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 Betreff des Beitrags: Finsternis' Weg
BeitragVerfasst: 8.04.10, 10:55 
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Finsternis' Weg

- eine Geschichte -


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 Betreff des Beitrags: Prolog
BeitragVerfasst: 8.04.10, 11:18 
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Prolog
-Im Oner des Jahres 21 nach Hilgorad-


Die Kerze tauchte das kleine, karg eingerichtete Arbeitszimmer auf Burg Saalhorn in ein fahles, unstetes Licht während draußen über die dunklen weiten Wiesen ein scharfer Wind aus den Steppen Khalandras blies. Der schweigsame Diener war schon seit längerer Zeit nicht mehr zurückgekehrt, nachdem er noch einige Scheite Holz in Feuer gelegte hatte um die ärgste Kälte aus den alten Mauern zu vertreiben. Wenigstens aus den Mauern. Hagen hatte sich in seinen Sessel zurückgezogen, neben sich einen großen tönernen Krug mit schwerem Wein. Der Herr von Saalhorn, Hagens Bruder, war noch immer nicht zurückgekehrt, doch gab es zumindest ein Lebenszeichen - einer der barbarischen Kriegsfürsten hatte für einige Adlige Lösegeld gefordert, unter ihnen auch Todward. Mittlerweile war die Gefahr des Krieges gebannt, Khalandra "befriedet" und mit einzelnen Räuberbanden würde man schon fertig werden. Schließlich hatten die Herren von Saalhorn schon seit Generationen ihre Ländereien verteidigt, mit denen sie belehnt worden waren, um ein wehrhaftes Bollwerk gegen die Gefahren des Nordes zu errichten. Einige seiner Ahnen starben einen ehrenhaften Tod auf dem Schlachtfeld, andere wurden in friedlichere Zeiten hineingeboren - aber alle mussten um das Überleben der Familie und der hörigen Bauern ... der "eigenen Leute" kämpfen. Ersont war nicht das Herzland oder der müßiggängerische Süden, wo die Adligen auf Schlössern residierten um Waffe und Wehr vornehmlich zu Turnieren zu tragen, ihre Händel oder Kriegspflichten eher durch bezahlte Söldner wahrnehmen lassend. Die Ernte des letzten Jahres war recht gut gewesen, wenn auch die kargen Böden des nördlichen Ersonts kaum mehr hergaben als das, was die einzelnen Dörfer zum Überleben brauchten. Viehzucht hingegen, vor allem robuste Rinder und kräftige zähe Pferde, war die Grundlage des bescheidenen Wohlstands, auf dem der Ersont'sche Ritterstand fusst. Der Hofmeier, den Hagens Bruder vor einigen Jahren eingesetzt hatte, verstand sein Handwerk gut und vermochte es, Jahr für Jahr einige Überschüsse zu erwirtschaften und Vorräte für die Bewohner der Saalhornschen Besitzungen - neben der adligen Familie mit Gesinde, einem Duzend bewährter Bewaffneter noch etwa 200 hörige Bauern mit ihren Familien - genügend Vorräte anzulegen.

Hagen nahm den Brief zur Hand, der durch das Siegel der Ritter der Sieben Winde verschlossen war und am Nachmittag von einem berittenen Boten überbracht wurde. Tief einatmend brach er das Siegel und begann den Brief zu lesen.


Zitat:
Mittentag, 16. Sekar 20 n. H.

Ehre der Krone und den hochheiligen Vieren eure Durchlaucht,

Ich schreibe euch in Trauer um einen Ordensbruder, den ich alsbald zu Grabe tragen muss.
Mir war um das besondere Band zwischen euch und euren Schüler bekannt - und so erlaube ich mir in seinem Namen auch euch von seinem Zustand in Kenntnis setzen:
Ritter Laske, Hochmeister des Falken, ist vor wenigen Wochen von einem Dämon heimgesucht worden. Die Hofmaga, Freifrau Nhergas, hat in Zusammenarbeit mit dem amtierenden Calator, Gnaden Custodias, festgestellt, dass für ihn kaum noch Hoffnung bestehe.
In der Kapelle zu Seeberg liegt der Leib des Ritters Laske aufgebahrt, mit einem magischen Metall ummantelt um ihn vor den Zeichen der Zeit zu bewahren, und harrt der Dinge die da kommen mögen. Der Dämon, der sich offenbar als Künstler versteht, hat ein Bild geschaffen in welchem man den Ritter Laske zusammengekauert zu Fuße eines Baumes liegen sehen kann. Der Baum ist kahl, die Gegend um ihn herum trostlos. Einige unerkenntliche Gestalten entfernen sich vom Ritter selbst und lassen ihn allein zurück - letzterer liegt scheinbar wimmernd und gebrochen darnieder. Der Calator und auch die königliche Magierakademie haben das Gemälde, welches offenbar als Zugang zur Sphäre des Dämons fungiert, mehrfach passiert: Einige kehrten mit trüben Augen zurück - unfähig je wieder zu sehen. Andere nutzten ihren Aufenthalt um sich mit dem Dämon zu unterreden. Herausgefunden werden konnte, dass Ritter Laske einen Pakt mit dem Dämon eingegangen sein soll: Antrieb soll hier die Leere in seinem Innern gewesen sein - zurückgelassen von all seinen Freunden. Nunmehr liegt seine Seele in diesem Bild, ewigem Leid ausgesetzt, während der Körper davon losgelöst in der Kapelle ruht.
Die Einschätzung der Hofmaga Nhergas ist dahingehend, dass es nicht möglich sein wird den Dämon in seiner Sphäre zu besiegen - in die Unsere holen können wir ihn aber auch nicht.
Ich werde in Abwesenheit der anderen Ritter auf die Güte und den Segen der hochheiligen Viere vertrauen und den Ritter Laske seiner wohlverdienten Ruhe überführen - möge Morsan sich seiner Seele annehmen und ihr die Ruhe zukommen lassen, die wir ihm nicht mehr ermöglichen können.

Indessen steht es nicht gut um den Orden der Ritterschaft zu Siebenwind: Wie ihr erfahren haben werdet, wurde die Insel in der Weisheit seiner Majestät in etliche Lehen aufgeteilt, von denen die Ritterschaft nun lediglich noch Seeberg regieren und verwalten dürfen. Unterdessen liefern sich die Lehen Malthust-Brandenstein und Ersont-Falkensee immer wieder kleinere Scharmützel auf dem Rücken der Freien und Bürger, braver Untertanen seiner Majestät. Euer Gutshof wurde in diesem Zusammenhang von der Malthuster Obrigkeit annektiert. Die übrigen Ritter meines Ordens sind auf das Festland gereist, um den Lehen ihres Ursprungs beizustehen: Ich verweile momentan alleine in Seeberg und versuche das Lehen trotz meines geringen Erfahrungsschatzes bestmöglich zu führen. Die Rittergarde unterstützt mich dabei.

Der Bote, der euch die Depesche unter dem Schutz seines Lebens überbracht hat, ist der Unteroffizier Sedarn. Da das XIII. Kronregiment nach der Auflösung der Kronmark seinen ursprünglichen Zweck verloren hat, wurde es durch mich in den Reservestatus versetzt. Der Mann führte mit der Überbringung des Dokuments seinen letzten Befehl durch. Als Heermeister der Ritterschaft ermächtige ich euch, Graf Robaar von Saalhorn, ihn ehrenhaft aus seinem Dienstverhältnis zu entlassen. Er trägt sein Unteroffizierspatent bei sich und kann, so er will, auf Falandrien seinen Dienst in einem anderen Regiment aufnehmen. Hierzu im voraus meinen Dank für eure Mühen.

Wenn ihr eines Tages zurück auf die Insel reisen solltet, so hoffe ich, dass ihr mich mit einem Besuch in der Feste Schwingenwacht zu Seeberg ehrt. Für eure Zukunft wünsche ich euch den Segen der hochheiligen Viere, beste Gesundheit und ausreichend Ruhe, um in diesen schweren Zeiten einen klaren Kopf zu behalten: Letzteres fällt mir persönlich zunehmend schwer.

Hochachtungsvoll

*sauber unterschrieben und ritterlich gesiegelt*

~Y. Rondragon,
Hochmeister des Drachen
Heermeister der Ritterschaft


Seine Gesichtszüge waren erstarrt. Wie von plötzlicher Kraftlosigkeit geschlagen ließen die Finger der rechten Hand das schwere Pergament langsam aus ihrem Griff gleiten und es schwebte herbstlichen Laub gleich zu Boden, während Hagens Blick leer zum niederbrennenden Kaminfeuer wanderte. Momente verstrichen, Augenblicke, Jahre geflutet von Bildern und Erinnerungen. Alles ... alles war verloren, alles war verraten woran er geglaubt und wofür er Jahre gearbeitet und sein Blut vergossen hatte. Jene, die ihm vertraut und seinen Beistand erwartet haben, hatte er im Stich gelassen. Er sah auf vom Feuer, streckte seine Hand zum Weinkrug aus und fühlte mit grober Hand den Becher voll Wein, nichtachtend das er bereits überzulaufen begann. Dann griff er den Becher.

