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 Betreff des Beitrags: Kraken
BeitragVerfasst: 25.10.10, 12:06 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 25.10.10, 11:10
Beiträge: 4
Zitat:
Unter dem Donner der Oberfläche, in den Tiefen des abgründigen Meeres schläft der Kraken seinen uralten, traumlosen, ungestörten Schlaf. Bleiche Reflexe bewegen sich rund um seine dunkle Gestalt; riesige Schwämme, von tausendjährigem Wachstum, blähen sich auf seinem Rücken, und in den von bleichem Licht durchschimmerten Tiefen kommen unzählige große Polypen aus geheimen Winkeln und wundersamen Grotten hervor und versetzen mit riesenhaften Armen die grünliche Stille in Aufruhr. Seit Jahrhunderten ruht er dort, und er wird weiter ruhen — wobei er sich im Schlafe von gigantischen Meerwürmern nährt —, bis das Feuer des Jüngsten Gerichts den Abgrund erwärmt. Dann wird er brüllend heraufkommen, ein einziges Mal vor den Augen der Menschen und der Engel erscheinen, um an der Wasseroberfläche zu sterben.
Alfred Tennyson


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Erinnerung eines Söldners - Vor vielen Jahren in Vandrien:


Es waren die letzten Monate des vandrischen Bürgerkriegs und der Rebellion Raziels, doch damals erschien uns kein Ende des Blutvergießens und Mordens in Sicht, der blutige Krieg, der Vandrien in zwei Gerissen hatte, schien vielmehr auf seinen Höhepunkt zuzustreben, dabei schwindelerregende Berge aus Knochen und Schädeln erklimmend und reissende Bäche aus Blut mit leichtfüssiger Schnelligkeit überspringend. Was in einigen Jahren in spröden und nüchterne Worte in Geschichtsbüchern ans Fußnote vermerkt werden sollte, war uns damals die Hölle auf Erden. Wir hatten für klingende Münze Schlachten geschlagen, gegen versprengte Überreste der vandrischen Kavallerie genauso wie gegen treue Bauern, die ihre Sensen erhoben, hinter dem Fall des Fürsten eine Intrige des Ersonter Adelshauses vermutend. Alle fielen gleich unter wuchtigen Schwerthieben, gleich ob gefallene Ketzer oder belogenes Bauernvolk und jeder ihrer Tode bedeutete eine blutbefleckte Münze mehr in unserer Soldtruhe.

Wir waren auf dem Weg nach Weteka, entlang der vandrischen Küste, war das Innenland doch noch von versprengten Truppen belagert. Wir passierten verbrannte Felder, gesalzte Böden, die keine Frucht mehr tragen würden und Vandrien lange würden hungern lassen. Wir passierten Felder voller Weizenähren, um die sich kein Bauer kümmerte und die man reif verrotten lies, anstatt die Kornspeicher zu füllen. Das Bauernvolk war geflohen oder hatte längst nach rostigen Waffen gegriffen, entweder unter dem Banner des Fürsten, unter dem Banner der Kirche oder unter dem goldenen Banner von Dukaten und versprochenem Reichtum als in die Armeen gepresste Soldaten.

Am Strand sahen wir ein seltsames Gebilde, scheinbar ein riesiger angeschwemmter Berg irgendwelcher Pflanzen. Lange Triebe hatten sich nass ineinander verheddert und ein Schwarm von Möwen umkreiste den verrottenden Berg, mehrere Mann hoch. Als wir näher herantraten, schlug uns ein übler Gestank nach Verwesung und Verrottung entgegen, schlimmer als im schlimmsten Lazarett voller versehrter Soldaten, die am lebendigen Leib verfaulten. Der Haufen war kein angeschwemmter Berg von Seetang, sondern ein verrottendes Tier, tot angeschwemmt an das Ufer. Riesenhaft war seine eingefallene plumpe Gestalt und unzählige lange Arme hatten sich ineinander verknotet, dicker als das dickste Ankerseil einer galadonischen Galeone. Fauliges Fleisch blähte den ganzen Körper des Tieres auf, entstellte seine Gestalt zur unkenntlichkeit und bot den Möwen ein reiches Mahl. Aus den tiefen Wunden des riesenhaften Tieres, des monströsen Krakens, zusammengeschrumpft zu einem gärendem rottenden Fleischhaufen am Strand eines geschundenen Landes, sickerte trübe schwere Flüssigkeit, viel zu dunkel und schwarz, um Blut zu sein, und sammelte sich in stinkenden Pfützen. Unter dem Fleisch verborgen waren zwei pechschwarze trübe Augen, die stumm anklagend in die Leere starrten und unter dem Gewirr der zehn langen Arme ein harter Schnabel, groß genug um einem ausgewachsenem Mann den Kopf abzureissen. Es war trotz des üblen Gestanks ein bemitleidenswerter Anblick, der Leichnam eines plumpen trägen Monstrums, einem Berg aus Fleisch und schlaffen unnützen Armen.

