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 Betreff des Beitrags: Keine Gnade für sich selbst
BeitragVerfasst: 11.04.10, 19:35 
Einsiedler
Einsiedler
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Wohnort: Hessen
Gnade sei mit euch,
der da ist und der da war und der da kommt,
und von den 30, die vor seinem Thron sind,
und von uns, die da sind die Treusten der Treuen



Ein letztes Mal kontrollierte er den Sitz seiner Wehr, alle Riemen sind geschlossen, der Waffengurt sitzt ordentlich, die Gefährtin lauert in der Scheide. Neben dem Schilde lehnt ein einfacher Beutel mit dem Nötigsten. Ein Schlauch mit frischem Wasser, eine einfache Robe, ein lederner Gürtel mit eingesetzten Dornen, eine feine, dreischwänzige Peitsche sowie eine Schachfigur.

Dumpf hallten die schweren Schritte nach, als er über den Holzboden schritt und sich sein Gepäck griff. Kein Blick zurück in diese Zimmer, welches ihm die letzten Götterläufe ein behütendes Zuhause verhieß. Behütet...innerlich grollte er.
Diese aufgesetzte Dekadenz, nüchtern gehalten, doch der Wohlstand war nicht zu übersehen. Heiligt der Zweck nicht das Mittel, so heißt es doch, oder? Er ward sich nicht mehr sicher. Falsche Eitelkeit, die ihm anhaftet. Er verachtete dies Alles hier.

Der Geruch von frisch gebackenem Brot drang ihm in die Nase, als er das Haus verließ. Vom Markt drangen laute Schreie herüber. Es wurde alles angepriesen, was man verschachern konnte. Eine jede Ware war nur vom feinsten, jeder Lüge wurde noch eine andere aufgesattelt, getrieben von der unnachgiebigen Gier nach mehr Profit.

Er setzte den Fuß in den Steigbügel und drückte sich in den Sattel empor. Gemächlich ritt er die Gassen entlang. Sein Weg führte ihn am Rathaus vorbei. In den Gassen stolzierten sie herum, wie Pfauen zur Brunft. Dieser Hochmut und falsche Stolz, irgendwann würden sie ihren wahren Platz in dieser Welt erkennen. Er ritt weiter, vorbei an dem Tavernen der Stadt. Von innen drang lautes Gelächter heraus. Ein Blick durch das Fenster genügte um die Trunkenbolde der Stadt zu erkennen, die sich schon mittags an dem Gift ergötzten und anschließend wollüstig an den Dirnen vergingen.

So hält man sich das Volk gefügig. Sind der Geist erst einmal vernebelt, dann wird das Fleisch willig sein und sich allem beugen. Neid und Habgier schüren den Hass unter- und aufeinander. Wie blind sie doch sind, dieses Spiel nicht zu verstehen.

Ein knappes Nicken gen Wachen, als er die Stadt verließ und vor ihm erstreckten sich die Felder und Gatter der Stadt. Sein Ziel vor Augen ritt er weiter, vorbei an Wiesen und Feldern, Bergen und Tälern. Hier und da kamen ihm einige Wanderer entgegen, die ihm freundlich zunickten. Je weiter er vordrang, desto seltener wurden die Begegnungen, die Dwarschim waren die letzten, die ihn sahen, als er seinem Ziel allmählich näher kam.
Kaum das er das Grünland hinter sich ließ, blies ihm der erbarmungslose Wind der geheiligten Lande entgegen. Der Sand prasselte ihm unaufhörlich ins Gesicht und erschwerte ihm die Sicht, doch sollte ihn das nicht aufhalten.

___

Ehrfürchtigen Blickes stand er vor den Mauern jener Stadt, bei der damals alles begann. Die Stadt, einst mächtig unter dem Schutz seiner Burg, ist nun ein Ort der magischen Abnormalitäten und von geistverwirrenden Phänomen. Er war angekommen. Mit festem Blick durchschritt er das Stadttor. Sogleich umwehte in eine Böe und trieb ihm einen feinen Staub in die Augen. Kaum ward sein Blick wieder klar, fand er sich in einer anderen Ebene wieder. Dies sollte noch einige Male geschehen.

