Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 18.04.24, 19:12

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 23 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: [Mitmachthread] Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 21.07.11, 12:32 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Bild



... war der neue Lehensherr eingetroffen. Es kam völlig unerwartet, keiner hatte von einem großen Schiff gesprochen, das Ersont entsenden würde und das vor dem Hafen Falkensees wartete. Zu massig war es um sich überhaupt weiter dem Hafen annähren zu können.
Awa hatte fest damit gerechnet, dass es mindestens noch zwei Monde gebraucht hätte, so hatte sie die gesamte Situation falsch eingeschätzt. Beinahe einen viertel Götterlauf vor ihrer Erwartung sah sie sich im Burghof einem neuen Lehensherrn gegenübergestellt.

Gemischte Gefühle waren es beim ersten Weg zu Graf Vandergrift.
Er störte ihre Sitzung im Ratsaal, das war Fakt. Aber sollte ein Graf nicht immer alles stören dürfen? Drang er hier nicht gerade in das Revier ein, von dem sie akzeptiert hatte, oberste Hand walten lassen zu können? Es war irrsinnig, denn letztendlich hatte sie stets gefordert, man sollte aus Ersont wieder vertretbaren Adel entsenden. Sie hatte sich Sicherheiten für ihr Lehen gewünscht, weniger Arbeit für sich selbst. Nun aber kamen mit einem Schlag und jedem Schritt hinaus immer mehr Fragen auf. Bleiben die Verhältnisse wie sie sind? Dürfen sie weiter walten, wie sie es sich angewöhnten, welche Kompetenzen würden nun wegfallen? Was für ein Charakter begegnet ihr da? Wieder eine alte, kranke Person wie die Gräfin? Ein dicker, gemeiner Tyrann, der glaubt fernab des Festlandes ein wenig herumexperimentieren zu können oder doch ein junger Bursche, von dem niemand wusste wohin sonst mit ihm?

Nichts davon.
Ein stattlicher Mann mittleren, doch aber noch eher ansehnlich jungen Alters, mit geradem und selbstbewusstem Schritt, der ohne großes Klagen das für seine Verhältnisse eher als klein zu bezeichnende Schloss einnahm und die Lehenskanzlerin alsbald auch wieder der Ratsversammlung überließ, um nach langer Fahrt zu ruhen.



[Geschichten für Charaktere des Schlosses und der Politik, ob nun vom Adel, Rat oder Gesinde]


Zuletzt geändert von Awa: 13.02.14, 18:26, insgesamt 3-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 21.07.11, 14:16 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 11.09.07, 21:37
Beiträge: 1536
Wohnort: Bayreuth
„Und wieder rutsche ich zwischen die Machspielchen des Adels und der Obrigkeit……hätte ich mir aber denken können als ich die Stelle annahm. Hoffen wir nur, dass es sich diesmal als weniger Fatal herausstellt wie beim letzten Mal…“ Dachte sich Balean als er der Stadträtin in einem Schritt Entfernung folgte und schließlich mit ihr vor einer Delegation aus Soldaten, sowie einem Mann, der wohl der neue Graf zu sein schien, stehen blieb.
„Hehe, wenn ich mir die Aufstellung der Soldaten so ansehen, könnte man denken sie seinen gerade aus Bauern rekrutiert worden.“ Sein blick wandert zu dem Mann der in der mitte der „Formation“ steht. „Und das ist er also das neue Oberhaupt des Lehens. Interessant….ich hoffe nur er ist im politischen Dingen mehr bewandert als im aussuchen seiner Gardesoldaten. Nur gut, dass ich mir im Moment erst einmal ein Bild machen kann und nicht gleich still stehen muss.“
Ehe er dem Zweiergespann aus Graf und Rätin in einiger Entfernung still in das Schloss folgt……

_________________
Celian Steinbach
Gefreiter des II. Lehnsbanner zu Siebenwind

Kassandra Tiefenstein
Schmiedegeselle

Vanth Durenald
Freier


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 26.07.11, 12:04 
Bürger
Bürger
Benutzeravatar

Registriert: 27.07.10, 22:12
Beiträge: 306
Wohnort: Oberösterreich
Mit einem schmunzeln nahm der alte Elf die Ankunft des Grafen zur Kenntnis... ein "Provinzschloss also". Es vermochte interessant zu werden. Wir werden sehen ob dieser junge Mensch im Stande ist über dieses Lehen zu regiere, dachte er während der Sitzung vor sich hin.

Ich werde ihn wohl aufsuchen...

_________________
"Guter Rat, ist die Wurzel allen übels."
(Quelle: sprichwortrekombinator.de)


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 26.07.11, 13:34 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Bild



„Zudem wünsche ich nicht ständig von den Räten aufgesucht zu werden. Die Angelegenheiten sollen alle an Euch weitergereicht werden.“

Seine Worte waren allesamt klar und knapp formuliert. Womöglich spürte er vielleicht, dass die junge Bürgerliche durchaus etwas unsicher war. Awa kam sich eine Weile auch vor wie ein Bauerntrampel, als sie oben in den Räumlichkeiten des Grafen verweilte und sie die letzten wichtigen Punkte zu klären beabsichtigten.

Der Graf bezeichnete sie als seine rechte Hand, als seinen direkten Vertreter und erwähnte nicht zu wenig, dass er ihr da auch vollkommen vertraute. Letztendlich würde also die Regierung bei ihr verbleiben.
Man hätte beinahe die Steine fallen hören können, wie sie ihr da vom Herzen fielen. Und diese Last weniger veranlasste sie direkt das alte Selbstbewusstsein neu zu schöpfen. Ein ermutigendes Lächeln begegnete ihr in dem Gesicht des Mannes, der sich so wunderbar auf die Kunst verstand. Wenn sie gerade die Gelegenheit hatte, den Blick schweifen zu lassen, so bewunderte sie die Gemälde an der Wand. Wenn sie daran dachte, damals selbst in der Malkunst unterrichtet worden zu sein... und das alles für ihre hochqualifizierte Schneiderausbildung. Für ihre Arbeit als Lehenskanzlerin nutzte ihr das wenig und auch die Bilder des Grafen würden dem Lehen wenig nutzen.

„Ich werde viel zur Jagd unterwegs sein oder mich darum kümmern, berühmten Künstlern nach zu eifern. Die alltäglichen Geschäfte verbleiben bei Euch. Behelligt mich nur mit den wichtigsten Dingen.“

"Natürlich, Eure Durchlaucht, natürlich."


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.07.11, 16:19 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 18.11.10, 10:57
Beiträge: 42
"Ein wenig mehr Gefühl bitte, meine Herren! Himmel, noch ein wenig gröber und ihr reißt die ganze Wand mit aus der Verankerung, passt doch ein wenig auf, BITTE!"

Mit den Händen in die Hüfte gestemmt stand der weißhaarige Mann mittleren Alters neben einer Gruppe von Gardisten, die sich gerade abmühte, eine verbarrikadierte Türe wieder frei zu machen. Die Männer, allesamt gestandene Kämpfer, verstanden allerdings nicht all zu viel von dem geforderten 'Gefühl' und zertrümmerten Stück um Stück die Barrikade, hier und da hässliche Striemen in der steinernen Wand hinterlassend, wenn ihre Äxte an den hölzernen Dielen abglitten.

Als er schließlich das Geräusch hörte von splitterndem Holz der dahinterliegenden Türe, platzte ihm der Kragen.

"Das kann doch nicht euer ERNST sein! Ihr solltet den Durchgang frei räumen nicht die Türe gleich mit unbrauchbar machen! Verdammt noch mal, ich brauche wirklich mehr Handwerker hier, anstatt Soldaten die sich nur auf das Zerstören von teurem Mobiliar verstehen und dessen Schutz, solange sie die Sachen nur nicht ANFASSEN müssen! Lasst gut sein, ich mache den Rest alleine. Danke!"

Der Dank sprühte nur so vor Gift und Galle, während ein erbostes Funkeln auf den sonst so gut gelaunten Zügen zu erkennen war. Er hatte auch so schon genügend zu tun. Hatte er wirklich! Ein so großes Schloss, mit so wenigen Menschen die darin für Ordnung sorgten, aber so vielen, die immer mal wieder kamen, etwas nahmen und kaum eine Nachricht hinterlassen, dass sie es genommen hatten. Getränkefässer, in großen Mengen vorhanden als er die Stelle als Verwalter des Schlosses übernommen hatte. Und erst kürzlich durfte er sich Vorhaltungen machen lassen von der Kanzlerin, dass sie Gästen nichts mehr vorzusetzen hatte - Wie viel hatte die Garde bitte getrunken in den paar Wochen?! Es war nicht zu glauben. Wirklich nicht zu glauben..

"Wie ihr wünscht, Majordomus. Lasst uns wissen, wenn'er noch was brauchen solltet."
"Sicherlich, sicherlich. Seine Durchlaucht wird zufrieden sein, dass man seinen Wünschen so zeitnah nachgekommen ist, davon bin ich überzeugt, bin ich wohl.."

Die Antwort war vielmehr dazu gedacht, ihn selbst zu trösten, als dass die Soldaten sich irgendetwas davon hätten kaufen können. Aber es war ohne Bedeutung. Der neue Graf, der im Schloss Einzug gehalten hatte und für weitere Arbeit sorgte. Wände sollten eingerissen werden, ganze Räume sollten zu Badeanstalten umgebaut werden - Hatte dieser Mann überhaupt eine Ahnung, was das für eine Arbeit war?! Bewässerungssysteme in einem bestehenden Schloss zu installieren, das Mobiliar von früheren Bewohnern beiseite zu räumen, zu katalogisieren.. Geschweige denn, anschließend die Einkäufe zu erledigen, um das Bad neu auszustatten. Feinwerker und Gärtner, Schmiede und Schneider mussten erstmal gefunden werden, die bestenfalls auch noch willig waren, mal ein wenig etwas zu Arbeiten, bevor sie sich dem Vergnügen widmeten. Fleiß war hier auf der Insel weniger eine Tugend, als er es erwartet hätte nach all den glorreichen Geschichten über strahlende Helden auf weißen Rössern. Helden gab es genug. Aber fleißig waren wohl die wenigsten von ihnen, wenn sie nicht gerade Röcken hinterher jagten oder Dämonen darnieder rangen.

