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Vorwort
Dieses Buch widme ich all jenen, die von den geizigen Pfeffersäcken und den brutalen Wachsoldaten tagtäglich geächtet, unterdrückt und gedemütigt werden! Diese Fibel des Räubers soll jenen helfen, die von der breiten Bürgerschaft ausgestoßen und verpönt werden. Jene, die keine Alternativen haben um in den Genuss der güldenen Dukaten zu kommen. Jene, die der Räuberei verfallen um die hungrigen Mäuler zu stopfen ... euch allen sei gesagt, dass die Fibel des Räubers niedergeschrieben wurde, um euch zu helfen!
Aus vielerlei Quellen und oftmals aus erster Hand habe ich in unzähligen Götterläufen wertvolle Informationen, oft unter Lebensgefahr, aus ganz Falandrien zusammengetragen und in dieser Fibel verewigt. Die wichtigsten und wertvollsten Ratschläge werdet ihr in den folgenden Zeilen erfahren. Also folgt meinem Aufruf und macht den gierigen Pfeffersäcken das Leben zur Qual, geht in die Wälder und auf die Straßen um euch durch Räuberei ein wenig Glück zu ergaunern!
Ratschläge
Der Weg zu einer tüchtigen Räuberbande ist sehr langwierig aber nicht gänzlich unmöglich. Eine solche Räuberbande gleicht einem Uhrwerk, dass von Anfang bis Ende perfekt auf einander abgestimmt ist. Jeder weiß ganz genau, was er zu tun hat. Es sind keine Worte nötig um einen Raub zu überstehen. Eine solche Bande schlägt wie ein Blitz zu und verschwindet sogleich wieder im Unterholz, während das Opfer noch nicht einmal realisiert hat, was eigentlich geschehen ist.
Die besten Räuberbanden bestehen aus ganz genau drei risikobereiten Männern. Nicht mehr und nicht weniger. Oft hört man Geschichten über Räuberbanden die zehn und gar mehr Mitglieder haben, doch erfolgreich war keine davon. Zu viele Mäuler die gestopft werden müssten. So raubt nur zu dritt, denn nur so werdet ihr in den Genuss reicher Beute gelangen.
Ein Mann muss Mut, Risikobereitschaft und Gnadenlosigkeit besitzen, um sich als Räuber verdingen zu können. Außerdem ist ein robuster Körper unabdingbar für die harte Wildnis da draußen in den Wäldern, in denen man oft tagelang verweilen muss. Zusätzlich muss ein guter Komplize kräftig anpacken und natürlich meisterhaft mit der Waffe umgehen können. Ob Schwert, Hammer, Armbrust oder Bogen ist völlig gleich, nur zu groß sollte die Waffe nicht sein, denn sonst wird man Schwierigkeiten beim Verstecken bekommen.
Die Ausrüstung sollte aus einem großen Leinensack bestehen, welcher ein kleines Seil zum zuschnüren besitzt und das man bequem mit der Hand greifen kann. Als zweites wäre ein kräftiges, dickes Seil von Nöten aber achtet darauf, dass das Seil nicht zu kurz ist! Beil und Dolch sollten auch nicht fehlen, um sich damit überall ein Versteck im Unterholz errichten zu können. Ein kleiner Vorrat an Dörrfleisch und eine Feldflasche voll Rum ist unabdingbar, um notfalls ein oder gar zwei Tage im Unterholz ausharren zu können! Ebenso sind auch einige saubere Bandagen und ein Fläschchen Jod sehr wichtig. Warme, dunkelgrüne reißfeste Stoffkleidung und darunter ein verstärktes Lederwams sollten euch einigermaßen schützen, ohne viele Geräusche zu verursachen. Die Beweglichkeit bleibt euch damit auch erhalten, was für einen Räuber überlebenswichtig ist! Ein Satz gewöhnlicher Tarnkleidung ist zu empfehlen um nach dem Raub mit unauffälliger Tracht zurück in die Stadt zu reisen. Zu guter letzt sollte eine Waffe, am besten eine einhändige, nicht fehlen aber nehmt bloß keine sperrigen Schilder in die Hand! Für das Räuberhandwerk ist Schnelligkeit und Beweglichkeit elementar. Pferde und Esel sollten nicht mitgenommen werden.