Ein lauter Schlag, gefolgt von brodelndem Zischen und Dampfschwaden stoben aus dem Kamin heraus, als der noch volle und unberührte Weinbecher an der Rückwand des Kamins zerbarst. Ein Großteil des Weins war auf dem Boden verteilt und bildete Lachen, die im flackern des Feuers wie frisches Blut wirkten. Die linke Hand des Grafen krallte sich förmlich in die Armlehne des Sessels, während der nunmehr lodernde, beinahe von Zorn, Wut, Hass, Groll gegen sich selbst und die Götter erfüllte Blick fast wahnsinnige Züge annahm. Der rechte Arm schnellte bei Seite und fegte den irdenen Krug vom Tisch, den restlichen Wein an die Wand schleudernd und Hagens Wamsärmel tränkend. Mit einem schmerzverzerrten irren Schrei fegte er zudem den Tisch um und versetzte ihm einen derat heftigen Tritt, dass die Tischplatte zerbarst und ein langer Splitter sich in Hagens Wade bohrte. Blut und Wein vermischten sich auf dem Boden, während die Raserei des alten Drachen ein Ende fand und er sich wieder fasste. Keiner der Diener, die tags darauf die Stube betraten, verlor jemals ein Wort darüber und bald waren die Wände neu getüncht und die Dielen frisch gebohnert.


***


Die folgenden Tage verbrachte Hagen in der kleinen Kapelle der Burg. Sie war Bellum geweiht und mit einfachen Zeichnungen göttlicher Allegorien an den Wänden verziert. Über dem Altarstein war eine etwa schrittbreite, mit Goldfäden durchwirkte blutrote Decke ausgebreitet, die ein mit starker Faust gehaltenes Schwert zeigte. Durch schmale, mit buntem Glas geschlossene Fenster drang schwaches Winterlicht hinein. In eine einfache Robe gekleidet kniete Hagen vorm Altar, das Haupt gesenkt und die Arme über Kreuz gelegt. "Oh mein Herr, mein Richter, mein Leuchtfeuer. Ich schwöre dir diesen Eid und erflehe deinen Beistand und deine Vergebung für meinen Verrat. So wie mein Schwertarm versagte, in deinem Namen und getreu meiner Ehre das zu tun, was hätte getan werden müssen - so soll er keine Ruhe finden und sich jeglicher Wehr versagen, bis Du - mein Herr - mir Erlösung und Vergebung schenkst oder Morsan mich zu sich ruft um sein ewiges Strafgericht über mich zu halten." durchdrangen die feierlichen Worte die Kapelle und verhallten im Angesicht des Schwertherrn. Stille. Der Diener, der nach einiger Zeit gekommen war, trug schweigend das Tablett mit den unberührten Speisen wieder hinaus, so wie er es die letzten Tage stets getan hatte.

***


"Halfdan, du wirst alles nötige veranlassen, um das Lösegeld sicher nach Ersonts Tal zu schaffen. Ich habe Graf Gernod die Nachricht zukommen lassen." sagte Hagen und nickte dem Hausmeier zu. Der treue Diener - ein Freier und alter Freund der Familie - neigte den Kopf und ging wieder in den schmucklosen kleinen Palas der Burg hinein. Zwei Reiter standen bereit, einer führte zwei Trosspferde und das Packpferd des Grafen, während der andere die geschwärzte saalhornsche Standarte trug. Ein junger Stallknecht brachte Hagens Pferd, seine treue Haflingerstute Rosinante aus dem Stall. Das kleine Pferd war wenig ritterlich, aber man würde wohl wenige so gutmütige und zähe Reisepferde finden wie dieses alte Mädchen. Sie hatte ihren Herrn bereits auf den Saalhornschen Ländereien getragen, hatte mehrere Seereisen mitgemacht und auf Siebenwind unzählige Meilen zurückgelegt. Hagen umarmte seine Töchter zum Abschied, sprach einige ernste Worte zu seinem Neffen, dem zukünftigen Erben Saalhorns und schnarrte auf knappe Art zu den anderen Anwesenden einige Worte des Abschieds. Er trug ein derbes wollenes Wams und einen schweren schwarzen Reiseumhang, um ihn gegen die eisigen Winde zu schützen. Die Reise über die verschneiten Wege Ersonts würde mühsam werden und es würde einige Zeit dauern, bis man die große nach Süden führende Reichsstraße erreichen würde. Daher trug man auf den Trosspferden ein Zelt, einen primitiven Ofen, Brennmaterial und Vorräte um Ersonts verschneite Graslande zu meistern. Auf dem Packpferd des Grafen waren zwei schwere Holzkisten befestigt, eine Reisetruhe mit der Gaderobe des Herren und in der anderen persönliche Gegenstände des Grafen. Waffen waren weder auf dem Packpferd noch am Sattel der Haflingerstute zu sehen und auch Graf Robaar war - im Gegensatz zu seinen Begleitern - unbewaffnet.

Nach einer Stunde war das geschwärzte Banner des Grafen nicht mehr zu sehen. Ein Schneesturm zog auf.

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Abschied und Verrat. - Der Abschied Graf Hagen Robaars von Siebenwind ............ Ein (ehemaliger) Lehnsherr auf Sinnsuche ............. Hagens Rückkehr - Finsternis' Weg


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 Betreff des Beitrags: Re: Finsternis' Weg
BeitragVerfasst: 8.04.10, 21:04 
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Hilgorad – König des Großreiches Galadon
- 10. Onar 21 nach Hilgorad -


Burg Bernstein wirkte wie eine belagerte Festung. Zwar stand kein feindlich gesonnenes Heer vor den Mauern und es herrschte ein emsiges Kommen und Gehen, doch war überall eine knisternde Anspannung zu spüren. Rastlos patrouillierende Wachen auf den Mauern, nervös dreinschauende Gardisten der „Bärengarde“ in ihrer makellosen, schneeweißen Paradeuniform mit dem königlichen Wappen und den schweren, mit Goldschnüren gehaltenden Umhängen aus Eisbärfell, die der Garde ihren Namen gaben. Die goldgefasste Krone des Wappens strahlte noch immer die Würde und Macht des galadonischen Königtums aus – eine Macht, die freilich mittlerweile wenig mehr als Fassade und außerhalb der Burg recht schwach war. König Hilgorad war weiterhin Herrscher von der Viere Gnaden und Herr über Galadon, das Norland, Endophal, all die Fürstentümer und reichen Städte Falandriens. Niemand zog dies ernsthaft offen in Zweifel und weiter wurde in des Königs Namen Recht gesprochen oder der Erlass eines stolzen, machtbewussten Fürsten mit der üblichen Huldigungsformel ausgefertigt. Man hätte also vermuten können, dass alles so war, wie es die letzten zwanzig Jahre gewesen ist.

In Wahrheit jedoch, hinter vorgehaltener Hand in den herrschenden Kreisen vom Südzipfel Endophals bis Eskandar ein offenes Geheimnis, war dem König die Macht schon weitgehend entglitten während das Volk weiterhin glaubte, vom König selbst regiert zu werden. Die Macht lag bei den Fürsten, den Grafen und Herzögen, dem Hetmann des Norlands und dem gnatzigen Zwergenkönig, der zwar weiter seinen galadonischen Titel führte, ansonsten aber nur das tat was er für richtig hielt. Mit dem atmendem Tod, dem Krieg in Khalandra und Vorgängen, die weit im Dunkeln liegen, schwand die starke königliche Macht zusehens, während die Macht der Fürsten unaufhaltsam wuchs. Einzig die Herzogtümer, mit dem König verwandschaftlich verbunden, waren noch absolut loyal und manche Fürstentümer versprachen sich mehr nutzen, wenn sie auf der Seite des Königs blieben. Vorerst zumindest. Die Königliche Armee, einst neben der königlichen Verwaltung das mächtigste Machtinstrument Hilgorads, war mittlerweile wenig mehr als eine Erinnerung an frühere Zeiten. Manche Regimenter lösten sich in großen Teilen auf oder verharrten untätig in ihren Garnisonen, andere gingen komplett an einzelne Fürsten über, die sich selbst zu starken Bündnissen zusammenschlossen und darauf warteten, ihren Einfluss auf Kosten anderer Lehen – und des Königs – weiter auszudehnen. Das Schwert des Königs, welches früher jeden allzu selbstbewussten Fürsten in seine Schranken gewiesen hätte, war nunmehr stumpf und gehorchte seinem Herrn nicht mehr.


