Sie fühlte sich auf eine merkwürdige Weise lebendig.
Denn sie fühlte sich selber. Sie nahm sich wahr. Sie spürte den zarten Wind, die warmen Strahlen auf den nackten Stellen ihres Leibes, die Luft schien sogar anders zu schmecken hier im Hoheitsgebiet der Waldelfen, die sie in Begleitung Adowens als Gast passieren ließen.
Es war die beste Entscheidung gewesen, mit dem Elfen die Mauern der drückenden Stadt zu verlassen, die Feierlichkeit hinter sich zu lassen, die in ihrem Herzen kaum Anklang fand.
Das Lichthoch fühlte sich für sie an wie ein jeder Tag, nur dass die dunklen Zyklen ausblieben.
Aber hier... hier lastete nicht der Druck auf ihr eineGötternähe beweisen zu müssen. Sie musste nichts erbringen sondern empfing etwas, von dem sie nicht glaubte, dass sie jemals wieder empfinden könnte.
Ruhe.
An der Hand führte Adowen sie weiter durch das Unterholz, über Wurzeln hinweg und unter tiefen Ästen entlang. Ihr war nicht nach Reden. Mit jedem Schritt viel ein Mauerstein der innerlichen Verwirrung, wurde ein Wort der Antwort auf ihre ewigen Fragen hinzugeführt.
Was wollte sie eigentlich?Am südwestlichen Strand angelangt tauchten ihre Zehen erst in den warmen Sand, dann wurden die Fußknöchel von kaltem Salzwasser umspielt.
Was fehlte ihr so sehr?Unter teilweise wachsamen Augen des wartenden Elfen stieg sie tiefer in das Meereswasser... zu den Knien... bis zur Hüfte... immer weiter auf die Felsen zu, welche die Wellen brachen, die friedlich geh Eiland strömten.
Was war geschehen?Scharfkantig war das dunkle Gestein, leicht rutschig unter den Fußsohlen, als sich die schlanke Frau aus dem Wasser zieht, und über diese steinerne Grenze auf den offenen Horizont blickt. Die Welt dahinter... die Welt danach. Es wäre nur ein einfacher Sprung herab, dann hätte sie es überstanden. Diese Insel. Das Leben. Sich selber.
Warum hatte sie dies getan...?Sie steigt wieder herab ins abgeflachte Wasser. Der Blick nach unten geht den Schritten voraus... die leichten Wellen glitzern im Scheine Felas... und unter jenem Glänzen des Lichtes sah sie das bleiche Gesicht... doch es machte ihr keine Angst, nicht einen Moment erschrak sie. Als wäre es nur beiläufig gleitet ihre Hand neben der Hüfte herab in das Salzwasser... vielleicht bildete sie es sich ein... das Gesicht nur eine Spieglung ihres eigenen und der schlagartige Wechsel von kalt zu warm an ihren Finger nur eine Bewegung des Wassers.
„Wir sind für ewig verbunden.“
Sie wollte in die Umarmung des schwarzen Flügelpaares zurück.Aber vielleicht war es etwas ganz anderes... jemand... ganz anderes...