Traum eines ehemaligen Söldners - Jetzt und Heute


Ich war in der dunkelsten Tiefe eines tossenden Meeres. Schwach und leise drang donnernder Hall an meine Ohren und ab und zu erhellten ein fahles Aufblitzen das schwere Wasser. Träge schwebten riesige Steinbrocken um mich herum, das Wasser in dunklen diesen Tiefen, die nie einen Menschen gesehen hatten, dicht genug, um die Steine in ewigem Tanz zu tragen, ihr Kurs bestimmt durch Strömungen in dieser Tiefe. Unter mir verschlang pechschwarze Dunkelheit die Sicht, kein Meeresboden und auch über mir nur eine unendliche Weite dunkler See. Ich wusste, es war gleich so weit, gleich würde ER auftauchen.

Eine leichte Bewegung am Rande meiner Sicht. Plump und träge zwang ich meinen Kopf in dieser Tiefe zur Seite, jede Bewegung unendlich erschwert durch das zerschmetternde Gewicht der See auf meinen Gliedern. Ich sah zehn zur Umarmung ausgestreckte Arme leicht durch die See treiben, in fließenden und eleganten Bewegungen im Wasser tanzend. Ich sah einen riesigen Schnabel, geöffnet und einen schwarzen Schlund offenbarend. Hinter den Armen ragte monströs ein langgezogener Körper auf und zwei pechschwarze tellergroße Augen starrten mich an. Der Körper des Kraken war von Wunden geschunden, verfaulend und verrottend, wie ich ihn damals am Strand erblickt hatte. Dunkles Blut und noch dunklere Tinte sickerten aus seinem Körper in trüben Flocken. Und doch war jede seiner Bewegungen von Leichtigkeit und der Eleganz eines geschichten Jägers, als mich der Kraken langsam umschwebte. Niemals liese er sich als plump und träge beschreiben, wusste ich doch, dass der Kraken pfeilschnell auf seine Beite zuschießen könnte, um sie mit zerschmetternder Kraft zu zermalmen. In früheren Träumen hatte ich gesehen, wie der Kraken einen ausgewachsenen Wal in tödlicher Umarmung in dunkle Tiefen zog.

Die schwarzen Augen eines allwissenden Gottes starrten mich an mit der Weisheit eines Wesens an, dass seit Anbeginn der Zeit in die schwarze Tiefe geblickt hatte und deren Welt lange nach der meinen noch existieren sollte. Der verrottende Körper eines Gottes, der sich nicht darum scherte was über dem Meer geschah, wusste er doch, dass es für den Lauf der Welt gänzlich unwichtig war. Ich war unbedeutend und gering unter dem Blick des Kraken, ein wimmerndes bemitleidenswertes Wesen, dass seiner Aufmerksamkeit nicht würdig war. Niemals könnte ich die Gunst dieses Gottes erhoffen, weder Zuneigung noch Hass, nur schlichte Gleichgültigkeit ob seiner andersartigen Fremde. Und doch war er meiner Verehrung würdig, dieser Gott, der nur im Moment seines Todes die Tiefe verlassen sollte, um brüllend und tosend aufzusteigen, wenn im letzten Moment der Welt die Meere beginnen zu kochen, und zu verenden mit all den anderen Göttern und Seelen der Welt, die zum ersten und letzten Male im Laufe der Geschichte seine wahre göttliche Gestalt erblicken sollten, als er im Augenblick seines Sterbens die ganze Welt in seinen zehn monströsen Armen umarmen wird, damit Alles gemeinsam und geeint in den Abgrund des Nichts stürzt.