***


Graf Robaar ritt mit seinen beiden Begleitern durchs große Tor der mächtigen Festung und erreichte bald den zentralen Innenhof. An den verschiedenen Gebäuden um den Hof prangten verschiedene Wappen. Da waren die Farben des Ersonter Bundes, der Malthuster Allianz, diverser starker Fürstentümer und selbst das Wappen des Zwergenkönigs war zu finden. Vor jedem dieser Gebäude standen schwer Bewaffnete, wie zum Kriege gerüstet und grimmig dreinschauend. Zwischendrin immer wieder königliche Gardisten, die nach wie vor treu zur Krone standen und bedacht waren, keinen blutigen Streit innerhalb der Feste aufkommen zu lassen. Viele Boten mit schwerer Eskorte verließen die Burg dieser Tage, argwöhnisch beäugt von jenen, die in anderer Herren Dienst standen. Delegationen betraten den inneren Ring der Feste zu endlosen Beratungen, die ohne wirkliches Ergebnis blieben und oft in wüsten Beschimpfungen endeten, aber formal die königlichen Wünsche und Anweisungen entgegen nahmen.

In diesem Gewimmel fiel Graf Robaar kaum auf, allenfalls seine schlichte schwarze Kleidung mit wenig Zier und dem geschwärzten Saalhornschen Wappen hob sich vom sonst üblichen Gepränge ab, mit dem jede Partei sich über die anderen zu erheben suchte. Er blickte sich um und klopfte der Stute sacht auf die linke Halsseite, ehe einer seiner beiden Begleiter das Pferd in die Stallungen führte. Burg Bernstein, die wahrscheinlich mächtigste Burg Falandriens, bestand aus mehreren Mauerringen mit Kammertoren, diversen wassergefüllten Gräben und vielen Türmen, von denen aus nahezu jeder Winkel der Festung eingesehen und bestrichen werden konnte. Um zum König vorgelassen zu werden musste man jedes der Tore passieren und selbst Fürsten war es nicht gestattet, sich ohne Begleitung im innersten Ring zu bewegen und unaufgefordert den königlichen Palast zu betreten. Zwar war Draconis schon seit längerem die formelle Hauptstadt und dem König stand ein riesiger, repräsentativer Palast zur Verfügung, doch mied Hilgorad zusehens die riesige Stadt, die neben Prunkt und Gepränge auch bitterstes Elend bot. Hier auf Burg Bernstein war alles ruhiger, sauberer, gesünder und sicherer. Besonders in so unruhigen Zeiten wie dieser. Seufzend zog der Graf die Handschuhe zurecht und erwartete mit mürrischer, entnervter Miene die Ankunft des Geleits, das ihn zum König bringen würde.

Die Eskorte die den Grafen zum König geleitete, bestand aus vier königlichen Gardisten – dem Gardehauptmann und drei einfachen Rängen, die gleichfalls mit voller Bewaffnung und Rüstung ihren Dienst taten. Durch schier endlose Gänge und prächtige Hallen gelangte Graf Robaar schließlich in die privaten Gemächer des Königs, die zwar nobel, aber schlicht eingerichtet waren. Nur noch selten hielt der König Hof im Thronsaal und wenn, so war es wenig mehr als würdevolles Theater, wenn dieser oder jener Fürst dem König seine Aufwartung zu machen wünschte oder vielmehr: musste. Das knisternde Feuer im Kamin tauchte das Studierzimmer des Königs in wohlige Wärme und als die Gardisten sich entfernt hatten, begann ein langes Gespräch zwischen den beiden Männern, die in den letzten zwei Jahren um Jahrzehnte gealtert zu sein schienen.

Draußen sank Fela hinter die Hügel und tauchte das zerrissene Reich in Finsternis.


***


Die dem Grafen zugewiesenen Gastgemächer lagen im zweiten Ring der Festung und ließen den Blick über die äußere Ringmauer zu. Irgendwo im Südwesten musste Draconis liegen und einige Tagesreisen weiter, immer dem Lauf des Drac folgend, würde man irgendwann das Mündungsdelta des Flusses und die wohlhabende Hafenstadt Rothenbucht erreichen. Von dort aus könnte man übers Meer segeln oder der ‚Königsstraße’ folgen, welche von Ersonts Tal im hohen Norden über Draconis bis Torfeld und damit an die Grenze Endophals führt. Zu früheren, lichteren Zeiten herrschte reges Treiben auf der Straße, doch mittlerweile fand man deutlich weniger, dafür aber umso mehr bewehrtere Reisende vor. Er schloss das Fenster und ging hinüber zur einsam brennenden Kerze neben dem Bett, kniete nieder und faltete die Hände. Während der Sturm an den Schiefplatten des Daches zerrte und fast jede Seele der Burg Zuflucht im Inneren suchte, saß Hagen still auf dem Bett. Die Kerze war längst erloschen.

Mit Anbruch des Tages, während leichter Schneefall das Land gnädig wie mit einem Schleier verhüllte, war das Pferd Graf Robaars gesattelt und zwanzig Reiter in voller Rüstung und mit wehenden Helmbüschen waren auf dem Hof angetreten. Die Luft war frisch, denn es pfiff ein eisiger Wind aus dem Norden, tanzende Schneeflocken mit sich führend, und der Winter bäumte sich noch einmal verzweifelt gegen den nahenden Frühling auf. Lebhaft flatterte das königliche Banner am Schaft des Fähnrichs der Eskorte, als der Graf den mächtigen Palas verließ und auf sein Pferd zuging. Mit mäßigem Interesse beobachtet von den Wachen vor der Ersonter Vertretung. Das Horn eines Gardisten erschallte und die Gruppe machte sich auf den Weg nach Rothenbucht. Durch das mächtige Königreich Galadon, dessen König ohnmächtig in seiner stärksten Festung saß und seine Hauptstadt mied, weil er dort nicht mehr sicher war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Finsternis' Weg
BeitragVerfasst: 9.04.10, 21:37 
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- 6. Dular 21 nach Hilgorad -


Der mittlere, dickbauchige Segler lag seit geraumer Zeit im Hafen und ein paar Scheuerleute des Brandensteiner Hafens waren schon dabei, die Ladung – Säcke voll Getreide, Kisten mit Werkzeug und Töpferwaren, Körbe mit aufgeregt gackernden Hühnern und ein breites Sammelsurium diverser Waren aus ganz Falandrien – aus dem dunklen Bauch des Schiffes herauszutragen. Graf Robaar stand einige Zeit an der Reling und sah hinüber zur Stadt, die er vor bald einem Jahr verlassen hatte. Es flatterten neue Banner an einem Mast im Hafen, die Farben Malthusts mit dem Brandensteiner Wappen. Der einstmalige Freihafen war zum Lehen Malthust-Brandenstein geworden und nach allem was Hagen hatte in Erfahrung bringen können, war nicht länger sein Zuhause. Seine Gedanken wurden unterbrochen vom herzhaften, geradezu befreiten Wiehern der Haflingerstute, die zum ersten Mal seit vielen Wochen im feuchten Halbdunkel des Schiffes das Tageslicht sah und die milde Briese über die Flanken streichen spürte. Graf Robaar sah hinab, räusperte sich und trat zurück unter Deck, um letzte Dinge zu regeln ehe er von Bord zu gehen gedachte.

Brandenstein machte nach wie vor einen sehr verschlafenen Eindruck, keine Seele auf den Straßen war zusehen und auch in der roten Seeschlange war niemand zu finden. Offensichtlich hatte sich in der Zwischenzeit einiges getan, hier und da waren neue Gebäude errichtet worden und die Stadt hatte eine neue Mauer, war also wieder bewährt wie bereits Jahre zuvor. Der geschmückte Marktplatz ließ auf ein Fest schließen, dass vor Tagen stattgefunden hatte oder vielleicht noch stattfinden sollte, aber vorerst war nichts näheres zu erfahren. Mit leichtem, ausgelassenen Schritt wandte sich die Haflingerstute dem Westtor der Stadt zu und durchquerte es, einer der Wächter in der dunklen malthust-brandensteinschen Uniform wollte bereits ansetzen etwas zu sagen, als er sich nach einem missmutig-genervten Blick des Grafen eines besseren besann und vorzog, überlegen zu schweigen. Rosinante fand den Weg, ohne dass es irgendeiner Führung bedurft hätte.

Schwarz. Und noch immer stinkend; so fand Graf Robaar von Saalhorn auf Saalhornshof seinen, nunmehr nicht nur enteigneten, sondern auch niedergebrannten Gutshof vor. Die Grundmauern des einstmals stattlichen Gebäudes standen wie schwarze Zahnstummel empor und die Fensteröffnungen starrten ihn an wie die dunklen Augenhöhlen eines Totenschädels. Fedraal streifte unruhig umher, schnupperte an diesem oder jenem Baum und legte sich dann winselnd nieder, die Vorderläufe vorgestreckt und den Kopf flach auf den Boden legend. Hagen stieg vom Pferd und trat vorsichtig in die Ruine hinein.

