Aller Neubeginn ist schwer

Entfernter Benutzer · **Verfasst:** 26.07.10, 13:45

Menschenkenntnis ist eine Fähigkeit ohne die man auf der Straße nicht lange überlebt. Du musst wissen wer dich durchschaut, wissen wer dich jagen würde. Du musst wissen wer sich selber so schämt, dass er niemals öffentlich zugeben würde beklaut worden zu sein. Du musst sehen, wer ein eitler Geck ist und auf Schmeicheleien rein fällt, sehen, wer für ein Kompliment jede Aufmerksamkeit fallen lässt. Erkennen, wer bei Streicheleien, Küsschen oder gar mehr alle Aufmerksamkeit sinken lässt und leichte Beute ist.
Menschenkenntnis bedeutet aber auch, dass du wissen musst wo sie suchen. Wie sie suchen. Was sie sich merken. Merken sie sich deine Nasenform? Ob deine Augen schief gestellt sind? Oder erinnern sie sich an das offensichtliche? An die grüne Bluse, oder der blaue Rock. Oder an das rote Kleid.
Menschenkenntnis bedeutet aber auch, dass du mit diesem Wissen etwas anzufangen weißt. Das du erkennst was er sich an dir gemerkt hat, was ihm an dir gefallen hat, was du ändern musst damit er dich nicht wieder erkennen würde. Hat er dich nur oberflächlich angeschaut? Dann zieh nie wieder das selbe Kleid an (oder färbe es zumindest um), hat er sich in deine Locken verliebt? Dann flechte sie straff aus dem Gesicht. Hat er dir auf die Lippen geschaut und lüstern seine eigenen geleckt? Dann tupfe dir Talk auf die Lippen um sie farblos erscheinen zu lassen.

Menschenkenntnis bedeutet aber auch oder vor allem aus Fehlern zu lernen. Und sie hatte grad mächtig an ihren Fehlern zu knabbern.

Entfernter Benutzer · **Verfasst:** 26.07.10, 14:00

Der Vorteil, das Beste an Siebenwind war die Möglichkeit zu einem Neubeginn. Niemand kannte dich hier. Du musstest nicht wie daheim darauf achten was du lassen musst, bei was du aufpassen musst. Nicht immer daran denken, der einen, bestimmten Wache auszuweichen. Oder dich nicht mehr in der Nähe des einen Händlers blicken zu lassen. Hier kannten sie dich nicht, wussten nicht, was du bist. Oder für was du verdächtigt wurdest.

- Hättest du wohl gern -

Ihr Herz war in die Hose gerutscht, der Hals zu geschwollen, das Atmen fiel ihr schwer. Wie viel Pech kann ein einzelner Mensch haben? Galadon war so groß und Siebenwind diese kleine Insel, so unbekannt, dachte sie. Und ausgerechnet hier muss sie von der Soldatin erfahren die ebenfalls aus Rothenbucht kam. Eben dieses Rothenbucht aus dem sie geflüchtet war. Dann die erlösenden Worte, die Bestätigung der Hoffnung.
Siebenwind war wirklich ein Neubeginn.

Entfernter Benutzer · **Verfasst:** 26.07.10, 15:39

Den Einäugigen zum Gruße

Hätte sie nicht soviel Angst vor dem unheimlichen Endophali, sie hätte schreien können vor lachen. Aber trotz diesem Spott sah er die blonde Frau bei Arn nicht so an wie sie. Er fletschte nicht die Zähne wie ein aggressiver Hund. Nicht so wie er es bei ihr machte.

- Was hatte er bei Vela gemacht? -

Das erste Mal als sie ihm bei Vela begegnet war hatte sie sich nicht soviel dabei gedacht. Sie fand sein Auge eklig, besser gesagt, sein fehlendes Auge. Überzogen mit Narben und dann im Gegenteil dazu dieses hellblaue Auge. Aber sie war abgelenkt gewesen. Trotzdem spürte sie die ganze Zeit sein Blick im Nacken. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Sie ignorierte das Gefühl. Sie ignorierte ihn.
Später am Markt, da war es wieder. Erst das Gefühl, dann der Endophali selber. Sein Blick glitt über ihren Rücken, über ihren Körper. Wie Nadelstiche spürte sie seinen Blick der über ihren Körper nach unten wandern. Wie Schleim wollte das Gefühl nicht mehr verschwinden. Angst kroch in ihr hoch, diesmal konnte sie sich nicht ablenken, diesmal blieb ihr nur die Flucht.
Immer wieder lief sie ihm über den Weg... Oder verfolgte er sie? Allgegenwärtig war die Angst. Still in ihrem Hinterkopf bildeten sich die wildesten Phantasien. Was wollte er von ihr? Was würde er tun wenn sie ihm in einer dunklen Gasse begegnen würde?

Wenn ich verschwunden bin Amaya, oder wenn du mich irgendwo tot findest. Dann war er das. Such bei dem Endophali.

Uvarya · **Registriert:** 18.02.10, 17:08 **Beiträge:** 609

Es war erstaunlich, was die Uniform in einigen bewirkte. Für einen Moment hatte sie das Gefühl gehabt, als habe sie die Angst förmlich in den Augen der jungen Frau sehen können. Angst die tiefer ging als die ihr erzählte Geschichte es vermuten ließ - auch wenn sie die Geschichte an sich glaubte. Rothenbucht... in Rothenbucht hatten sie alle Dreck am Stecken. Ihre Ansicht. Und scheinbar auch die vieler Wachen. Aber auch das war nur Amayas persönlicher Eindruck. Ein gemeinsamer Eindruck der diese jungen Frauen zumindest miteinander verband.
Siebenwind stand für einen Neuanfang, das war richtig. Und ebenfalls aus Rothenbucht kommend, mit ähnlichem Hintergrund, stand Siebenwind auch dafür, dass man selbst aus jenem Drecksloch entfliehen konnte. Lia musste es schaffen - und wenn Amaya selbst dafür sorgte. Wenn sie es schaffte, würde Amaya es letzten Endes auch schaffen. Es musste einen besseren Platz auf der Welt geben.
Vielleicht auf jener Insel.

Aller Neubeginn ist schwer

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