Seit sie die Leitung des Hospitals abgegeben hat, war sie oft noch da um nach dem rechten zu sehen. Immer dann, wenn Quirian nicht da war um ihr zu sagen, dass sie nicht gehen solle, da es zu gefährlich sei mit den Spinnen die unterwegs sind. Immer dann, wenn sie wusste, dass Falkensee schlief. Immer dann, wenn man ihr nicht vor Augen halten konnte, wie unnütz sie doch im Moment war.
Die einzige Ablenkung die sie in ihrem ereignislosem Alltag hatte, seit sie nicht mehr arbeitete, war es sich um Phil zu kümmern. Mittlerweile sah sie ihn schon mehr als ihr eigenes Kind, als das ungewollte, das in ihr heranwuchs.
Vitama ist gewiss enttäuscht von ihr, dass sie solche Gedanken hegte, doch konnte sie es nicht verhindern. Sie sah das Kind in sich nur als Mahnmal. Nichts was aus Liebe, aus Zuneigung, aus einem Wunsch heraus, entstanden ist. Ein ewiger Makel, der sie ihr ganzes Leben begleiten wird, da sie Fehler machte, da sie naiv war - unwissend.
Jeden Tag betete sie, seit jener junge Diener Bellums, Rondal Botun, sie darauf hinwies auch vor jedem Mahl, das sie zu sich nahm. Ebenso betete sie für Rondals schwerkranken Vater, auf dass Vitama ihm noch ein paar gesunde Götterläufe beschere, ehe Morsan ihn zu sich holte. Sie hoffte auch um Mitleid und Vergebung, dass das Kind sich nicht nach seinem Erzeuger richtete, sondern wenigstens ihre Augen und ihre Haarfarbe annehmen würde, so dass nicht jeder ihre Schande sehen konnte.
In stillen Momenten, in denen sie ihren Gedanken freien Lauf ließ, wünschte sie manchmal, das Kind würde das Licht Tares nicht erblicken. Doch kaum war der Gedanke geformt, konnte sie auch ihre Tränen kaum noch zurückhalten und scholt sich selber über diese lästerlichen Gedanken. Würde sie das nur einen Schritt näher dahin bringen wo "er".. Nein, sie wollte nicht an ihn denken. Das ist ihr einziges Geheimnis, welches sie bis zu dem Tag in sich tragen wird an dem sie im Sterbebett liegt und die letzte Beichte gab, ehe Galtor ihr seine Hand reichen würde um sie an den Ort des ewigen Friedens zu bringen.
Es sollte, nachdem was mit Toras geschehen war, ihr einziger Makel bleiben. Nie wird sie den Kuss vergessen, aus nie dagewesener Leidenschaft geboren, als hätte Vitama selbst den Kuss gesegnet. Die Schamesröte stieg ihr ins Gesicht als sie daran zurückdachte, nicht da sie sich dafür schämte, sondern da es ihren Körper nach dem jungen Krieger verzehrte.
Doch, sie entschied sich für Quirian. Den sanften Mann, der sie auf Händen trug, ihr Felas Strahlen vom Himmel holen würde, so er es nur könnte. Der sie nicht im Stich ließ, der ihr verzieh, obwohl sie so lasterhaft war.
Toras war der, den ihr Körper wollte, doch Quirian der, den ihr Herz benötigte.