Im Inneren war kaum etwas intakt. Die Haupttreppe war unbegehbar, in der Decke der großen Halle klaffte ein riesiges Loch und die Quartiere der Bediensteten lagen völlig in Trümmern. Johann? Wo war eigentlich Johann? Über die morsch nachgebende, verkohlte Gesindetreppe gelangte Hagen nach oben und stand unvermittelt in den Resten seiner Bibliothek. All die Bücher … die Chroniken und Dokumente! Das Original der Siebenwindakte, die Abschriften der Statute, die Urkunde des Landfriedens, das einzige von Athos Hand gefertigte Exemplar des „Letzten Falken“. Bei den Vieren, sollte er denn tatsächlich alles verlieren, was ihm wichtig war, alles? ALLES!? Einmal noch fuhr er mit der Hand über den verkohlten, schweren Eichenholztisch, der so massiv war das er – obwohl arg ramponiert, nicht verbrannt war. Mit finsterer Miene und rußverschmiertem Gesicht, dort wo Feuchtigkeit den feinen aufgewirbelten Ruß festgehalten hatte, ging er wieder hinab und streifte eine Weile mit leerem Blick durch die Reste seines Rosengartens.

Eine Stunde später, dass Gesicht nunmehr wieder völlig sauber und der Blick so mürrisch wie eh und je, betrat er die Kapelle Brandensteins. Offensichtlich neu gebaut, ganz so wie die Burg im Nordwesten der Stadt. Die neuen Herren hatten sich bereits verewigt und, es deutete alles darauf hin, rechneten durchaus mit der Notwendigkeit starker Verteidigungsanlagen. Sie würden ihm Rede und Antwort stehen müssen – und zwar bald.

Als Finsternis sich hernieder senkte, ritt er in Richtung des Brandensteiner Osttores los.

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 Betreff des Beitrags: Re: Finsternis' Weg
BeitragVerfasst: 11.04.10, 17:57 
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Geburt und Tod
- 6. Dular 21 nach Hilgorad -


Auf dem Bergsporn über Seeberg waren Lichter zu erkennen und gegen den mondhellen Himmel hoben sich dunkle Schemen einer lang gezogenen, massigen Form ab, auf deren Kamm sich Lichter bewegten. Das also musste die neue Burg der Ritter sein. Aus der Finsternis trabte der große, zottelige Wolfshund in den Lichtschein des nach Westen gewandten Seeberger Tores und einer der Gardisten wollte schon die Hellebarde erheben, hätte nicht Gardist Hochstetter das Tier erkannt. Konnte es sein? Kurz darauf ritt Hagen langsam ins Tor ein, sah mit stoischer Miene zu beiden Gardisten und durchquerte es mit einem kurzen, freudlosen „Ehre der Krone“. Hochstetter schwieg und sah dem Grafen eine Weile nach, ehe er erleichtert ausatmend mit beiden Händen den Hellebardenstab umfasste um sich daran abzustützen. Ihm war, als hätte er einen Geist aus der Finsternis gesehen.

In der Oberburg herrschte reges Treiben. Die Garde der Ritterschaft war auf dem Burghof vor einem Ritter angetreten, der das Rot der Drachen trug und mit selbstsicherem Ton eine Ansprache hielt. Robaar blieb in der Tordurchfahrt stehen und betrachtete schweigend das Gesehen, nur einen Moment abgelenkt durch eine junge Frau, die freundlich grüßend an ihm vorbei schritt und sich der Burgschenke zuwandte. Der stolze Ritter war Yves Rondragon, seines Zeichens Hochmeister des Drachen. Rondragon. Dieser Knappe, der nur Rockzipfel im Sinn hatte und stets alles andere als seine Knappenaufgaben tat, der hochnäsig und zugleich anbiedernd war – der Knappe, den Hagen mit wenig Zutrauen betrachtet hatte. Hier aber stand ein anderer Rondragon. Hier stand ein Ritter, der einen Sturm abwettern musste, der ihn jederzeit hinfortfegen konnte. Der Demütigungen hinzunehmen und den Mangel zu verwalten hatte, dessen Hände gebunden waren und dessen Ritter tot oder abgereist oder einfach verschwunden waren. Der zum Ritter gereifte Knappe, in dem Hagens Hoffnungen für ein erneutes Erblühen der Ritterschaft lagen. Der letzte einer langen Reihe.

Die Unruhe der Gardisten, gemischt mit dem Erstaunen Einzelner, war nicht zu übersehen. Sie hatten den dunklen Reiter ausgemacht, standen aber weiter in Formation und folgten den Worten des Drachenritters, der Hagen noch nicht bemerkt zu haben schien. Als der Appell jedoch beendet war, wandte er sich herum und grüßte – ganz der Form und Tradition entsprechend – den Grafen, der seinerseits den Gruß erwiderte. Beide begaben sie sich in die Burgschenke.

„Hochmeister Rondragon, hört was ich zu sagen habe.“ begann Hagen im freudlosen Ton des Pflichtbewusstseins und seiner betrübten, finsteren Laune. „Seine Majestät ist dankbar dafür, wie ihr eure Aufgabe hier erfüllt und mit all den Widrigkeiten umgeht, die das Reich zu erdulden hat. Ich will zum Punkt kommen.“ Hagen kniff die Augen leicht zusammen, wackelte einmal mit dem Schnurrbart und setzte fort: „Hochmeister Rondragon. Nach dem Wunsche seiner Majestät werde ich die Führung des Lehens Seeberg übernehmen, gleichwohl ich mich nicht in seine Angelegenheiten einzumischen gedenke. Ihr werdet dieses Lehen weiter führen, wie ihr es für richtig haltet. Ich bin vielmehr … euer Berater.“ Hagens Miene war finster und griff nach der Teetasse, um einen Schluck des honigsüßen, milchig-braunen Tees zu trinken und Rondragons Mienenspiel zu taxieren. Er nahm es gefasst auf. „Es ist mein Wunsch, dass Ihr die Ritterschaft führt und wieder stärkt, so dass sie weiterhin ein treuer Schutz des Königs und aller Bewohner der Insel sein kann. Und eurem Problem werde ich abhelfen. Betrachtet euch, mangels Tafelrunde, dazu berufen alle Rechte und Pflichten des Großmeisters der Ritterschaft wahrzunehmen.“ Yves Miene geriet in Bewegung und respektvoll, mit echtem, im innersten seines Herzens fußenden Respekt, dankte er dem Grafen das ihm gewährte Vertrauen und bat darum, dass der alte Drache ihm bei der Ausbildung der Knappen helfen möge. Freudlos sah Robaar ihn an. „Und nun bringt mich zu Laskes Ruhestätte. Ich möchte bis morgen Abend nicht gestört werden.“ Ein Moment absoluter Stille.

***


Ohne große Worte zu wechseln gingen Großmeister Rondragon und Graf Robaar nach Seeberg hinab, vorbei am großen Handels- und Wirtshaus in Richtung der Seebergschen Kapelle. Mit knappem Wort verabschiedete der Großmeister sich und Hagen trat in die Kapelle. Es war ein mittelgroßer Raum, einige Bankreihen vor einem Altar, in den Ecken der beiden nördlichen Wände mit den Insignien der Viere versehen. Nachdem Hagen sich berautet und eine kleine Lobpreisung zu Ehren Bellums gesprochen hatte, trat er durch den Vorhang an der linken Seite zur Treppe und stieg im Schein einer Fackel in die kalte, stille Krypta hinab.

Drei Grabstätten gab es in der Krypta, in allen standen makellos gearbeitete, schlichte Särge. In einem von ihnen ruhte Hochmeister Laske: der Sohn des Grafen, den er sich so gewünscht und nie gehabt hatte. Der Junge, dem er nie gesagt hatte welche tiefe väterliche Liebe er für ihn empfand. Der Sohn, dessen Tod er nicht verhindern konnte, ja, den er durch seinen Verrat erst möglich gemacht hatte. Wie oft hatte ihn in den letzten Monden die Schuld gepackt und wieder und wieder mit der Frage gequält, ob er nicht hätte … können … müssen. Schon so viele Freunde, Brüder und Schwestern hatte Hagen zu Grabe getragen, hatte Tod und Elend gesehen, welches für mehrere Leben reichen würde. Aber hier war es etwas anderes, etwas grundlegend verschiedenes. Kein Vater sollte seinen Sohn überleben. Nicht genug, dass ihn die Schuld an Laskes Tod traf – er war noch nicht einmal da gewesen, als der Junge mit dem reinen Herzen seine letzte Reise antrat und zur ewigen, unendlichen Ruhe gebettet wurde.

Mit feuchten Augen und einem Blick, der von stoischem Zorn zu purer Verzweiflung gewechselt war, sank er auf die Knie und lehnte seine Stirn an den kalten Sarg. „Vergib mir Laske. Vergib mir.“ Ungehemmte Tränen rannen Hagen übers Gesicht und Morsan hörte ohne Zweifel den gequälten tonlosen Schrei des in Schuld und Verzweiflung versinkenden Grafen.