Ich war vor meinem Gott, von dem ich keine Beachtung erhoffen konnte, den in seiner fernen Tiefe kein Gebet erreichen würde und dessen Gestalt ich nur in meinen Träumen sah, die in mir selbst aus meinen Erinnerungen geboren wurden. Ich war vor meinem Gott, dessen Willen mir unverständlich war, nicht nur verhüllt, sondern gänzlich fern jedes Begreifens und der von mir als seinem Diener nichts erwartete, weder Verehrung noch Opfer, mich nicht einmal wahrnahm. Der Kraken streckte seine riesigen Arme verfaulenden Fleisches nach mir...

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Zitat:
O Krake mit dem seidenen Blick! du, dessen Seele von der meinen unzertrennlich ist; du, der schönste Bewohner des Erdballs, der einem Serail von vierhundert Saugnäpfen befiehlt; du, in dem die sanfte Tugend der Kommunikation und die göttlichen Grazien, einig und unzerstörbar verbunden, in edler Gemeinschaft beisammen wohnen, als wärest du ihre natürliche Residenz, warum bist du nicht bei mir, deinen Quecksilberleib an meine Aluminiumbrust gepreßt, beide auf einem Felsen am Ufer sitzend, um dieses Schauspiel zu betrachten, das ich verehre!
Lautréamont


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 Betreff des Beitrags: Re: Kraken
BeitragVerfasst: 1.11.10, 14:20 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 25.10.10, 11:10
Beiträge: 4
Tintenflecken

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Hoch stappeln sich die Bücher in den Regalen, gebunden in dunkles Leder, den trockenen Geruch von altem Papier ausdünstend. Ich war regelmässig in der hiesigen Bibliothek ein Gast, an dem die Astraelbrüder Interesse gefunden hatten. Sie waren der Meinung, ich würde ihre Bücherei als Schrein ihrer Gottheit bewundern, als Zeugniss der Neugier und des Wissensdurstes im Wesen des Menschen. Einige Novizen hatten sich gar die Zeit genommen, einem alten Fischer, der den Geruch des Meers und seines Fangs nie wirklich aus seinen Poren waschen konnte, das Lesen beizubringen, mühsam und beschwerlich.

Jeders Buch mag ein Zeugnis Astraels sein, ein ihm heiliges Artefakt und auf Papier gebanntes Wissen, welches niedergeschrieben worden konnte, und damit für Ewigkeiten bewahrt. Wissen ging nicht mehr mit dem Tode verloren, versickerte nicht langsam in Überlieferungen und mündlich weitergegebenen Geschichten in den nächsten Generationen. Einmal geschriebenes Wort war nur schwer zu ändern, Geschichten und Erzählungen konnten von jeder Generation nach eigenem Gutdünken geformt werden. Eine Bücherei mag ein Schrein Astraels sein, doch auch ist sie ein Opferalter des Kraken, dessen Wesen tief in die Wände gesickert ist und dem blutige Opfer dargebracht werden, gestappelt bis an die Decke in alten Regalen.

Wozu braucht ein Kraken, der in tiefster Dunkelheit lebt, der stets Jäger ist und nie gejagter, Tinte? Die Tinte, mit denen wir Worte und Wissen auf Papier bannen, ist das Blut seiner Kinder und Geschwister, seiner Schöpfung nach eigenem Ebenbild. Wir besiegeln Verträge mit ihrem Blut, retten unser Wissen durch sein Opfer über den Lauf der Zeit, der unsere Körper faulen lässt und unseren Geist wirr und träge macht. Seit Anbeginn der Zeit vertrauen wir mit seinem Blut dem Papier unsere Geheimnise, unsere Wünsche, Hoffnungen und Ängste an. Büchereien sind dem Kraken riesige Opferschreine, in denen das Blut seiner Kinder trocknet.

