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 Betreff des Beitrags: Suche nach den Tugenden
BeitragVerfasst: 10.06.10, 19:13 
Edelbürger
Edelbürger
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Langsam ließ er sich in sein Bett zurückfallen, aber irgendwie war er noch nicht müde. Vermutlich hatte es daran gelegen das er den ganzen Tag gesessen hatte und nun resümierte sein Körper in trotziger Manier, das es noch nicht Zeit sei schlafen zu gehen und das noch etwas getan werden müsse bevor man sich „schon wieder“ ausruhen könne. Irgendwie musste Samson dem zustimmen aber er wollte das Quartier nicht mehr verlassen und so entschloss er seinen Körper mit Lesen zu betäuben und zu langweilen bis er in einem unachtsamen Moment schnell einschlafen konnte. Und so kam es dazu dass er sein Tagebuch aus dem Schrank holte, welches er auf seiner langen Reise verfasst hatte und zu lesen begannt. Er schlug das schon arg ramponierte Buch auf das deutlich von seiner langen Geschichte erzählen konnte nicht nur durch die Worte die in ihm standen sondern bereits durch sein bloßes „erlebnisreiches“ Aussehen. Heute war er bei dem Kapitel als er auf seiner Reise einige Tage in einem Kloster nächtigte, er mochte dieses Kapitel und er las es gerne, weil es ihn träumen ließ.

Die Tage sind recht lang im Kloster und ich muss viel mitarbeiten um hier einige Nächte schlafen zu dürfen, aber es ist schon in Ordnung. Ich helfe auf dem Kosteracker Rüben zu pflanzen. Zumindest ist es etwas Sinnvolles. Das Essen ist auch gut und ich kann viel mit den Mönchen über ihr klösterliches Leben reden. Ein bisschen extrem waren sie hier schon. Ich habe heute mit einem Mönch geredet der gerade ein Buch las. Er saß so erbärmlich nahe an seinem Buch, das man die schlechten Augen des Mannes sofort erkennen konnte. Als ich ihn fragte warum er denn kein Sehgestell verwende entgegnete er mir ziemlich entgeistert. Das sei alles Teufelszeug, es sei Frevel weiter sehen zu wollen als die Viere es vorherbestimmt hatten, all diese neumodische Technik sei ketzerisch so würde er auch niemals ein Fernrohr oder dergleichen verwenden weil es wider der wohlbegründeten Vorsehung der Götter war und die göttliche Ordnung auf der Welt beschädige. Reichlich skurriler Mönch muss ich sagen, aber ich hatte auch viele interessante Unterhaltungen. Diese Mönche waren wirklich eine Erleuchtung wenn es um Tugenden ging, ich habe daher extra ein Beiblatt hinten in mein Tagebuch gelegt auf dem ich meine sehr interessante Unterhaltung mit dem Abt niedergeschrieben habe.
Schon etwas mehr von Müdigkeit gezeichnet zog er das lose Blatt aus dem Buch was auch gleichzeitig das Ende dieses Tageseintrages bedeutete und begannt zu lesen.

Zitat:

