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 Betreff des Beitrags: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 4.09.10, 13:32 
Festlandbewohner
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Es ist heiß. Unerträglich heiß. Meine Haut fühlt sich an, als würde sie unter dem Leder meiner Rüstung kochen. Ich kann regelrecht spüren, wie sie anfängt, Blasen zu werfen. Ausziehen. Ich muss sie ausziehen, sonst verbrenne ich...

Es geht nicht. Ich kann mich nicht bewegen. Der Schmerz nagelt mich am Boden fest. Wo bin ich? Ich kann Nicht's sehen. Rabenschwarze Finsternis. Eine Zelle? Irgendetwas bohrt sich in meinen Rücken. Knochen, sie liegen überall um mich herum. Waren das Menschen? Es stinkt... Unrat und Verwesung rauben mir den Atem. Ich muss hier raus... Wo ist...

Ein Schaben, ein Kratzen, Schuppen über Stein. Irgendetwas kommt. Du musst aufstehen, Sorania. Weglaufen, fliehen, fort von hier. Ich greife in die Leere - Metall. Ketten. Daran kann ich mich hochziehen. Noch ein kleines Stück, dann...

Fahles Licht erhellt langsam den Raum. Schemen, die ich erkennen kann. Wie ein steinerner Riese steht er da, am Gitter. Er bewegt sich nicht. Geh da weg, du musst vom Tor weg, sonst kriegen sie dich. Das Geräusch verstärkt sich; zischelnde Laute - sind das Schlangen? Ganz nah...

Jetzt kann ich sie sehen. Es sind so viele. Zwanzig... oder mehr? Sie starren uns an - Ich kann sie nicht verstehen. Das Zischen ist überall. Stehen sie auch hinter uns? Hühnenhafte, schuppenbewehrte Unwesen. Geh' doch weg, geh' doch endlich von ihnen weg...

Sie öffnen das Tor. Das Quietschen des Eisens zerreisst mir fast das Trommelfell. Warum bleibst du nur stehen? Sammler, sie werden uns...
Stille. Das Licht wird immer heller. Blauer Schein umgibt ihn plötzlich, an seinem Körper vorbei und blendet mich; ein stechender Schmerz, der sich dumpf in meinen Kopf einnistet. Ich kann nicht wegsehen, obwohl die brennende Übelkeit mich fast zerreisst.

Der Gestank wird stärker. Ledriges Knarzen, als Schwingen sich ausbreiten. Schwingen? Lauf doch endlich... Warum hörst du nicht auf mich?
Er kann mich nicht hören. Ich schreie - aber kein Laut, der über meine Lippen kommt. Der Dämon ist mittlerweile ganz nah. Ich kann deutliches die schwarzen Adern erkennen, die sich von der roten Haut abheben; die Hörner, die sich wie riesige Haken vom monströsen Schädel hinaufwinden. Lauf, du Narr! Siehst du nicht, was er vorhat?

Eine Pranke schnellt nach vorn. Wie eine Puppe hebt er ihn hoch, die Klauen pressen sich in seinen Körper. Er wirkt so zerbrechlich, in diesem Moment, obwohl er doch der Riese sein müsste. Helf' ihm, Sorania. Er kann nicht entkommen so. Egal, wie ich es versuche. Ich kann mich nicht rühren. Meine Beine fühlen sich taub an, das Zischeln der Sammler paart sich dröhnend mit dem Schmerz in meinem Kopf. Lass ihn los...

Die andere Klaue legt sich um seine Beine. Geifernder Sabber tropft aus den spitzen Zähnen herunter auf den Boden. Die zischenden Laute der Sammler werden lauter. Feuern sie ihn an?
Die Pranken heben seinen Körper hoch - er hängt wie leblos zwischen den Krallen. Sie drücken sich fester um seinen Brustkorb, die Beine... Die bulligen Musklen spannen sich an. Sieh' nicht hin. Dreh' den Kopf zur Seite. Du darfst nicht hinsehen.

Ein Knirschen, dann ein Knacken... Mein Mund öffnet sich, ich will schreien. Wie Hadern wird sein Körper...


