Unruhe … von ihm ausgehend, spürbar für den Baum, die Wiese, mag der Klang des Windspiels wie ein Lachen für ihn klingen. „Ich suche Merelina Sirades, die Gefährtin meines Bruders, Anaih Ellent“, ein tiefer Seufzer, wie aus dem nichts kommend, scheint die ganze Welt kurz auszudehnen und wieder zusammen zu ziehen. „Anaih … dieser Name ist mir bekannt.“, hell und silbern, die Stimme ohne Gestalt. „Merelina Sirades nein Laz Radin. Sie waren eins über eine kleine Ewigkeit, bring mich zu ihr!“, welch Kontrast zu der nichts fordernden hellen, silberne Stimme, stellt doch die seine da, deren Klang mit jedem Wort fordernder wird, die Befehls gewohnte, Respekt erwartende Stimme eines Hochgeweihten. Etwas verändert sich, nicht erklärbar mit dem Geiste, doch spürbar für die Seele. Und als er einen Wimpernschlag später vor sich sieht, steht da ein Wesen. So seltsam verbunden wirkt es mit allen um sich herum das es sich anfühlt als wäre es die ganze Zeit „hier“ gewesen, hätte nur eine Form angenommen, als Reaktion auf seine Forderung hin. Als hätte es gefühlt das er etwas benötigt, dem er ins Angesicht blicken kann. Und während sein Blick auf den so menschlichen Augen des Wesen ruht, welches klein und zart, mit behaarten Füßen wie ein Hobbit, einem wallenden Zwergenbart und elfischen Ohren, in herbstfarbenen formlosen Gewändern vor ihm steht, wandelt sich auch seine Gestalt. Fell wird zu Haut und Haar, ein bloßer, Narbengezeichneter Oberkörper wird sichtbar unter dem gleißenden Licht das die Verwandlung einläutete. Muskulöse Beine gekleidet in dunkle Beinschoner, sieht er zu ihr hinab, ihr direkt in die Augen, während er sich wie im Gedanken über die Rot, schwarz gehaltenen Tätowierung des Wolfes am Oberarm fährt. „Bring mich zu ihr“, wiederholt er seine Worte, streng, fordernd, während die Augen noch immer den wölfischen Glanz aufweisen, bedrohlich wirkend. Doch scheint es als spüre sie weder Furcht, noch Bedrängung durch ihn, als würden Emotionen von anderen keinerlei Einfluss auf sie haben. Nur eine Bewegung ist hinter ihr zu bemerken und aus dem sich hinter ihr aufbauenden Schatten tritt ein grauer Wolf heraus. „Einst kam der, den du Anaih nennst, in seiner Begleitung zu mir“, noch während sie spricht, wendet sich das silbrig glänzende Tier ab und wandert hin zu der Wiese. Und wieder erstrahlt der Mann in gleißendem Licht, wandelt sich zum schwarzen Wolf, ansetzend dem Grauen zu folgen. Jedoch löst jener sich langsam auf, während seiner Wanderung tiefer in die Wiese hinein. Wütend, mag das aufheulen des schwarzen Wolfes klingen und mit anklagend wirkenden Blick sieht er zu ihr hin. „Er folgt seinen eigenen Pfaden, was sind die deinen Unsterblicher?“, ruhig die Worte und die Frage klingt sachlich, als hätte sie vergessen wie man eine solche Betont. „Zu ihr und wieder zurück. Um meinen Aufgaben und Pflichten nachzukommen“, hart und unnachgiebig die Worte, während er wieder menschliche Form annimmt und zu ihr hintritt. „Zurück? Wohin? Dies ist der Anfang, du bist wo du warst vor tausend Toden und tausend Leben … am Anfang.“, eine Wurzel erhebt sich aus der Erde, reckt sich zu ihr hin, während die vielen kleinen Wurzeln daran sich zu einer Sitzfläche verwebend, auf der sie dann Platz nimmt. Ein Stück emporgehoben, blickt sie ihn nun direkt in die Augen. „Das Ziel ist ohne Bedeutung, nur der Grund, mein Schwur, mein Herr!, ab gedämpft spricht er, tierische Züge dabei offenbarend, die Worte klingend wie ein bedrohliches Knurren. „Ohne das Ziel zu kennen, findest du den Weg nicht“, ruhig die Worte, wie alles von ihr ohne jede Betonung, trotz der Provokation die darin liegen mag. „Ich brauche kein Ziel, wenn der Herr mir den Weg weist. Und wenn es ein weiterer von tausend Toden ist. Nehme ich es in Kauf, in dem Wissen, dass es sein Wille war. Und mein Schicksal. Bringt mich zu ihr!“, das ihn zuvor wandelnde Licht das ihn den Weg hierher wies, beginnt zu flackern wie erfüllt von Unruhe, während der immer drängender klingenden Worte. „Das ...kann ich nicht.“, während sie spricht verwächst sie mehr und mehr zu dem Baum und einmal mehr mag spürbar sein, das alles hier ein ganzes ist und sie ein teil davon, damit verwurzelt. „Mein Platz ist hier, die Unsterblichen zu empfangen und ihnen die Wege aufzuzeigen.“ „Dann sag was du noch zu sagen hast und ich werde meinen Weg fortsetzen, auf der Suche nach ihr.“, scheinbar schon lange am Ende mit seiner Geduld, sieht er nur wieder mürrisch zu ihr hin. „Den Weg zu ihr findest du nur wenn du deinen eigenen Weg beschreitest, von dort aus ...“, der Satz wird nicht beendet, stattdessen blickt sie hin zu dem Baum. Ein einzelnes Blatt fällt, ja schwebt von jenem hinab in ihre Hand. Und als sie mit einem sanften lächeln auf jenes Blickt lösen sich neun Tränen aus ihren Augen, gleiten in anmutiger Eleganz hinab zu dem Blatt, dessen Adern durch die Berührung wie zu erstrahlen, ja pulsieren scheinen, und tropfen, von jenem eingefärbt in Messing, hinab zu der Erde, verdrängen das Gras und legen sich im Halbkreis um den Baum herum über die Erde. Kein Laut ertönt als sich an der Stelle der Tropfen, neun, Säulen aus der Erde erheben, aus grauen Marmor. Und während der Schatten der neun Säulen sich um seine Gestalt hin bündelt, fühlt man plötzlich das Beben, das man hätte spüren müssen als sie sich erhoben und hört das Grollen der aufbrechenden Erde. Tautropfen ... rinnen von der Spitze der Säulen hinab und ätzen Symbole in eine jede von ihnen … „Wähle deinen Weg.“
_________________ Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche)
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