Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 12.07.25, 21:04

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Pueppchen im Käfig - im Kerker von Seeberg.
BeitragVerfasst: 6.02.11, 18:09 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 20.01.11, 20:23
Beiträge: 2
Zitat:
Wie viel Zeit war vergangen?
Sie hatte keinen Anhaltspunkt. Die dunklen, finsteren Wände des Kerkers schienen mit jedem Moment der verstrich immer und immer näher zu kommen. Beklemmung machte sich in ihr breit.
Waren doch die ersten Zyklen volle Tränen gewesen. Hallten die Schluchzer noch immer durch das Gemäuer? Verzweiflung, die ihren Körper hatte beben lassen, so lang und heftig, bis sie erschöpft am eisigen Boden liegend eingeschlafen war.



Das Erwachen war schmerzhaft. Ihr Glieder zitterten unkontrolliert und in ihre Wange hatte sich das verschlungene Muster des seltsamen Bodens eingedrückt. Sie fror und schlotterte, hüllte sich in den dicken Fellumhang und diese Beklemmung, das Gefühl, nicht nur das Eisen, nein etwas grässliches schnüre ihr die Kehle zu. Sie vermochte kaum zu schlucken so dick saß ihr jener Kloß voller Ängste und Furcht im Rachen, ließ sie doch immer wieder beängstigend Geräuschvoll nach Atem ringen.



Für einen Augenblick dachte sie an Liam. Wie natürlich es ihr vorgekommen war, dort draußen im dunklen Wald, dessen Bäume und Boden bedeckt von dickem, weißen Schnee, seine Hand zu nehmen. Seine ach so lebhaft grünen Augen, das blonde kurze Haar und die glatten, junge Wangen... der Ausdruck von Freude und Lebenslust. Für die Zeit hatte sie das Gefühl gehabt sie selbst zu sein. Jemand an ihrer Seite, der schlicht war wie sie. Jung und unbedarft – nicht zerfressen von Ernst und Mühsal.



Und dann war da noch Er...
Würde er es ihr nun vergelten, dass sie vor Furcht geflohen war?
Geflohen vor der Vorstellung, was passieren würde, würde er sie tatsächlich festnehmen lassen, mit der Vermutung sie wäre eine Spionin? Wofür? Und würden sie dann nicht... so lange versuchen etwas derartiges aus ihrem Mund zu hören zu bekommen, bis sie es sagte? Gleich mit welchen Mitteln. Oft, zu oft hatte sie gehört was unten in den Kerkern vor sich gegangen war, wenn er jemanden „vernommen“ hatte. Sollte das seine Rache sein? Sie zu Tode foltern?
Hatte sie doch all zu gut kennen gelernt wie er handelte. Warum sollte er Mitleid mit ihr haben. All zu deutlich waren die Worte, die sagten sie wäre ihm gleich.
Nicht nur das. Wollte er es ihr heimzahlen? Dafür, dass sie ihn damals verlassen hatte – nicht gewillt weiter das Bett eines Mannes zu teilen, dessen wahre Liebe doch nicht bei ihr lag.


Bei den Gedanken begann sie neuerlich heftig zu zittern, nunmehr nicht nur vor Kälte, nein... Panik ergriff ihren Geist. Sie würde hier sterben. Sicher, was sonst, sonst wäre schon jemand gekommen. Zu viel Zeit. Immer nur diese kalten, kargen Wände, die stickige, stinkende, verbrauchte Luft, der Frost, das Rascheln und Quieken der Ratten in der Finsternis.


Würde die Viere sie nicht erretten? Mussten sie das nicht tun? War ihr nicht schon genug schlimmes und schlechtes passiert? In all den letzten Jahren, in ihrem ganzen Leben?
Würden sie dann nicht jetzt – wo sie unbescholten und einsam in diesem düsteren Verließ saß kommen? Ihr eine helfende Hand reichen? Sie vor einem grausamen und blutigen Verhör bewahren?



Hört ihr mich?!
Habe ich nicht immer eure Häuser besucht?
Von Kindes Beinen an?
Niemals das Blut eines anderen vergossen, ehrfürchtig zu euch aufgeblickt?
Stet immer höflich und zuvorkommend zu anderen gewesen?
Hört ihr mich ihr Viere?
Vitama, gütige Mutter?
Wenn mir schon nicht Liebe zu Teil wird, dann vielleicht Hoffnung?
Oh bitte, lass mich hoffen!



Doch eine leise Stimme in ihren Gedanken sprach von Hoffnungslosigkeit. Wieso sollte ihr jemand helfen?
Wieso sollten ihr die Viere helfen?
Sie hatten es nie getan und alles was bisher in ihrem Leben vorgefallen war, war nie sonderlich von Gutem geprägt.
Wieso sollte es nun anders sein?
Wieso... - sollte ihr jemand bei stehen?
Alles hatte seinen Preis, wohl auch Beistand. Doch was hatte sie schon zu geben? Lediglich ihren Glauben. Genügte das den Vieren?
Was hatte sie noch?
Ihren Körper – aber den würde sie Ihm nicht wieder geben. Niemals!


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de