Die Fackel brannte nieder und hüllte den Grafen in Finsternis, während über Seeberg viele Zyklen voll Wärme und Leben vergingen.

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Ein einsamer Vogelruf vom nahenden Wald drang bis zum Schlachtenpass-Schrein, der an die Geschehnisse vor vielen Jahren erinnerte. Damals hatten die Völker Siebenwinds in gemeinsamer Anstrengung den alten Feind in einer großen Schlacht besiegt und die Überquerung der steinernenen Mauer erzwungen, die durch ein großes Beben entstanden war und das Brandensteiner Land vom Rest der Insel trennte. Gemeinsam hatte man einen Ausfall gewagt und unter großen Verlusten schließlich das Tor zur restlichen Insel aufgestoßen. Dann begann eines der traurigstens Kapitel der Inselgeschichte. Denn anstatt weiter gemeinsam zu kämpfen und den Feind endgültig zu besiegen, hatten einzelne Völker und Gruppen gleich darauf begonnen, sich eigene Gebiete zu erobern und sich zu eigen zu machen, um fortan nurnoch ihren eigenen Interessen nachzugehen. Durch den schwächer werdenden Druck gelang es den Dienern des Ungenannten schließlich, das Heer des freien Siebenwinds an der Grenze der Ödnis zum stehen zu bringen - dort wurde eine Grenze errichtet, die heute noch in Form des Grenzwalles bestand hatte. Das alles war Jahre her und vielen bereits so fern wie die Geschichten aus alten, längst vergangenen Tagen.

Zum Angedenken an alle Freunde, die der Kampf um Siebenwinds Freiheit das Leben gekostet hatte, sprach Hagen ein Fürbittgebet an Bellum und Morsan, während der Schrein nur durch die schwachen, flackernden Flammen der vier geweihten Kerzen beleuchtet wurde. Die Gesichtszüge des Mannes waren ruhig, beinahe friedlich, während er sich ganz versunken seinem Gebet widmete. Ab und an vernahm er Hufgetrappel, als Reisende sich durch die dunkle Nacht einen Weg bahnten und achtlos den Schrein passierten. Gegen Ende des Dunkelzyklus jedoch verstummte das Hufgetrappel, dass seit einigen Minunten angeschwollen war, in unmittelbarer Umgebung des Schreins. Jemand stieg ab und dem leisen metallischem Geklirr nach zu urteilen, war dieser Unbekannte gerüstet.

Nachdem der Geweihte Bellums sich gesetzt hatte, sprach auch er mit leisen, demütig-aufrichtigen Worten ein Gebet und strahlte dabei eine stille, echte Würde aus. Er war wohl um die dreißig Jahre alt und schien von ruhigem, bedächtigem Gemüt. Als Hagen nun am Ende mit seinem Gebet war, still verharrend um den Geweihten nicht bei dem seinem zu stören, graute der Tag und Fela erhob sich langsam über der Silhouette Schwingenwachts auf dem Bergrücken im Osten. Gerade als sich der Graf, knapp und distanziert grüßend, wieder aufmachte um zur Burg zurückzukehren richtete der Geweihte das Wort an ihn. Er hätte eine Botschaft für den Herrn der Burg. Robaar nickte und gebot dem Geweihten, ihm doch in die Burg hinauf zu folgen um zu sagen, was er zu sagen hatte.

Die Burgschenke war leer. Die Schankmagd hatte wohl zu Beginn des Dunkelzykluses aufgeräumt, denn die Stühle waren hochgestellt und der Boden frisch geschrubbt. Der Geweihte – der ehrwürdige Diener Bellums mit Namen Liam Ambareth – nahm ruhig Platz, während der Graf ihn mit gewissem Interesse musterte. Es ging vor allem um die Audienz, die Graf Robaar beim neuen Lehnsherrn Malthustisch-Brandensteins erbeten hatte. Gleichwohl Hagen mit allerhand Würdenträgern zu sprechen gedachte, war dieses Gespräch doch auf Grund der jüngsten Ereignisse etwas besonderes. Zu seinem Erstaunen wurde dem Grafen zugetragen, dass am Abend des Felatages, an dem die Audienz eigentlich hätte stattfinden sollen, ein Kriegsrat tagen würde um die neuerlich drohende Gefahr durch die Sammler abzuwehren. Wieder sei ein Angriff der Sammler zu erwarten. Wieder müsse man unbedingt in die Schlacht ziehen. Wieder würde man die Sammler besiegen und wieder konnte man den Vieren dankbar sein, dass die Sammler mit so wenig taktischem und strategischem Geschick geschlagen waren, dass sich die tatsächliche Bedrohung der Insel doch in Grenzen hielt. Man würde mit einem Heer ausziehen, eine finstere Höhle unter schwersten Verlusten erobern, die Sammler töten und anschließend durch ein von Edelmann Dur beschworenes Tor den Rückzug antreten. Die Taktik war bekannt, halbwegs bewährt und würde so auch hier wieder angewandt werden.

Zum Ende des Gespräches bat der Geweihte darum zu erfahren, was denn das Begehr des Grafen sei, um mit dem Marschall zu sprechen. Es wurde still im Raum und Hagen sah mit einer Mischung aus Strenge und Genervtheit den Geweihten an: „Es geht mir um meinen Brandensteiner Besitz, den man mir nicht nur enteignete sondern auch niedergebrannt hat. Der Maschall wird sich dazu zu erklären haben!“ raunte Hagen mit forschem Ton. „Zudem wünsche ich zu erfahren, ob meine Habe, insbesondere die Bibliothek gerettet werden konnte und wo sich mein Leiddiener befindet.“ Stille. Nach kurzem Zögern sprach der Geweihte, um Langmut und Gefasstheit bemüht, dass er dies dem Marschall mitteilen würde. „Handelt es sich bei eurem Leibdiener um einen Mann namens Johann“ fragte Ambareth. „Ja!“ erwiderte Hagen aufgebracht und mit finstere Miene. „Er ist beim Brand eures Anwesens ums Leben gekommen, um noch einige Dokumente zu retten.“ … Mit einem unbeherrschtem lauten Schrei spang Hagen auf, riss dabei den Stuhl um auf dem er saß und schnaubte derartig, dass es einem kurz vorm überkochen stehenden Teekessel nicht unähnlich war. Ambareth sah ihn dabei die ganze Zeit mit unbewegter Miene an. „Dann wird der Marschall morgen einiges zu erklären haben“ presste der alte Graf aus halb geschlossenen Lippen hervor und wandte sich, mit einem von kaum überhörbarem Zorn geprägten Gruß zur Tür um. Ohne eine weitere Reaktion des Geweihten abzuwarten ging er in den Hof hinunter und schritt in Richtung Palas. Alle Gardisten, die seinen Weg säumten, nahmen wie von unsichtbarer Hand geführt deutlichen Abstand und taten so, als wären sie garnicht da. Der Graf verschwand.

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BeitragVerfasst: 17.04.10, 16:55 
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Erstaunen, als Graf Robaar von Saalhorn den Kartenraum der Brandensteiner Burg betrat, in dem gerade der Kriegsrat tagte und sich mit einer neuen Bedrohung der Insel beschäftigte. Die Nachricht über die Rückkehr des Grafen war also noch nicht überall hin durchgedrungen. Einige bekannte Gesichter waren zugegen, etwa der altgediente Bellumsgeweihte Proveus oder jene Akora Dur, ihres Zeichens rabiat-robuste Tochter des Edelmannes Toran Dur. Es waren Zwerge und Nortraven anwesend wiewohl auch Vertreter der Magierschaft und diverser Kampfbünde, man hatte sogar Söldner von den Schattenjägern geladen, die selbst hier auf dem Stuhl Platz nahmen ohne ihren Zweihänder vom Rücken zu nehmen. Erwarteten sie denn handfeste Beratungen? Alles war beieinander, um eine langwierige und zermürbende Beratung zu führen. Und es sollte die tiefen Gräben aufzeigen, die mittlerweile über die Insel liefen.

Begann der Rat noch mit einem recht aufschlussreichen Lagevortrag, so entspann sich doch bald ein ausladender Streit darüber, ob die dargestellten Erkenntnisse denn wirklich brauchbar wären. Denn ein Magier in den Diensten Malthustisch-Brandensteins hatte sie gewonnen, was den Hauptmann des Ersont-Falkenseeschen Truppen – ein gewisser Delaire ... woher kam Hagen dieser Mann nur bekannt vor? – wenig behagte, sei das ganze doch nicht durch die Akademie der Magier abgesegnet gewesen. Just jene Akademie befand sich in Falkensee und schien sich damit der dortigen Obrigkeit angedient zu haben, wurde sie ja offensichtlich vom anwesenden Hauptmann als eigene Verbündetete angesehen. Anstatt gemeinsam zu beraten, ging Zeit dahin mit gegenseitigen Vorwürfen und Anfeindungen. Gewiss hatte es das früher schon gegeben und der Inselrat war stets gut dafür, einfache Fragen endlos zu ziehen und sich dann darauf zu einigen, dass man sich nicht einigen kann. Dies hier aber war, mangels einer eindeutigen festen Führung, sehr gefährlich, denn ein geschickter Feind wie die Sammler vermochte diesen Zwist zu nutzen, um einzeln anzugreifen und einen Gegner niederzuringen. Würden denn die anderen zu Hilfe eilen, wäre eine Siedlung in ärgster Gefahr? Hagen zweifelte.

