„Rendars Liebling“
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, Grübchen auf den Wangen und einem Funkeln in den grünen Augen gab der junge Mann noch am Steg einer ähnlich alten Frau einen Kuss auf die Stirn. Als die zwei sich lösten reichte er ihr mit einem Zwinkern einen Dietrich entgegen. „Den brauchst Du heute zwar nicht mehr aber ich bin sicher Rendar wird Dir auch in den kommenden Götterläufen immer einmal wieder beistehen und Dir einen Weg zu einigen Dukaten zeigen. Und vergiss nicht einen Teil davon den Armen zu geben, jene die Rendar selbst nicht besuchen und segnen konnte.“ Mit dem Verklingen der Worte wurden auch schon die mattblonden Haare der Frau mit flinken Bewegungen außer Form gebracht, das Haarband, welches die ganze Nacht seinen Dienst getan hatte, gelöst. „Ja, Euer Gnaden“ war die kichernde Antwort, welche von einem Lachen erwiedert wurde. „Du weißt genau das ich Novize bin und kein Geweihter, also nicht Euer Gnaden.“ Die Zurechtweisung wollte zwar nicht wie eine solche, sondern eher wie ein Spass in einer fortgeschrittenen Tavernenrunde, klingen, denn die deutlich flinkeren Finger hatten inzwischen die Achseln des Jungen gefunden, aber doch entwich ein „Jawohl, Novize Feydis“ den Lippen der Frau. „Mußt Du wirklich wieder nach Siebenwind reisen?“ waren die Worte die nach kurzem Durchatmen, mit enttäuschtem Unterton, aus den selben Lippen klangen. „Ich bin schon viel länger hier als ich hier sein wollte. Ich wollte Dich ja eigentlich nur besuchen und Deinem Vater zeigen das aus mir etwas geworden ist.“ Der Bursche verzog deutlich die Lippen bei den Worten, waren die Gedanken an die letzten Wochen doch noch zu frisch, Wochen die nicht nur angenehme Tage hatten.
Alles hatte mit dem Besuch bei seiner alten Freundin begonnen, jene Freundin in seinem Alter aber aus gutem Hause. Mit ihr hatte er der Waisenjunge der damaligen Zeit auch etliche Stunden verbracht und mehr als nur einen Streich oder schlimmeres ausgeheckt. Angefangen von Ratten in wirklich guten Wirtshäusern, wobei ihre Mutter ein herausragender Gradmesser war was ein wirklich Gutes sein sollte, bis hin zu kleineren Einbrüchen in Schuppen und Pavillionen im reichen Bezirk Yotas. Einmal gelang sogar ein Nachtspaziergang über die Magierakademie Yotas, auch wenn dieser mit einer Hetzjagd durch die halbe Stadt endete. Kein Wunder also wenn ein Vater solch einen jungen Mann nicht gerade mit Freude empfängt, auch wenn er nun bessre Kleidung trug und sich, in seinen Augen, als Novize Vitamas ausgab. Und so geschah es das man den Burschen in den Tempel in Yota brachte. Hier also landete Feydis vor einem Hochgeweihten des Herrn Astraels, abgestempelt als Lügner, Betrüger und Tunichtsgut, vielleicht sogar ein Dieb, immerhin war die Kleidung aus der Hand Ayondelas und das Goldband mit dem Smaragd viel zu wertvoll für einen Mann der vor zwei Götterläufen noch in den Armenvierteln Yotas sein Unwesen trieb. Und in Yota waren die Prioritäten im Tempel etwas anders gelagert als in Falkensee.
Hier in Yota herrschte die Preisung Astraels vor. Kein Wunder, beherbergte die Stadt doch eine der bekanntesten Grauen Magier-Akademien neben dem Grauen Turm selber. Das helle Blau herrschte also in gut drei Viertel des gesamten tempelbereiches vor. Magier, Gelehrte und auch Adlige kamen nach Yota um ihrem Gott der Vier ihre Opfer zu bringen. Und die Opfer waren nicht immer klein und arem – zumeist Adlige, Magister oder reiche Kaufleute und Anwälte brachten auch durchaus kostbare Opfer dar, von denen der Tempel sehr gut leben konnte. Immer wieder konnte man hinter vorgehaltener Hand das Wort häßlich oder grotesk über eines der Opfer hören. Den restlichen Teil des Tempels nahm einen durchaus ansehnlichen Schrein zu Ehren Bellums ein. Vor allem die Kampfmagier; auch Mitglieder der Division Decares; brahcten hier ihre Opfer und Gebete dar. Vitama und Morsan wurden durch zwei kleine aber durchaus schöne Statuen geehrt in diesem Tempel; die Hauptkirche Morsans war in der Nähe des Morsanackers und die Gemeinschaft Vitamas hatte eine kleine Kapelle im Armenviertel Yotas aufgebaut.
