Sie war schon seit einigen Zyklen auf den Beinen gewesen und kam gerade vom Handwerkerhaus zurück, hatte die letzten Sachen zurechtgerückt und das erste Zimmer vermietet. Guter Dinge war sie, ihre Gedanken kreisten umher, waren bei ihrer Arbeit, ihren Aufgaben und den Dingen, die sich dezent Probleme des Alltags nennen konnten. Noch während sie vor der Haustür stand und nach dem passenden Schlüssel für den Briefkasten suchte, überarbeitete sie in ihren Kopf, in welcher Reihenfolge sie nun welchen Auftrag erledigen würde, überschlug in Gedanken das Lager und gleichzeitig überlegte sie, wo sie das Buch mit den Stickmustern hingelegt hatte. Im Briefkasten. Unsinn. Es dauerte ein paar Herzschläge, bis sie registrierte, dass dort tatsächlich zwei Bücher im Kasten lagen, aber keine, die ihr bekannt vorkommen würden. Unbekümmert zog sie die Bücher heraus und verschwand in den Räumen der Schneiderei. Nirgends war ein Hinweis zu finden, von dem die Bücher stammten.
Noch hinter der Theke entlangschlendernd blätterte sie mitten in eines der Bücher herein, man wollte ja auch sehen, um was es sich da handelte und willkürlich wurde irgendeine Passage in Augenschein genommen.
„Nur von einem leichten Tuch bedeckt lag ich auf meinem Lager und gab mich einmal mehr meiner Fantasie hin, wie es wohl...“ Verdutzt blätterte sie etwas weiter, vielleicht hatte sie nur ausgerechnet die falsche Seite aufgeschlagen.
„...meine Haut so in Flammen, dass sich ein leises Keuchen meiner Kehle entrang. Die Berührungen wurden fester, ohne ...“
Übereilt blätterte sie weiter, lehnte sich an die Theke zurück. Abschätzende Blicke zu allen Seiten, ob sie unbeobachtet war...
„...alles befreiende Gefühl des Begehrens, des Gefühls, unter jeder Berührung, mit jedem Kuss von der Anspannung zerrissen, vom Sturm der Gefühle...“
Das Buch wurde zugeschlagen.
Mit hochroten Wangen und leise murmelnd stieg sie in die Wohnstube hinauf. WER schickte ihr denn so was!
Man dürfte aber trotz alles augenscheinlichen Zeterns davon ausgehen, dass sie die beiden Bücher in aller Ruhe ganz gelesen hat. Die Neugierde...
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