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 Betreff des Beitrags: Briefe ans Festland.
BeitragVerfasst: 20.06.10, 23:46 
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Im Hafen Brandensteins wechselt ein Päckchen aus sicher und fest verschnürten Pergamentblättern den Besitzer und tritt seine abenteuerliche Reise auf einem der vielen Handelsschiffe an, die an diesem Tage noch auslaufen sollten.

An:
Lazalantin Georgssohn, Hohepriester.
    Das Scriptorium.
    Die Akademie der Winde.
    Ventria.

Lieber Bruder Lazalantin,

Angenehme Umstände sind es nicht, wegen derer ich wieder einmal mit dir Kontakt aufnehme. Ich hoffe, dieser Brief erreicht dich in guter Verfassung - Aber damit muss den höflichen Floskeln nun auch genüge getan sein. Lebhaft sind mir deine Scherze über die Insel Siebenwind im Gedächtnis geblieben.. Dass man schon so wahnsinnig sein müsste wie ich, wenn man sich in die erste Reihe gegen die Bedrohung des Einen stellt. Wahrscheinlich hast du damals, im Nachhinein, recht gehabt. Aber selbst für so ein gefährliches Pflaster wie Siebenwind ist es hier in den letzten Tagen noch wesentlich unangenehmer geworden als sonst.
Ich weiß nichts von der Situation bei dir an der Akademie und dem Ausmaße, zu welchem die kirchliche und königliche Ordnung noch intakt ist. Fest steht aber, dass der Relator der Relatur Malthust-Papin, Sanno Fedea, beschlossen hat, dass die Vierekirche im Angesicht all dieses politischen Tumults ihre Einigkeit wahren muss. So erreichen also die ersten Wellen der Geschehnisse im fernen Galadon auch diese kleine Provinz - und das auf ganz und gar nicht erfreuliche Art und Weise.
Was uns ja im Vergleich mit den vielfältigen Orden des Festlands herausstellte, war die Tatsache, dass wir durch königlichen Beschluss anerkannt und beschützt wurden. Dies ist nun bedauerlicherweise nicht mehr der Fall, und schon hört man, im übertragenen Sinne, die Hyänen in der Ferne heulen, die sich an uns vergehen wollen.
Mit ein wenig Glück können wir die Lage für eine Weile stabilisieren. Ein paar Leute auf dieser Insel sind noch halbwegs bei Sinnen und könnten das Unvermeidliche noch kurz herauszögern: Nämlich, dass wir angegriffen werden, als Orden.
Du weißt, wie sehr mir die Novizen am Herzen liegen. Deswegen möchte ich dich bitten, Verstärkung zu schicken. Du kennst viele der Äbte, sagtest du doch immer. Nicht nur Diener unseres gemeinsamen Herrens sollen es sein, sondern alle, derer du habhaft werden kannst. Jetzt mehr als je zuvor brauchen wir jede hilfreiche Hand!

Verzeih, dass ich diesen Brief so kurz halten muss - Aber ich habe wirklich alle Hände voll damit zu tun, die Auswirkungen dieser Beleidigung durch den Relator abzudämpfen.

In brüderlicher Hingabe,
Brand.

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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe ans Festland.
BeitragVerfasst: 24.06.10, 18:22 
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"Niemals und unter keinen Bedingungen dürfen wir verzweifeln.
Zu hoffen und zu handeln, das ist unsere Pflicht im Unglück.
Tatenlose Verzweiflung bedeutet so viel wie die Pflicht vergessen und sich ihr entziehen."

[Boris Pasternak, Doktor Schiwago]


Mit beiden Händen im Uhrwerk - da hatte man noch das Gefühl, dass Tare noch völlig im Lot ist. Wenn flinke Finger die kleinen Rädchen ineinandersetzten und verschraubten, arretierten, prüfend herumdrehen - da fühlte man sich so, als könnte man ebenso leicht all' die Schwierigkeiten einfach lösen. Mit Konzentration und Präzision den endophalischen Knoten, der die momentane Situation war, aufdröseln ohne zum scharfen Schwert zu greifen.
Leise klickte es, als Messing auf Messing traf und ein neues Rädchen seinen wohl kalkulierten Platz im Gefüge des Apparates fand. Mit einer der ölverschmierten Fingerkuppen gab er es etwas Schwung, betrachtete hingerissen die gleichmäßige Drehung im Uhrzeigersinn und auch diesem entgegen. Nichts wackelte, nichts verkeilte ineinander, alles lief so flüssig, als hätte es Horenhand gefügt. Eine kleine Spielerei war es nur, eine aus der Langeweile und dem Nichtstun geborene Studie für die Alusis-Schleuse, aber zugleich diente sie als ausgezeichnete Metapher für die prekäre Lage.
Wenn sich eine antreibende Feder mit so wenig Kraftaufwand aufwinden lässt: Wie schwer kann es dann, im schlimmsten aller möglichen Fälle, denn sein, dasselbe mit der Insel zu tun? Im übertragenen Sinne selbstverständlich. Das Konvent vor Kurzem hatte einen wahrlich von Flachtez gesandten Lichtschein in die ganze Sache gebracht. Es war schön gewesen zu sehen, dass man noch Freunde hatte.. Andere Rädchen, auf die man sich ebenso verlassen konnte.
Er griff in das aufgeklappte, samtgepolsterte Holzkästchen und hob' noch eines der Rädchen heraus. Keine überragende, aber immerhin brauchbare Qualität, die Kras ihm da geliefert hatte.

Er zog die schlanken Finger behutsam aus den Eingeweiden der langsam Gestalt annehmenden Struktur heraus, abenteuerlich zusammengehalten und Holzstöckchen und Lederstreifen, und wischte das Öl am zerknüllten Papier des 'Volksmunds' aus Laf'ay ab. Das war nun wirklich keine angenehme Lektüre gewesen, dieser Schrieb. Mit den Umtrieben auf dem Festland konnte er wohl kaum auf Unterstützung durch andere Diener hoffen - es wäre wohl zu schön, auch nur davon zu träumen. Viel schlimmer: Gegen die Scharen des Einen konnte er seine Geliebte auf dem Festland am Besten beschützen, wenn er selbst in der ersten Reihe war - in der Ecclesia, im Löwenorden - um ihnen auf der Insel die Stirn zu bieten. Die, im schlimmsten Fall, bevorstehende Inquisition drehte den Spieß herum. Jetzt war er Wochen davon entfernt, ihr beistehen zu können.

Seinem Sohn beistehen zu können...
Mit einem plötzlichen Schlag des linken Handrückens zerbrach die fragile Konstruktion. Ein trauriges Rädchen rollte zur Tischkante und fiel herab auf den staubigen Boden.

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