L. hatte schon immer befunden, dass die Frage nach einem gemeinsam verbrachten Abend zwar höflich, aber eigentlich eher eine nach erotischer Anziehung war. Und nun also dieser Elf.
Zweifellos war er hübsch, wahrscheinlich auch reich und möglicherweise sogar klug. Vor einigen Monden noch hätte sie sicherlich ohne ein Wimperzucken zugestimmt, den Abend (und den Elfen) zu genießen, und dann zugesehen, dass sie ihn so bald nicht wiedersah. Doch im Versuch, sich nun wieder an einem Ort für längere Zeit niederzulassen, einen vernünftigen Broterwerb zu beschaffen und ein einigermaßen ehrbares Leben zu beginnen, konnte ihr jemand, der im selben Haus wohnte, sich offenbar gerne in Gefechte stürzte und (bei Tageslicht betrachtet) in den meisten Gegenden Falandriens formal ein Ketzer war, nur im Wege sein. Ganz zu schweigen von der kleinen Narbe an ihrer Schulter, die sie stets daran erinnerte, ihre hübschen Ohren bei Verabredungen mit jungen Männern besonders zu spitzen ...
Nein nein, sie konnte unmöglich mit ihm ausgehen. Das hätte nur den Augenblick herausgezögert, in dem sie ihm dann ein anderes Nein entgegengerufen hätte. So hatte er nicht Gelegenheit, sich allzu viel zu erhoffen. Und sie würde sich nicht andauernd mit der Erinnerung an Yota beschäftigen müssen.
Unter einem gedämpften Wispern verschwanden die Umrisse der Elfe zwischen den Hütten des Armenviertels, und ihre Schritte trugen sie nach Süden. Ein wenig freie Natur würde ihr vielleicht gut tun, um ihr junges Herz zu beruhigen.
Ein wenig schade fand sie es schon, denn er war ja ein wirklich hübscher Bursche (und sie hatte die Hitze des Gefechtes seit der Geschichte in Yota tatsächlich ein wenig vermisst, aber das würde sich auch beizeiten legen).
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