In der schwarzen Dunkelheit der tiefsten See wartet der Kraken und weiss um unsere alle Geheimnise, die wir mit seinem Blut bannen und festhalten. Obwohl seine Welt so fern ist, ihre Regeln und Moral vollkommen unverständlich, unerreichbar, weiss er um uns und unser Tun. Der Kraken weiss, dass das Ende der Zeit naht, an dem beide Welten zu Asche verbrennen werden und das das Ende nicht durch Götter wie ihn eingeläutet werden wird, sondern durch sterbliche Seelen, die die Welt verschlingen werden. Er hat keine Rolle in dem Streit um Tare oberhalb der dunklen Finsternis seines Meeres und wird doch durch ihn untergehen. Deshalb zeigt sich der Kraken in meinen Träumen in faulender Gestalt, als riesenhafter belebter Leichnahm, dessen massiger Körper den ganzen Horizont einnimmt und aus dessen Fleisch altes Blut und ölige Tinte sickert. Denn er weiss um das nahende Ende und trauert um beide Welten, sowohl um die seine Welt und seine Schöpfung im finstersten Abgrund des Meeres als auch um unsere fremde Welt, die er nie erblicken wird, außer im Augenblick seines Todes.

Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
The little silver fish scatter like shrapnel ss I plunge upward from the black underworld. The green waves break from my sides as I roll up, forced by my season, and before the tenth second I can feel my own heat -
The wind can never cool as oceans do.

By mid-morning, my skin has sweated into agony. The turmoil of my intestines bloats out against my skin. I'm too sick to struggle - I hang in the thermals of pain, screaming against the slow, slow, slow rise toward descent.

And the madness of my pain seems to have infected everything - Cities hack each other into blood; ships sink in firestorm; armies flail with sticks and crutches; obesity staggers toward coronary down the streets of starvation.
-Hugh Cook


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 Betreff des Beitrags: Giganten
BeitragVerfasst: 8.01.11, 15:12 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 25.10.10, 11:10
Beiträge: 4
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Fieberträume eines Soldaten:


Der Junge steht an meinem Fieberbett, mit seinen großen blauen Augen. Wie am Tag, als ich ihn das erste Mal erblickte und an jedem Tag, an dem er mich im Krieg heimsuchte. Ein schmächtiger achtjähriger Junge mit strohlblondem Haar in Kleidern, in die er noch nicht reingewachsen war, großen blauen Augen und einem rostigen eiserenen Schlüssel, der aus seiner Stirn ragte. Manchmal sah ich den Jungen nur flüchtig in den Augenwinkeln in den ruhigen Momenten zwischen den Kämpfen, dem Töten und dem Schlachten. Manchmal sah ich ihn, als ich allein war und nicht von meinen Kameraden umgeben, in dunkleren Ecken still im Spiel vertieft mit hölzernen Klötzen oder Zinnsoldaten. Inzwischen ist er in jeder Stunde, in der ich wach und bei Bewusstsein im Fieberbett liege, im Raum, spielend oder mich mit seinem stummen Blick aus seinen großen blauen Augen betrachtend.

Aus seiner Stirn ragt ein rostiger massiver Schlüssel, der Griff tief in seinem Kopf vergraben, die Zähne wie ein eisernes Horn hervorragend. Wir fanden ihn vor einigen Wochen in einem der verlassenen Häuser. Eine Explosion hatte die Tür geschwärzt, doch das schwere alte Holz hatte der Gewalt stattgehalten. Der Schlüssel zu dieser Türe jedoch war durch den Druck zu einem Geschoß geworden und hatte sich, mit dem verzierten Griff vorran, tief in den Schädel des Jungen gegraben. Wir fanden ihn, als wir in das Haus eindrangen, um unsere Vorräte aufzufrischen, denn seit Wochen hatten wir keine Verbindung mehr zu den Versorgungswägen des Heereszugs. Meine Kameraden stiegen ungerührt über den Leichnahm des Jungen, der mit gestreckten Armen auf dem Boden lag, die blauen Augen weit aufgerissen und der verblasste Blick auf ein Geheimnis in der Ferne gerichtet, dass er uns nicht mehr mitteilen konnte. In meinen hintersten Gedanken regte sich zuerst der Wunsch, den Schlüssel in der Stirn des Jungen zu drehen, um ihm das Geheimnis des Totenreiches, in welches die blassen Augen starrten, zu entlocken. Doch der Schlüssel war verkehrt herum in seinen Schädel eingebettet, die Stirn des Jungen war nicht die Tür, durch die ich einen Blick ins Totenreich erhaschen könnte, um meine Sorgen zu beruhigen und friedlich meinem nahenden Tod zu begegnen, den ich als Soldat im vandrischen Krieg längst jeden Tag erwartete.

