tavernen Terrasse ab. Durchsuchte sie nach persönlichen Dingen und fand Tabak, Dukaten und einen Schlüssel. Er wartete, still, stumm und andächtig. Halgar platzte hinein, fragte war passiert sei und verstummte ebenso. Sie sprachen kurz was nun zu tun sei, der Nortrave holte Stoffbahnen aus dem Lager, kehre zurück und wickelte Ladwa darin ein. Zusammen mit Halgar trugen sie Ladwa zum Schrein und legten sie dort vor den Treppenstufen ab. Die Tage wird Ladwa die letzte Ehr erwiesen, auch persönliche Gegenstände sollen beigesetzt werden. Ladwa soll schließlich nicht als arme Frau ins Thjarek Hallen übertreten.

Der Nortrave ging, schob als Argument vor das er müde sei und schlafen müsse, Halgar nickte nur und blieb selbst beim Schrein zurück, aber eigentlich war der Nortrave ausgewühlt und fassungslos. Es war vorbei, einfach so, der Suff hat gesiegt.

Ohn Ehr

Era


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Ohn Ehr - Ladwa Ladida
BeitragVerfasst: 23.02.10, 16:52 
Altratler
Altratler
Benutzeravatar

Registriert: 17.12.09, 23:51
Beiträge: 3084
Eigentlich wollte sie nur einen Spaziergang machen - vielleicht bei Awa vorbeisehen oder Carina besuchen.

So ging sie gedankenverloren über den Marktplatz, als sie an einem der Marktstände vorbeiging und aus dem Augenwinkel eine, auf dem Boden liegende, Gestalt wahrnahm. Es dauerte bis sie überhaupt realisierte, wer oder was, mit starrem Blick und etwas verkrümmt da lag. Doch so schnell wie sie der Schock ereilte, schoßen ihre beruflichen Instinkte ein und sie beugte sich über den leblosen Körper.
Es war ihr zwar bewusst, dass der kalte Körper und die geöffneten starren Augen nur eins bedeuten können, doch ehe sie überhaupt noch ein Urteil fällen konnte, kam ein Nortrave und zwei andere Männer auf den Marktplatz geeilt.
~~~


Ladwas Rippen brachen unter der Wucht, als Tiana versuchte sie zu reanimieren, ihr Atem stank fürchterlich nach Alkohol und ihre Zähne schienen alles andere als gepflegt, trotzdem zögerte die blonde Frau nicht ihre nortravische Freundin zu beatmen. Sie wiederholte den Vorgang verzweifelt, sie anflehend doch wieder zu sich zu kommen. Tränen rannen aus den Augen und irgendwann konnte Tiana sie vor Rotz und Wasser nicht mal mehr beatmen.
Ein verzweifelter Griff an ihr Handgelenk, um wenigstens einen schwachen Puls zu erfühlen - nur eine kleine Hoffnung - doch sie konnte die leblose kalte Hand nur noch sinken lassen und unter fassungslosem Weinen nur noch den Tod feststellen. Morsan hatte Lala, wie Tiana sie immerzu nannte, zu sich geholt. Morsan hatte jemanden in seine Hallen gerufen, der Tiana sehr ans Herz gewachsen war.

Der Nortrave, sie kannte seinen Namen nicht, und auch sein Gesicht war ihr nur flüchtig bekannt, flehte sie an doch etwas zu tun, als er neben ihr kniete. Er wollte nicht wahrhaben, dass seine "Sora" nicht mehr unter ihnen weilte.
Tiana konnte indess kaum die richtigen Worte hervorbringen um die Trauer und die Bestürzung, in die sie verfallen war, ausdrücken. So legte sie dem blondem Nortraven nur eine Hand auf seine Schulter und weinte bitterlichst.

~~~


Sie wusste nicht mehr wie sie nach Hause kam, erst als eine Hand auf ihrer Schulter und sanfte Worte sie am nächsten Tag weckten, hatte sie gemerkt, dass sie in ihrem Haus, und am Esszimmertisch sitzend, eingeschlafen war.
Ein Blick in Quirians besorgte Augen genügte und sie brach sogleich in Tränen, die nicht zu versiegen schienen, aus. Schluchzend und nach Luft ringend erzählte sie vom Tod ihrer Freundin, während Quirian sie liebevoll tröstete und als sie sich einigermaßen gefasst hatte, holte er eine Kerze, die er mit einem von Lalas Streichhölzern - die letzten die Ladwa noch hatte, und dennoch Tiana geschenkt hatte - anzündete und gemeinsam beteten sie zu Morsan, auf dass Ladwa behütet in seinen Hallen ihren Frieden fand.


Auch wenn Lala ihre Ehre, die ihr so wichtig war, zu ihren Lebzeiten nicht mehr herstellen konnte, Tiana hatte sogleich in ihr etwas gesehen was wichtiger war als jede Ehre:

Eine Freundin, mit einem großem Herzen, die nur geliebt werden wollte
.


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Ohn Ehr - Ladwa Ladida
BeitragVerfasst: 24.02.10, 13:23 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 28.01.10, 08:54
Beiträge: 17
Sie kam direkt auf das Schiff.

Beschwingten Schrittes ging Ladwa das Deck entlang.
Die grelle Sonne brannte ihr im Gesicht, die Luft schmeckte nach Meer.
Nachdem ihr zunächst alles wie ein fremder Traum vorgekommen war, wurden die Formen und ihre Bedeutung jetzt klarer.
Zu ihrer linken Seite und zu ihrer rechten, diese Gestalten, sie waren Rudersklaven.
In Zehnerreihen saßen sie dicht gedrängt nebeneinander. Sie konnte ihren Schweiß riechen, sie rochen förmlich nach von der Sonne verbrannter Haut.
Ihr fortwährendes Stöhnen und Ächzen, das helle Rasseln ihrer Ketten begleitete das rhythmische Knarren der riesigen Ruder. Die Geräusche drangen wie ein dröhnendes Lied, ein Urlied, auf sie ein und wirkten auf ihre Gedanken wie Scheuklappen.

Es war, als kannte sie den Weg zum Platz ihrer Bestimmung genau.

Unter ihren Schritten tanzte das Schiff dröge, ohne Hast und ohne Eile auf den Wellen. Wie ein altes Paar, dem die immergleichen Schritte und der immergleiche Takt in Fleisch und Blut übergegangen waren. Mit einer Geduld und Ruhe, als wüsste es, dass dieser Tanz ewig währt.

Wie durch einen Sog geführt, erreichte sie ihren Platz. Ein Stückchen freies Holz auf der Bank mit ihrem Namen eingeschnitzt.
Die Frage, die ihr Leben auf Tare bestimmt hatte – ob ihr Name sich dort seit ihrer Geburt befand oder sich erst mit ihrem Tod in das Holz prägte, erschien ihr plötzlich bedeutungslos.

Sie nahm ihren Platz ein, hob die Fesseln vom Boden, um sie sich um Füße und Handgelenke zu legen. Die Eisen verbrannten ihr die Haut, da sie glühend waren von der unerbittlichen Sonne. Sie legte die Hände ans Ruder und verschwendete nicht einen einzigen Blick nach rechts oder links. Denn die, unter denen sie nun war, waren der Abschaum Tares.

Die Sonne ging unter, die Sonne ging auf.
Blasen an den Händen, Schwielen, Blut. Peitschenhiebe, Durst und Hunger, Schmerzen.
Die Sonne ging unter, die Sonne ging auf, ging unter, ging auf.
Ladwa würde auf ewig rudern auf dem Totenschiff.


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de