Gerade als der Disput in eine neue Runde ging, ob man die Höhlen, in der die schlafende Armee lag, nun lieber mit brennendem Öl fluten oder samt und sonders sprengen sollte, ob man nicht lieber eines der Wesen fangen und untersuchen sollte oder schlicht mit Macht hineingehen und kämpfen sollte, trat ein Soldat der Brandensteiner Wache zum Grafen heran und teilte ihm mit, dass der Marschall nun für eine Unterredung bereit sei. Mit gewisser Erleichterung verlies Hagen den Lageraum, im Wissen das er von weiteren Stunden fruchtlosen Disputierens erlöst worden war. Über verschlungene Wege in der Burg gelangte Graf Robaar durch eine fast endlos wirkende Folge von Raumfluchten bis vor die Tür des Arbeitszimmers des Brandensteiner Lehnsherren. Der Wächter klopfte.

Der Empfang war höflich und respektvoll – der Marschall stand, auf einem Gehstock gestützt im Raum. Er war bereits im fortgeschrittenen Alter mit ergrautem Haar und wirkte in allem eher wie ein gut situierter Adliger denn wie ein alter Soldat. Freilich mochte der Stock darauf hindeuten, dass er einige Schlachten geschlagen hatte, doch vom Habitus und der Sprache war unverkennbar, dass er höfische Erfahrung genossen hatte. Auf Siebenwind war es selten, mit der richtigen Anrede angesprochen zu werden, doch fiel dies Marschall Merthes ganz leicht, natürlich und nicht aufgesetzt. Kurze, höfliche Worte wurden gewechselt und die beiden Männer nahmen Platz. Graf Robaar war missgelaunt, mühte sich aber um einen nicht allzu unhöflichen Gesichtsausdruck, der deutlich mehr über den Grafen verriet als seine Sprache, die er zu kontrollieren und zu beherrschen gelernt hatte.

„Ich will zur Sache kommen – erklärt euch, warum man meinen Gutshof nicht nur enteignet, sondern auch noch abgebrannt hat!“ sprach Hagen mit strenger, aber die Konventionen wahrender Stimme. Der Marschall indes blieb ruhig und lies nach der Patrizierin Ruatha schicken, die dem Grafen zum Gutshof Auskunft geben könne. Er wäre, so sagte der Marschall, schließlich auch erst vor einigen Wochen angereist. Zudem bedaure er die Vorkommnis zutiefst, lehnte aber jegliche Verantwortung für die Brandschatzung Saalhornshofs ab. Das Gut läge einfach zu weit vor der Stadt um noch durch die Soldaten Brandensteins geschützt zu werden. Hagens Miene verfinsterte sich, aber mehr als ein emotionsloses „Bedauerlich. So mögen die Vier verhüten, dass noch mehr Höfe niedergebrannt werden.“ lies er nicht verlauten. Innerlich aber brodelte er – was er da hörte waren wenig mehr als Ausflüchte, denn eine so starke Garnison wie die Brandensteins sollte wohl in der Lage sein, auch das unmittelbare Umland der Stadt zu schützen. Wenn man nur wollte.

Mit auf dem Tisch geballter Faust sprach Graf Robaar nun davon, dass sein Diener bei dem Feuer den Tod fand und das er verlange, dass die Schuldigen gefunden und ihrer gerechten Strafe – es konnte nur eine geben – zugeführt würden. Marschall Merthes navigierte durch diesen Sturm recht sicher, wenn er auch darlegte das niemand die Täter kenne und sie daher wohl nicht zu finden wären. Gleichwohl würde er alles tun, was in seiner Macht stünde. Natürlich. Was anderes hätte der Marschall denn auch sagen sollen? Hier war ausgefeilte Politik am Werke und Taktieren sollte doch eine Stärke des Alten sein.

Die Patrizierin Ruatha betrat den Raum. Das Verhältnis des Grafen zu ihr war nicht einfach gewesen und durch viele Verwindungen kompliziert geworden. Ihr war ein bedenklicher Ruf zu eigen und ihre Vergangenheit war mit allerlei ungehörigen Dingen belastet – ohne Zweifel würde sie Robaars Ansprüche an eine tugendhafte Dame niemals erfüllen können. Er hatte nicht vergessen, dass Sie es war, die ihn einen guten, treuen Ritter gekostet hatte. Ihre … besonderen Reize hatten Ritter Caeden Ecanas dazumal derart benebelt, dass er seinen ritterlichen Eid brach und offenen Ungehorsam zeigte, den Orden verlies um bei diesem Weibe zu weilen. Das konnte Hagen nicht vergessen. Zugleich aber hatten ihm die Jahre auch gezeigt, dass Marnie Ruatha ihre Pflichten als Herrin Brandensteins sehr ernst nahm und beflissentlich zum Wohle der Stadt arbeitete. Zudem war sie loyal und – trotz allem und im Wissen um die Meinung des Grafen – stets ohne Fehl und Tadel was den Umgang mit ihm anging. Nur wenige der Gegner oder Widersacher Hagen Robaars hatten die Größe, auch im Widerspruch einen ehrenvollen Umgang zu pflegen. So auch keine Freundschaft zwischen dem Grafen und der Patrizierin war, so hatte sie sich doch den Respekt des alten Drachen verdient.

„Zutiefst bedauere ich den Verlust eures Hauses und den Tod eures Dieners, Graf Robaar. Brandenstein wird euch natürlich zur Seite stehen, um euer Haus wieder aufzubauen. Das Land gehört nach wie vor euch.“ führte die Patrizierin aus, während der Marschall ab und nickend zustimmte. Dies zu hören milderte den Zorn des Grafen und war ihm ein wenig Trost in dieser trostlosen Lage. „Ich danke euch, geehrte Patrizierin Ruatha. Aber ich wurde von Seiner Majestät mit dem Lehen Seeberg belehnt und werde daher dort meinen Wohnsitz nehmen. Den Grund und Boden des Landsitzes übergebe ich der Stadt Brandenstein.“ führte er aus und sah scharf zum Marschall. „Der Stadt Brandenstein. Unter Verwaltung der Patrizierin.“ betonte Hagen mit strengem Ton. Brandenstein, einer der glücklichsten Orte im Leben Graf Robaars, war nicht mehr länger seine Heimat. Aber er wusste die Geschicke des Ortes, die ihm so sehr am Herzen lagen, in guten Händen. Vorerst zumindest.

Saalhornshof war nicht mehr. Johann war tot. Sie hatte er verloren. Finsteren Gedanken nachhängend verließ er Brandenstein und ritt mit seiner Eskorte gen Seeberg.

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BeitragVerfasst: 19.04.10, 22:12 
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Der Raum wirkte wie eine Zelle. Kahle, kalkgetünchte Wände, ein Kamin, Dielenboden und schwere Bohlendecke, die auf Grund ihres geringen Alters noch recht hell war und einen leicht harzigen Geruch verströmte. Außer einem Bett, einem einfachen Tisch mit zwei Stühlen und den zwei schweren Reisekisten, beide verziert mit dem Saalhornschen Wappen, war die Kammer leer. Still saß Hagen auf einem der Stühle und war im Schein einer einsamen Kerze tief in ein Buch versunken, was der ganzen Szenerie den Eindruck eines Mönches in seiner Klosterzelle verlieh. Vielmehr hätte man meinen können, dass sich Wohnraum und Seelenleben des Grafen einander annäherten, sich ineinander widerspiegelten und in miteinander verflochten waren. Stille. Leere. Aber noch immer ein Stück Inhalt, noch immer ein kleines, schwach flackerndes … aber noch immer lebendiges Licht, welches Hoffnung … welches Leben bedeutete.

