Einsiedler |
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Registriert: 15.10.10, 17:51 Beiträge: 2
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Gefangen im Spinnennetz des Lebens. Ausgesaugt, ausgelaugt, vergessen. Verloren die Schönheit, verloren die Träume, verloren das große Ziel. Das Spinnennetz glitzert im Sonnenschein, die Beute darin vertrocknet. Wohlige Wärme umschloss sie wie die liebenden Arme einer Mutter. So lange schon herrschte in ihrem Inneren die Kälte, dass sie fast vergessen hatte wie es sich anfühlte in Geborgenheit gehüllt zu werden. Die leisen Stimmen traten in den Hintergrund und verschmolzen mit dem Knacken der Scheite im Feuer. Sein Herzschlag so nahe dem ihren, ruhig und fast im Gleichklang schien er ihr. Sie war dankbar für diesen Moment, auch wenn sie wusste dass er nicht ewig währen würde und nur allzu bald der Kälte wieder weichen würde. Sie fühlte sich sicher und ihre Gedanken trieben fort aus der wohligen Stube weit weg bis über das Meer.
Sie gedachte ihres Vaters, den sie so sehr liebte und der ihr nun so fern war. Sie konnte noch immer den traurigen Blick in seinem grauen Gesicht sehen, als sie sich von ihm verabschieden musste. Er hatte so lange versucht sie zu schützen, doch nun lag es nicht mehr in seiner Hand. Sie fühlte die fein gearbeitete Sanduhr an ihrer Kehle, die Kette welche er ihr zum Abschied gegeben hatte und welche nun ihr ewiger Begleiter war. Alles vergeht, Ruhe bleibt und Geduld ist der Schlüssel. Sie mochte nicht die Kraft haben gegen manche Dinge zu stehen, doch sie hatte die Gewissheit dass es eines Tages vorbei sein würde.
Lediglich ein weiterer Gedanke kratzte an ihrem Bewusstsein, wollte beachtet werden und wurde doch wieder fest in ihrem Innersten verschlossen. Ein weiteres Mal würde sie es nicht ertragen. Sie würde alles tun um ihn vor ihr zu schützen. Noch jedoch vermochte sie es nicht auf Abstand zu gehen. Sie hoffte und betete dass es gut gehen würde.
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"Jeder von uns geht ein Risiko ein." dozierte die Spinne, als die Fliege in ihrem Netz zappelte "Mein Leben zum Beispiel hängt ständig am seidenen Faden."
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