Immer wieder zuckten meine Finger in der Regung nach dem Schlüssel zu greifen, während der Junge still an meinem Fieberbett stand und mich mit stummen mitleidigem Blick bedachte. Ich wusste nicht, warum er mich bemitleidete, war ich doch noch nicht tot und er nur ein Geist, ein Fieberwahn, geboren aus meinen Alpträumen. Der Junge beugte sich über meine ausgemergelte Gestalt, die sich in den feuchten Laken, durch fiebrige Ausdünstigen durchnässt, wälzte. Immer näher kam sein Gesicht dem meinen, füllte bald mein ganzes Sichtfeld aus, während seine geisterhaften kalten Hände meinen Kopf zaghaft umfassten. Ein Lächeln umspielte das engelshafte Gesicht des Knaben, während er mit seiner Stirn die meine berührte. Ein stechender Schmerz, als die Zähne des massiven Schlüssels sich durch meine Haut bohrten, den Knochen meines Schädels durchstießen und tief in meinen Kopf eindrangen. Der Junge drehte seinen Kopf ein winziges Stück und das Schloss, dass meinen Geist vor der Erkenntnis verschloss, sprang auf und gleißendes Licht nahm mir die Sicht...

... der Junge bemitleidete mich, weil ich ein Spielzeug eines Giganten war. Was die Seele von dem Tier unterscheidet, ist nicht die Vernunft und nicht die Fähigkeit zur Erkenntnis, sondern der unersättliche Hunger nach Spiel. Die Seele macht aus allen Dingen ein Spiel, und gebährt aus der Notwendigkeit des Beischlafes den Tanz, die Kunst und die Musik. Aus dem Gefühl des Hungers formt sie Tischetikette und die Kunst des Kochens und aus der Jagd und dem Streit macht die Seele das Spiel des Krieges. Die Seele erschafft Giganten, deren Haupt bis an die Wolken ragt und die mit dröhnendem Schritt über das Land wandern und unter ihren Füßen alles begraben, was ihnen in den Weg kommt. Und diese Gedanken nennen sich Armeen. Wie müßige Kinder werfen diese Giganten Stadtmauern um, als wären sie aus Bauklötzen, und brennen Siedlungen mit der Faszination eines Knaben für das knisternde und lodernde Feuer nieder. Es sind junge und unreife Giganten, die über das Land wandern und keinen Gedanken an Moral und Ehre verschwenden, sondern nur an das Vergnügen des Spiels, an die Lust an kindlicher Zerstörung und dabei Städte verwüsten, wohlhabende Reiche zu Königreichen der Asche verwandeln und Kronen mal auf dieses und mal auf jenes Haupt setzen. Jede geschlachtete Kompanie von Soldaten ist ihnen nur ein leichter Kratzer auf ihrer Haut, gefallene Soldaten gelten soviel wie ein verlorenes Haar.

Die Kinder sind ungestüm und ihr Spiel wird nur wilder, während sie der Verwüstung unter ihnen keine Aufmerksamkeit schenken. Festungen fallen, wenn sie das Interesse an ihnen verlieren und ihnen die Muße kommt, sie wie Sandburgen zu zertreten. Wie Spielfiguren schieben sie Soldaten umher und werfen sie achtlos zur Seite, sobald ein anderes Spiel ihre Aufmerksamkeit erregt. Die Giganten sind Kinder. Vielleicht ist ihnen Bellum ein Vater und ein Lehrer und wird ihnen das kindliche Gemüt einst austreiben. Doch die Vision zeigt mir keine Spur vom Wirken des Schwertherren, keine gestrenge Hand, die den Kindern Einhalt gebietet und schon verblasst mein Augenlicht und ich spüre die kalte Nähe des Todes.


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