Kurz bevor seine Gedanken völlig in der Erschöpfung und Meditation versanken, dachte er noch einmal über das Geschehen des letzten Zyklus nach. Vieles kam ihm jetzt verschwommen vor, als habe dies alles in einem dichten Nebel stattgefunden.
Terenas, wie er mit energischer, kräftiger Stimme die dunklen Kräfte im inneren des Steines beseitigte.
Bernhelm, wie er an der Seite der jungen Frau die untoten Kreaturen niederschlug.
Maltheos und Ducius, wie sie seine Wunde versorgten und ihn stützend in den Schrein brachten, in welchem er jetzt saß.
Und immer wieder die letzten Augenblicke vor dem Aufschlag ...
Was war schief gelaufen? War es überhaupt schief gelaufen? Und wenn nein ... Wo war der Erfolg? Sie hatten Seite an Seite zusammen gekämpft wie schon lange nicht mehr. Er hatte wieder diese Kraft gefühlt, so intensiv wie schon lange nicht mehr.
In stummer Einigkeit stand die kleine Gruppe von Menschen im Ordenshaus. Abschliessende Worte wurden gesprochen. Ein Gebet. Jeder sprach seine persönliche Bitte an den Herren aus. Doch waren nur drei der Anwesenden sich in etwa der Gefahr bewusst, die vor ihnen lag.
Es hatte sich gut angefühlt, zusammen mit ihnen zu beten. Lange Zeit, so hatte er das Gefühl, hatten sie nicht mehr so einig, so stark gestanden. Seine Nervosität hatte sich in diesem Augenblick verzogen, er fühlte sich erfüllt von der Kraft seines Herren. Ruhig waren die Gesicher seiner Gefährten gewesen, als er sie in das Vorhaben einweihte. Der Kampfgeist hatte in all ihren Augen aufgeleuchtet. So wie er auch in ihm aufgelodert war.
Die Gruppe hält kurz am Wall. Sie sprechen kurz mit den Torwächtern, welche ihnen nach kurzer Zeit durchlass gewähren. Ruhig liegt das öde Land vor der Gruppe als sie vor den Toren des Walls stehen. Noch eine kurze Ansprache und dann machen sie sich auf den Weg. Als die Ruinen des alten Orkenlagers vor ihnen aufragen, machen sie erneut halt. Es ist ruhig. Nur einige der üblichen Ödlandkreaturen. Nichts außergewöhnliches. Bis jetzt. Als sie die Bergflanke im Westen hinter sich lassen, zeigt sich ihnen am Himmel ein schrecklicher Anblick.
Er hatte mit so etwas gerechnet. Nach den Ereignissen des gestrigen Tages wäre es naiv gewesen, etwas ähnliches nicht zu erwaten. Der riesige Schwarm der Harpyen in der Luft war beunruhigend. Was hatten diese Wesen entdeckt? Auf wen waren sie nun bereit, niederzustossen? Als er seinen Blick vom Himmel nahm, sah er etwas, das ihn weitaus mehr beunruhigte. Der grau leuchtende Obelisk auf der Ebene vor ihnen, umringt von den Leichen einiger Goblins. Und daneben eine grob gehauene, steinere Statue. Als er von seinem Pferd stieg war ihm klar, dass sie diesen Platz nicht kampflos verlassen werden.
Die Gruppe sitzt ab. Misstrauisch betrachten sie den Golem, der einem Wächter gleich neben dem Obelisk steht. Sie sichern den Platz, bilden einen Kreis um den Obelisk und die imposante Kreatur. Einer der Diener tritt vor, dem Wesen entgegen. Es schlägt nach ihm, treibt ihn zurück. Die Waffen seiner Brüder zeigen keine Wirkung gegen die steinerne Haut der Bestie.Die Klippen scheinen die letzte Rettung. Einer spielt den Lockvogel, die anderen befestigen ein Seil an der lebenden Statue um diese die letzten Schritte die Klippe hinab zu ziehen. Die Gruppe bleibt siegreich, doch einer liegt reglos am Boden.
Als er mit dem Rücken gegen den Baum stieß dachte er, dass es nun vorbei wäre. Wie in Trance sah er den Arm des Golems auf sich zufliegen, versuchte noch auszuweichen. Doch vergebens. Er wurde gegen den Baum geschmettert, seine Rüstung zerdrückt und die Luft aus seinen Lungen gepresst. Wieder einmal bezahlte er den Preis für seine Unachtsamkeit. Und wieder einmal rettete ihm nur das pure Glück sein Leben. Wie beim letzten Mal, als er den Arm verloren hatte. Alles nur verschuldet durch einen kurzen Moment fehlender Konzentration.
Der Verwundete wird versorgt. Unter klagenden Schmerzenslauten wird seine Verletzung behandelt. Währendessen wendet sich ein Diener dem Obelisken zu. Fixiert ihn, spürt die dunkle Macht in ihm. Die beiden unerfahreneren schützen ihn, schlagen sich Welle um Welle durch die untoten Goblins, welche der Obelisk hervorzubringen scheint. Schließlich fällt die junge Frau. Der Riese hebt sie auf und bringt sie in Sicherheit. Der Ort vibriert geradezu vor göttlicher Macht, als der Diener seinen Gott auf seine Seite beschwört und die verdorbene Kraft aus dem Obelisk tilgt. Der Aufbruch erfolgt hastig. Aus der Wolke der fliegenden Kreaturen löst sich ein Schwarm, steuert auf die reduzierte Gruppe zu. Sie ziehen sich zurück, einige decken den Rückzug. Im Tal der Dwarschim finden sie Zuflucht.
Die Dwarschim hatten sie freundlich aufgenommen und ihnen den Schrein angeboten in dem er jetzt saß.Wieder in SIcherheit. In der Geborgenheit Bellums. Es war ein Erfolg gewesen. Wenn auch nur ein kleiner, wenn es auch Verlsute gegeben hatte. Aber aus Fehler lernt man schließlich.
So sollte man jedenfalls glauben.
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