Er zog eine grobe Skizze hervor. Von dem Pergament war lediglich das obere Viertel genutzt, der Rest war leer und wartete darauf, verwendet zu werden. Grobe Kohlestiftstriche kündeten von einem ersten Versuch, das Schloss mit seinen Räumlichkeiten zu erfassen. Er hatte noch so viel Arbeit vor sich, geschweige denn dass er auch nur Angefangen hätte, nach Geheimgängen und ähnlichen, nicht auf den ersten Blick zu erfassenden Bereichen im Schloss zu suchen. Er zeichnete eine Türe ein an der Stelle, die zuvor lediglich als Wand auf dem Plan verzeichnet war.

"Und was mache ich nun mit der halb zertrümmerten Türe? Erm, ich werde wohl gleich noch eine Neue auf die Liste setzen lassen, nicht damit seine Durchlaucht etwas zu Bemängeln hat, wenn er ein Bad nimmt und jemand sein hochwohlgeborenenes bestes Stück zu sehen bekommt, was?"

So ein Laufbursche für dererlei Aufgaben wäre auch nicht all zu verkehrt, aber bevor er die Kanzlerin so weit hatte, ihm einen solchen zu stellen, würden wohl noch einige Monde vergehen. Und außerdem: Es gab wichtigeres, nach allem. Und nur das wenigste davon hatte so wirklich mit dem Schloss zu tun. Aber zur Abwechlung war ihm diese Art der 'Arbeit' gar nicht so unwillkommen. Nur musste das niemand wissen, nicht wahr?

_________________
.: Joshua Falkenstein :: Hüter des Rechts zu Ersont & verkappter Gelehrter :.


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 29.07.11, 15:38 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Bild



Knarzend ächzte der Stuhl als Henrik Oleson sich müde in jenen zurückfallen ließ. Endlich hörte auch der Radau auf dem Markt auf. Der rote Markttag musste wohl gut gelaufen sein.
Er rieb sich die Hände, ließ die Handgelenke knacken und erfreute sich für den Rest der Nacht die Rüstung los zu sein. Antonius und Kargosch konnten ihren Wachposten ebenso nun zum zweiten Hellzyklus einem Kameraden überlassen. Aber niemand legte sich direkt nach er Wacht schlafen, wenn nicht wenigstens ein Krug verdientes Bier gekippt worden war.

Hendrik massierte sich die Nasenwurzel und schüttelte nur den Kopf.
"Also, ne.. Sacht' mal, sowas hab ich hier im Schlosshof aber noch nicht erlebt."

Einen Moment herrschte Stille, Kargosch aber hörte man trinken und zufrieden schmatzen.
"Wenn der Elf mal nicht dran schuld war, harr!"

"Du meinst diesen Intoma?", erkundigte sich der dritte im Bunde, Antonius.

"Den hat mein Bart bis zum Wachturm brüllen hören. Wenn hat er denn da so angeschrien? Der wirkte auch nicht mehr so klar im Kopf - die Augen ein bisschen glasig? Spitzohr'n vertragen nichts!"

Die Worte ließ man eine Weile in der Wachstube ruhen. Henrik knirschte etwas mit den Zähnen, als wäre ihm das ganze an sich etwas zu unangenehm oder einfach zu verwirrend. Es passte überhaupt nicht in das Bild, das er von der Aldorn und dem Intoma hatte gewinnen können bisher.

"Na komm, hör zu, Kargosch. Hast doch gesehen, dass dieser Grauhaarige die Kanzlerin ins Schloss getragen hat. Ich will ja nichts sagen, aber so richtig betrunken wirkte sie nicht. Aber richtig weggetreten, das sag ich dir.
Hier, der Intoma ging dann mit ihr in die Küche. Meine Güte, die kann kreischen. Ich glaub, der hat ihr einen Eimer Wasser auf'n Kopf gekippt!"


Ein leises Lachen ging durch die Runde des Dreiergespanns.

"Ja, stimmt, Hendrik", meinte Antonius nach einem kräftigen Schluck Bier. "Dann ist sie den beiden ja auch noch abgehauen. Ich sag euch eins... besser halten wir den Mund. Gibt nur Ärger. Aber muss ja ein heiterer Abend auf'n Markt gewesen sein..."


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 5.08.11, 22:19 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Bild



„Ich gebe Euch dann schon einmal die Schlüssel zu ihrem Zimmer. Zwar bin ich schon einmal durch die Räumlichkeiten, aber ich wollte nichts anfassen oder fortschaffen, bevor Ihr nicht dort gewesen seid. Ich weiß ja, dass Ihr eine enge Bindung zu ihr hattet.“

Das stimmte so nicht. Aber Awa gab sich auch nicht die Mühe es dem Majordomus von Schloss Finianswacht zu erklären und die Tatsachen richtig zu stellen.
Solice Aurora und Awa Aldorn hatten kein enges Verhältnis gehabt. Niemals fanden private Gespräche statt oder mehr als der höfliche Austausch von Konversationen. Solice war immer eine weit entfernte Dame gewesen, die Awa stets bewundert hatte.

Was sie aber gemeinsam hatten, das war Eliath. Für Awa war Eliath ein Teil ihrer Familie gewesen, ein mehr als nur guter Freund. Er war der erste Mensch, der sich auf der Insel ihrer Person angenommen hatte, sie in die Bernsteinschenke einlud und ihr dort Archie vorstellte, der noch lange Jahre eine besondere Rolle für sie spielen sollte.
Für Solice Aurora war Eliath der Mann, der es geschafft hatte diese doch so sture, prüde Dame zu einer leidenschaftlichen, liebenden Frau zu wandeln. Verlobt waren sie gewesen, die erste Lehenskanzlerin und der Barde. Auch wenn es nicht glücklich ausging.

Awa hatte die Freifrau zuletzt an jenem Tage nach der Befreiung der Stadt im Ersonter Kessel gesehen, als sie der Schneiderin die Führung des Lehens Ersont übergab, ohne dass Awa darauf vorbereitet gewesen wäre. Seit dem war sie fort gewesen.
Dass man nun ihre verborgenen Räumlichkeiten im Schloss freigelegt hatte rollte die Vergangenheit mit einem male wieder auf und machte sie real und greifbar.

-----------------


Awa hatte keinerlei Scheu durch die beiden Räume zu wandern und alle Schränke zu öffnen. Sie wusste wonach sie suchte und was sie davor retten wollte bei der Räumung verloren zu gehen, vielleicht einzig nach den Kriterien, nach denen sie selbst so unglaublich viele Erinnerungsstücke aufbewahrt hatte.

Zunächst ging sie an die Kommode, wo Frau ihren Schmuck aufbewahrte. Wenige Stücke fanden sich hier, doch wie oft waren sie nicht Geschenke gewesen? Geschenke haben aufbewahrt zu werden. Die Ketten wurden in Tücher eingeschlagen in einen Korb gelegt.

Die beiden Kleiderschränke waren verhältnismäßig sehr gut gefüllt. Es war erstaunlich und rang Awa doch ein leises klägliches Lachen ab. Sie erkannte sogleich, dass sie die meisten Stücke davon selbst gefertigt hatte. Und es war immer bitter nötig gewesen, Solice zu beraten oder sie am besten erst gar nicht zu fragen. Sie hatte einen schlechten Geschmack, konnte auch nicht immer gut mit Farben und der Kombination verschieden farbener Kleidungsstücke umgehen.
Das Gefühl im Magen wurde langsam flau, als die Erinnerungen aufkeimten.

Aus dem Nachtschrank, sie ahnte schon diese Dinge genau dort aufzufinden, zog sie einen Stapel an Briefen. Allein als sie das Schriftbild erkannte, wurden ihr die Knie so weich, dass sie sich auf die Bettkante setzen musste.
Es war Eliaths Handschrift und seine Art Briefe zu schreiben. Ein wenig keck, ein bisschen schnulzig und immer etwas anzüglich und direkt. Manche Zeilen brachten sie leise zum Lachen, doch nach einer Weile wurden mit den Fingern auch einzelne Tränen unter den Augen fortgewischt.

Der Antwortbrief von Solice war von viel leidenschaftlicher, liebender Art gewesen, beinahe sogar sanftmütig und sehnsüchtig. Eine Intimität, die man ihr niemals zugetraut hätte und die selbst Awa sich niemals gegenüber Araldo zugetraut hatte. Kurz dachte sie darüber nach, ob sie den Brief nicht Custodias zeigen sollte..? Doch rasch schüttelte sie nur den Kopf und steckte die Briefe in eine Kladde.

Die Schreibstube war von etwas mehr beruflicher Natur. Aber auch hier fand sich so einiges, was zufällig einen Blick in die Vergangenheit der Freifrau ermöglichte.
Ein Brief der Patrizierin, eine Einladung zum fünften Hochzeitstag der beiden Sandelholzes, die Hochzeitseinladung von Felis und Emanuel.

Und dann fragte sie sich, ob das alles war, was nach ungefähr einem halben Dutzend Jahre auf Siebenwind übrig blieb.
Mit diesem Zimmer würde auch Solice das Schloss wohl nun gänzlich verlassen haben.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 13.08.11, 16:07 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 18.11.10, 10:57
Beiträge: 42
In Falkensee mögen in den Mittagsstunden mit einem Male unzählige kleine Schleimkreaturen durch die Straßen glibbern. Ob durch niederträchtige Hand dort verteilt oder aus der Kanalisation empor gestiegen, war schwer zu sagen. Und dennoch waren die Kreaturen mit einem Male da! Die braunen und grauen kleinen Schleimer wirken unscheinbar, erwiesen sich aber als unangenehme Zeitgenossen so man nicht in der Lage war, sie sich vom Leib zu halten. Die klebrige Konsistenz mochte ein brennen auf der Haut verursachen, ähnlich dem Gefühl als wäre man zu lange mit Lauge in Berührung gewesen. Mehrere Dutzend dieser kleinen Kreaturen waren auf den Straßen und öffentlichen Plätzen zu finden, bis ..

