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 Betreff des Beitrags: Einer dieser Tage..
BeitragVerfasst: 12.07.10, 03:12 
Altratler
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Müde lies sie sich in ihr weiches Bett fallen und hüllte sich in die frisch gewaschenen Laken ein. Sie war nicht erschöpft, es war vielmehr ein kurz andauernder Moment des Seelenfriedens, der ihren Körper so ermatten lies.
Völlig entspannt und irgendwie glücklich, genoss sie die innere Ruhe, auch wenn sich schon wieder der Schatten anstrengender Tage, Wochen und Monde über diese legten.
War dieser Abend doch nur einer der wenigen Augenblicke die sie genoss, wieder zu sich selbst fand, lachen und sich nahezu frei von Sorgen und Lasten fühlen konnte.
Sie war froh um sein offenes Ohr, wo sie wenigstens eine der vielen bedrückenden Dinge in ihrer chaotischen Verworrenheit erzählen konnte. Ein unparteiisches Ohr, zumindest für den Moment und am Ende sprach er genau das aus, was sie sich seit Längerem diesbezüglich dachte. Wie sehr hatte ihr diese klare, beherrschte Stimme und der heitere Blick, welcher doch mit einem gewissen Ernst versehen war gefehlt..
Manchmal hagelten die Informationen nur so auf sie ein - ein Wunder das sie noch nicht zusammengesackt war. Eine Fehde hier, ein Überfall dort, eine Verhaftung dort drüben.
Und jetzt.. Jetzt war Brand tot. Sie würde einiges an Kraft, Nerven und Wortgewandheit aufwenden müssen, wenn sie mit Venciurius sprach.
Manchmal fühlte sie sich allein, inmitten dieses Chaos der Politik, Intrige, der unüberlegten Handlung und der plötzlich so frei überlassenen Bürde sich die Lasten des Lehens aufzuschultern. Wie sollte sie handeln, wenn selbst die Armee innerlich so zwiegespalten war? Wie sollte sie eine klare Linie aufzeigen, wenn sich beständig die Meinungen in verschiedene Richtungen drehten?
Das bedrückende Gefühl ihr unausgesprochenes Versprechen an Brandenstein nicht halten zu können, hüllte sie oftmals in Traurigkeit.
Diese Stadt, dieses Land und die Bewohner, die ihr so ans Herz gewachsen waren zu schützen und vor Krieg und Tod möglichst zu bewahren - all das und die jahrelange Vorarbeit um dieses Ziel wenigstens für eine längere Zeitspanne beizubehalten schien gerade zu Grunde gerichtet. Hier ein Bündnis gebrochen, da ein böses Wort fallen gelassen, dort eine erneute unüberlegte Handlung..
Manchmal wussten die Leute offenbar nicht, welche imense Vorarbeit hinter manchen Dingen steckte. Seit sie vor vier Götterläufen die Arbeit in Brandenstein aufnahm, waren ihre einzigen Ziele den Handel voran zu treiben, starke Bündnisse mit den Dwarschim und Nortraven zu bilden und ihr geliebtes Brandenstein sicher zu wissen.
Viel hatte sie dafür aufgegeben. Ihre Freiheit, ihre Selbstständigkeit und sogar ihre Liebe. Wäre sie doch nur öfter für ihn dagewesen und hätte ihm zugehört und Zeit mit ihm verbracht, statt sich in Papieren im Rathaus zu wälzen, Zahlen durchzurechnen und neue Konzepte zu entwerfen - Vielleicht wäre alles gar nicht so weit gekommen, wie es schließlich gekommen war.
Manchmal fühlte sich die Verantwortung wie ein schwerer Stein auf ihrer Seele an, etwas, das sie blockierte. Manchmal war ihr einfach nur zum Weinen zu mute, wenn sich wieder nur schlechte, statt gute Nachrichten einfanden und sie nicht gleich einen Ausweg aus der Miesere sah. Doch sie musste stark bleiben und das ruhige, ausgeglichene Wesen mit klaren Worten nach außen tragen. Diese verdammte Politik hat ihr ein Gesicht aus Stein eingemeiselt, dass sie bei jeglichem offiziellen Dasein und Besuch an den Tag legte. Etwas, was sie nur schwer wieder los werden würde und sicherlich nicht für ihr eigentlich kommunikatives und geselliges Wesen geschaffen war.
Wie würde es nur weitergehen mit Malthust und Ersont, mit Brandenstein und Falkensee? Wie geht wohl das Gespräch in ein paar Tagen aus, die Verhandlungen die über Krieg oder Waffenruhe entscheiden würden? Wie weit würde sich Vencurius zurückhalten, bis diese Gespräche beendet waren? Würde Erin hinter ihren Entscheidungen stehen? Oder gar das Kabinett und der Marschall?
Doch heute.. Heute hatte sie diese Gedanken für einige Stunden abschalten, lachen können. Es war einer dieser Tage.. Das tat ihr gut, sie lächelte.. und schlief ein.


