Dieser Anblick löste stets das selbe bei ihr aus ... das Gefühl als greife eine kalte eisige Hand nach ihrem Herzen und würde es augenblicklich erstarren lassen.
Auch nun wieder, als sie sich eigentlich gut gelaunt der Waren besah, die eine Nortravin auf dem Markt feil bot. Sie hatte sich durch einen Berg Kleider gewühlt, als sie sah, wie ein Mann Felle eines Höhlenbären auf dem Thresen ablegte.
Und wie jedes Mal, war es ihr, als würde ein kalter Schauer über ihren Rücken laufen. Der Anblick dieser Felle löste bei ihr Sorge aus - mehr noch - Angst.
Sie schob es beiseite, versuchte sich einzureden, dass es ihre übliche Paranoia sei.
"Nun gut ja, sie sind selten, aber das muss nichts bedeuten", versicherte sie sich selbst und schaffte es zumindest eine gewisse Zeit, sich ihre Angst fort zu denken.
Aber innerlich ließ es sie nicht los. Die Sorge nagte an ihr, so brach sie letzendlich doch auf, um nach
ihren Gefährten zu sehen. Sie packte noch einige Fleischhappen ein und machte sich auf den Weg. Die Unruhe wurde stärker, um so näher sie dem "Zuhause" der drei Tiere kam. Leise sprach sie auf ihr Pferd ein, trieb es zur Eile an.
Schließlich kam sie zu dem Platz, an dem die Bären sich meist aufhielten. Der Bär Samtpfote kam ihr bereits entgegen getapst, als sie das kleine Wäldchen betrat.
Sie wusste gleich, dass es kein gutes Zeichen war, den Bären allein zu sehen. Weder seine Gefährtin, noch das Jungtier waren zu sehen. Ohne weiter auf den Bären zu blicken, stürmte sie los. Hielt sich schützend den linken Arm vor die Augen - die Äste peitschten ihr ins Gesicht, während sie mit der rechten eine Laterne hielt und versuchte etwas Licht in das Dickicht zu bringen.
Der Lichtkegel fiel schließlich auf einen kleinen Schatten, der klägliche Laute von sich gab, und sich hinter großen Ranken zusammengerollt hatte.
Erleichtert atmet sie auf. Eilig stellte sie die Laterne ab und machte sich daran den kleinen Bären aus seinem Versteck zu bergen.
Den Handschuh ihrer Hand streifte sie ebenso eiligst ab, hielt nun dem Jungtier ihre Hand vor die kleine Schnauze. Zunächst starr vor Schreck, blieb das Tier regungslos, bis es dann vorsichtig zu schnuppern begann und sicht sichtlich entspannte.
Mit ihrem Oberkörper und dem linken Arm versuchte sie die Ranken auseinander zu halten, mit der rechten umgriff sie den kleinen Körper des Bärenjunges und zog es vorsichtig heraus.
Sie zog das Kleine nah an sich, besah sich einiger feiner Schnitte die das weiße Fell durchzogen, welches sich der Kleine wohl dabei zugezogen hatte, als er sich ängstlich zwischen die Ranken gedrückt hatte.
Hinter sich hörte sie den Bären mit einem röhrenden Brüllen ankommen. Das Jungtier löste sich aus ihrem Griff und lief auf diesen zu.
Mit einem kurzen schwachen Lächeln betrachtet sie die beiden, ehe sie sich erneut umwandte, um nach dem vermissten Bären zu sehen - der Gefährtin des Bären.

Sie durchstreift das Wäldchen, bis sie schließlich auf Spuren traf, die sie dem Bären zuordnen kann. Die Spuren führen eindeutig weg aus dem Wäldchen, verlieren sich aber, als sie die gepflasterte Straße erreicht.
Eilig schwingt sie sich auf den Rücken ihres Pferdes und beginnt die Insel abzusuchen. An einigen Stellen macht sie halt, weil sie meint die Spuren dem Bären zuordnen zu können.


Doch findet sie keine Spur des Tieres.
Da fallen ihr die Worte des Waldelfen ein, eines Elfen der ihr versprach, ihren Ruf zu hören... würde sie in den Wäldern nach ihm suchen. In ihr keimte die Hoffnung, dass er ihr helfen könnte ... er kannte die Wälder wie sonst niemand.
So stand sie dort, alleine unter dem Blätterdach der Bäume, die Umgebung nur schwach von ihrer Laterne erhellt. Einmal tief Luft geholt. Dann ruft sie seinen Namen, so laut es ihr nur möglich ist.
"Arryn!"Dann verharrt sie, in die Stille lauschend. Wartend.
Sie will nicht warten und kann es nicht, und erinnert sich an einen Ort, der er ihr eins zeigte. Sie macht sich auf den Weg, am Klamm der Zwerge vorbei, die dort hinter liegende Gegend durchstreifend. Eilig treibt sie ihr Pferd an, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen.
Unruhig wandert ihr Blick umher, versucht die Schatten und Umrisse zu deuten, welche das schwache Licht ihrer Laterne offenbart.
Sie fühlt sich verfolgt und als ob viele Blicke auf sie gerichtet sind. Ohne groß das Pferd weiter mit Worten anspornen zu müssen, verfällt es in einen sehr schnellen Galopp.
Endlich erreicht sie die von Pflanzen umrankte breite Treppe. Vorsichtig führt sie ihr Pferd in den Untergrund. Nur widerwillig folgt das Tier der Frau, aber die Treue obsiegt über die Scheu vor dem Dunkel, und es lässt sich mit führen.
Die Frau lässt den Blick durch den Raum schweifen, bei jedere Bewegung, jedem Geräusch, zuckt sie unwillkürlich zusammen.

Die Spuren zeigen deutlich, dass jemand vor kurzem hier war. Sie durchwandert weiter diesen Ort, der Blick aufmerksam auf ihre Bewohner gerichtet. Rießige Spinnen, die sie aus ihren großen prismatischen Augen anblicken. Jeden ihrer Schritte genau beobachten.
Sie fängt an leise, möglichst freundlich zu sprechen... sie erzählt einfach, stets darauf bedacht die Stimme sanft klingend zu lassen. Den Tieren zu vermitteln, dass sie keine Gefahr ist.
Als sie eine kleine Schatulle entdeckt, beschließt sie dort eine Nachricht zu hinterlassen. Vielleicht, ja vielleicht, findet Arryn sie... oder jemand der ihr helfen kann.
Sie zieht einen Lederfetzen aus ihrer Tasche und beginnt eilig mit einem Kohlestift darauf eine kurze Nachricht zu hinterlassen. Diese verstaut sie sorgfältig in der Schatulle.

Mit vorsichtigen, möglich langsamen und auf keinen Fall hektischen Bewegungen, verlässt sie diesen Ort. Aus den Augenwinkeln immer den Blick auf die Spinnen gerichtet, die wie als Spalier, zu den Seiten des Weges wachend - die kleine Frau niemals aus dem Blick lassend - still dort stehen.
Mit hängenden Schultern steigt sie die Treppen hinauf, das Pferd ihr mit herab hängendem Kopf folgend, und setzt ihre Suche fort.
Nach ihrem Bären, ihrer kleinen Schneeflocke, die nur noch in ihrer Vorstellung der kleine verlassene Bär war, welchen sie gefunden und aufgezogen hatte.
Zuweilen traffen Menschen sie, wie sie die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, umher streifte. Und man wird ihr wieder begegnen, ruhelos, bis sie den Bären gefunden hat.