.. Ja, bis eine Flutwelle diese davon reißt. Eine kleine Variante davon, zumindest. Nicht all zu lange nach dem Auftauchen der Kreaturen mag ein Reiter in den Straßen gesichtet werden. Gehüllt in weite, weiße Roben. Rechts und links von ihm türmt sich Wasser auf, dass wie von magischer Hand zusammengehalten wird und seine Form wahrt. Wabernd. Wann immer eine der glibbernden Kreaturen in die Nähe des Wassers kommt, verwandelt sich dieses in reißendes Gewässer, spült es hinfort und zerschmettert es an einer der nächsten Hauswände. So mag nach nicht einmal einem halben Zyklus der Großteil der glibbernden Kreaturen aus der Stadt getilgt sein.

«Wenn eine dieser Kreaturen sich in mein Schloss verirrt hat werde ich sauer, das steht fest.»

Mag einer der Gardisten des Ersonter Bundes noch die abgedämpften Worte vernehmen, bevor der Reiter über die Brücke zu Schloss Finianswacht reitet und dort nach dem Rechten schaut. Kurze Zeit später kehrt er zurück und das Wasserelementar hält inne an den Torgittern des Schlosses. Dort wächst es an zu einer Säule aus Wasser mit zwei Fortsätzen, die wirken wie muskulöse, doch halbtransparente Arme. Verschränkte Arme. Arme die "Du kommst hier nicht rein!" sagen. Türsteher-Arme. Wie von innen heraus wirbelt der wässrige Kern des Elementars umher, ohne dass dieses sich von der Stelle rühren würde. Und immer wieder mag man den Eindruck haben, dass aus dem kopfartigen Oberteil des Elementars zwei leere Augen wachsam umher schauen. Beschützend in stoisch-seelenloser Selbstlosigkeit.

Bild


«Du wirst hier wachen, mein wässriger Freund. Und wenn eine dieser Kreaturen sich hier blicken lässt, wäschst Du sie vom Antlitz dieser Insel, in Ordnung? Ich habe noch ein wenig im Schloss zu arbeiten. Und werde dann später wieder kommen.»

Die beiden Gardisten links und rechts mögen dem Reiter mit großen Augen nachschauen, während dieser zu der Kreatur spricht, die wohl jeden Nortraven noch um ein gutes Stück überragen würde. Ein mildes, furchtloses Lächeln mag auf den Zügen des weißhaarigen Mannes zu erkennen sein, die sonst so zerstreut und gut gelaunt wirken.Kurz vor dem Verlassen des Torhauses meint dieser dann arglos in Richtung der Wachen..

«Ich habe einem Bekannten von den Schleimern erzählt und dass ihr eure Posten nicht verlassen dürft, weswegen er mir dieses .. Elementar hier temporär zu Diensten berief, wisst ihr? Wenn man schon selbst nicht die Fähigkeiten hat, macht es doch zumindest Sinn .. die richtigen Leute zu kennen, was? Und was soll ich sagen, die Tempelwache konnte ich leider nicht finden, auch wenn dort die meisten dieser lästigen Viecher zu finden waren. Interessant, ha! Aber ich denke, man wird nichts dagegen gehabt haben, dass ich auch am Tempel noch etwas für Ordnung gesorgt habe, wo die Tempelwache sicher gerade .. Nun, anderes zu tun hatte. Ah, und .. Behaltet es für euch, wessen 'Diener' dies hier ist. Ich möchte mich nur ungern in die Aufgaben der Garde einmischen und die 'Gefälligkeiten' meines Bekannten kennen auch ihre Grenzen, wie ihr sicher verstehen werdet. Versteht ihr doch, die Herren? Die Dame? Gut. Sehr gut. Einen angenehmen Zyklus noch. Ah. Und Ehre dem Bund, natürlich!»

Mit einem dezenten Lächeln lässt der Reiter die beiden verdatterten Gardisten stehen, welche kurz darauf zu tuscheln anfangen. Dann verschwindet er in der einbrechenden Dämmerung. Und wird von den Schatten verschluckt..

_________________
.: Joshua Falkenstein :: Hüter des Rechts zu Ersont & verkappter Gelehrter :.


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 24.08.11, 11:10 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 18.11.10, 10:57
Beiträge: 42
Bild


Sachte flackerte die Kerze vor ihm und kämpfte tapfer gegen die Dunkelheit an. Über einen Stapel von Papieren gebeugt saß der weißhaarige Verwalter in seinem Turm und schaute mit abwesendem Blick auf einen Grundriss des Schlosses, der immer weiter Form annahm. In der linken Hand schwenkte er ein Glas mit tiefrotem Wein, der seine Gedanken beflügelte und seinen Körper von den Anstrengungen des Tages langsam schwer werden ließ.

'Es wird schon wieder werden. Ich werde mich von ein wenig Fieber schon nicht unterkriegen lassen.'

Leise hallten die Worte in seinem Hinterkopf wider und machten jedwedes Denken förmlich unmöglich. Awa. Er konnte noch immer ihren zarten, fiebrig heißen Körper fühlen, wie er sie früher in der Nacht in Armen gehalten hatte. Wie kraftlos ihre Gliedmaßen waren. Wie erschöpft ihr Blick wirkte. Er hatte noch gut vor Augen, dass auch er selbst vor einigen Wochen nicht viel besser dran war, doch die Gründe waren bei ihm andere gewesen. Und dennoch war es nur recht und billig, schließlich war auch sie hin und wieder bei ihm gewesen, hatte nach ihm geschaut. Hatte ihm etwas zu Essen gebracht und Gesellschaft geleistet. Und so würde er es auch halten, bis es ihr besser ging.

‚Einfach gegangen. Was bin ich nur für eine Kanzlerin?‘
‚Du wärest eine Närrin gewesen, wenn Du in deinem Zustand nicht gegangen wärest.‘

Er hörte die Unterhaltungen, Fetzen davon, während sein Blick sich abwesend auf die Kerze richtete. Immer mehr bemerkte er, wie er die junge Frau als etwas begriff, dass er beschützen wollte. Das er wertschätzte wie kaum etwas sonst auf der Insel. Er war zwar kein Krieger, der mit seinem Schwert vor ihr stehen würde. Doch mit der Zeit würde er allen beweisen, dass er über die Jahre gelernt hatte, auch seine Zunge gleichsam als Waffe zu gebrauchen, wenn es notwendig war.

Nachlässig strich er die Pergamente beiseite, bis der Blick freiwurde auf seine Pläne für den Umbau des Turmes. Wie müßig es war, so viel Liebe in sein Heim zu investieren. In einen Ort, der nach nur einem Brand, einem Katapultschuss wieder zerstört werden konnte. Doch dann dachte er an das Gefühl, als er früher am Abend neben ihr vor dem Kamin saß.

‚Der wohl mit Abstand am liebevollsten eingerichtete Raum in deinem Haus.‘
‚Der privateste.‘

Eine Spur von Distanz, als wäre es eine Grenze gewesen die er mit gutem Grund während all der Treffen zuvor nicht überschritten hatte. Nicht hatte überschreiten dürfen. Er lächelte schmal auf, während er mit der Feder einige Anmerkungen auf den Plänen vermerkte. Der Kamin, das kleine Bad und das von seidenen Vorhängen verhangene Bett, das mit Sicherheit für den einen oder anderen Mann hier auf der Insel bereits das Ziel sehnsüchtigster Wünsche gewesen war. Und für ihn? Er schüttelte den Kopf, während ein sachter Luftzug die Pergamente zum rascheln brachte und die Kerzenflamme flackern ließ. Nein, nicht so, vielleicht nicht mal sie.

Ein Seufzen, als er wiederum ein neues Pergament hervor zog und sich im Stillen vornahm, ein wenig Ordnung in die verschiedenen, sich auftürmenden Stapel von Dokumenten, Pergamenten, Aufzeichnungen zu bringen. Morgen würde er wohl neuerlich nach Südfall reiten, um mit dem Vogt zu sprechen oder dem Fräulein Saratan, nach denen er bisher ohne Erfolg dort Ausschau gehalten hatte. Sobald er die Nahrungsmittel für den Morsan beschafft hatte, könnte er sich weiterer Planungen annehmen. Dem Turm. Und allem anderen, was noch auf der imaginären Liste stand, die er noch abzuarbeiten gedachte.

Mit einem letzten Flackern verlosch die Kerze und der Verwalter erhob sich schwerfällig. Vielleicht war es doch ein wenig zu viel Wein gewesen? Er lächelte vergnügt, fast ein wenig süffisant in der Dunkelheit auf. Die fern im Schloss brennenden Lichter verliehen seinem leicht gebräunten Gesicht inmitten des leuchtend weißen Haares etwas Düsteres, das insbesondere die grünen Augen betonte. Mit sicheren Bewegungen wanderte er in der Dunkelheit um die Stapel aus Büchern und Kisten herum, um sich schließlich in das große, leere Bett fallen zu lassen.

Morgen, ja morgen ..

Doch auch wenn seine Gedanken schon lange keiner klaren Linie mehr folgten, stellte sich in dieser Nacht noch eine ganze Weile der ersehnte Schlaf nicht ein. Vielmehr waren es Bilder, Konturen hinter seidenen Vorhängen. Und die Sorge, die hin und wieder ihre Krallen nach seinem Herzen ausstreckte.

_________________
.: Joshua Falkenstein :: Hüter des Rechts zu Ersont & verkappter Gelehrter :.


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 26.09.11, 19:57 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Mit beiden Armen hielt sie das kleine, gluckernde Fass vor ihren Bauch gehalten. Es war an sich nur lästig, aber immerhin hatte sie ein Ziel und wusste, wo sie das Fass hinhaben wollte. Schnaps gehörte in eine Männerrunde, also in den Gardeturm. Ächzend hievte sie das Holzfässchen unter den linken Arm und klemmte es zwischen Beuge und Taille, um endlich die Hand zum Anklopfen frei zu haben.