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 Betreff des Beitrags: Re: Einer dieser Tage..
BeitragVerfasst: 17.08.10, 02:20 
Altratler
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Leise knackte das Holz und fiel mit einem kleinen Funkenmeer etwas mehr in sich zusammen. Das orange-rote Licht des flackernden Feuers erhellte die bewachsene Gegend rings um sie herum und warf lange Schatten die unheimlich mit dem Rauschen der Bäume wirkten. Es klang wie ein Wispern. Uralte Geschichten, die sich die alten Eichen erzählten.

Bild


Ihren krummen Ast in der linken Hand stocherte sie lustlos in die heiße Glut. Die Wärme hatte ihr schon rosige Wangen gezeichnet, doch fühlte sie sich innerlich einfach nur.. kalt.
In der lauen Astraelnacht liesen auch die Grillen das alltägliche Werben nicht aus und wetteiferten mit ihrem Gezirpe, das sie irgendwie beruhigte. Das Kinn in der freien Hand gestützt, saß sie leicht vorgebeugt auf ihrem Baumstumpf und sah unentwegt in die spielerisch züngelnden Flammen.
Zuviele Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Zuviele unbeantwortete Fragen. Zuviele Antworten die ihr missfielen.
Sie fühlte sich einfach nur ausgelaugt. Müdigkeit machte sich in ihren Gliedern breit und die Erschöpfung hatte ihr in den letzten Tagen schon deutliche Zeichen unter die Augen gemalt.
Sie fröstelte.

Es ist die Hilf- und Haltlosigkeit, die die Menschen an Orte treibt, an denen sie eigentlich gar nichts verloren hätten...

Eigentlich wusste sie selbst nicht was sie hier eigentlich machte. Allein. Im Wald. Ohne hinreichenden Schutz vor sonstigem monströsen Gezücht das hier sein Unwesen treiben konnte. Der Platz war etwas über die Gegend erhoben und der Wind zog unangenehm kühl über die Felsen und ihre Füße, obwohl es im Allgemeinen recht warm war.
Niemand, der ihr Trost spenden konnte. Niemand, der aufbauende Worte zu ihr sprach. Niemand, der ihr Rat geben konnte.
Nur sie hier, allein. Allein mit ihren Gedanken und Sorgen.

Die Einsamkeit zeigt jedem seinen innersten Kern.

Da hatte ihre innere Stimme offenbar recht. Sie war auf der Suche nach sich selbst. Unabhängig von den Geschehnissen der Insel. Ohne den alltäglichen Lasten die es zu tragen gab. Einfach nur sie selbst sein.
Lange war ihr das verwehrt gewesen, doch war es ihr eigener Wille, der die schweren Felsen in den Weg legte.
Sie hatte verlernt sie selbst zu sein. Ein Mädchen das auf der Insel zur Frau gereift war und überdies vergas, wie es war zu leben. Lachen konnte so befreiend sein, doch sah sie lange nichts, was des Lachens wert war.
Wie lange war es her, als sie das letztemal einfach ihre Kleider auszog und Hals über Kopf in einen See sprang? Wie lange war es her, dass sie barfuß und mit gerafftem Kleid über eine Wiese lief? Die Halme zwischen ihren Zehen kitzeln spürte und der frische Tau ihre nackten Beine benetzte? Wie lange war es her, dass sie nicht einfach nur den Brotteig knetete, sondern ihre Liebsten mittendrin mit einer Mehlschlacht beglückte?

Manchmal stolpern wir über etwas.. Von dem wir meinten, es längst
hinter uns gelassen zu haben.


Ja, auch das traf sie wie ein Blitz. Sie dachte es wäre längst vorbei. Vergangen, vergessen. Doch in diesen wenigen, aber intensiven Momenten hatte sie es gefühlt. Nie hätte sie geglaubt, dass es je wieder so stark aus ihrem Innersten kommen konnte. Jede Faser ihres Körpers verzerrte sich danach. Dieses Gefühl, das so vehement gegen ihren Verstand kämpfte - es hörte einfach nicht auf. Das Band, das vor langer, langer Zeit gesponnen worden war.. sie hatte es nie ganz losgelassen. Sie konnte es auch nicht. Es war mit ihr verwachsen. In ihrem Herzen, in ihren Gedanken und vor Vitama.
Und nun.. musste sie lernen damit umzugehen. Jetzt, da sie wusste..
Wobei sie eigentlich gar nichts so recht wusste. Worte, die nicht gesprochen wurden.

Für deine Entscheidungen hast du immer soviel Zeit wie du brauchst; die Welt wartet nur nicht auf dich.