Ein gellender Schrei, der den Raum durchflutet, als der dürre Körper der Frau sich in die Höhe schnellen lässt. Kaum fähig, einen Atemzug zu tun, schwenkt der panische Blick durch das kleine Zimmer. Die Kerze auf dem Tisch gibt nur dämmrig den Lichtschein wieder, der die Kammer erhellt.
Das wildpochende Herz droht ihr fast aus der Brust zu springen. Ein fahriger Griff mit den Fingern, die die nassen Strähnen der roten Locken aus dem Gesicht wischen. Sie musste in Seeberg sein - oder doch am Wall?
Zitternd umgreifen die Finger die beseite gewischte Bettdecke auf, ziehen sie näher an den Körper heran. Langsam scheint sich der Atem zu beruhigen, während die Augen weiter ziellos durch den Raum wandern, verzweifelt suchend. Sie ist allein. Weder Marion, Lennard oder Richard sind hier. Nur das Nachhallen des Traumes, dessen Bilder immer noch vor ihrem Geiste flimmern.

Es war kein Traum.

"Er ist tot..."

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<Oberon>selbst das wort "Frau" ist ethisch nicht mehr korrekt
<Oberon>das nennt man jetzt "Mensch mit Menstruationshintergrund"


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<Solos>Sorania = Spielerin ohne richtige Ahnung nervt irgendwie Alle


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 26.09.10, 15:28 
Festlandbewohner
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Mit einem wuchtigen Hieb sauste der Hammerkopf gegen die Kniescheibe des Ogers. Ein lautstarkes Knacken, als das unter Haut und Fleisch liegende Gelenk in tausende Teile zersplitterte.
Er hob den Hammer erneut, zum finalen Schlag auf den Kopf des riesigen Unwesens. Schweiß rann, ob der unerträglichen Hitze von seinen Armen, seinem Rücken; fast von überall, als würde das gesamte Meer sich in der kleinen Arena ergießen wollen.
Sie musste den Blick abwenden, just in dem Moment, als Knochen, Blut und breiige Hirnmasse sich auf dem Sand und seinem Körper verteilten.
Gewonnen... oder...


Nur mühsam riss sie sich aus den Gedanken. Wie lange war er schon fort? Ein, zwei Zyklen? Ob er bereits schon Erfolg hatte? Endloses Warten...
Mit einer fahrigen Geste mir der Hand wischte sie sich über das Gesicht. Im Schenkenraum herrschte Grabesstille - nur dann und wann von Hufgetrappel und Stimmgewirr unterbrochen, wenn die Bewohner Brandensteins und ihre Tiere das Fenster am Hafengebäude passierten.
Das Bier im Krug war mittlerweile schon nahezu schal - vielleicht saß sie doch schon länger hier? Sie wusste es nicht - sie wollte es gar nicht wissen. Innerlich fühlte sich der Rotschopf nur noch leer und ausgebrannt.

So nah dran. Sie hätte nur noch zugreifen müssen und dann...

"Hast du dich verlaufen, mein Kind?"

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<Solos>Sorania = Spielerin ohne richtige Ahnung nervt irgendwie Alle


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 17.10.10, 17:11 
Festlandbewohner
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Zum ersten Mal wusste sie, was Demut wirklich war. Zum ersten Mal hatte sie begriffen, was es hieß, sich vollkommen niederzuwerfen und sein Innerstes mit jeder Faser zu offenbaren. Zum ersten Mal hatte sie Angst - sie kannte das Gefühl zwar, wie so oft schon, egal wie tief und nervenzerreissend es auch war - aber dieses Mal war es anders. Ganz anders.
Wie ein weinendes Kind hatte sie vor ihm gekniet, wo sie noch kurz zuvor den Speer durch seinen Körper treiben wollte.

Wieder einmal hatte sie versagt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 1.11.10, 17:39 
Festlandbewohner
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"Ausruh'n... Pah. Dieser verlogene..."

Wütend stierte sie die Säule an, die sich schritthoch im Innenhof der Universität emporragte.
Was bildete er sich eigentlich ein? Mit seinen stichelnden Sprüchen, seinen Anfeindungen und das herablassende Getue.
Kurz wischte die mit schwarzem Leder behandschuhte Hand das blasse Gesicht. Egal, warum er es tat - sie würde ihm beweisen, daß sie keine Belastung ist. Nicht für Irgendjemanden.

Horizont wurde losgebunden - die eintretende Frau mit dem Topf Knödel kurz unterwiesen - und schon führte sie das Tier aus dem Innenhof heraus Richtung Nordtor.

