Festlandbewohner |
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*Mit grimmen Blick wanderte er durch die Straßen der verwüsteten Stadt. Was für ein Desaster. Schutt, Blut, Schmutz soweit das Auge sehen kann. Es war schon fast ein Wunder, dass hier nicht zig Gebäude in sich selbst zusammenfallen. Aber wenigstens war die Stadt befreit. Auch wenn die Schlacht nicht verlaufen war wie geplant, stand doch der Sieg am Ende. Die Grundzüge seines Planes sind aufgegangen, die wenigen Nebenpunkte seiner Strategie die nicht eingehalten wurden waren vernachlässigbar. Aber fast wäre es gescheitert.
Erst entsagen die Nordmannen dem Kampf. Welch miese Bande. Da befreit man ihr Dorf von der Sammlerbesetzung und zerstört den Monolithen, so dass das Licht Felas wieder die Insel erhellt, und dann weigern sie sich am weiteren Kampf gegen die Ketzer des Einen teilzunehmen. Ob Thjarek und Eydis derart Verhalten mit wohlgefallen zur Kenntnis nehmen? Wohl kaum. Nichtmal die Götzen der Nordmannen können den Einen eine Schonung einräumen. Ohne Nortraven gabs auch keine Boote. Der Trupp E entfiel also vollständig.
Dann wurde der Tunnel nicht fertig. War die verdammte Stadt auf erkalteter Lava gebaut? Derart festen Untergrund das ein einfacher Tunnel nicht fertig wird hat Traim selbst in den Klauenbergen nicht gesehen. Und gearbeitet wurde dran, das hatte er mit eigenen Augen beobachtet, sogar selbst mit angepackt, und mit Urdak war einer der erfahrensten Baumeister der Dwarschim mit dem Tunnelbau beauftragt. Kein Tunnel, kein Trupp F. Der Einfall durch die Kanäle entfiel also ebenfalls. Blieben nur die Mauern...
Aber wo war Kalyon zu Beginn der Schlacht? Schon Wochen vorher hatte er stolz erzählt, er hätte den Schlüssel zu den Toren. Doch wenn er gebraucht wird, ist er nicht anzutreffen? Was nützt ein Schlüssel wenn er nicht zum Tor gebracht wird um es zu öffnen? Nur gut das Tuljow selbst einen Schlüssel hat auftreiben können. Die dummen Ketzer waren sich wieder einmal so arrogant, dass sie selbst auf ihrem eigenen Feld, List und Infiltrierung der feindlichen Reihen, zu schlagen waren. Und Kalyon kam dann ja doch noch.
Dann der Graf. Groß tönte er auf der Kriegsratsitzung herum, so laut und selbstherrlich, dass Traim der Schädel brummte. Die Stadt den Feind überlassen, zwei neue Wälle an der Murmelrinne und dem Lavasee bauen. Aber dabei natürlich kein Land dem Feind überlassen. Wie derlei Widersprüche vereinbar seien sollten...Traim konnte es nicht nachvollziehen. Und vor der Schlacht taucht der feine Herr dann auch nochmal auf und posaunt großspurig herum, man solle den Angriff abblasen, weil man ja Truppen verlieren könnte. Der Feind in einer so zentralen Stellung auf der Insel...das war eine viel größere Bedrohung die auf lange Sicht viel mehr Verluste bringen würde, als jeder noch so tollkühne Angriff es könnte. Aber der Graf war eben kein Stratege, kein Feldherr. Er war ein Feigling, der nichtmal selbst die Klinge in die Schlacht führte, ein Politiker der lieber Reden schwingt als zur Tat zu schreiten. Und stur wie 20 Schritt Basaltgestein. Es war Krieg. Der Feind hatte angegriffen, gemordert, geplündert, zerstört, erobert...wie nur konnte man ernsthaft derlei dulden und auf Verhandlungen hoffen? Sollte man denn freundlich darum bitten, dass die Stadt ausgehändigt wird? So wie es Delarie versucht hatte, ohne jedes Druckmittel, ohne jede Verhandlungsbasis mit einem Feind verhandeln wollen der keine Gnade kennt, der Lügen speiht sobald er den Mund aufmacht? Wie konnte man so naiv sein?
Den Löwenorden musste man erst bitten zur Schlacht zu erscheinen. Aber wenigstens kamen die Löwen. Tuljow und Amaris stritten indes bitter, als die Heerführer nochmal zusammentraten zur letzten Besprechung. Fast wäre der Angriff nochmal abgesagt. Der Feind keine 200 Schritt entfernt in einer besetzten Stadt, und man streitet sich über Nichtigkeiten und Eitelkeiten. Wann nur würden die Khaela erwachsen werden?
Am Westtor hätte es schnell gehen müssen. Aber es ging nicht schnell. Ein Teil der Truppen trat hinaus in der Stadt, dann war die Tür wieder verschlossen. Niemand kam nach. Der Feind hätte den kleinen Trupp niedermachen können, während der Rest im Torhaus festsaß und damit eine Front schonmal empfindlich schwächen können. Aber den Göttern sei dank fehlte den Horden des Einen der Mut dazu. Wenigstens waren die Dwarschim in forderster Reihe, sicherten die Front, wie es sich gehört. Wenn nur ein paar Bra'gara oder erfahrene Krieger gekommen wären. Eine Gruppe Rogala ist nunmal nicht ausreichend schlagkräftig um eine gefährliche Front zu bilden. Die Bärte waren tapfer und kämpften im Rahmen ihrer Möglichkeiten, doch ein Rogal ist nunmal ein Rogal.
