Der rechte Arm des Reckens
Mit einem bedächtigen Blick sah er über das Schwert in seinen Händen, dann über den Innenraum des Schreins. Die kühle Luft die den kommenden Dunkelzyklus bereits ankündigte spaltete sich zwischen den Säulen und er legte seinen Kopf kurz in den Nacken, ehe er sich von einer der Bänke erhob. Eine angenehme Erfrischung nach den Strapazen der letzten Tage. Mit ruhigen, gleichmäßigen Schritten bewegte er sich auf den Altar zu und legte die Klinge der Länge nach vor sich ab. Seine rechte Hand wanderte kurz in die Tasche und er zog, wie vorbereitet, zwei Leinentücher hervor, die er daneben ablegte. Seine Aufgabe war klar und unklar zu gleich. Ob er wusste was er tat? Nein, gewiss nicht. Aber er fühlte es und das war alles was zählte. Er kreuzte die Arme vor der Brust, die Hände zu Fäusten geballt und verneigte sich. Seine Hände legten sich dann um die Klinge der Waffe und er atmete tief durch, bevor er die Stimme klar und fest erhob.
Bellum, erhöre meine Worte! Diese dir geweihte Klinge, mein treuster Begleiter, soll mich stets erinnern, nie zu wanken und zu zögern in deinem Dienste. Niemals will ich sie gegen Unschuldige oder im falschen Zorn erheben, dass ich nie vom wahren Pfad abkomme und kein Unrecht begehe. So will ich diesem, deinem, Schwerte einen Teil von mir geben, auf dass es auch ein Teil von mir werde. Nimm dies als Symbol der Aufopferung und Siegel dieser Bindung.
In einer langsamen aber gleichmäßigen Bewegung schloss er die Hand fest um die Klinge, bis sie in seinen Handballen schnitt. Er presste kurz die Lippen aufeinander, während er das bereitgelegte Tuch kurz mit seinem Blut tränkte und es mit einem Knoten fest an der Parierstange befestigte. Während er nach dem zweiten Tuch griff, dass er sich um die Wunde legte, sprach er weiter.
Auge in Auge will ich deinen Feinden entgegentreten, ein jeder Hieb von mir sei ein Lob an dich gerichtet. Denn dein ist mein Schwertarm und mein Leben, heute und bis zum Ende meiner Tage. Ad maiorem Belli gloriam!
Als er hinaus trat zog er den Waffengurt enger und straffte den Wappenrock der Löwen mit einer knappen Handbewegung. Nur ein einzelner verlorener Tropfen am Altar blieb als stummer Zeuge zurück.
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