___

Unwirklich schien das Licht in dieser Ebene auf das Gesicht des Mannes. Musst er doch stetig blinzeln, um den Schleier vor seinen Augen zu vertreiben, der sich unnachgiebig auf jene legte. Trotz der Helligkeit, die von scheinbar nirgendwo und überall kam, spürte er nicht einmal die vertraute Wärme von Felas Strahlen auf seiner Haut. Kein Windhauch schickte sich an ihm durch das Haar zu fahren. Stille lag hier durch und durch, nur das stetige Ein und Aus des eigenen Atems durchbrach die Ruhe.
Wie Kanonenschläge zerriss es die Stille, als er seinen Reisebeutel auf dem Boden absetzte und damit begann seine Rüste abzulegen. Behutsam legte er sein Schwert auf das Bündel bevor er sich endgültig entkleidete.
Bis auf die Hose entblößt stand er Mitten in dieser unwirklichen Sphäre und lediglich ein feines ledernes Band mit einer angebunden Schachfigur hing um seinen Hals. Sein Körper durchfuhr ein leichtes frösteln und die Muskeln spannten sich an. Selbstkritisch schweifte sein Blick über seinen Laib. Eine eigentlich nutzlose Hülle auf seinem Weg. Gedankenverloren drehte er den schwarzen Bauern in seinen Händen. Der Lack der Figur hat am Kopf kleine Blasen geworfen und der runde Kopf schimmert knochenbleich. Die Schlieren des Lackes bilden seltsame Linien, fast so, als würde der Bauer grinsen.
Er ließ den Bauern sachte zurück auf die Brust sinken und schritt zu seinem Reisebeutel. Seltsamerweise fühlte sich das Gras unter seinen Füßen nicht einmal an, wie solches. Er griff in den Beutel und zog den Inhalt heraus. Zielstrebig nahm er sich den dornenbesetzten Riemen und streifte sich den diesen über den Oberschenkel und zog ihn fest. Ein heftiger Schmerz durchzuckte den Körper, als sich die Dornen in das Fleisch bohrten. Nochmals zog er den Gurt enger. Ein gellender Schrei zerriss die Stille als der Schmerz wieder durch den Laib jagte und den Mann einen Moment lang benommen zurück lies. Ein feiner Rinnsal frischen Blutes rann sein Bein herab und verlor sich zwischen den Grashalmen.
Noch immer leicht benommen griff er zu der Klinge. Seine rechte Hand legte sich fest um den mit rötlichem Leder umwickelten Griff und zog die Klinge aus der Schwertscheide. Ein Gefühl von Vertrauen durchströmte seinen Körper und fast schien es so, als würde die Klinge ihm dieses Gefühl erwidern als sie einen Moment rötlich aufglomm....seine Gefährtin. Mit der linken griff er die dreischwänzige Peitsche.
Behutsam hielt er die Klinge in den Händen, als er sich im Gras nieder ließ und die Augen schloss.

___

Einige Umläufe verbrachte der Mann in dieser Ebene. Wie viele es waren, vermochte er nicht zu sagen. An die Seite der stillen Gebete und Andacht gesellten sich Phasen der Selbstgeißelung, in der jeder Peitschenhieb die Stille durchbrach und einen gequälten Schrei als Antwort erhielt. Gnadenlos knallte die Peitsche auf das verletzliche Fleisch, unaufhörlich! Bei jedem Hieb schien die Klinge in seinem Schoß aufzuflammen, ob sie nach etwas gierte?

Auf die jene Phasen der Selbstkasteiung folgten immer öfters Phasen der Besinnungslosigkeit, die der schwache Leib einforderte, geschunden von der eigenen Hand und geschwächt durch den Verzicht auf Nahrung. Nur wer rein im Geiste um im Herzen ist, der wird bestehen.

War er wieder bei sinnen, so rezitierte er die Verse ein ums andere Mal.

Allmächtiger, mein Herr
Mein Leben liegt in Deiner Hand!
Meine Seele brennt in Deinem Feuer!
Um Deinen Glanz zu mehren und Dir zu dienen.
Dein Wort soll mein Befehl sein, immerdar,
gleich was Du verlangst.

Herr Du gibst mir die Kraft meine Aufgaben
Ohne zögern zu erfüllen
und Deinen Weg zu beschreiten.

Mein Leib soll das Schild sein
Um Deine Kirche und ihre Diener
Sowie die gläubigen die Deinem Glanze dienen zu bewahren.
Durch mein Auge und Arm
sollen Deine heiligen Stätten vor Frevel bewahrt werden
und Gefahren die aus dem inneren kommen getilgt werden.
Niemand soll durch persönliches Streben nach Macht Dein Werk gefährden.
Durch Dich erhalte ich die Kraft und Weisheit,
Den Ruhm und die Macht Deiner Kirche zu mehren.
Durch das Wort oder durch den Stahl

Ehre Ruhm und Macht sei Dir
Gepriesen sei Dein Name
Leite mich auf Deinem Weg.


Er war etwas schuldig und ließ sich selbst keine Gnade walten!

___

Nach etlichen Tagen mag man eine geschundene Gestalt durch die Ödnis gen Grünland reiten sehen. Sein Leib war abgemagert und die Muskeln und Sehnen drangen deutlich hervor. Kraftlos vermag sie sich nur schwerlich auf dem Gaul zu halten. Die Haut im Gesicht ist eingefallen und blass. Dicke Ringe liegen unter seinen Augen, die Wangenknochen dringen deutlich hervor und stellte sein Gesicht der Fratze einer Leiche gleich, doch er lebte!

_________________
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Unser größter Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind.
- Konfuzius -


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