Es tat weh. Es tat wirklich weh. Nicht, das er Schmerzen dieser Art nicht kannte, Prügeleien hatte er schon einige hinter sich. Und die wenigsten hatte er für sich entscheiden können. Aber irgendetwas war anders. Vielleicht seine Absicht dabei, denn wenn er sonst dachte, er hatte es verdient, war es in diesem Fall anders. Er war davon überzeugt es ganz sicher nicht verdient zu haben. Ganz, ganz sicher!
Das stetige Pochen im Kinn hatte in den letzten Tagen abgenommen und nun spürte er es kaum noch. Aber da war noch mehr. In den ersten Stunden hatte er es schlicht für Wut und abschwellende Raserei gehalten. Vielleicht sogar Eifersucht.
Problematisch war nur, dass dieses blubbernde, brodelnde Gefühl nicht aus seinen Eingeweiden wich. Keinen Fingerbreit weit. Selbst nachdem der dämliche Bauer sich bei ihm entschuldigt hatte. Eigentlich hätte es schon wieder nach seinem Racheschlag gut sein müssen. Gut, er hatte dank Hicks nicht richtig zuschlagen können. Aber das war eventuell auch besser, denn er schlug genauso kräftig zu wie ein Leibhaftiger Troll!
Aber es hatte nicht gereicht. Das Grummeln und Rumoren schwand nicht. Nicht einmal seine Laute half. Normalerweise waren alle Probleme wie fortgewischt, wenn er nur erstmal spielte. Sogar das mit dem Alkohol hatte er versucht. Doch das Gefühl hielt sich hartnäckig.
Mit Schweiß auf der Stirn und einem schlechten Geschmack im Mund, erwachte er mitten in der Nacht. Er hasste diese Absteige voller schnarchender, Fremder. Aber im Bellum konnte er schlecht draußen schlafen.
Also schwang er sich aus dem Bett, zog die Stiefel an und ging raus. Sofort wischte ihm ein kalter Wind durch die Haare und er fühlte sich augenblicklich etwas wacher. Sein Weg war klar, ab ins Badehaus. Dort verbrachte er jeden morgen. Und es tat jedes Mal gut.
Also wanderte er in der Stadt auf und ab und versuchte die Gedanken wieder klar zu bekommen.
Seid mehreren Wochen hatte ihm niemand mehr einen solchen Harken geschlagen. Der Grund dafür war einfach: Hicks. Er hatte ihn aus den (selten selbstverschuldeten!) Streitereien hinaus geholfen. Gut, etwas ähnliches hatte er dieses mal auch getan, nur hatte er sich mehr um die „bösen“ (anderen) gekümmert, als um seinen (fast schon schwer!) verletzen Freund.
Daher die Eifersucht?
Nein, es war die Katze. Er mochte sie. Doch Hicks hatte sich verliebt und gegen einen verliebten Schluckauf hatte er nicht den Hauch einer Chance, bei einer Frau. Vor allem dann, wenn sie Kopf-mäßig nicht allzu unterbeeimert war. Solche durchschauten ihn schnell.
Er hielt sich nie für einen wirklich netten Jungen und auch nicht für einen Mann für’s Leben. Natürlich gerne für das kürzere, oder längere Vergnügen. Aber sobald es ernst wird, ist er doch der erste, der die Beine in die Hand nimmt.
Schließlich war er schon mit seiner Musik verheiratet, mit dem Tabak und dem Alkohol.
Aber auch in seinem „Spiel“ gab es Regeln. Wichtige Regeln. Zum Beispiel das er nie etwas tun durfte, was die Frau nicht wollte. Oder eben einem Freund die Frau auszuspannen.
Seid er auf dieser ganzen, verfluchten, Insel war, lief alles nicht mehr wie gewohnt. Schon die Überfahrt war äußerst seltsam gewesen.
Erst war das Schiff tagelang durch einen schweren Sturm geschwappt und dann, wie aus dem Nichts, tauchte die Insel auf. Und der Sturm verschwand. Als wäre die Barkasse direkt durch ein Tor in eine andere Spähe gedüst.
Und auch dieses Gefühl klebte an ihm, wie ein alter Bonbon.
Dann war da noch dieses Lied. Es war so schnell und plötzlich in seinen Kopf geschossen, wie es sonst nur ein Projektil geschafft hätte. Komplett hatte er es aufschreiben können. Und bei dem anderen Lied kam er nicht weiter.
Aber die Musik hatte viele solcher Späße auf der Reihe. Quasi das erste was ein Barde lernt. Es ließ sich ungefähr so beschreiben, wie der Ehemann der neuen Flamme. Bei Gelegenheit geht man mit ihm ein Bier trinken und quatscht freundlich. Aber dann platzt er immer in den ausgesucht unpassendsten Momenten dazu. Nämlich, wenn man gerade in den Federn liegt.
Trotzdem musste er geduldig und bei der Sache bleiben. Dann würde es sicher wieder klappen.
Also das mit den Federn, nicht mit der Musik.