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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 2.11.10, 18:49 
Einsiedler
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Es war eine der schlimmsten Nächte, die sie je durch gestanden hatte. Sie war so unglaublich müde und konnte doch nicht schlafen. Immerzu musste sie weinen und an ihre beinah Mutter denken. Ihr Bauch tat so furchtbar weh.
Als sie dann endlich spät in der Nacht eingeschlafen war, verfolgten sie die Gefühle bis in den Schlaf.
Vitama hatte ihr die Mutter genommen, bevor sie diese sein konnte. Das einzige, was sie sich jemals gewünscht hatte. Und so nah vor dem Ziel war es ihr entronnen.
Die ersten, kurzen Filmrisse, die sie sich in dieser Nacht erträumte waren alle ähnlich. Sie lag hier im Schlafsack in der Burg, erwachten und Sorania stand über ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie. Dann war sie zu Hause, wurde von Sorania geweckt und umarmt. Die selben Szenen wiederholten sich immer wieder und wurden immer schwächer. So blieben die küsse aus, dann die Umarmungen, dann das Lächeln und dann Sorania selbst.
Die nächsten Episoden waren anders. Sie ging los, weil niemand helfen wollte allein, kämpfte sich durch Horden von Übermenschlich großen Wesen, jedes sah anders aus. Dann rettete sie ihre Mutter. Sie durchlebte diesen Traum so oft, bis die Sammler keine Monster mehr waren. Es waren nur kleine Spinnen und Ratten, die sie einfach zertreten konnte. Und die selbst war eine starke und mächtige Kriegerin. Und eine Heldin, denn jedes Mal holte sie ihre Mutter zurück. Dafür liebten sie alle.
Und dann…
*klack*
Etwas in ihr, geschah. Etwas änderte sich.

Als sie erwachte fühlte sie sich gut und wunderbar ausgeschlafen. Alles war in Ordnung, alles gut. Sie hatte ein Ziel. Sie würde ihre Mutter retten, allein und eine Heldin sein, von allen geliebt.
So verließ das Mädchen die Brandensteiner Burg und machte sich auf den Weg ihre Katze ließ sie hinaus, die anderen Tiere ebenso.
Dann machte sie sich auf den Weg um ihr Pferd zu holen.
Sie erzählte alles und jedem, der lange genug stehen blieb, das sie Sorania suchen würde. Das sie sie finden würde.

Wenig später ritt sie direkt ins Ödland und wurde schnell fündig. Ein kleines Kerlchen kam sagte ihr, dass er sie zu Sorania führen würde. Und sie ging. Ohne nachzudenken.
Alles in ihrem Kopf war fortgewischt, ihr Verstand abgeschaltet. Es gab nur eins und das war das Gesicht Soranias. Nichts anderes war mehr da und würde nie wieder kommen.

Und dann fand sie Sorania.

Mehrere Tage lang sah man eine kleine, schwarze Katze vor der Tür der Nummer 42 in Brandenstein sitzen. Sie miaute und scharrte an der Tür, aber es wurde ihr nicht geöffnet. Doch je mehr Zeit verging, desto seltener kam sie an die Tür. Irgendwann blieb sie aus, lebte ihr eigenes leben in den Wäldern oder an einem Kamin. Krümel war frei.


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 6.12.10, 05:02 
Altratler
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Es war heiß. Es stank. Schreie in der Dunkelheit..

Bild

Die Robe die man ihr hingeworfen hatte war schon annähernd durchgeschwitzt, klebte ihr am Leib und sie fühlte sich wie ein Braten im Ofen.
Die Hitze in der verhältnismäßig geräumigen Kerkerzelle war nahezu unerträglich. Nicht nur das sie sich matt und ausgelaugt fühlte, sie verstärkte auch den durchdringenden Gestank der Toten, die mit ihr den Platz teilten. Abgenagte Skelette die in der Todeshaltung noch an ihren Ketten hingen. Verwesende, abgetrennte Körperteile die vor sich her moderten und grünlich, klebriges Sekret am Boden hinterliesen, soweit man dies in der dämmrigen Dunkelheit erkennen konnte.

Zusammengekauert saß sie in der hintersten Ecke der Zelle, die gereichte Flasche Wein mittlerweile zur Gänze geleert. Dieser Sammler war seltsam.. Er starrte sie an. Überheblich, arrogant.. Und manchmal sah es aus als würde er sogar lächeln. Ein spöttisches, überhaus häßliches Lächeln das die geschuppten Reptilienlippen bildeten. Auch unterhielt er sich mit ihr, bot ihr sogar Wein an den sie einem Mann abgenommen hatten, der womöglich längst tot war.