Sie wusste, dass ihre Entscheidungen in manchen Dingen nicht aufzuschieben waren. Vor allem nicht das Lehen betreffend. Doch immernoch fehlte das alte Heimatsgefühl, bevor das Land Malthust übergeben worden war. Sie konnte sich einfach nicht mit diesem militärischen Firlefanz anfreunden. Eine Wache die das Lehen verteidigt war unabdingbar. Aber ein Oberkommando? Ein Militär, das über die gesamten Belange des Lehens zu entscheiden hatte? Ein Militär, das darauf ausgerichtet war.. eben militärisch zu sein? Fand sie dort überhaupt je ihren richtigen Platz? Wo blieb da die Kunst? Wo das Singen? Das Tanzen? Eine starre, kalte Mauer die sie alle umschloss.. Zwar bot sie Sicherheit, doch war das Gefühl von Freiheit und ja.. Unschuld des Landes verloren gegangen. Sie konnte nicht völlig militärisch denken! Sie wollte es auch nicht. Sie war Brandensteinerin. Mit Leib und Seele. Sie war hier praktisch aufgewachsen. Hatte die Stadt wachsen und fallen sehen. Und jetzt.. jetzt wurden ihr Vorschriften vorgesetzt, die sie umzusetzen hatte. Dinge, die nicht ihre Art waren..

Mein Ich ist eine jeden Augenblick wechselnde Variation über eine nur scheinbare Einheit meiner Empfindungen.

Ein paar Tage.. Gebt mir wenigstens ein paar Tage wieder zu mir selbst zu finden..


Sie stand auf von ihrer unbequemen Sitzgelegenheit und rollte aus dem Häuflein mitgebrachter Habseeligkeiten ihren Schlafsack auf dem teils moosbewachsenen Waldboden aus. Ihr Pferd schnaubte im Hintergrund und dieses vertraute Geräusch machte die Nacht erträglicher als sie war..
Unruhig wälzte sie sich herum.. Das Feuer erschloch mit der Zeit und nurnoch dünne, graue Rauchfäden blieben neben den verbliebenen, ausgebrannten Holzscheiten davon übrig..


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 Betreff des Beitrags: Re: Einer dieser Tage..
BeitragVerfasst: 28.03.13, 01:19 
Altratler
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Zitat:
Die Feder in der Hand, saß sie nun schon eine gute Weile über dem leeren Blatt Papier. Aufdringlich weiß hob es sich von dem dunklen Holz des Tisches ab. Die Tinte in der Spitze ihres Schreibgerätes war längst eingetrocknet und doch war die Muse noch nicht erwacht, sie erneut mit dem tiefen Schwarz zu benetzen. Zu sehr kochte die Wut und Enttäuschung des heutigen Tages in ihren Adern, blockierte ihre Gedanken.
Gedanken jedoch von Wichtigkeit. Vieles stand auf dem Spiel, jeder Schritt musste durchdacht und vielmals abgewogen werden. Könnte man ihr Handeln als Verrat werten? Womöglich.. Zumindest einerseits. Andererseits wäre es ein Befreiungsschlag. Kettensprengend. Maßgebend. Ein kleines Gefühl von Freiheit, was sich im Grunde niemand erlauben durfte oder konnte. Zu Vieles war gerade im Umbruch und noch im Ungewissen, aber musste man nicht irgendwann die Dinge einfach in die Hand nehmen und die anderen nach Möglichkeit mit sich reißen?

Man bekommt Verantwortung um sie für andere mit zu tragen. Zerbrichst du daran, bist du nicht stark genug gewesen.

Die ersten Steine für das neue Fundament wurden langsam gelegt und immer mehr Hände packten mit an. Auch wenn sie nicht wussten was man letzten Endes darauf errichten würde, spürte sie die aufkeimende Zuversicht und den Tatendrang, den sie in fast jedem Gesicht das ihr begegnete lesen konnte.

War der Weg der Diplomatie zwar meistens der Richtige um keinen großen Aufruhr zu verursachen, war er doch der weitaus längste. Monde über Monde konnten vergehen, bis das Ergebnis ihres Tuns zu sehen wäre. Diese unfreiwillig auferlegte Bürde das Banner eines Lehens zu tragen, womit sich hier sogut wie niemand identifizieren konnte, stieß ihr sauer auf. Zähe Gespräche mit morbiden Charakteren, welche von ihrem Egoismus teils schon erblindet waren, sich in Wahnwitzigkeiten verfingen und argumentierten wie ein trotziges Kleinkind. . Allein der Gedanke daran nagte an ihrem heutigen dünnen Nervenkleid.

Wieso nicht einfach voran stürmen? Weshalb nicht die Schlachten schlagen, die es zu gewinnen galt für den Frieden? Für die alte Freiheit?

Doch weiter kam sie nicht..

Wieder sah sie sein Gesicht vor ihren Augen, dann das der anderen.
Genug für heute.
Der Anfang vom Ende?
Oder doch die ersten Schritte zu etwas ganz Neuem?


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