Wieder und wieder rieb die dunkelhäutige Frau das rote Kleid über das Waschbrett, dabei stetig ungehalten vor sich her murmelnd und das Kleid scheinbar nur durch die Kraft der in ihr lodernden Wut schon seit Stunden am Waschzuber bearbeitend. Die Tintenflecken zeigten sich davon jedoch gänzlich unbeeindruckt und blieben dort wo sie waren, mitten auf dem Kleid!
Es war einfach nicht möglich ... es war nicht möglich, das auf dieser Insel ein Tag verging, an dem sich nicht kleinere, größere oder gewaltige Katastrophen, Probleme oder gar nahende Weltuntergänge anbahnten. Wobei ein Schiffbrüchiger mal eine Neuheit darstellte, wie man ihm zugestehen musste … immerhin!
Hätte Felis ihr nicht sein Päckchen zugestellt, wäre wohl niemanden aufgefallen, das er seit der Reise wie vom Erdboden verschluckt war. Ihr Erkundigungen waren leider dann die Bestätigung des Verdachtes gewesen, Salahadin schien von der Reise nicht zurück gekehrt zu sein. Was dachte sich dieses rothaarige Kamel dabei, obwohl er nicht schwimmen kann, auf eine solche Reise mit zu kommen? Und was bei den Göttern dachte er sich dabei, nicht zurück zu kehren? Wieder einmal kam in ihr das Gefühl auf, das man einige Leute ständig an die Leine legen müsste, damit sie nicht von einem Ärger in den nächsten gerieten … wobei wohl nicht wenige ganz genauso von ihr selbst dachten.
Während sie das Kleid weiter am Zuber malträtierte, dachte sie an das Gespräch mit Tintin am Vortag zurück. Ertrunken oder freiwillig auf der Insel geblieben, sich dort versteckend, waren die Möglichkeiten. Ertrunken hieße, das sie vielleicht Lucius Angebot annehmen sollte, mit ihm und einem kleinen Trupp ins Ödland zu reisen und dort wo die Reisenden ankamen nachsehen, ob sein toter Körper inzwischen angeschwemmt wurde. Selbst wenn er sich hätte auf die Sandbank retten können von der Tintin sprach war es ausgeschlossen, das er so lange ohne Trinkwasser überlebte. Wenn er auf der Insel geblieben wäre, würde sich die Frage nach dem warum stellen. Sterben konnte man auf dieser Insel wahrlich einfacher und genauso schmerzvoll, wie auf einer Insel verhungernd und verdurstend. Man konnte ins Ödland zu den Sammlern und sie bitten mit einem zu spielen, oder sich auf den Marktplatz stellen und brüllen man wäre ein Diener des Einen, oder vor Solos blankziehen und ihr anbieten ihr zu zeigen wie das Bienchen es mit dem Blümchen macht. Sollte er tatsächlich etwas derart idiotisches getan haben, sollte er zu all seinen Göttern beten, das es niemanden gelang zu der Insel zu kommen um nachzusehen ob er dort ist. Er sollte beten Tod zu sein, ehe er gerettet würde und ihr in die Finger fiele … wahrlich sie würde ihn …
Das Geräusch von reißenden Stoff, lies sie gen Zuber blicken, wo sich ihr Kleid gerade in seine Einzelteile auflöste und mit einem tiefen Seufzer stellte sie fest, das sie bei Clara Unterricht nehmen sollte, da ihr für solche Momente die passenden Flüche fehlten.
Entweder hatte ein gefährliches Mitglied der Kammer einen Schachzug gemacht, dem sie nicht folgen würde, wie sich dieses es erhoffte, oder ein hirnloser Kerl spielte Einsiedler auf einer Insel, oder ein im Grunde sehr netter Mensch, war auf einer Reise schlicht ertrunken. Die Rädchen waren in Bewegung gesetzt, das was kam, oder auch nicht, würde zeigen, welche der Möglichkeiten zutraf.
_________________ Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche)
|