Überhaupt schien alles in der Umgebung des Grafen ein Symbol, eine Allegorie bestimmter Zustände zu sein. Die Burg der Ritter beispielsweise: außen prachtvoll und stark, von Trutz und Tradition beseelt – im Inneren jedoch seltsam leer und hohl, wie ein Schatten ihrer selbst. Sie war das Stein gewordene Gleichnis derer, die sie bewohnten. Der Orden der Ritter der Sieben Winde war wie diese Burg, diese Burg war wie der Orden der Ritter der Sieben Winde. Aber noch war die Hoffnung nicht verloren. Es gab Bauarbeiten, an bestimmten Stellen wurde ein Raum der Burg mit Sinn und Inhalt gefühlt und, würde man dies Schritt für Schritt weiter verfolgen, einstmals würde die Burg wieder ein lebenswertes Zuhause sein. Jeder Weg beginnt mit einem ersten, kleinen Schritt. Würde man also an die Burg Hand anlegen und ihr Inneres so beschaffen, dass ihr Herz ein großer Saal, eine Halle des gemeinschaftlichen Lebens … des Essens … Feierns … Studierens … Redens … wäre, so würde vielleicht dieses Symbol auch dem Orden wieder Sinn und Zusammenhalt verleihen. Mit den Quartieren war es ähnlich. Einstmals große ausladende Räume, in denen jeder seine eigene Heimstatt mit eigener Tafel errichtete, spiegelten die Ritter des Ordens wieder, die zunehmend um sich selbst kreisten und Gemeinschaft nur noch selten pflegten. Die eigene wohl ausgestattete Oase war der sichtbar gewordene Ausdruck der Vereinzelung und des Niedergangs der Gemeinschaft. Wären hingegen die Räume der Ritter nur kleine Kammern, Zellen eines Klosters, mit wenig mehr als dem notwendigen, so würde das Leben in die Gemeinschaft zurückkehren und jeder Ritter würde wieder mehr im Herzen der Gemeinschaft weilen. Der Weg zur eigenen Kammer, zur eigenen inneren Ruhe, würde mitten durch das Herz der Gemeinschaft führen und man würde einander begegnen.

War es Zeit dafür? Zu früh? Zu spät? Wo Leben ist, ist Hoffnung. Diesen einen, ersten Schritt zu gehen war das schwierigste und anstrengendste. Es bedarf großen Mut, mit Altem zu brechen und ebenso großen Mut, Altes zu bewahren. Vor allem aber bedarf es großer Weisheit zu unterscheiden, was zu halten und was fahren zu lassen ist.

Hagen klappte das Bellums-Brevier zu und legte beide Hände übereinander auf das Buch. Er hielt inne und versuchte, seine wirren Gedanken zu ordnen, ihnen Form zu geben. Was würde seine Zukunft sein? Der Weg. Oder die Finsternis.

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BeitragVerfasst: 24.05.11, 23:20 
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Nahezu Finsternis. Die Luft war kühl, nur mäßig feucht, ein ganz leichter Luftzug zog vom rechten Ende des Raumes, irgendwo aus einem Mauerspalt fließend, am Grafen vorbei, dabei die nahezu absolute Stille des Ortes durchbrechend – als wäre es ein leichter, flacher Atemzug. Von wem? Jenen die hier lagen? Der Vergangenheit? Des Dämonen Schuld? Der Vorwürfe und Selbstzweifel? Des Boten Morsans, der gerade dabei war eine Seele in Morsans Hallen hinüber zu geleiten? Was auch immer es wahr, Hagen empfand keine Bedrohung, sondern der leichte Luftzug gepaart mit der Stille füllte ihn mit einer inneren Ruhe aus, die den Gedanken Raum zum Atmen geben. Dem Grafen war es schlicht einerlei, was auch immer aus dem Schatten treten würde, müsste Graf Robaar von Saalhorn überwinden und sollte nicht auf ein Zeichen der Furcht warten.

Dann kam es. Gerade als der Graf die Augen öffnend seinen Blick von den gefalteten Händen hob und den schlichten Sarg ansah, bemerkte er es. Ein schmaler Strahl Sonnenlicht, vielleicht von der Fläche einer geballten Faust, traf Laskes Ruhestätte. Er musste seinen Weg durch eines der Kapellenfenster gefunden haben, vielleicht war der schwere Vorhang, der die Krypta von der Kapelle trennte, beim Hinabsteigen ein Stück offengeblieben sein. Jedenfalls fiel Felas Licht in diese dunkle, traurige und trostlos scheinende Welt. Langsam schob der Graf, mit freudlos-müdem Blick, seine Hand in den Lichtkegel … die Wärme spürend, mit einer seltsamen Faszination und Entrücktheit, für Sekunden, Stunden, Tage. Einen Moment lang drang Leben in die Finsternis des Todes.


***


Dular, ein Jahr zuvor. Ein schlichter Raum, wenig repräsentativ und eher zweckmäßig eingerichtet. Allenfalls die Tempelwächter an der Pforte vermochten den Eindruck erwecken, dass man hier etwas anderes als ein gewöhnliches Bürgerhaus betrat, dass dazumal die ordnende Hand einer Hausherrin vermissen lies. Der Empfang war kühl, geprägt von Etikette und Floskeln. Wie zu erwarten, denn Sonnacker – oder Custodias wie er sich neuerdings zu nennen pflegte – war ein Ärgernis vor Jahren gewesen. Durchaus fähig, aber aufwieglerisch und provozierend, eine Reaktion des Lehens heraufbeschwörend durch seine offene Verleumdung der vieregewollten Obrigkeit auf dem Eiland. Ein Freier der sich erdreistete, die Handlungen der Obrigkeit in Frage zu stellen. Ein Aufwiegler, wie so viele andere auch.

Wäre es nicht notwendig gewesen, der inzwischen zum Geweihten Astraels gewordene und sich als „Vater Custodias“ gebende Sonnacker wusste als Einziger Antworten auf die unausgesprochenen Fragen des Grafen, hätte man diese Person getrost übersehen können. Antworten auf Fragen, die Robaars Schuld zwar nicht lindern, aber zumindest die Ungewissheit beseitigen könnten. Aus irgendeinem Grund hatte sich der junge Ritter Robaar … Laske … in Abwesenheit des Grafen diesem Geweihten anvertraut. Das – und nur das – lies ein Gespräch mit dem Manne zu.

Hagen hörte zu, als der Astraelgeweihte zu sprechen begann: Nach Graf Robaar waren weitere Ritter und Freunde des Falken-Hochmeisters abgereist, aus mannigfaltigen Gründen. So wuchs zusehends die Einsamkeit Laskes, er sehnte sich nach Aufmerksamkeit von echten Freunden, von Vertrauten, um Lasten gemeinsam zu tragen und das Herz zu erleichtern. In diese Phase der Geschwächtheit des noch jungen Ritters stieß nun ein Wesen - nur als „Hutmacher“ bekannt – welches ihn zu einer dummen Handlung verleitete und einen Fluch auflud, den Laske nicht allein zu brechen im Stande war. Allerlei wurde unternommen, um den Hochmeister vom Fluch zu befreien. Schließlich zog man in die Ödnis um einem Dämonen, der den alten Tiefenbacher Friedhof heimsuchte, ein Artefakt abzujagen von welchem man sich die Lösung versprach. Doch trotz des geglückten Unternehmens änderte sich nichts an Laskes Zustand, sondern Einsamkeit und tiefe Traurigkeit ergriffen immer mehr Besitz vom jungen Ritter.

Was nun geschah vermochte selbst der Geweihte nicht genau zu schildern, nur soviel konnte er Preis geben, dass der Hutmacher erneut zuschlug und in Gestalt eines blinden Malers Laske verführte, ein Bild zu malen. Ein Bild, dass Laskes Traum darstellte. Ein Traum von Geborgenheit, Freundschaft, Zuneigung, Familie. Als die letzten Pinselstriche geführt und das Bild vollendet war, verlor sich Laskes Geist in eben jenem Bild und wurde dort gefangen, während der irdische Körper des Ritters zu einer steinernen, leblosen Statue wurde.

Mit äußerer Nichtregung verfolgt Hagen den Vortrag des Geweihten, jegliche Zweifel tief im Inneren verbergend. Der Geweihte hingegen schien ehrlich Anteil zu nehmen und wirkte bedrückt, dies alles noch einmal in aller Klarheit schildern zu müssen.

Custodias sprach weiter: Das dämonische Bild, Laskes Traum der zugleich Laskes Gefängnis wurde, stieß eine bittere Warnung aus, es nicht zu berühren oder gar bekämpfen zu wollen. Dessen ungeachtet berührte wohl dennoch ein hoher Geweihter Bellums das Bild – die dem Bild innewohnende dämonische Kraft schlug zurück, der irdische Leib Laskes in Form der steinernen Statue zerstob und ließ den toten, vertrockneten Leichnam des Hochmeisters zurück. Zugleich verformte sich das Bild und schreckliche Szenen wurden sichtbar, die aus Laskes Traum einen Albtraum werden ließen, den jungen Ritter folternd, voller Dämonen und finsterer Gestalten. Der Bellum-Geweihte schien, so führte der Astraeldiener weiter aus, sich nicht sonderlich für das Geschehen zu interessieren und ließ unbekümmert davon ab. Bis zum heutigen Tage hätte er sich nicht wieder damit befasst oder auch nur danach gefragt. Der Geweihte war Proveus Herand.