Bei der Vermummung solltet ihr auf Nummer sicher gehen. Eine Kapuze rutscht leicht nach hinten, vor allem im Kampf oder sogar, wenn man auf dem Boden ausrutscht. Deshalb sollte eine Kapuze immer in Begleitung eines Schals sein, der fest am Hinterkopf gebunden wurde. Versteckt die Haare ordentlich unter der Kapuze. Reibt euer Gesicht mit Schlamm ein und benutzt Lederhandschuhe um eure Haut zu verbergen. Übrigens hilft das auch vorzüglich gegen Mückenstiche.
Eine belebte Straße zwischen zwei Städten klingt zwar verlockend, birgt aber auch ein hohes Risiko. Daher solltet ihr den Ort und Zeitpunkt des Überfalls geschickt auswählen. Zu belebt sollte die Straße nicht sein und drum herum müsste ein dichter Wald sein, in dem man sich verstecken kann. Ein Fluss wäre auch möglich, doch dann müsst ihr für die Flucht ein Floss bereit halten. Bevor ihr euch auf die Lauer legt, solltet ihr die Gegend auf wilde Tiere absuchen, denn schon so mancher Räuber wurde bei seiner Flucht plötzlich und unerwartet von einem Bären oder gar einem Rudel Wölfe gestellt. Einsame Gehöfte sind ein gefundenes Fressen, doch die Bauerntölpel, reich an Vieh und Nahrung, vergraben ihre wirklichen Schätze oft in unmittelbarer Nähe. Eine kleine Folter hat noch niemandem geschadet. Gebt acht auf Wachhunde. Die pfiffigsten Bauern halten ganze Rudel von hungrigen Hunden am Gehöft! Die verwegensten Räuber überfallen gar Handelshäuser innerhalb der Stadtmauern. Das empfehle ich nur den Verrücktesten unter euch, bleibt lieber in den Wäldern und lebt dafür etwas länger.
Die richtige Zeit für einen Überfall ist nicht zu unterschätzen. Oft reisen die Bauern voll beladen mit Früchten, Fleisch und Getreide zur frühen Morgenstund‘ in die Stadt um ihr Plunder an den Mann zu bringen. Kurz vor Sonnenuntergang kehren sie wieder, mit dem Tageserlös in den Taschen, zurück auf ihre Höfe! Das sind die besten Opfer, denn ein guter Raub bringt euch garantiert einige Münzen ein und zusätzlich geht die Sonne unter, was der jämmerlichen Stadtwache die Suche nach euch deutlich erschwert.
Nachdem ihr also ein gutes Plätzchen gefunden habt, solltet ihr drei verschiedene Fluchtwege auswählen. Jeder sollte in eine andere Richtung fliehen. Am Ende eines jeden Fluchtweges muss ein gutes Versteck im Unterholz angelegt werden und zusätzlich eine Falle in der Nähe. Falls ihr den Verfolger nicht abwimmeln könnt, so lasst ihn in die Falle tappen.
Grundsätzlich gilt nach jedem Raub, die Beine in die Hand zu nehmen und ins sichere Versteck zu fliehen und dort eine geraume Zeit zu verharren. Oft rennt das ausgeraubte Opfer in die nächste Stadt und kommt mit einem Trupp Soldaten zurück, die wo möglich die gesamte Gegend absuchen. Daher sollte euer Versteck sehr gut gewählt sein! So manch' gute Räuberbande erspart sich die Mühe mit dem Versteck und marschiert augenblicklich auf weite Strecke davon. So weit, dass man sie so weit ab vom Tatort niemals vermuten würde. Dazu sollte man aber sehr, wirklich seeehr gut zu Fuß sein und falls mal doch das Glück zuschlägt und ihr einen Schürfer mit Goldbarren ausraubt, tja, dann kommt ihr nicht weit mit solcherlei Gewicht und ohne ein sicheres Versteck in der Nähe, seid ihr aufgeschmissen.
