..Raserei.
Sie war wütend. So.. wütend. Hätte man in diesem Moment ein Bild von ihr gemalt, hätte man sie sicherlich als feuerspeienden Vulkan dargestellt, dessen Lava Gift und Galle war. Es war, als hätte er ihr einfach kackendreist den Boden unter den Füßen gezogen und stünde nun mit eben dem Boden da und lache hämisch zu ihr herunter. Wie sie da so lag. Im Dreck. In der eigenen Suppe.
Das linke Auge zuckte. Lange konnte sie nichtmehr an sich halten. Die Worte, lange, viel zu lange Rede und kurzer Sinn, waren wie.. Ja. Wie eigentlich? Ein Stich ins Herz? Ein Schlag in die Magengrube? Gedanken kreisten und ihre Gesichtsfarbe wechselte rasch von bleich zu Rot und von Rot in etwas Ungesundes. Die Magensäure kroch ihr schon die Kehle rauf. Es schmeckte säuerlich. Nichtmehr lange und..
Tiefes Durchatmen. Schlucken. Um Fassung ringend.
Nein, die Worte waren viel, viel schlimmer. Fast mit das Schlimmste, was man ihr hätte sagen können. Vor ihrem geistigen Auge war sein Gesicht schon längst bis in die Unkenntlichkeit zerschlagen.
Sie ebenfalls. Und überall und alles voller Blut. Sie selbst voll Blut, der Boden voll Blut, der Thresen voll Blut,
er voll Blut,
die Hure voll Blut und sogar die Decke voll Blut. Und dann stand sie mittendrin und lachte. Lachte vor Absurdität, aber auch vor Befriedigung. Eine Erleichterung wäre es gewesen, all diesen Dreck mit wenigen Hieben aus ihrem Leben zu schaffen, welches gerade so geschmiert von der Hand ging, dass sie sich sogar immer weiter und mehr aus dem Fenster lehnte.
Dann stand sie auf. Sie konnte nichtmehr an sich halten. Worte fand sie keine. Sie gestikulierte wild, tonlos. Sie schäumte vor Wut und noch mehr darüber, dass es sie so tief traf. Warum, warum, warum, warum, warum zum Henker?!
Plötzlich fand sie ihre Faust in seinem Gesicht wieder, wie sie dort einen harten Treffer meisterte und dieser einen dunkelroten Abdruck auf seiner ekelhaften Wange hinterlies. Ja, ekelhaft. Gerade widerte er sie einfach nur an. Oder war es eher der Ekel vor sich selbst?
Die Ortschaft wurde gewechselt. Zum Schutz der Nachbarschaft. Zum Schutz der anderen Mitbewohner des Hauses, die gerade selig schliefen. Und zum Schutz der restlichen Einrichtung - der tonerne Becher der zerschollen am Boden lag war schon ihr erstes Opfer gewesen. Es wurde gebrüllt, gezetert, geweint, umarmt und so viele falsche Worte gesprochen die sich nur noch mehr in ihr Inneres fraßen und den wilden Dämon in ihr noch heftiger in Rage brachte.
Dann.. "Ich bleibe."
Lachhaft. Wirklich lachhaft. Sie stand kurz davor eben in schallendes Gelächter auszubrechen und hätte sie begonnen, wäre es vermutlich jetzt noch nicht verebbt. Jetzt, wo sie in der Stille und im Nieselregen in Seeberg stand. Mit den Füßen im Matsch. Tropfen perlten von ihrem Kapuzenrand herab, mischten sich mit der Pfütze in der sie stand und sogen sich in ihrer Kleidung voll. Das feuchte Leder der Zügel ihres Pferdes wurde immer wieder fest umgriffen bis es knatschte. Sie starrte sie an. Diese eine Tür, hinter der die Niederhöllen höchstselbst lagen.
Contenance, Sevilla, Contenance..
"Spiele nie mit den Gefühlen anderer …
vielleicht kennen diese die Spielregeln besser als du.."