Kaum hatte der anwesende Hauptmann sie hineingelassen, bekam er auch schon das Gewicht in die Arme gedrückt. Höflich wurde ihr zwar erklärt, dass Alkohol im Gardeturm nicht erlaubt sei – etwas, was Awa kaum fassen konnte und das im positiven Sinne gemeint, aber es bedeutete auch, dass sie nun ein schweres Los zu tragen hätten. Der Alkohol musste wieder weg!

Mit zwei Gläsern setzten sie sich an den Tisch und man will es kaum glauben, Lehenskanzlerin und Hauptmann saßen sich an diesem Abend zum ersten Mal allein gegenüber. Nach all den Monden, die sie schon zusammen im Ersonter Lehen ihren Pflichten nachgingen und all den Sitzungen im Schloss, kam es zu jenen Moment, wo sie sich zum ersten Mal unterhalten würden.

Jedoch wollte das Ersonter Lehen dies verhindern, will man meinen, oder es lastete nur schlicht der Fluch auf beider Schultern, dass man immer dann gefordert wurde, wenn man es nicht wollte. Kaum angestoßen und die ersten Themen über die Garde auf den Tisch gebracht, klopfte der Rat Nifindel an die Tür. Eine Dame weigere sich, ihre Gugel abzunehmen.

Das war natürlich ein fürchterliches Vergehen und der Hauptmann selbst gab sich mit den Worten in den Kampf der Stadtverordnungen, dass er ja bald wieder zurück sei. Awa also wartete.

Und wartete.

Nach über einem halben Dunkelzyklus kam der Hauptmann zurück und half mit einem kräftigen Schluck, seine Männer vor dem Schnaps zu schützen. Man entschied sich zu den Kerkern in den Kellern hinabzugehen und sich dort an den Tisch zu sitzen, samt nötiger Unterlagen. Dort würde man sie gewiss nicht stören!

Kaum zwei Sätze gesprochen, kam der Korporal die Stufen herab und war im Begriff sämtlichen Frust durch wilde Laute in den Keller zu entlassen und erschrak dann wohl nicht minder beim Anblick der Lehensführung. Korporal Hohentann fing nun energisch an zu reden. Mehr als nur fleißig ihrer Aufgabe nachkommend strömte auf die schlecht Versteckten ein Schwall von Berichten, Anliegen, Plänen und sonstigen Geschichten ein, als gäbe es kein Morgen mehr.

Es half also nur die Flucht! Mit jedem Schritt den sie die Stufen wieder hinauf taten, mit jedem Schritt näher zur Tür wurden sie von Hohentann verfolgt, dass man in Panik geraten könnte. Ein Pitbull verbissen in den Waden der Flüchtenden!

„Schnell!“, flüsterten die Fremden sich verbunden durch den Verfolger zu und stürmten hinaus in den Regen.
Aufmerksamkeitserheischende Rufe wie: „Wisst Ihr schon vom Brand?!“ verfolgten sie hinaus auf den Hof.

Das nächste Ziel war die Schatzkammer. Denn um dahin zu kommen, hätte man Hofmajordomus sein müssen. Man hat es schon nicht einfach im Leben.


Zuletzt geändert von Awa: 2.03.12, 18:18, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 26.09.11, 21:46 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 3.05.05, 17:27
Beiträge: 1265
Ruhig stand der Hauptmann in seinem Zimmer unter dem Dach des Gardeturms und zog sich die feinen weißen Handschuhe aus Samt über die Hände. Die rote Uniform saß perfekt und war zuvor von einer Schneiderin extra für diesen Abend nochmals angepasst worden. Sorgsam und sehr streng rückte er den Stehkragen mit den goldenen Applikationen zurecht. Überall hingen goldene Bänder und Plaketten an der Uniform, verzierten sie reich. Auch einige Orden, königliche, sowie das kleine Ehrenband des Königs zierte die Uniform an entsprechender Stelle. Nochmals zog er den Gürtel zurecht und rückte das Schwert an die richtige Stelle welches ebenso prachtvoll war und von einem Schmied des Löwenordens hergestellt wurde. Ein roter Samtgriff, der Schwertknauf geziert mit dem Wappen Ersonts, die Parierstange golden verziert und sehr aufwändig gestaltet. Die Stiefel hatte er zuvor schon blank poliert und mit Wachs eingerieben so dass sie nun in glänzendem Schwarz blitzten.

So konnte man sich sehen lassen. Er nickte leicht, strich die Haare nochmals zurecht die sauber und ordentlich gekämmt waren. Schließlich würde er den Tisch mit gleich zwei Grafen teilen. Nachdem alles angelegt und jede noch so kleine Falte der Uniform nochmals glatt gelegt war trat er endlich aus der Tür heraus. Die Gardisten waren noch auf Wachgang in der Stadt, nichts sollte diesen Abend stören. Raschen Schrittes marschierte er zum großen Saal um sich den Festsaal anzuschauen. Er zog die Türen elegant auf, trat ein und staunte nicht schlecht ... es war nichts vorbereitet. Ein Dunkelzyklus noch bis Graf Robaar eintreffen würde. Rasch wandte er sich wieder herum und eilte zur Küche wo er die Kanzlerin Aldorn antraf die mit ihrem kleinen Hund mitten in dem großen Raum stand und einen Blick auf die kalte Küche warf der jegliches eventuell vorhandene Fleisch dazu getrieben hätte sich sofort selbst zuzubereiten um ihrem Zorn zu entgehen.

Die Blicke der beiden Trafen sich und die Kanzlerin knirschte leise: "Wir brauchen mehr Hofpersonal..." - Der Hauptmann nickte und atmete einmal tiefer durch, dann sah er sich wieder um: "Ihr kocht, ich rücke die Tische zurecht und bereite den Saal vor?" - Die Kanzlerin schüttelte rasch den Kopf und erwiderte dass sie sich lieber um einen richtigen Koch bemühen würde bevor Seeberg sie noch des vorsätzlichen Mordes am Grafen Robaar anklagen würde. Schmunzelnd nickte der Hauptmann und machte sich schließlich auf in den großen Saal, wo dann das große Stühle- und Tischerücken begann. Für eine ganze Weile war nur lautes Geschepper und das hin und her Gerutsche von Holzmöbeln aus der Halle zu hören.

Als er nach beinahe einem Dunkelzyklus den Saal wieder verließ traf er draußen die Kanzlerin die, ebenso wie er, deutlich fertig, über den Schlosshof eilte um den Koch und die Dienstmagdt anzuweisen und die Getränke und das Essen aus dem Keller zu schleppen. Eine Weile lag der Blick des Hauptmanns auf der Kanzlerin, die sich offenbar nicht zu schade war für das was ihr wichtig war auch selbst mit anzupacken. Ein Zug den er durchaus an ihr bewunderte. Ein leichtes Lächeln zeigte sich, dann schüttelte er leicht den Kopf, an dessen Stirn die blonden Haare recht nass waren. Er blickte an sich herunter, von dem schönen Sitz der Uniform war kaum etwas geblieben und auch die Kanzlerin sah eher aus als hätte sie schon einen Tag voller Arbeit hinter sich.

Schließlich trafen die Gardisten ein und es hieß dass der Graf schon durch das Tor der Stadt hindurch wäre. Rasch eilte der Hauptmann mit den Gardisten und Unteroffizieren zum Schlosstor wo diese ihre Formation annehmen und sich in Reih und Glied aufstellten. So gut es ging stand auch der Hauptmann dort und neigte andächtig das Haupt als der Graf vorüberritt, ein deutlicher Vorteil denn so konnte man kaum sein rotes, von der Anstrengung gezeichnetes Gesicht sehen. Kaum war der Graf vorüber, eilte die Kolonne an Gardisten selbigem auch schon hinterher. Wieder hetzte man ins Schloss hinein wo nun Aufstellung vor dem großen Saal genommen wurde. Rasch atmend geleitete der Hauptmann den Grafen schließlich hinein in den Saal in dem der neu angereiste Ersonter Graf bereits wartete. "Seine Durchlaucht - Graf Hagen Robaar von Saalhorn zu Siebenwind!" - stellte er den Neuankömmling laut vor, trat dann etwas weiter in den Raum, vor seinen Grafen und verneigte sich deutlich. "Mein Lehnsherr, der Gast ist eingetroffen. Ich werde die Lehenskanzlerin holen." - Rasch zog er sich wieder zurück während die beiden Grafen erste Worte der freundlichen Auseinandersetzung wechselten. Der Hauptmann hatte nie verstehen können wie zwei Menschen so freundlich und gleichzeitig so böse sein können wie es der Hochadel Galadons vermag.

Sein Weg führte ihn einen Moment hinaus an die frische Luft. Ein tiefes Durchatmen. Wo war die Kanzlerin? Sie würde sich doch nicht vor dem Essen drücken? - Seine Brauen hoben sich an bei dem Gedanken daran mit den Grafen allein zu sein und sofort eilte er zu den Gardisten: "Wo ist die Lehenskanzlerin!?" durchaus eine Spur von Panik in der Stimme die sonst nichteinmal eine ganze Goblinhorde des Ödlandes auslösen konnte. Man deutete auf die Küche und so eilte er in eben jene. Schließlich teilte man ihm mit dass die Kanzlerin im Keller zu finden sei und rasch polterte der Hauptmann die Stufen hinunter. Unten angekommen fand er die elfische Dienstmagdt der Kanzlerin die bei diesem Essen auftischen und bedienen sollte. Jene blickte etwas scheu gen des Bades des Schlosses Finianswacht. Der Hauptmann folgte ihrem Blick und sah ebenso auf den mit Vorhängen verhangenen Raum. "Ich werde sie holen .. geht rasch hinauf, lasst die Gäste nicht warten und bringt ihnen schoneinmal etwas Wein." Sprach der Hauptmann ruhig, woraufhin er die Dienstmagdt nach oben brachte und schließlich wieder im Keller verschwand.