Haltet euch nicht zu lange mit den verdammten Pfeffersäcken auf. Schnelligkeit ist das A und O einer tüchtigen Bande. Zu oft wurden schon Kameraden inmitten eines Raubes gefasst, weil sie wie zimperliche Weiber zögerten. Ein richtiger Halunke geht entschlossen und zielstrebig zur Sache. Ein jeder der sich ihm quer stellt und versucht Zeit zu schinden muss augenblicklich nieder geprügelt, gefesselt und in den Wald geschleppt werden. Vermeidet aber schwere Verletzungen oder gar Mord! Solltet ihr doch noch gefasst werden, könnt ihr froh sein, wenn euch kein Mord angelastet wird! Während zwei Mann den Helden niederstrecken, soll der dritte bereits damit anfangen, jegliche Spuren eines Überfalles zu verwischen. Vor allem die Spuren im Schlamm darf man nicht vergessen! Auch für diesen Fall, müsst ihr bereits vorher einen Ort im Wald ausgewählt haben, an dem ihr die Sturköpfe in aller Ruhe ausnehmen könnt. So kann euch der dritte Mann folgen, sobald er die Spuren verwischt hat, denn er weiß dann bereits, wo ihr euch aufhaltet.
Verteilt klare Rollen. Jeder muss vorher wissen, was er zu tun hat. Wer wird das Gespräch führen, wer wird die Straße im Auge behalten und wer wird angreifen, falls es mal nötig wird. Eine klare Absprache, wer den Mann auf Beute untersucht, wer ihn fesselt, wer sich um das Pferd kümmert und allerlei anderes Zeug wird euch sehr helfen und vor allem den Raub schneller beenden, da kein Gequassel mehr nötig ist.
Raubt immer nur eine einzelne Person aus, oder zwei Personen, wenn einer davon ein Weibsbild oder Kind ist. Ein Kampf gegen zwei Mann ist ein unnötiges Risiko, schließlich wollt ihr ohne große Schrammen und Verletzungen fliehen. Vor allem ein Kampf gegen gepanzerte Büchsen ist sehr gefährlich, da lasst sie lieber vorbeiziehen als euch in Gefahr zu bringen.
Wie halte ich ein Opfer an? Nun, da gibt es viele Möglichkeiten und manche versuchen es mit einem Strick zwischen zwei Bäumen da die meisten Pfeffersäcke beleibt sind und daher schlecht zu Fuß. Sitzen immer auf ihrem hohen Ross und blicken verächtlich herab! Naja zurück zum Buch, so ein Seilstrick ist gefährlich. Sobald er gespannt ist und sobald ihr hinter den Bäumen in Deckung gegangen seid, weiß jeder, der die Straße entlang reitet sofort bescheid, was man mit dem Strick bezwecken wollte. Und da kann es passieren und es passierte schon, dass ein ganzer Tross von Reitern vorbei kommt und den Strick sieht. Den weiteren blutigen Verlauf kann sich jeder ausmalen. Drum schreibe ich dieses Buch, um euch, meine Brüder und Gefährten, vor diesen tödlichen Fehlern zu bewahren.
Die beste Methode besteht darin, dass man ein einfaches Pergament mit einer Belanglosigkeit beschriftet und auf die Straße legt, während man selber im Unterholz verschwindet. Die Neugier wird dafür sorgen, dass ein jeder Reisende inne hält um sich die Schriftrolle anzusehen. Falls es sich um einen Tross Reiter handelt, könnt ihr beruhigt im Versteck verharren, da eine belanglose Schriftrolle keinen Verdacht auf einen Raub hindeutet. Dieser Tross wird dann einfach weiter reiten und ihr könnt gemütlich auf das nächste Opfer warten.
Schlusswort
So hoffe ich nun, dass ihr bei der nächsten Wegelagerei die gutgemeinten Ratschläge zu Herzen nehmt und euch nicht so leicht erwischen lasst. Ein jeder Räuber, der gegen die dickbäuchigen Peffersäcke, die geizigen Bauerntrottel und die faulen Stadtwachen kämpft ist ein Held, der mehr Risiko, mehr Einsatz und mehr Mut aufbringt als so manch stolzer Edelmann. Ich wünsche einem jeden von euch reiche Beute und ein heiles Leben ohne Kerker oder gar den Strick!
Gez.
Der unbekannte Bewunderer