"Essss ssssoll keiner ssssagen wir ssseeinen schlechte Gassssstgeber."

Das betäubend, alkoholisierte Gefühl das von dem roten Traubensaft ausging, machte die immer wieder kehrenden Schreie der Gefolterten zu einem leisen Summen. Immer wieder diese Schreie.. Wahnsinnig vor Schmerzen drangen die Laute aus den Kehlen. Immer wieder die Bitte es sollte doch aufhören..
Aber sie hörten nicht auf. Sie machten weiter und weiter, bis der Geist gebrochen war. Bis sie auf Knien vor ihren Peinigern krochen und sich deren Willen unterwarfen.

"Ist es das, was mich letzten Endes erwartet..?
Saß Sorania vielleicht an der selben Stelle wo ich gerade sitze und haderte der Dinge die da kamen..?"


Sie war hier. Das sagte man ihr. Und sie lebte. Aber nichtmehr als die Person die sie kennengelernt hatte. Mit ihr zu sprechen, zu sehen was aus ihr geworden war.. Dazu würde sie schon noch Gelegenheit genug haben, sagten sie.
Und wieder drangen diese Schreie an ihr Ohr..

"Argh! Hört endlich auf!
Zieht es raus!
Bitte! Ich flehe euch aaaaa...."


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 8.12.10, 21:20 
Altratler
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Sie blinzelte.
Dämmriges Kerzenlicht offenbahrte ihr einen größeren Raum mit hohen Wänden und in jene eingelassenen Stützpfeilern. Die Decke nicht auszumachen; war in Finsterniss gehüllt. Der Stein war dunkel, schimmerte in einem beunruhigend, unangenehmen rötlichen Ton. Schemenhafte Gestalten mit ausdruckslosen Gesichtern die in den Schatten des Saales rings um sie herum saßen, wie in einem Lehrsaal, einige Schritt von ihr entfernt. Heißes Kerzenwachs tropfte auf den steinernen Boden, während die kleinen Flammen um den Docht züngelten und sich nur auf die Mitte des Raumes beschränkten um diesen zu erhellen. Es roch nach Moder, abgestandenem Blut mit einem Quäntchen Verwesung der sich einem unweigerlich in die Geruchszellen bohrte.
Schmerzhaftes Stöhnen kam ihr über die Lippen, als das schwummrige, betäubende Gefühl in ihrem Kopf nachlies. Die frischen Wunden, durch unbarmherzige zugefügte Peitschenhiebe, brannten wie Feuer auf der Haut und reizten jeden Nerv ihres Rückens, unter dem sich das immer wieder austretende Blut in einer schmierigen kleinen Lache sammelte.
Nur langsam wurde sie sich bewusst, wo sie sich befand.
Ihr Körper war gänzlich unbedeckt - kalter, nackter Stein - eine Art kruder Altar auf dem sie sich, die weibliche Statur völlig verdreht, befand. Ihre Haut war ungewöhnlich blass und zeichnete sich umso deutlicher auf dem dunklen Podest ab - gepaart mit den geschlagenen, dunkelroten Striemen bot sie einen seltsam ansehnlichen und doch abartigen Anblick.
Sie zitterte am ganzen Leib vor Aufregung und Angst. Doch die Gliedmaßen reagierten nicht. Arme und Beine rührten sich keinen fingerbreit von der Stelle, wie erstarrt. Lediglich den Kopf konnte sie drehen um die Umgebung zu Erfassen. Alle anderen Sinne waren vorhanden. Sie hörte das leise, ruhige Atmen der Gestalten, manchesmal durchbrochen von einem Zischeln. Sie roch den Kupferduft, den das eingetrocknete Blut derer, die schon vor ihr hier lagen, hinterlies. Sie spürte den Schmerz und fühlte die Scham und Demütigung der sie ausgeliefert war. Die teils gierigen und kalten Blicke, die auf kein Mitleid oder Erbarmen hoffen liesen.

"Essssss.. isssst ssssoweiiitssss...."

