Sie war nun schon einige Zeit auf dieser Insel und hatte sich den Umständen so gut es ging angepasst. So konnte sie sich wenigstens mit den grundlegendsten versorgen. Eines Abends, ging die Stadtmauern entlang, als ein Mann mit Pferd sie ansprach, wo denn der Maskenball sei. Er bat sie ihn dorthin zu begleiten, was sie auch tat. Jedoch war es schon sehr spät und das Fest war schon längst vorbei. Eigentlich wollte sie schon ihre Schlafstelle aufsuchen und sich etwas ausruhen um für den nächsten Tag gewappnet zu sein. Am Anfang schien es nur eine belanglose kurze Unterhaltung zu sein, doch sie vertieften ihr Gespräch immer weiter. Sie diskutierten immer vieles, manches wiederholte sich, was ihre Geduld etwas auf die Probe stellte. Der Mann tat geheimnisvoll und er fühlte sich scheinbar verfolgt, was das Gespräch etwas schwierig machte.
Er hatte ein wunderhübsches Pferd, namens Seelenwind. Warum auch immer, verstanden sie sich die beiden gleich auf Anhieb. Der Mann meinte sowas hätte er noch nicht erlebt, so zutraulich sei sein Pferd eigentlich gar nicht. Es war ein wunderschönes Pferd, eines wo sich jeder glücklich schätzen kann. Mit der Zeit kam heraus, das es scheinbar eine Frau geben soll, die ihr selbst ziemlich ähneln soll. Am Anfang war für sie das ohne Belang, jedoch desto tiefer die Nacht voranschritt, desto mehr gab der Unbekannte preis. Informationen die vielleicht was über ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft aussagen konnten. Doch als sie direkt nachfragte, weil sie Interesse bekundete, war der Mann auf einmal schweigsam. Er gab abermals in seinem Verfolgungswahn nichts mehr preis, auch nach mehrmaligen bitten, was überhaupt nicht ihre Art war.
Doch die Verlockung nach einer Schwester, die sie vielleicht haben könnte, war einfach viel zu groß. Vielleicht ist sie doch nicht alleine auf dieser Welt, vielleicht ist sie deswegen auf dieser Insel gestrandet? Fragen, die sie sich nun dauernd stellte. Doch der Mann war ziemlich stur, nur mühsam lies er sich auf einen Kompromiss ein. Er würde die heutige Nacht, mit der unbekannten Frau, vielleicht ihrer Schwester bereden, und wenn sich Gemeinsamkeiten finden würden, die es wahrscheinlich machten, das sie Schwestern wären, würde es vielleicht zu einem Treffen kommen. Er würde ihr bald Bescheid geben. Sie machten sie als Treffpunkt eine Höhe nahe Brandenstein aus, in der erscheinen soll, sobald er näheres wisse. Den Tränen nahe, versuchte sie ihren Gemütszustand zu verbergen. Nur schweren Herzens, nahm sie diesen Kompromiss an, der für sie alles andere als gewünscht war.
Diese Nacht war sicherlich einer der schwersten die sie hatte. Fühlte sie sich zwar schon immer alleine auf dieser Welt, gab es zum ersten Mal Hoffnung, dass sie wenigstens einen Teil ihrer Familie vielleicht wieder sieht. Sie konnte es kaum abwarten, das der Mann zurück kehrt, in der Hoffnung der frohe Kunde brachte. Sie hoffte und betete die nächsten Tage viel, dass ihre Wünsche und Hoffnungen sich erfühlten. Sie bat den Göttern, dass sie ihr diesen sehnlichsten Wunsch erfüllen würden. Doch sie hatte auch Angst, was wäre wenn an dieser Geschichte nichts dran wäre? Dann würde sie wieder dort beginnen, wo sie vorher war, jedoch mit einem weiteren Loch im Herzen, weil man ihr Hoffnungen machte, die sich nicht erfüllten.
So stapfte sie täglich an der besagten Höhle vorbei in der Hoffnung eine Nachricht zu finden, dass der Unbekannte, sie über das Gespräch mit der Frau informiert.
Die Tage zogen ins Land, doch es geschah nichts. Sie wird auch die nächsten Tage, an der Höhle vorbei schauen, denn der Wunsch das es wahr sein könnte, ist einfach noch zu groß.
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