Geschenk für'n Kropp

Brokuru · **Verfasst:** 16.04.10, 22:21

Ein Tag wie jeder anderer im Arbeiterviertel zu Falkensee...

Glentus war eigentlich schon noch zermürbt und völlig fertig von der hemmungslosen Sauferei in der heruntergekommenen Taverne "Zur blutigen Ratte" vom Vortag. Wiedermal hatte er seinen Namen als Taugenichts alle Ehre gemacht. Da wurden Nachtschattenreste gequalmt, Weiber begrabscht, laut und jellend gelacht und vor allem ungehemmt losgesoffen, um so den nichtigen Alltag irgendwie hinter sich zubringen.

Dementsprechend tief war das Seufzen des gerade aufgestanden Jünglings. Der Tag neigte sich schon wieder dem Ende, da richtete sich Glentus lahmarschig aus seinen speckigen Bett, das aus alten, wilden Fellen zusammengeschustert wurde, auf und zog sich die lumpigen, abgenutzten Klamotten über. Verschlafenen Blickes mühte er sich die knarzende Leiter der Ratte hinab, blickte träge durch die leere, versüffte Taverne.

"Kein'r da, wa? De penn'n noch eh.... odr schon wied'r?", murmelte er vor sich hin.

Als er sich auf den kleinen Hocker lümmelte und die dreckigen, abgewatschten Stiefel auf den schmantigen, mit Bierflecken übersäten Thresen ablegte. Eine Weile döst der hagere Jüngling vor sich hin, bis der Hüne Jakob die Schenke wütigen, erbosten Blickes betrat und ihn in seiner neuerlichen Ruhe störte.

"Ik sag dir, dies'r Kropp! Der spinnt, die spinn'n alle dort, in Seeberg....und bei der Garde....alle Kerl! Hörst du?!", brummte der massige Kerl.
"Was'n passiert Kerl?", nuschelte Glentus noch etwas träge.
"De Kropp hat einen Stand platt g'macht! Und mir eins mit der Peitsche gegeb'n!"

Ein sanftes, listigen Schmunzeln umspielte die finsteren Gesichtszüge unterm Dunkel der Kapuze des Jünglings.

"Scheiß Kropp, wa?", zischelte er einnehmerisch dem Hünen zu.
"Aye"
"Vielleicht sollt'n wa'de Botschaft verkünd'n?"

Ein verschlagenes, dumpfes Grinsen setzte sich auf den ungepflegten, rauen Gesicht der Burschen ab. Alsbald gingen sie in den Stall und schaufelten ein Fass voll Mist zusammen. Mit diesem machten sie sich bei regnerischem Wetter auf nach Seeberg, um Kropp sein Geschenk zu überbringen.

Die Körper der beiden Gestalten waren durch weite, löchrige Roben umhüllt, als sie das Tor passierten nickten sie beiden Wachen übertrieben freundlich zu. Arme, einfache Bettlergesellen mögen diese wohl gedacht haben. In der Feste selber lugten sie unsicher um alle Ecken und Winkel. Eine geeignete Stelle der Botschaft fand sich alsbald an einer kahlen, dunklen Wand unterhalb der Burg.

Der Hüne beschmierte die Wände mit raschen Strichen, während Glentus Schmiere stand, um etwaige ungebetene Gäste fernhalten zu können.

Nach getaner Arbeit wandten sich die beiden Taugenichtse rasch von Seeberg ab und eilten zügig ins Viertel zurück. Breit und zufrieden grinsten sie einander an, waren zufrieden mit ihrer "hohen" Tat. Bis sie letztlich getrennt in ihre schäbigen, heruntergekommenen Hütten gingen.

Geschenk für'n Kropp

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