Das Zischeln drang unangenehm in ihr Ohr und sie drehte den Kopf in dessen Richtung.
Der große Kopf eines Sammlers kam ihr in's Blickfeld. Sein Körper wand sich im sandbedeckten Boden und die Schuppen seiner Haut glänzten im Lichtschein, als er sich näher heran bewegte.
Sie erschauderte. Die aufkeimende Angst wand und zerrte an ihrem Bewusstsein, lies ihren Puls höher schlagen und verfluchte sich selbst, dass die Gliedmaßen nicht so reagierten, wie sie es wollte.
Immer wieder schnellte die schwarze, gespaltene Zunge der zu groß geratenen Schlange aus dem, zu einem grotesken Lächeln geformten Reptilienmund und entblöste eine Unzahl an spitzen, dicht an dicht gereihten weißen Zähnen.
In seinen langgliedrigen, krallenbewährten Klauen des rechten Armes hielt er einen stählernen Dolch, dessen Griff mit seltsamen Ornamenten verziert war.
Erst jetzt sah sie an sich selbst entlang. Die Handgelenkte waren umfasst von eisernen Ketten, die ihren unbeweglichen Körper noch zusätzlich an Ort und Stelle hielten. Die Haut war dort rötlich aufgerauht und von blau-violetten Blutergüssen bedeckt, die sich über die Arme hinauf, Hals und Oberkörper erstreckten.
Soweit sie es in ihrer liegenden Lage erfassen konnte, wölbte sich ihr Bauch auch ungewohnt, war angespannt wie eine prall gefüllte Melone. Sie spürte, wie sich etwas in ihr regte. Etwas, das nicht zu ihr gehörte.
Viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn und der Schrecken stand ihr förmlich in das Gesicht geschrieben.
Der Sammler rückte so nah heran, dass sie die nur die Hand ausstrecken müsste, um ihn zu berühren..
Dieser hob den Dolch an, an dessen Spitze sich das Licht für einen Herzschlag lang aus ihrer Sicht brach und senkte sie auf ihren gefüllten Leib herab.
"Bitte.. bitte nicht!"
Was blieb war Blut.. Blut und Schreie..



Sie schreckte auf, schweißgebadet und sah mit rasendem Herzen hektisch, orientierend von links nach rechts. Die Hände tasteten hastig über ihren Körper, und erst als sich die Augen wieder an die spärlich beleuchtete Umgebung des Kerkers gewöhnt hatten, beruhigte sie sich annähernd wieder.
Doch als sie die ihr mittlerweile wohl bekannte, berobte Gestalt hinter den Zellengittern sah, die sie anstarrte.. lüstern.. begierig.. Ein süffisantes Lächeln auf den Lippen trug.. Wusste sie, was er mit seinen Worten tag's zuvor meinte.
Er kam näher. Und sie sah, dass er nicht alleine war..


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 4.01.11, 12:44 
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Einzig die ein oder andere verirrte Wandfackel und das magische Feld, das den Weg hinaus versperrte, spendeten Licht in der kleinen, mit Blut besudelten Zelle. Mehr oder minder aufrecht saß er an der Wand und starrte in die steinere Ecke. Der Körper schmerzte von den unzähligen Schlägen, die er durch die falsche Wahl seiner Antworten beim Verhör einstecken musste. Auf den leeren Stuhl hatte man ihn gebeten, umringt von Sammlern, nachdem der Gargoyle ihn im Wald aufgegriffen und direkt auf den Zinnen des Walls abgeworfen hatte.

Das war der Preis. Er wollte sie sehen, wollte sehen, ob es wirklich wahr ist, was sie über Sorania sagten. Er sah. Das Gesicht leichenblass, keinerlei Gefühlsregung erkennbar, die Sprache hell und deutlich, als sie während des Verhörs des Sammlers auf ihn einredete, immer und immer wieder.


"Schön dich zu sehen."

"Sei doch nicht so stur wie Vater. Sie werden es ohnehin aus dir herauspressen, du kannst dich dagegen nicht sträuben."

"Wenn du dich nur allem öffnest, was sie wollen, werden sie es belohnen. Vielleicht wirst du gar zu einem von uns? Dann kämpfen wir wieder Seite an Seite. Wie früher."

Etwas in seinem Inneren war sich - je öfter sie über die Zyklen zu ihm sprach - bewusst darüber, dass sie es nicht mehr war - sie war fort. Der Körper zeugte noch von der Folter, die sie erleiden musste, doch trotzdem..