Bild



Samson: Nun aber was ist Ehre?
Mönch: Welche denn?
Samson: Ich dachtet ihr wüsstet wovon ihr redet, da könnt ihr mich doch nicht solche Sachen fragen!
Mönch: Nun es gibt zwei, die eine ist die nach innen gekehrte Ehre und die äußere Ehre
Samson: Ah, ehm, nunja ich kenne keine von beiden…
Mönch: Das macht nichts. Nun zuerst einmal ist Ehre Ansehen oder Anerkennung. Die nach innen gekehrte Ehre ist damit die Achtung die du dir selbst entgegen bringst und von anderen Menschen erwartest. Die äußere Ehre, die ungleich wichtiger ist in unserer Welt, ist dabei der Wert den eine Gruppe von Menschen eine Vereinigung oder sogar eine Gesellschaft dir beimisst.
Samson: Ah ich verstehe. Warum aber muss mir das wichtig sein? Ich meine solange ich Respekt vor mir selbst habe benötige ich doch nichts von außen..
Mönch: Ja das hat schon seine Richtigkeit, aber erstens ist nicht jeder Mensch so stark um das für sich festzustellen und zweitens erfüllt die äußere Ehre noch eine wichtige andere Bedeutung, denn Ehre ist selbst da wohin die Hand des Königs nicht hinreicht.
Samson: Das verstehe ich nicht..
Mönch: Nun wie du sicher bemerkt hast ist der König weit weg von hier und selbst seine Vertreter hier können nicht jedes Verbrechen richten. Wenn also die zentrale Gewalt nicht genügend Einfluss hat dann benötig es ein Gesetz das gesellschaftlich Anerkannt, einfach verstanden sowie vollstreckt werden kann und dieses Gesetz nennt man Ehrenkodex. Überleg doch mal wer sollte über adeligen in einer abgelegenen Provinz richten, sie müssten bei jeder Streitigkeit eine mehrwöchige Reise auf sich nehmen um bei jemandem mit einem höheren Stand Gerechtigkeit zu verlangen und währenddessen ist ihr Lehen unbeaufsichtigt.
Samson: Also ist die Ehre einer Person die Anerkennung oder die Position eines Menschen in einer Gesellschaft und sie sollte mir wichtig sein weil die Gesellschaft definiert was Ehre ist oder was dem Ehrenkodex und damit diesem ungeschriebenen Gesetz entspricht?
Mönch: Ja so ungefähr ist das, darum sind die Schlüsselpositionen der öffentlichen Meinung, wie zum Beispiel die Kirche oder andere hohe Würdenträger so wichtig weil ihrer Meinung viele folgen und aus ihrer kollektiven Meinung schlussendlich die Normen oder der Ehrenkodex einer Gesellschaft entstehen.
Samson: Ja gut, dann muss ich auf meine Ehre achten weil ansonsten die Menschen mich verurteilen können weil ich den Ehrenkodex nicht beachtet habe. Das würde mir das Leben sicher schwer machen, wenn nicht sogar es beenden.
Mönch: Ja so ist es und dabei hast du gerade einen weiteren Punkt erkannt warum Ehre so ernst genommen wird, weil man sie auch verlieren kann und das ist für viele Menschen das schlimmste vor allem für Menschen in hohen Positionen weil sie ohne Ehre weder Macht noch Schutz vor diesem sozialen Gesetz genießen. Dabei ist es nicht einmal wichtig das man diesen Ehrenkodex anerkennt es muss eben nur so aussehen als ob.


Nach dem er das Blatt gelesen hatte und damit den Tageseintrag beendet hatte, legte er das Buch ganz vorsichtig beiseite und da er keine Geräusche verursachte konnte er auch ganz schnell und friedlich einschlafen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Suche nach den Tugenden
BeitragVerfasst: 17.06.10, 14:49 
Edelbürger
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Lange hatte er nicht geschlafen denn sein Körper hatte die Finte rasch gemerkt und machte sie mit einem unangenehmen Krampf im kleinen Zehen bemerkbar, was es unmöglich machte weiter zu schlafen. Schmerzerfüllt setzte Samson sich auf und hielt seine Zehen, aber es wollte nicht besser werden und so entschloss er sich aufzustehen und etwas umherzulaufen. Der steinerne Boden war kalt und betäubte seinen Zehen und den Schmerz, was sehr angenehm war. Ruhig war es im ganzen Gang in dem er nun vor seinme Quartier stand und sich langsam umblickte. Die Fackeln loderten mäßig und warfen lange tanzende Schatten auf den Boden und die Wände aus grob behauenem Stein. Einige Zeit genoss er diese, wohlige und düstre Atmosphäre ehe seine Beine zu kalt wurden und er sich wieder in sein Bett begab. Aber nun war er zu aufgedreht und es würde wohl wieder einige Zeit dauern bis er in dieser unseeligen Nacht schlaf finden mochte und so beschloss er weiterzulesen, denn er hatte zwei interessante Briefe in einer Bibliothek gefunden, die er aufgehoben hatte und die im nächsten Kapitel seines Tagebuches viel über Demut erzählten.