Eine Weile später traten dann schließlich die Kanzlerin, in einem neuen Kleid, und der Hauptmann, halbwegs hergerichtet in den großen Saal wo sie von den Grafen begrüßt wurden und alsbald am Tisch Platz nahmen. Ein tiefes durchatmen des Hauptmanns, der sich sicher war das Gröbste nun überstanden zu haben. Der Blick ging einen Moment gen der Lehenskanzlerin als Graf Vandergrift das Wort erhob: "Es ist alles sehr hübsch eingerichtet und vorbereitet .. ich bin hoch erfreut". Wenn er nur wüsste ... Nun endlich konnte der ruhige Teil des Abends beginnen und Hauptmann und Lehenskanzlerin lehnten sich ein Stück weit zurück und gönnten sich einen Schluck des edlen Weines als plötzlich jene unheilvollen Worte fielen ...: "Bezüglich des Falles Hohentann ..." - Hohentann ... Hohentann! Immer wieder Hohentann ... Just in diesem Augenblick konnte man meinen ein leises Klirren zu hören während Hauptmann und Lehenskanzlerin erstarrten und beide sich offenbar die beschauliche Zeit des Herrichtens und Herumeilens zurückwünschten...

_________________
"... und fortan einte sie ein düsteres Geheimnis."

Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
~ Lucius Aldorn ~
- Diplomat des Ersonter Bundes - Oberst der Ersonter Armee -
- Hauptmann des ruhmreichen Lehensbanners a.D. - Hauptmann des XIII. Kronregiments a.D. - Gardemeister der Garde der Ritterschaft a.D. -
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."

- Friedrich Nietzsche -
______________________________
~ Mahelar ~
- Feinwerker - Künstler - Erfinder - Verrückter - Streiter des Löwenordens
"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben."

- Geroge Bernard Shaw -


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 4.10.11, 23:04 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Bild



Kühl kroch der starke Wind in ihren bloßen, weißen Nacken und griff in ihr braunes, offenes Haar. Peitschend umspielte es ihr Gesicht, schlug ihr über die Stirn, die Wangen, die Lippen und schlang sich wieder um ihren Hals.
Das letzte Mal war sie mit dem Generalmajor hier oben auf den Wehrgängen gewesen und hatte mit ihm auf die steinerne Stadt hinabgeblickt. Nun war sie hier oben alleine mit sich, den Vögeln am Himmel und dem leicht rötlich angehauchten Himmel.
In manchen Momenten trug der Wind und der Hall der Wände das Klappern der Rüstungen der Gardisten hinauf, ihre Befehle oder das wütende Wiehern eines Pferdes. Es klang vertraut und doch so fremd. Doch war es ansonsten still und die Stille wog schwer.
Mit jedem Schritt, den sie sich dem Wind entgegenstemmte und die Zinnen des Wehrganges anstrebte, drückte sich der lange Rock an ihre Beine.

„Und muss ich nun längere Röcke tragen mit diesem Titel?“, scherzte sie.
„Besser wäre es wohl. Ihr müsst ja auf Euren Ruf achten.“


Sie hatte schon lange nichts anderes mehr getan. Man konnte gegen vielen ankämpfen, man konnte so vieles aufhalten oder rückgängig machen, aber das Wort war unbezwingbar. Man konnte sich gegen die stille Post nicht wehren. Sie konnte es nicht und schon seit langer Zeit tat es auch nicht mehr weh und sie spielte selbst mit diesen Gerüchten, sie ins Lächerliche ziehend.

Aber sie konnte nicht glauben, dass selbst Halgar ihr solch Leid antun wollte. Sie hatte ihm nichts getan – nicht als Mensch, nicht als Lehenskanzlerin. So aus ihrer Sicht natürlich, die vielleicht naiv sein mochte und dumm. Was wusste sie schon, was sie hinter den Mauern ihrer Stadt für Wogen auslöste?
„Ich habe eine Nachricht an den Grafen und die Lehenskanzlerin!“,
damit rammte der Nordmann dem Ersonter Hauptmann sein Knie tief in die Magengrube.


Ihr war ganz schlecht und elend geworden bei dem Gedanken, dass die Nortraven tatsächlich bereit waren einer jungen Frau, die nicht mal ein Messer richtig halten, geschweige sich selbst im geringsten zu verteidigen wusste, eine solch Gewaltbereitschaft verkündende Botschaft zusenden zu lassen. Sie hatte noch immer das Bild vor Augen, wo zwei Nordmannen sich auf dem Marktplatz in voller Größe brüllend vor ihr aufbauten, die Hände schon beinahe an den Waffen. Es war ein solch absurdes Bild! Und da fragte man sich, warum die Lehenskanzlerin es mied nach Vänskap zu reisen?

Wie könnte sie es ihrem Hauptmann verübeln, die Ehre seines Grafen und seiner Lehenskanzlerin verteidigt zu haben? Und wie sie dem Bericht entnahm, mögen es viele Anwesende gehört haben.

Ihre Hände legten sich nun auf das raue Gestein der Zinnen und sie selbst setzte sich auf die freie Fläche zwischen zweien von ihnen. Der Wind in ihrem Rücken ließ ihren Oberkörper sich etwas vorbeugen und so fiel der Blick unweigerlich in den Abgrund herab – in die endlose Tiefe, die mit den Fängen des Windes nach ihr zu greifen gedachte.

Ihr Adelstitel würde sie vielleicht schützen können… und sie hoffte, dass sie so auch besser ihr Lehen schützen könnte, ihre Bürger. Denn wie hieß es im Namen des Reichsgrafen Gernod zu Ersont? Als Bürgerin war sie nicht länger für das Lehen tragbar. Sie hatte keine andere Wahl als den Eid zu sprechen, wenn sie nicht ihre Heimat kurz vor dem Dunkeltief im Stich lassen wollte. Und dieses Dunkeltief, das wusste sie nun von Lucius… würde einfach alles verändern.




Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
ooc: Die Geschichte spiegelt allein die Sicht des Charakters wieder, basierend auf Informationen die ihr im Spiel absichtlich zugetragen worden sind.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 5.10.11, 01:17 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 3.05.05, 17:27
Beiträge: 1265
Bild


Es war still geworden im Schloss zu Falkensee. Draußen hörte man noch das ein oder andere mal das leise Getuschel zweier Nachtwachen die sich vor der Tür des Gardeturms abwechselten und während der eine die Position vor der Tür einnahm begann der andere seinen kleinen Gang durch den Garten des Schlosses, eine der wenigen Möglichkeiten sich im täglichen Wachdienst die Füße zu vertreten. Doch jetzt in der Dunkelheit wurde die Bewegung umso sehnlicher erwartet, hielt sie doch wach und aufrecht. All zu schnell konnte man in solch stillen Momenten vergessen wo man sich eigentlich befand.

In der kleinen Stube des Hauptmanns brannte eine einzelne Kerze die bereits beinahe bis zum Ende herunter gebrannt war. Stetig war das leise Kratzen der Feder auf dem Pergament zu hören während er Brief um Brief schrieb. Bericht um Bericht. Ein ganzer Stapel hatte sich neben ihm schon angesammelt und ein weiterer Stapel auf der anderen Seite des Tisches mit alten Akten des Ersonter Lehens. Alles musste genaustens geprüft, alles vollkommen korrekt vorgebracht werden. Er hob eine Hand leicht an und rieb sich mit den Fingerspitzen leicht über die Augen. Sie brannten, wusste er doch mittlerweile nicht mal mehr wie lange er hier schon in der Dunkelheit saß und schrieb. Es war bereits die zweite Kerze die sich ihrem Ende neigte. Einen Moment blickte er auf den Stapel an Briefen und Berichten die er bereits verfasst hatte, er dachte an sein Gespräch mit dem Grafen Robaar. "Ihr wart immer mehr eine schwere Axt denn ein Florett..." - Er schmunzelte. Tatsächlich hatte er einen Faible für grobe Lösungen. Es war immer so gewesen und sein Wesen würde sich nicht grundlegend verändern nur weil die Uniform die er trug eine andere war.

Die Zeit in der es ausreichte still und unbescholten seinen Geschäften nachzugehen schienen vorbei zu sein. Doch wie würde die Reaktion aussehen? ... Halgar berief sich auf Ehre, warf ihm Beleidigung vor und Drohung. Langsam legte er die Feder nieder und grifft sich mit der Hand an die Wange die direkt unter dem Auge immer noch leicht blau war. Er war nicht derjenige der zuerst zugeschlagen hatte. Er war nicht derjenige der zuerst mit wüsten Beleidigungen um sich geworfen hatte. Tatsächlich hatte es jeder der Anwesenden an diesem Tag mitbekommen. So sehr dass selbst der Großmeister der Ritter einschreiten musste um den Nortraven zu zügeln. War nicht er es, der beleidigte, drohte, einer jungen Frau Gewalt anzutun die ihm nie etwas getan hatte? Wohl wahr. Er selbst hatte sich später, nach der Rauferei mit dem Nortraven ebenso zu harschen Worten hinreißen lassen. Aber für gewöhnlich ließ sich so etwas mit dem Nortraven immer auf ehrenvoller Ebene klären. Ein Kampf, eine Entschuldigung, dergleichen. Es war eine neue Situation dass dieser Nortrave plötzlich politisch wurde. Doch überraschte es auch nicht. Zweifelsfrei hatte Erin ihre Finger mit im Spiel. Vermutlich hatte sie die Nortraven überredet.

Eine schwer durchschaubare Situation. Und zweifelsfrei eine, der man sich annehmen musste. Wenn auch nicht auf die alt hergebrachte Art. Nein. Der Graf hatte Recht. Hier war keine Axt gefragt. Kein schwerer Schlag, kein Kampf, kein Konflikt. Hier war ein Florett gefragt. Langsam drehte der Hauptmann die Feder in seinen Fingerspitzen und betrachtete deren Spitze. Ein Florett .. in etwas anderer Form. Langsam zog er ein kleineres Pergament hervor das er ruhig mit mehreren Zeilen beschrieb, es dann zusammen faltete und mit einem Siegel versah ehe es in einem kleinen Kästchen verschwand. Manchmal ... konnten ein paar Zeilen wirklich mehr bewirken als ein ganzer Heerzug. Es gab wichtigeres als persönliche Differenzen. Weitaus wichtigeres...