"Bring uns hier raus, ich helfe dir.. Wir machen wieder ungeschehen, was sie dir antaten.. Bitte."

..die Worte waren naiv, das wusste er. Man könnte es nicht mehr ungeschehen machen. Sie würde ihm nicht helfen, und erst recht nicht gehen lassen. Die Schlangenwesen redeten vom Foltermeister, Experimenten, für die er geeignet war.. Er schloss die Augen und lehnte den Hinterkopf an die Wand, die Gebetskette fest umschlossen. Er wollte nicht darüber nachdenken, was ihn noch erwarten würde. Tonlos bewegte er seine Lippen und betete, die Gedanken schweiften dabei fernab gen Heimat. Brandenstein, Kameraden, Freunde, Sevilla...Ob er sie allesamt je wiedersehen würde?


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 5.01.11, 12:15 
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Eisig peitschte der Wind ihm ins Gesicht, während er am Semaphor des Falkenwalls hing, zur Schau gestellt von den Dienern des Einen. Der gesenkte Kopf, die geschlossenen Lider, zeugten davon, dass er wohl kaum noch im Stande dazu war, sich an den eisigen Klauen Morsans zu stören. Die Glieder waren schmerzhaft weit durch die Seilkonstruktion gestreckt. Die zyklenlange Folter machte sich bemerkbar.. Die Umgebung wurde schwammiger, die leichenblasse Rothaarige, die den Dolch immer wieder ins Fleisch bohrte, nahm er nur noch am Rande wahr .. Der Speichel tropfte ihm aus dem Mundwinkel, verteilte sich auf der blutbesudelten, verdreckten Malthuster Uniform .. Dunkelheit ..

..wie lange war er ohnmächtig? Aus halbgeöffneten Augen sah er sich um, versuchte sich zu orientieren, derweil Sorania ihn über den harten, gefrorenen Boden aus dem Torhaus schliff. Im Vorland ließ sie ihn fallen, beugte sich über ihn .. Fast meinte er, ihren Atem spüren zu können.. hatte sie noch einen Atem?.. Widerwillig blickte er ihr in die Augen, Hass machte sich in der schmerzverzerrten Mimik breit..

"Hast du dich entschieden?"


"Wie ich bereits sagte.. Lieber sterbe ich tausend Tode als euch zu dienen.."

Ein schlichtes Nicken war die Folge, und sie zückte ein weiteres Mal den matt glänzenden Dolch, streichelte ihm über die verschwitzten Haare .. Gedanken rasten.. Brandenstein.. Kameraden.. Freunde.. Sevilla.. Er würde sie alle nicht wiedersehen..Es tut mir leid.

..der Oberkörper bäumte sich auf, die Augen vor Schreck geweitet und die mit Blut verkrusteten Lippen geöffnet, als die Klinge geradewegs sein Herz küsste. Er umgriff die behandschuhten Finger der Frau, die um den Dolch lagen.. Wisperte, keuchte mit den letzten Atemzügen...

"Verzeih mir, dass ich dich nicht retten konnte..."

..Stille. Keinerlei Regung ging mehr von dem Körper des jungen Soldaten aus, der Rotschopf hatte ihn bereits achtlos liegen gelassen. Die Zuschauer auf der anderen Seite der Barriere wollten ihren Augen nicht trauen, Fassungslosigkeit machte sich breit, währte jedoch nicht lange, nachdem das Blut gänzlich erkaltet war...

..und sich der tote Soldat erhob, auf den Löwen und den Malthuster losging. Er war ein Werkzeug, kaum zu bändigen. Widerstand zwecklos, erst ein Fußtritt und ein Bolzen hielten ihn länger am Boden, die Recken erkannten die Gefahr, flohen, zogen sich panisch auf die schnaubenden, sich aufbäumenden Pferde. Hönisch zischelten die Ödlandkreaturen... Doch da.. – still im Hintergrund – verblieb der Schwarzberobte. Er deutete nach seinen Stoßgebeten auf den Leichnam und vollführte einen Wink, der so vollkommen selbstverständlich und ruhig war, dass es angesichts der Situation beinahe unheimlicher war als das, was ich am Wall tummelte.. Flammen schossen empor, schlängelten sich gierig um den Leib des Soldaten.. Der Morsandiener drehte sich herum, schritt von Dannen, übertönte mit den Worten knapp das knisternde Feuer..