Zitat:
Werter Abt, Gnaden Innozenzius,

aufs vorzüglichste möchte ich noch einmal begrüßen, dass ihr uns bei der jüngsten Verleihung des Augstinusordens an Per Landruther mit eure Anwesenheit beehrt habt, doch möchte ich mich an euch wenden bezüglich euer gehaltenen Laudatio. Euer Gnaden brandmarkte den Stolz mit dem hiesige Preisträger die Medaille annahmen und wie die Audienz dieser Versammlung dieses Gefühl unterstützte und erstrebenswert machte durch ihr Applaudieren. Dem möchte ich in aller Deutlichkeit entgegentreten. Ihr seid recht, dass Demut eine wichtige Tugend ist, doch falsche Demut bringt nur Müßiggang! So will ich anmerken es sei durchaus angebracht auf Taten die man selbst erbracht habe und die aus eigener und redlicher Anstrengung erwachsen sind stolz zu sein. Es ist dieser uneigennützige Stolz, der Kraft und Willen bringt neue Höchstleistungen zu vollbringen und unser aller Leben beständig zu verbessern. Fürderhin sei es doch auch dieser Stolz der bei der einfachen Bevölkerung Nachahmer fände, die diese Anerkennung und Gloria als etwas empfindet nach der es zu streben gilt und die damit auch unser Erdenrund im gesamten redlicher mache.

Hochachtungsvoll grüßt euch Hofmarschall Lartus van Rembold




~*~


Zitat:
Werter Hofmarschall van Rembold,

Mit Bedauern und Freude nehme ich euer Kommunique zur Kenntnis. Mit Bedauern ob eurer Einstellung, mit Freude über euer Interesse.

Beginnen will ich mit einer Geschichte des 65jährigen Bruders Lebhard, der im Kloster als Bibliothekar arbeitet. Als ich jüngst in der Bibliothek war und mir eine Abschrift geben lassen wollte, kam Bruder Denmark des Weges um sich ebenfalls ein Schriftstück zu leihen. Nachdem er sein Buch erhalten hatte und der Bibliothekar einen Vermerk in seiner Kartei gemacht hatte wer das Buch ausgeliehen habe und wann es wieder in die Zentralbibliothek zurückzubringen sei nickte er freundlich und wollte sich gerade verabschieden, da entgegnete ihm Denmark, „ihr war es der mir damals den Glauben lehre, der das Koster dereinst als Abt führte und nun seid ihr hier in der Bibliothek als Gehilfe, wie haltet ihr das aus?“ Nun, erwiderte Lebhard, jeder sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten zum Ganzen beitragen, meine Möglichkeiten sind nun einmal über die Jahre geringer geworden.

Demut, werter Hofmarschall, ist wohl die unscheinbarste aller Tugenden. Um ein wahrhaft demütiger Mensch zu sein müsst ihr erkennen das eure Taten und seien sie noch so groß in Anbetracht der Größe der Viere doch unbedeutend gering sind. Egal wie ihr euch auch ansträngt ihr werdet nie großes vollbringen. Mit Demut zeigt ihr zum einen eure Frömmigkeit indem ihr diese Wahrheit anerkennt, aber auch dass ihr euch als Teil etwas größeren betrachtet und den Mut, der ja auch zur deMUT gehört, habt euch dieser Aufgabe und diesem Leben zu stellen. Wie ein Zahnrad welches so viele Zähne hat wie es Menschen gibt, welches aber niemals brechen darf. Wie könnt ihr also neben den Vieren die so groß sind auf so etwas unbedeutendes wie euer Leben stolz sein? Falsche Demut ist hier nicht das Verkennen von Stolz, sondern sie ist die Selbstaufgabe und Selbstmittleid im Angesicht dieser Tatsache und dieser Fehler sollte euch genau so wenig unterlaufen.

Um es auf einen Punkt zu bringen der vielleicht von eurer weltlich geprägten Sichtweise einfacher verstanden werden kann: Demut ist die Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit eures Lebens und euren Idealen, welche unendlich groß ist in Anbetracht euer zu erreichenden Ideale, die aus dem rechten Glauben unbewusst gezogen habt.

~Den hochheiligen Vier zur Ehr~
Abt Innozenzius



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