_________________
"... und fortan einte sie ein düsteres Geheimnis."

Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
~ Lucius Aldorn ~
- Diplomat des Ersonter Bundes - Oberst der Ersonter Armee -
- Hauptmann des ruhmreichen Lehensbanners a.D. - Hauptmann des XIII. Kronregiments a.D. - Gardemeister der Garde der Ritterschaft a.D. -
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."

- Friedrich Nietzsche -
______________________________
~ Mahelar ~
- Feinwerker - Künstler - Erfinder - Verrückter - Streiter des Löwenordens
"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben."

- Geroge Bernard Shaw -


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 5.10.11, 08:35 
Ehrenbürger
Ehrenbürger
Benutzeravatar

Registriert: 10.02.10, 20:34
Beiträge: 551
Es ergab nun alles einen Sinn. Erst hieß es, das Ersont Freundschaft mit den Nortraven anstrebe und so wurden er und Ingjald in die Burg von Falkensee eingeladen. Die Kanzlerin würdigte die Nortraven kaum eines Blickes, der Richter widmete sich lieber irgendwelchen Notizen und tuschelte schmunzelnd mit der Kanzlerin. Das ganze zog sich, bis dann der wahre Grund für ihre hochgepriesene Freundschaft auf den Tisch gelegt wurde. Nortravenkrieger als Kanonenfutter für ein Bündnis gegen Malthust. Es war keine Freundschaft die seiner Meinung nach, den Ersontern zum Nortravenvolk fehlten sondern eher das fehlen ihrer Schwerter.

Das Dorf jedoch war sich einig, das sie nichts mit diesen Intrigen und galadonischen Konflikten zutun haben wollten und so wurde über dieses Freundschaftsbündnis auch nicht wieder gesprochen. Ziemlich Zeitnah und nahezu verdächtig kamen Aktionen ins Rollen, die für ihn, immer mehr ein ganzes Bild ergaben. Erst begann es damit, das Gardisten in einer Taverne einen Nortraven niederschlugen, nachdem sie ihm alle erdenkbaren Beleidigungen an den Kopf warfen. Ebenso Überfälle häuften sich im Lehen der Malthuster, die man der Ehefrau eines Berserkers in die Schuhe schieben wollte. Ein ermordeter, nein förmlich hingerichteter Nortrave wird kaum eine Woche nach den Überfällen im Wald gefunden. Seine Kleidung und Wertsachen in einem Beutel, irgendwo im Gebüsch versteckt, um es wohl wie einen Raubüberfall aussehen zu lassen. Auch beschwerden, von den Frauen des Dorfes häuften sich, das sie auf dem Marktplatz belästigt wurden, von zwielichtigen Gestalten und ein eingreifen der Garde nicht stattfand.

Doch dann geschah wohl das Offensichtliche, als man Ingjald Isbjorn der Dokumentfälschung anprangerte, ihm seinen Titel aberkannte und zeitnah die Kanzlerin in den Adelsstand erhob. Für wie dumm hielten sie ihn? Kam dieser Graf von so weit her, nur um den falschen und gekränkten Stolz der Kanzlerin zu rächen? Die Genugtuung, auf jenem Aushang, war sehr deutlich zu lesen. Der Graf, dessen nicht vorhandene Ehre, Lucius Gropp verteidigte in dem er die Nortraven wilder ehrloser Pöbel nannte, legte endlich frei was diese arroganten Ersonter wirklich von seinem Volk dachten. Ehre...wie viel Ehre kann ein Graf haben, der öffentlich die Ritter seines Königs und ein angesehnes Mitglied der Nortraven, so demütigte und entehrte? Ehre...es war immer das gleiche mit diesen Ersontern, solange man ihnen nutzen verspricht, ist man der ehrenwerte Nortrave, doch wenn man für sie unbrauchbar wird, so sagen sie ihre wahre Meinung und schrecken vor keiner Beleidigung zurück, nein jener Hauptmann drohte auch noch mit nächtlichem Brandschatzen als er zuvor noch die vermeidliche Ehrlosigkeit der Nortraven anprangerte. Das Maß war voll, die Masken gefallen und nun galt es im Sinne des Hetmanns und dem Volk des Norlandes zu handeln.

_________________
BildBild
"... und fortan einte sie ein düsteres Geheimnis."


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 14.10.11, 22:52 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Zitat:
[center]


Unablässig peitschte und trieb der Ostwind ihnen den Regen vom Meer aus gegen den Körper. Kalt war es und ihre Kleider bis auf die Haut durchtränkt von Nässe. Die Wellen waren unruhig und schlugen besonders hoch am Steg hinauf, weiß und prasselnd ihre Gischt.

Sie waren vom Schlossgelände aus wenige Schritte den Weg in Richtung Hafen heruntergegangen und der Hauptmann fand die Einleitung zum Gespräch, indem er in die verschiedenen Richtungen zur Stadt deutete und mit einem nostalgischen Lächeln der Lehenskanzlerin erzählte, wie es hier damals vor über sechs Götterläufen ausgesehen hatte.

Die Hütten standen auf Lehmboden, es habe nicht einmal eine Mauer oder Palisade gegeben. Die einzige bewohnbare Stadt sei damals Brandenstein gewesen, was Awa scheinbar beim Anblick ihrer Stadt Falkensee zur heutigen Zeit besonders amüsant fand.

Doch das Gespräch fand eine Wende, fort von den schönen Geschichten, welche den Reiz des Neuanfanges und Aufbaus bargen.





Geschichten über das Lehensbanner, die Gewalt der Ritterherrschaft und Sire Steiners, das Ausschalten von politischen Gegnern und das Manipulieren von Beweismaterial. Eine Herrschaft, die auf Angst und unbezwingbare Macht basierte. Unbezwingbar, weil niemand eine Entscheidung eines Ritters in Zweifel gezogen hätte.

Tote, Sünden, Morde. Der Hauptmann beichtete ihr alles, von seinem Aufstieg bis zu seinem Fall. Gewiss nicht ‚alles‘, doch was Awa zu hören bekam kroch ihr durch Mark und Bein und ließ sie einmal mehr zittern, als Wind und Regen es verursachten. Es war damals sein unerschütterliche Glaube, das Richtige zu tun. Doch dann beichtete er auch, welche Zusammenarbeit er erst vor einer Woche beendet hatte.




Laut und energisch wurde ihre Stimme, als sie vor ihm her trat und die beiden Führungsgestalten durch Gestik und Worte mehr als deutlich zu verstehen gaben, was gerade in ihren vorging.

„Seit Ihr in mein Lehen getreten seid, wurdet Ihr all die Monde niemals in auch nur einem Wort von mir hintergangen, verraten oder verleugnet. Und das obgleich mir bewusst war, dass es durchaus zu einer solchen Situation hätte kommen können, in denen Ihr Verrat üben wolltet! Ich habe Euch eine Gelegenheit gegeben Euch zu beweisen. Und dann tragt Ihr Informationen zu…“

Ein Dolch wurde gezogen, das Geräusch vermischte sich mit dem schneidenden Wind, der ihnen den Regen ins Gesicht trieb.

Die Spitze richtete sich auf das Herz, und drohte es jederzeit mit einem Stoß zu durchbohren.
„Ich habe Euch niemals verraten. Wenn Ihr an meiner Treue zweifelt so sprecht nur ein Wort und ich beende Eure Sorgen!“ Starr blickte er zu ihr herüber, seine Stimme ohne jeglichen Zweifel an den eigenen Worten, aus tiefster Überzeugung gesprochen. Sein Griff verfestigte sich nochmal um den Dolch, den er auf seine Brust richtete.

Sie bewegte sich über den nassen Steg auf ihn zu und band seinen Blick dem ihren, hielt ihn konsequent fest, während die linke Hand sich kontaktlos über seine hinwegbewegte, am Griff vorbei und sich langsam um die blanke Klinge legte. Die Finger schlossen sich, drückten die Waffe schweigend herunter. Erst dann fand der Dolch sehr schnell eine andere Richtung.



Ihr Blut mischte sich mit dem Regen der Insel.







Zuletzt geändert von Awa: 13.02.14, 18:28, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 21.10.11, 15:39 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Mit langen Schritten durchquerte sie den dunklen Flur im Keller des Schlosses. Weite, mit Teppich ausgelegte Böden und mit Vorhängen verkleidete Wände. Die Türen der Lagerräume und Angestelltenszimmer reihten sich unregelmäßig nacheinander auf, in gedämmtes Licht gehüllt.
Eiserne, flache Hauben umwunden schützend die brennenden Fackeln, die einen weiten Schatten hinter die junge Frau warfen. Die Luft war kühl und schwer, roch vielleicht auch etwas modrig und wenig durchlüftet. Aber es war alles rechtens und es war angenehm still, nicht mal ihre eigenen Schritte verursachten auf dem Teppichboden Laute.

Genug Stimmen hallten in ihrem Kopf wider, leiert dieselben Sätze runter. Meistens war es ihre Stimme oder es waren jene der Ankläger und Angeklagten. Sie bereute es schon fast, im Rosengarten gewesen und den gestrigen Abend mit Ayria im Felaviertel stehen geblieben zu sein. Dann hätte sie sich vieles ersparen können.


Ihre Finger legten sich am Ende des Ganges an den eisernen, kalten und etwas unebenen Griff der Tür und zogen sie mit etwas Aufwand auf. Die untere Türkante schrabbte über den Teppich und verhakte sich leicht. Schon einmal kein gutes Zeichen den kommenden Arbeitsschritt zu beginnen.