..“Ruhe in Frieden, Kind der Viere.“


Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
Danke an Tharamnos, Gibbs und meine Mitspieler.


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits des Walles... [Mitmachthread]
BeitragVerfasst: 5.01.11, 23:45 
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"Emanuel ... ist tot."

Diese Worte hörte Felis nicht zum ersten Mal. Sie kamen von William, der sie nach dem Konvent abseits führte, um mit ihr unter vier Augen zu sprechen.

Der Konvent. Am Ende war sie sich unsicher gewesen, ob sie im Löwenorden richtig war. Ein Dunkeltief stand an, doch waren die Konflikte unübersehbar. Es gab sicher auch Personen, die ruhig blieben, die sich lieber auf das konzentrieren wollten, wofür der Orden stand. Aber auffällig blieben immer die unzufriedenen Aufrührer, selbst wenn sie in der Unterzahl waren. Ein Gutes hatte es - sie merkte, dass sie im Durcheinander, wenn man um sie herum ein wenig gereizter zu werden drohte, selber ruhiger wurde. Die meiste Zeit hatte sie die Personen um sich herum beobachtet, ja, geradezu studiert, um sie in Zukunft besser einschätzen zu können. Aber eben auch, weil sie als frischgebackene Anwärterin eh noch nicht den nötigen Einblick und sicheren Stand innerhalb des Ordens hatte, um etwas zu den einzelnen Themen sagen zu können. Nur selten warf sie daher etwas ein.
Dennoch blieb ein Gefühl des Unwohlseins zurück, als sie den Keller der Gardeschenke verließ und sich draußen zu den Verbliebenen gesellte, und sie hatte gesehen, dass sie nicht die Einzige war, der es so erging.

"Emanuel hat das gleiche Schicksal wie Sorania ereilt."

Felis erinnerte sich an den Anblick der einstmals Bekannten vor dem Nordtor Falkensees, erst wenige Tage zuvor. Bleich und schwarzgewandet, das Auftreten ganz und gar nicht mehr das der Sorania von einst ähnelnd - es war nicht der einzige Grund, warum ihr ein Kloß im Hals saß. Auch wenn Manu ihr am Ende ein Fremder geworden war, auch wenn es so viele Probleme zwischen ihnen gegeben hatte, so hatte sie doch auch noch einen Funken Hoffnung gehabt. Vor einigen Wochen noch die Hoffnung, dass sie sich vielleicht doch irgendwann zusammenraufen könnten als Mann und Frau. Bis vor wenigen Augenblicken wiederum den letzten Rest Hoffnung, sie könnten sich mit der Zeit soweit vertragen, dass sie irgendwann sich wieder halbwegs vertrauen konnten und freundschaftlich miteinander umgehen würden.

Diese Hoffnung hatte das Schlangengezücht aus dem Ödland zerstört. Dieses namenlose Pack, was den Wall, die Heimat der Löwen, zu denen sie sich mehr und mehr zu zählen begann, besetzt hielt.

Nein, es stand nicht mehr in Frage, ob sie zum Orden gehörte oder nicht - der Löwenorden war die auf dieser Insel derzeit einzige Möglichkeit, zielstrebiger gegen das Schlangenpack anzugehen.
Rache zu üben?
Der Kloß steckte noch im Hals, als sie darüber einen Moment nachdachte, derweil durch die Stadt Falkensee zielstrebig gen Westtor marschierend, die Mimik ernst und nur soweit ihre Mitmenschen wahrnehmend, um ihnen aus dem Weg zu gehen.
Nein, Rache ist nicht süß. Aber in diesem Fall ein adäquates Antriebsmittel für eine nunmehr gute Sache.

Am Stall beim Westtor angekommen, schwang sie sich auf den ungesattelten Rücken ihrer Stute und trieb sie zielstrebig hinaus ins Schneegestöber. Einmal noch würde sie nach ihrem Neffen sehen, dann ihren Dienst als angehende Löwin aufnehmen. Eine Löwin hat stark zu sein, mit Klauen und Krallen das zu verteidigen, was ihr am Herzen liegt, nicht zu hadern, nicht zu verzweifeln, sondern Hindernissen die Stirn zu bieten. Für die Viere!

***

Und irgendwo auf dieser Insel mag ein goldener Ring mit einer Inschrift ruhen.
Treue und Liebe bis über den Tod hinaus - Felis.


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