Ein leichter Wind zog direkt die Klippen hinauf und brachte ein wenig kühle Luft vom Meer mit herüber. Kleine Insekten summten in der Luft und das Zwischtern der Vögel mischte sich mit in das Rauschen des Meeres. Die frische Briese umspülte sie wie die Wellen einen Stein am Strand umspülten. Der laue Wind spielte in ihrem Haar und zupfte am Rock ihres Kleides als sie so da stand, den Blick hinaus gerichtet auf das weite Meer. Ein rotbräunlich verfärbtes Blatt segelte an ihr vorbei und senkte sich immer weiter hinab gen Meer in einem anmutigen Tanz im Wind. Die Blätter färbten sich früh dieses mal, doch irgendwie hielt sie das ganze für stimmig, es passte in das Gesamtbild dieses Götterlaufes. Sie ließ die Augenlider hinab sinken und atmete die frische Meerluft tief ein, fast erinnerte sie dieser Geruch an zu Hause, auch wenn hier die Feinheiten fehlten, die die Luft im Norland ausmachten. Das Norland, sie vermisste es die letzten Wochen über nur noch mehr als sie es sowieso schon tat, aber zurück gehen? Als sie die Augenlider wieder anhob schaut sie erneut über das weite Meer auf welchem sich sanfte Wellen mit kleinen Gischtkronen zu schmücken wussten. Sie fröstelte einen Moment lang, was eindeutig nicht an der Temperatur lag, kalt war es hier nun wirklich nicht und doch hatte ihr etwas eine Gänsehaut über den Körper getrieben.
Erst als die Dunkelheit wieder anbrach und das zuvor blaue Meer erst in feuriges rot und schließlich tiefstes schwarz tauchte wandte sie sich von jenem ab und verließ ihren Beobachtungsposten an der Klippe. Worauf wartete sie hier eigentlich? Was führte sie so oft hier her? Für einen Moment sah sie über die Schulter zurück und betrachtete das Spiel der sich spiegelnden Monde auf dem Wasser. Fast war es so als würde dort einer den anderen in den Wellen fangen wollen und doch führte auch jede weitere Welle nicht zum Erfolg. Als sie ihren Weg wieder aufnahm war ihr klar warum sie dort stand, sie war wie die Monde, ständig hatte sie versucht ihn zu erreichen doch immer immer wenn sie dachte sie hätte es geschafft war er ihr wieder entwischt, dieses mal sogar soweit in die Entfernung gerückt als hätte jemand einen der Monde einfach vom Himmel gestohlen und den anderen allein gelassen. Erste Zweige knackten unter ihren Schritten als sie sich im Wald wieder fand. Eigentlich hatte sie nicht hierher gehen wollen, aber irgendetwas hatte anders entschieden. Es konnte ihr fast nur recht sein. Sie liebte den Wald, die Geräusche und Gerüche, die Tiere, die Pflanzen. Das bunte Blätterdach über ihr kam ihr fast so vor wie eine wärmende Decke, eine Decke die alles zudeckt und keinen Raum mehr lässt für Kälte, auch nicht für jene welche in einem selbst zu entstehen schien.
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