Und so war zunächst der Hochgeweihte Astaels sein Richter „Beweise Du uns das Du ein Diener der Lieblichen bist, junger Mann und niemand hier im Tempel wird es leugnen, niemand wird Dich Deiner Freiheit berauben. Der Herr hier wird sich dann für seine Worte einem Novizen der Lieblichen gegenüber entschuldigen und seine gerechte Buße tun. Bis dahin darfst Du den Temeplbereich nicht verlassen. Wir lassen Dir vier Wochenläufe Zeit, junger Mann. Ihre Gnaden,“ und damit deutete er auf eine lehrerhaft strenge Frau mittleren Alters (also ein Solice Aurora oder Solos Nhergas Verschnitt) „Lautenklang wird Dich dabei überwachen und uns Deine Fortschritte mitteilen.“ Nach tiefem Durchatmen lächelte Feydis das erste Mal seine Bewacherein zu ehe er sich mit einem Lächeln an den Hochgeweihten wandte. „Euer Hochwürden, wird ihre Gnaden mich überwachen oder bewachen. Und darf ich bitte mit einem Geweihten der Vitama reden hier im Tempel?“ Der Hochgeweihte brauchte einen Augenblick der Gedanken ehe er Feydis antwortete. „Wie ich sagte überwacht sie Dich. Wenn Du Recht brichst wird sie Dich bestrafen, denn das ist ihre Aufgabe als Geweihte des Allsehenden. Sie wird Dich nicht belauschen, denn wir wissen um einen gewissen Horwah der Vitama. Und wenn Du jemanden findest, der eine Nachricht zu einem Geweihten der Vitama sendet und er zu uns kommt darfst Du natürlich mit ihm reden. Wie sollten wir einem Kind der Viere ein Gespräch mit einem Geweihten der Vitama auch untersagen können, junger Mann?“ Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann wand sich der Hochgeweihte an den Vater „Wenn er binnen vier Wochen nicht als Novize der Vitama zu erkennen ist werden wir Gericht über ihn halten, sonst aber sprechen wir ihn von Euren Vorwürfen frei.“ Mit einem tiefem Neigen akzeptierete jener das Urteil des Hochgeweihten. „Darf ich Euch um etwas bitten, Hochwürden?“ Jemand der Feydis kannte hätte am Funkeln in den grünen Augen erkannst, das hier eigentlich nichts Gutes folgen konnte, aber der Hochgeweihte kannte den jungen mann erst seit wenigen Momenten und so war die Antwort. „Ich erfülle Euch eine Bitte und beantworte Euch noch eine Frage solange die Bitte nicht im Gegensatz zu meinem Urteil steht und die Frage nicht lautet wie Ihr den Beweis antreten sollt. Seid Ihr ein Novize der Lieblichen findet Ihr nämlich einen Weg derlei zu beweisen.“ Feydis nickte, brav, und wand sich mit einem Lächeln wieder zum Hochgeweihten. „Die Bitte: Würdet Ihr einem freundlichem, aufgewecktem Geweihten der Lieblichen bitten mich zu besuchen. Am liebsten ein Verehrer jenes Horwah. Und die Frage: Erlaubt Ihr das ich während der vier Wochenläufe für die Dienerschaft des Temepels koche, das habe ich in Falkensee auch immer mal wieder gemacht.“ Die Bitte lockte ein Schmunzeln auf die Lippen des Mannes, die Frage ein Lächeln und ein Nicken. „Ja und ja, junger Feydis. Und ich kenne durchaus einen solchen Geweihten, denn vielleicht weißt Du das Astrael alles sieht und alles weiß, auch derlei. Und damit entlasse ich Euch. Ihr wollt sicher nach der langen Reise, so Ihr wirklich aus Siebenwind ankamt erst einmal schlafen und Ihr Herr habt ein Geschäft zu führen das, wie ich weiss, Eure stetige Anwesenheit erfordet. Ich danke Euch das Ihr zu mir gekommen seid, Herr Hagedorn“ Feydis neigte das Haupt und lächselte in Richtung Herrn Hagedeorns. „In vier Wochenläufen weißt Du, das ich Dich nicht angeschwindelt habe und das aus mir etwas geworden ist. Ach und Gnaden Lautenklang; dürft Ihr mir Schreiben beibringen, so lange ich hier im Tempel bin? Vier Wochenläufe sind doch sehr lang.“ Das zumindest brachte sogar ein leises Lachen und ein abermaliges Nicken des Hochgeweihten hervor. „Seht Ihr, ich verstehe zumindest Menschen zum Lachen zu bringen. Das erfreut Vitama sicher und gehört für mich zu den Aufgaben der Geweihtenschaft Vitamas. Aber ich bin wirklich müde, wenn Ihr mir die Küche zeigt koche ich etwas für euch und würde dann gerne schlafen gehen.“
(Tbc)
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