War sie bisher nicht nachsichtig gewesen mit den Bürgern ihrer Stadt? Hatte sie nicht immer alles so zu regeln versucht, dass es ihnen gut ging? Aber das gestern hatte einen Punkt in ihr erreicht, wo keine Nachsicht mehr vertretbar gewesen wäre. Frauen haben ein launisches und manchmal törichtes Wesen, wenn sie verletzt wurden und sahen, dass alle Ungerechtigkeit nur ihnen wiederfuhr oder es nur so zu sehen vermochten. Der Mensch war in sich gefangen und betrachtete die Welt als ein König. Denn die Welt drehte sich nur ihn sich selbst. Aber hätte Awa nun darüber hinwegsehen sollen?

Vom mittig stehenden Tisch griff sie die Liste des Majordomus auf. Er hatte sich schon vor Monden die Mühe gemacht, die unter der Burggräfin und Freifrau Aurora vernachlässigtem Lager durchzugehen und eine Liste aller Güter zu erstellen. Unter flackernden schwachen Kerzenlicht wurden die Zeilen studiert, teils mit Unmut. Unordnung konnte sie nicht gut ertragen. Sie musste immer alles organisiert und geordnet wissen – der Majordomus hatte schon etwas unter ihr zu leiden, ja, aber er regelte alles hervorragend. Die Liste war auf dem neusten Stand.

Khyra wagte es aus reinem Trotz einen Ersonter Umhang aus der Verwaltung zu verbrennen. Damit beleidigte sie den Grafen, die Ersonter Lehensführung, die Stadtverwaltung, die Garde, jeden einzelnen Bürger, der für sein Lehen einsteht. Awa hatte selten eine solche Verachtung in sich aufkommen spüren, wie an diesem Abend, diesen einem Moment. Als hätte dieses Mädchen auf alles gespuckt, wofür andere Menschen etwas geleistet haben.

Nun wieder etwas zorniger öffnete sie den Deckel einer einfachen Holzkiste und wühlte sich durch die Beutel, wollte sie zählen und verhedderte sich doch immer wieder. Schließlich gab sie es auf und lehnt die Stirn die Kante des Wandregals. Tiefdurchatmend.

Zwei Wochen Lehensbann. Verzicht auf Inhaftierung. Diese Worte waren sehr leicht über ihre Lippen gekommen. Sie empfand sie als gerecht, noch immer. Raus aus ihrem Heim, raus von ihren Freunden aus dem Nachbarhaus, raus aus dem verleumderischen Versteck – Weg von ihren Kindern, die sie statt mit sich zu nehmen lieber zurück ließ. Vielleicht lernte sie ja nun endlich, sich genauer zu überlegen, was sie tut.


Mit einer weit ausschweifenden Bewegung fegte sie alles vom Regal herunter, das sich bewegen ließ, und verstreute es über den Boden. Es war Zeit, dass sie die Aushänge in der Stadt anbrachte. Keine Zeit für Gedanken, sie musste arbeiten und sich auf das Wichtige konzentrieren. Zwang sich dazu.

Es war ja nicht so, als könnte sie es nicht verstehen...


Zuletzt geändert von Awa: 13.01.13, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 8.03.12, 14:38 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Zitat:

Sie wusste, was kommen würde. Sie wusste, warum man sie mit dieser Frau in der Zelle allein gelassen hatte. Das Versprechen dieses Mannes war nichts wert, nicht einen verbrauchten Atemzug den er für seine wiederholte Leier benötigte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als es zu ertragen.

„Ihr nehmt es erstaunlich gefasst.“


Eingeschlossen in diesem Kerker mit mehreren Schritt breiten Steinmauern um sie herum. Sie schloss die Augen und sah das Bild von Lucius vor sich, wie er blutend im Schnee lag. Wenn er es nicht überlebte, dann…

„Reden wir doch über Ferita.“


Als erstes brach man ihr zwei Finger. Es dauerte nicht einen Wimpernschlag, dann brach man ihr rechts die Rippen an, eine davon brach durch. Man schnitt ihr tief in den Unterarm, brach ihr das linke Handgelenk. Heißes Eisen wurde ihr an den Rücken gedrückt um die Haut zu versenken. Gift wurde ihr eingeflößt. Man schoss ihr einen Bolzen mit voller Wucht in den Oberschenkel, Eisenzacken, wie geifernde Zähne eines Wolfes, wollten ihre Wade zerreißen. Man tötete das frische Leben in ihrem Körper, man zerriss ihr die Eingeweide ihres Unterleibes wiederholte male. Dies alles geschah gleichzeitig und es hielt so lange an, wie ihr Folterknecht es für amüsant hielt.

Ihre Schreie, wie sie krümmend auf dem Boden des dunklen, dreckigen Kerkers lag, hallten mit großen Entsetzen zwischen den Wänden wider, drangen durch die Eisentür, drangen gellend in die Ohren jener, welche durch die Tür hinein kamen und den engen Raum mit ausfüllten.

Awa stand kurz vor der Bewusstlosigkeit, wobei sie in diesem Momenten nichts anderes empfand als den Wunsch zu sterben oder zu töten, damit es aufhört. Sie vermochte keine Kontur mehr vor ihrem Auge auszumachen und doch hörte sie die Stimme eines Mannes, der vor Wut schäumte. Awa selbst keuchte schwer, die Schmerzen klangen in Wellen ab und sie vermochte wieder nach Luft zu ringen. Ein Schwert wurde gezogen, gegen die Magierin gerichtet… noch mehr Menschen… dann leerte es sich wieder und die Tortur begann von neuem.

„Sie könnte eine gute Schülerin sein, nicht jeder hat die erste Stunde überlebt!“



Bild




Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 8.03.12, 16:05 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Zitat:
Sechs Tage.

Drei davon vermochte sie nicht aufzustehen, wollte sich nicht rühren, nichts essen, nichts trinken, nicht sprechen.
Es war auch irrelevant, denn bis auf Ayria und Lucius war niemand da gewesen. Custodias hätte ihr nicht helfen können. Die anderen wollten nicht.
Wahrscheinlich haben sie es unter den Teppich gekehrt. Die Kirche war in Brandenstein gewesen? Nun war Awa wieder in Falkensee und ab diesem Punkt fühlte sich wie immer niemand verantwortlich. Ein reines Objekt für die Ränkeschmiede anderer, auch der Kirche. Hauptsache sie konnten sich aufspielen. Irgendjemand anderes kümmert sich schon.
Ein Morsansdiener scherzte sogar noch über ihren Aufenthalt im Morsanschrein ohne sich zu erkundigen, warum sie dort lag. Amüsierte sich darüber, dass Lucius voller Sorge Wache über sie hielt. Seine Entschuldigung folgte nur sehr spät.

Nach drei Tagen konnte sie aufstehen und ein wenig über das Tempelgelände gehen. Direkt wurde sie wieder behelligt. „Wo ist… wann können wir…?“
Es folgten nur spärliche Antworten. Sie ging schließlich wortlos.

Nach vier Tagen konnte sie über den Markt gehen. Hier und da eine Frage stellen um festzustellen, dass für alle anderen das Leben so weiter ging wie zuvor. Hauptsache sie funktionierte.
Man verfolgte sie sogar bis in den Schrein des Schweigenden hinein.

Hatten sie wirklich derartig versucht diese Entführung zu vertuschen, dass sie selbst sie in Vergessenheit geraten ließen? Es war eine Sache, was der Feind einem antat, eine andere, was die Bewohner des eigenen Lehens einer Seele zuzufügen vermochten.

Awa bereitete am sechsten Tag stillschweigend für Katharina die Arbeiten im Rathaus vor, um es selbst eine Weile nicht mehr betreten zu müssen, überlegte in ihrer Erschöpfung, ob sie überhaupt wieder kommen wollte.

In Brandenstein hatte man sich mehr um sie gesorgt als in Falkensee. Wie lange sollte sie sich dann noch um Falkensee sorgen?



"Vielleicht sind sie auch irgendwann für mich da...", sprach sie zu jemanden,
der am Stand lehnte und sich ein Weilchen mit ihr unterhielt. Der Schnee lag hoch, es war noch mitten im Morsan.
"Wie meint Ihr das?"
"Ich habe alles für mein Lehen gegeben. Meine Zeit, mein Leben. Vielleicht gibt es mir einmal etwas zurück."




Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 8.03.12, 17:00 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 3.10.10, 09:34
Beiträge: 1044
Wohnort: Ruhrgebiet
Seine Schritte hallten durch den düsteren Schrein, als Er die Treppe hinab stieg. Sie war wieder da, körperlich wohlauf und ließ nichts von dem durchblicken, was in ihr geschehen musste. Er hatte gehofft, ihr Worte des Trostes schenken zu können, zu beweisen, dass auch Er unter der Uniform nur ein Mensch ist aber ihre verschlossenheit machte es ihm nicht leicht. Er bekam rasch das Gefühl, verantwortlich zu sein und sie zu stören.
Mit bitterer Miene verließ er den Tempel.

Ich habe versagt...

Wenngleich er es schaffte, die Ruhe auf den Straßen zu wahren. Jegliche aufkeimende Panik wurde sofort erstickt, das Volk belogen... für Sie und ihr Lehen. Für sein Lehen, seinen Graf und für seine Kanzlerin

_________________
Bild


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 8.03.12, 18:25 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 13.07.11, 22:58
Beiträge: 201
Als die in einer weinroten Tracht mit gleichfarbiger Kapuze gekleidete scheinbar elfische Gestalt langsam aus dem Brandensteiner Wald ritt, gefolgt von seinen beiden Leibwachen durchzog Ruhe das Tal keinerlei Skelette waren zu hören, kein Wind, keine Vögel, nichts, nur das traben der Hufe. Erst als sie am Schloss angekommen waren sprach er ein Wort...

"Ihr könnt gehen."

"Tha, Magihstir"

als die beiden Gestalten wichen waren es viele Gedanken die ihn bewegten noch nur einer so stark das er aussprechen musste...

"Er hat ihn unterzeichnet."