Der Markt konnte ohne großen Widerstand eingenommen werden. Schnell mussten nun die Truppen organisiert werden. Wo blieb Amaris mit seinen Männern? Der Feind war im Norden der Stadt gesammelt, oder gab es weitere Truppen die am Südtor Ärger machen? Die Malthuster zogen zum Schloss, fast wäre der Markt unbewacht geblieben. Die Truppen aus dem Tempel schlossen sich den Dwarschim an die den Durchgang nach Norden verstellten. Die Verteidigungsreihe würde einem starken Angriff aber nicht lange stand halten, dazu waren die Rogala zu unerfahren. Und Traim musste das Heer organisieren, den Überblick wahren. Amaris kam schließlich mit seiner Hälfte der Truppen. Doch auch die zogen zum Schloss.
Fast wäre der Markt gefallen, als die Schergen des Einen schließlich gewaltsam zuschlugen. Dämonen, Untote, Ketzer, sogar eine Orkin kämpfte in den Reihen des Feindes. Die Verteidigungsreihe war entsprechend schnell durchbrochen, der Feind drang auf den Markt vor. Traim schlug sich den Weg frei nach Süden, vorbei an einzelnen Kämpfen und Scharmützeln. Er eilte zur Brücke gen Schloss und rief die übrigen Truppen zurück zum Markt. Grade noch rechtzeitig. Mit dem Nachschub konnte der Feind zurückgedrängt werden, die Straße zum Nordtor freigeschlagen und der Feind zur Flucht gezwungen werden. Nur eines dieser Glitzertore der Hexer deutete noch auf die einstige Präsenz der Ketzer in dieser Stadt hin. Damit war der Hauptteil der feindlichen Streitkräfte besiegt. Aber noch war die Stadt nicht befreit.
Kleinere Truppenverbände durchstreiften die Straßen und rieben die letzten, vereinzelten Untoten, Gargoyles und andere Biester des Einen auf, das Rathaus wurde gesichert, die Verwundeten im Tempel versorgt. Blut und Schweiß lagen auf seinem Gesicht wie eine Maske. Die Dwarschim waren fast alle verletzt, auch Grom wurde mal wieder zu Boden geschickt, irgendwie hatte er ein Talent dafür in jeder Schlacht Verletzungen davon zu tragen. Es müssen die Götter auf seinen Bart hinabschauen, das er so oft schon mit dem Leben davon kam.
Es war absehbar, das Delarie nun Ärger macht. Der Despot hielt sich tatsächlich für den neuen Herrscher über die grade befreite Stadt. Aber das war nicht was mit dem rechtmäßigen Ersonter Rat besprochen war, und Traim würde sein Wort halten. Er hat nicht die Stadt von einem wahnsinnigen Herrscher befreit um sie direkt an den nächsten zu übergeben.
Müde und ausgelaugt gönnte er sich das Bier in der Taverne von Akora. Sonnacker, Toran, ein paar weitere die gekämpft hatten saßen hier noch beisammen. Das Lehen musste nun erneuert und wieder aufgebaut werden. Und Traim machte nochmal eindringlich darauf aufmerksam, das es die Leistung der Heerführer war, dem die Stadt die Freiheit verdankt. Ersont würde gut daran tun dies in Ehre zu halten und nicht wieder mit Schmähungen um sich zu werfen um jeden potentiellen Verbündeten zu vergrätzen. Dies hatte immerhin erst zur Schwäche des Bundes geführt und nochmal würde Traim die Stadt nicht retten.
Vänskap befreit, Falkensee befreit. Es bleibt nur noch der Wall. Doch Traim war müde, nicht vom Kampf, nicht von den Wunden, erst Recht nicht vom Bier. Müde vom Reden, vom sinnlosen debattieren, von unnützen Tagungen und epischen Wortgefechten mit sturen Adligen, wahnsinnigen Despoten, müde von Wortbrechern und Feiglingen, müde von dem elenden Drang über alles nochmal und nochmal abstimmen zu wollen... Er war nicht Heerführer um nach der Pfeife von 20 anderen zu tanzen. Er war Heerführer um diese Insel zu befreien, und dazu wäre es nötig sich mit so wenigen wie möglich abzusprechen, nur Amaris und Tuljow, der Rest hatte zu folgen. Anders kann man keinen Krieg führen. Aber selbst Amaris schien das ja anders zu sehen, als er zur Abstimmung aufforderte, 4 Tage vor dem Angriff, der Plan schon fertig und alles in Vorbereitung, das Heerlager schon gebaut.
Sollen die Khaela reden, debattieren, streiten bis ihnen in ihrer kümmerlich kurzen Lebenszeit der Atem ausgeht. Traim hatte seinen Teil zur Rettung der Insel geleistet, mal wieder. Er würde an weiteren Kämpfen teilnehmen, natürlich, aber nicht bei diesen Bedingungen, in diesem wilden Haufen versuchen zu führen. Wenn die Khaela wie störrische Esel jeder Richtungsvorgabe entsagen wollen, dann sollen sie eben zur Not in ihren Abgrund laufen.
Ein letztes Mal entrollte er die Karte und warf einen Blick über den Plan. Den Feind zurückdrängen, von allen Seiten, den Markt einnehmen, den Feind nur den Weg nach Norden lassen, Stellung halten oder ihn aufreiben. So schlecht hatte es am Ende gar nicht funktioniert.*
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