Hagen bebte innerlich. Eine tiefe unsägliche Wut stieg in ihm auf, doch gelang es ihr nicht, den schweren Panzer des Grafen zu durchdringen, der sich um die zutiefst menschliche Seele Robaars gelegt hatte. Was wäre geschehen, wäre Graf Robaar nicht hier, nicht in Anwesenheit des Astraelgeweihten, dafür aber im Angesicht Herands? Würden Ehrgefühl und Kodex ihn davon abhalten, in blindwütigem Zorn das Schwert zu ziehen und einen Unantastbaren, einen Geweihten Bellums, niederzustrecken? Hagen wusste es nicht. Und die Viere waren gnädig genug, ihn nicht auf die Probe zu stellen.

Während Hagen noch seinen inneren Kampf ausfocht, hob die Stimme des Geweihten wieder an und setzte fort, die immer schlimmer und schmerzlicher werdende Geschichte um Laskes Tod zu erzählen: Nach diesem Ereignis sei er, Custodias, vor das Bild getreten, sich dem Dämonen zu stellen versuchend, und erklärte, nachdem er seine Maske abnahm, selbst ein Freund des Ritters Laske zu sein. Er wollte Laskes Leid teilen und den Dämonen so besänftigen oder dazu bringen, vom jungen Ritter abzulassen. Die dämonische Kraft zog ihn in das Bild hinein. Dort sprach er mit dem Maler und warf ihm vor, Menschen und ihre Seelen wie Farben zu gebrauchen, da er selbst keine Seele hätte und damit unfähig wäre, etwas schönes und reines zu schaffen. Warum auch immer – der Dämon verschonte den Geweihten und sandte ihn zurück, forderte ihn zu einem Wettkampf heraus, ein Bild zu malen und sich mit ihm zu messen. Der Geweihte tat jenes und schuf ein vieregefälliges Bild, doch konnte er nicht obsiegen und wurde erneut in Laskes Bild hineingezogen wo Custodias Geist seine neue Heimat fand. Nach Tagen ließ der Dämon den Geweihten ziehen, nahm ihm aber für Monate das Augenlicht – einzig Bilder von Qual und Pein, wie ein nicht enden wollender Albtraum, nahm der Geweihte vor seinem inneren Auge war.

Doch hätte er nicht aufgegeben und sei später mit einigen Getreuen in die Behausung des Dämonen eingedrungen, wo er die Kunstwerke vernichtete und so die Macht des Malers bannte. Auch Laskes Bild wurde dabei zerstört und die Seele des jungen Ritters fand endlich Erlösung in Morsans Hallen.

Graf Robaar war tief erschüttert, aber unfähig auch nur den Anschein eines Gefühls zu zeigen. Laskes Seele mochte gerettet sein, doch würde der junge Ritter, der Schüler, der verlorene Sohn dem alten Robaar je verzeihen, wenn sie sich dereinst in Morsans Hallen gegenüberstünden?

„Hätte der Hochmeister gerettet werden können, hätte der Geweihte Herand das Bild nicht berührt?“ fuhr Robaar den Geweihten an. „Würde das etwas ändern?“ entgegnete Custodias ruhig. „Beantwortet meine Frage!“ brach es aus Hagen heraus, die Stimme bebend, das Blut in den Adern pulsierend. „Ich kann es nur vermuten, Durchlaucht. Aber ich denke schon. Ja.“ lies der Geweihte nach einem Augenblick verlauten. Hagens Blick lief sinnentleert gerade aus, während der brodelnde Zorn ihn nahe an die Klippe des Wahnsinns trieb. Zorn auf sich selbst. Zorn auf Herand. Zorn auf die Viere, die solcherlei zuließen.

Den Grafen zu beruhigen suchend, ließ der Geweihte Custodias einen Tee bringen, diesen dem alten Robaar anbietend. Jener jedoch ließ ihn unbeachtet stehen, stand abrupt mit finster entschlossener Miene auf. Langsam gewann er die Kontrolle über sich zurück.

„Gefühle sind ein Luxus, den auch ihr euch hin und wieder gönnen müsst – macht aus eurem Herzen keine Mördergrube … lasst mich Anteil an eurem Innersten haben und euren Schmerz lindern.“ waren die ruhigen Worten des Geweihten. Doch es war zu spät. Mit kalter, gefasster Gefühllosigkeit schmetterte der Graf dem Geweihten entgegen „Danke für das Gespräch, aber weiteres obliegt mir. Nur mir.“, wandte sich ab und rauschte aus dem Gebäude, weder auf Tempelwächter noch Gardisten achtend.


***


Tief durchatmend zog der Graf die Hand aus dem Lichtkegel. Eine Schlacht hatte er geschlagen – die Einzelheiten von Laskes Ende erfahren und zumindest Trost in der Gewissheit gefunden, dass wenigstens Laskes Seele erlöst worden war. Vielleicht war dieses Licht ein Zeichen, ein Balsam der sich auf die offene klaffende Wunde in seinem Innersten legen und den unstillbaren Schmerz zumindest für eine Weile zu stillen vermochte. Die innere Ruhe, ja vielleicht sogar der „innere Frieden“ den er für diese unendlich lange kurze Zeit empfand, erstarb bald wieder im Panzer aus Stein, der seit Jahren um Robaar Seele lag.

Die Schritte verhallten, der Vorhang wurde wieder sorgsam zugeschoben und die Finsternis hatte ihr Reich zurück.

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 Betreff des Beitrags: Re: Masken
BeitragVerfasst: 5.01.12, 19:03 
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Die Schlacht
- 1.Dunkeltieftag 23 nach Hilgorad -


Ein eisiger Luftzug fährt in die Halbdunkelheit hinab, als der Vorhang einen Moment lang bei Seite geschoben wird. Mit langsamen Schritten steigt eine dunkle, finstere Gestalt die Stufen herab, dass leichte Dehnen und Zusammenziehen des schwarzen Stiefelleders durchdringt als einziges lebendes Geräusch die Halle des Todes. Eine einsam brennende Kerze gibt gerade genug Licht, um undeutliche Schemen erkennen zu lassen und dem Geist so manche Wirrung vorzuspielen. Was mochte da lauern, gerade so außerhalb des Lichtkreises der schwach gegen das ewige Dunkel ankämpfenden Flamme?

Dann ein tiefer Seufzer, als Robaar sich auf den nackten Boden vor dem Sarg des Hochmeisters Laske kniet, für einen Moment die rechte Hand auf der letzten Behausung des jungen Falken liegen lässt. Einige Augenblicke später erglimmt ein Funke, der Wimpernschläge später zu einer neuen Flamme heranwächst. Sacht, ja beinahe liebevoll, stellt der Graf eine zerbrechlich wirkende Kerze auf den Sarg des Ritters und lehnt sich wieder zurück.

"Oh Herr Morsan ... halte schützend deine Hand über diesen Ort ... bewahre ihn vor Unbill und Frevel ..." spricht er in leisen, seltsam entrückt klingenden Worten. "lass ihm mehr Schutz angedeihen, als ich es zu Laskes Lebzeiten vermocht habe. Sei ihm ein besserer Vater, als ich es war. Gibt ihm die Geborgenheit, die ich ihm nicht gegeben habe. Oh Herr Morsan ... deinen Beistand erflehe ich. Nicht für mich, denn meine Zeit ist gekommen, mein Weg eingeschlagen, der Stab über mein Schicksal gebrochen. Meine Schuld harrt ihrer Bezahlung."

Die Augen schließend senkt der blaßgesichtige Robaar den Kopf, bis dieser langsam an der Kante des Sarges zu liegen kommt. Für Sekunden, Minuten, Tage, Äonen verharrt er schweigend in dieser Position, sich mit den Händen leicht auf der Sargkante abstützend. Unbeeindruckt flackern die beiden zarten Kerzenflammen weiter, als scheinbar einzig Lebendiges im dunklen Gemäuer. Weit ab dem Lärm der Welt, der Kämpfe des Reiches und des Streites der Götter tobt eine unerbittliche Schlacht. Eine Schlacht, in der ein Sieg aussichtlos und die Niederlage nahezu sicher ist. Deren Gegner nicht verschiedener sein könnten und doch untrennbar zusammengehören, wie die Pole eines Magneten. So grausam und unerbittlich wie kaum eine Schlacht auf Tare je geführt worden ist.

Kraftlos und schwer seufzend zieht der Graf den Kopf zurück, die kleinen müden, verzehrten Augen noch einiges Momente auf die Kerze richtend. Mit dem Wesen eines Greises erhebt sich Robaar, letztmalig die rechte Hand auf den Sarg legend.

"Ich bin bereit."


Ein Luftzug, durch den schweren Umhang des herumfahrenden Grafen erzeugt, lässt das schwache aber beharrliche Flämmchen der Kerze auf Laskes Sarg zur Seite weichen, gleich einer Art Verbeugung vor dem toten Ritter. Als einsamer treuer Wächter in der ewigen Finsternis. Ein Wächter des toten Ritters.

Und so brennt das Flämmchen der Kerze noch lange, nachdem der Graf wieder in die Welt der heraufziehenden Finsternis gestiegen ist.

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