Schließlich lüftete der Waibel seine Kapuze und ließ den Blick über Schloss Finiaswacht schweifen, vieles war geschehen in den letzten Tage. Natürlich würde er ihm nicht vertrauen, natürlich habe er das Vertrauen verraten, ein leichter Seufzer durchfuhr die alten Züge während die Kapuze wieder ihren Weg auf das Haupt fand und die weinrote Gestalt sich abwendete...

"Timanors Essenz wird zeigen was geschieht."

_________________
Bild


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 10.01.13, 20:10 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Sie hatten alle mit etwas Größerem gerechnet. Sie hatten sich darauf gefasst gemacht, der Armee des Skelettfürsten entgegen zu treten, der nun jedoch von einem Ersonter Hammer erschlagen worden war. Die königliche Akademie in den Mauern Falkensees hatte sich ebenso intensiv vorbereitet, wie Awa die Stadt auf den Angriff und Hauptmann wie Leutnant die Garde.
Bauarbeiten, Abrissarbeiten, Ausbildungseinheiten und das Einbeziehen von Handwerkern und Bürgern. Nichts führt eine Gemeinschaft enger zusammen als Angst und Mut gleichermaßen. Und eine solche Gemeinschaft brauchte eine Spitze und Führung, die stark blieb und das Gefühl in die Stadt trug, dass man alles tut, dass man da ist und nicht weichen würde.

Ihr Lehensherr hatte ihr in einem Brief übermittelt, dass sie zu bleiben hatte, ungeachtet dessen, welches Opfer es fordern würde, welche Toten. Ihr Lehensherr war auch geblieben und legte die Verantwortung der Vorbereitungen auf einen augenscheinlich übermächtigen Feind in die Hände einer bürgerlich geborenen Frau... und sie teilte sie mit der Ersonter Garde, in die sie niemals ein so großes Vertrauen gelegt hatte wie dieses letzte Jahr.

Als die Schlacht zu Ende war vergingen noch drei paar Tage, ehe die Edeldame zurück ins Schloss ging und dort den von Hauptmann Hammerarm erschlagenen Dämon im Hof liegen sah. Die Baronin, die Schloss Finianswacht besucht hatte und nun nach Seeberg abgereist war, hatte ihr stets das Gefühl vermittelt, dass Awa nichts besonderes geleistet hätte, dass hier einiges einen völligen normalen Gang ging. Dass die blonde adelige Schönheit in ihrem Leben alles besser gemeistert hätte und Awa jederzeit bei allem übertrumpfen könnte, sei es nun in der Verwaltung, im Handel oder den Kontakt zur Garde zu pflegen. Sie brüstete sich sogar damit, wie gut sie ihre Untertanen kennen würde.

Tatsächlich war Awa etwas gekränkt gewesen, denn warum verleugnen, dass die Insel das Ego eines Menschen nicht gerade schmeichelte oder man besonders viel öffentlichen Zuspruch, Liebe oder Dank bekam. Und während Awa Holz um den Dämonenkörper verteilte und im Schlosshof ein großes Feuer entfachen ließ, wurde ihr bewusst, dass es gar nicht darum ging. Es war ihr nie wichtig gewesen, sich so wie die Baronin öffentlich darzustellen, sie blieb eine leise aber beständige Gestalt, deren Stimme alles lenkte und der eine außerordentliche Garde mit Treue und Respekt folgte. Aleassra von Falkenstein hatte keine Wahl. Sie war in diese furchtbare Welt aus Pflicht und Etikette hineingeboren worden und nur zu einer Spielfigur, einer Gestalt, dessen geworden. Eine Baronin, die sich nicht gegen einen Hauptmann durchsetzen konnte und überhaupt noch gar nicht das Pflichtgefühl kannte, was die Ersonter Garde und der Ersonter Rat trugen. Sie wäre hier auf Siebenwind nicht lebensfähig, nur eine charakterlose Hülle.

Aber so war das mit der Etikette. Aleassra von Falkenstein hatte sie gebrochen, als sie aus Falkensee verschwand, ohne eine Nachricht zu hinterlassen oder sich vier Tage später einmal schriftlich zu melden und den Abschied nachzuholen. Sie bewies, dass sie kein Vertrauen in Falkensee setzte und ihr Hauptmann, der seine Unterstützung vor dem Oberst des Ersonter Bundes versprochen hatte, war wortbrüchig geworden. Vielleicht war sie zumindest intelligent genug aus dem Brief, den sie bekommen würde, herauszulesen, dass sie nicht mehr willkommen war.

Ratten verlassen zuerst das sinkende Schiff. Der Kapitän geht mit ihm unter.



Zitat:
10. Oner 24 nH,
Falkensee,
Schloss Finianswacht


Ehre den Hochheiligen Vieren, der Krone und dem Ersonter Bund, Baronin Aleassra von Falkenstein.

Ich hoffe Ihr hattet eine angenehme Reise nach Seeberg und konntet die Burg dort ebenso umfangreich erkunden wie Falkensee. Bedauerlicher Weise konnten wir uns nicht mehr voneinander verabschieden, doch wünsche ich Euch noch einen aufschlussreichen Aufenthalt auf der Insel, bis Euer Schiff hoffentlich alsbald im Brandensteiner Hafen repariert werden konnte.
Bitte lasst uns wissen, ob Ihr persönliches Hab und Gut in den Räumlichkeiten Schloss Finianswacht vergessen habt. Wir würden es Euch selbstredend nach Seeberg nachschicken.


Gezeichnet
Awa Aldorn
Statthalterin zu Falkensee
Lehenskanzlerin des Ersonter Bundes
Edeldame zu Ersont


Zuletzt geändert von Awa: 13.02.14, 18:20, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] In Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 13.01.13, 18:53 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 3.05.05, 17:27
Beiträge: 1265
Zitat:
Bild


Wie seit einigen Tagen schon, saß der Oberst der Ersonter Garde in der Schreibstube des Gardeturms. Draußen war es längst still geworden und die verbliebenen Gardisten der Nachtwache taten still ihren Dienst. Man konnte fast meinen, es wäre wieder Ruhe eingekehrt in das Schloss und die Stadt. Die feige Baronin und ihr wortbrüchiger Hauptmann waren beim ersten Anzeichen von Problemen geflohen, aber von ihnen hatte er beinahe nichts anderes erwartet. Tatsächlich rechnete er es dem Hauptmann sogar in seiner Funktion hoch an, dass er nicht viel auf Ehre oder Anstand gab, im Angesicht der Gefahr, sondern seinen Auftrag erfüllte und seine Baronin beschützte. Dieses Possenspiel war beendet und es waren nicht die Handelsbeziehungen zu Falkenstein, die ihm im Kopf blieben sondern jene Geschehnisse, die sich in den Tagen des Dunkels abgespielt hatten.

Zu gut erinnerte er sich an das Gespräch mit Custodias, die leisen Worte die vor dem Rathaus gewechselt wurden. Er wusste stets, dass das Dunkel vor den Mauern lauerte, dass die Ödnis die größte Gefahr darstellte. Auch früher schon, schlängelten sich Anhänger des Einen in Verschwiegenheit und Schatten durch die Straßen. Es war ihnen nicht anzusehen. Das war die große Gefahr die hinter all dem steckte. Die Öde war fassbar, der Skelettfürst ein greifbarer, sichtbarer Feind. All seine Konzentration, alle Anstrengungen der Garde und der Armeen richteten sich genau auf ihn. Und vielleicht war es genau das, was sie wollten. Man war nicht mehr aufmerksamk genug für das, was um einen herum geschah. Ein Gedanke, der ihn in den Nächten schlecht schlafen ließ. Immer wieder erwachte er, wanderte unruhig durch das Haus im Felaviertel. Sein Blick schweifte dann und wann zu seiner schlafenden Frau, dem schlafenden Kind. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Falkensee so gut wie nie vorbereitet auf das was in den dunklen Tagen kam. Falkensee stand. Auch die Garde hatte ihre Aufgabe erfüllt. Nur er allein hatte in seiner Aufgabe versagt.

Lucius' Blick fiel wieder auf das kleine, sehr abgenutzte Buch, das vor ihm auf dem Tisch in der Schreibstube lag. Nur eine Kerze erhellte den sonst so dunklen Raum. Das Buch war aufgeschlagen und die Seiten teilweise zerknittert, verschmutzt, doch immernoch lesbar. Er trug es immer bei sich. Er trug es in Khalandra, er trug es in Endophal. Spuren von Blut, Matsch, Sand, all den Orten die er aufgesucht hatte und an denen lediglich dieses kleine Buch ihm für wenige Momente die Ruhe gab, die er brauchte, in einer Welt voller Gefahren um ihn herum.

Seite um Seite blätterte er voran, immernoch unruhig. Diesmal schenkte es ihm nicht die erhoffte Entlastung. Im Gegenteil. Jede weitere Seite ließ ihn seine Brauen weiter zusammen ziehen, bis er es schließlich zuklappte und auf den abgenutzten, kaum lesbaren Titel des kleinen schwarzen Büchleins blickte, der in verblassten goldenen Lettern verfasst war: "Laudes Dei". Er hatte in seiner Aufgabe versagt. Sie waren zu nah gekommen. Viel zu nah. Sie hatten ihnen das Essen serviert ... und wenn das Schicksal es anders gewollt hätte, wären weder er noch seine Frau noch sein Kind je wieder lebendig aus dem Schloss heraus gekommen.

Während die Stadt um ihn herum in tiefen Schlaf verfallen war und nur vereinzelte Bürger die Straßen entlangschritten, wanderte er gen Norden, passierte den Garten des Hauses und trat leise ein. Auch das Haus im Felaviertel war nun dunkel und still. Doch sein Weg führte ihn nicht wie üblich ins Schlafzimmer um Ruhe zu finden, diesmal führten ihn seine Schritte hinauf, in sein Arbeitszimmer, das seine Frau so liebevoll für ihn eingerichtet hatte. Sein Blick fiel auf die Karte der Insel, die an der Wand hing. Leicht schüttelte er den Kopf und trat zu einer hölzernen Kiste hinter dem großen Schreibtisch der den Raum ausfüllte. Leise klackte es als er die Schlösser öffnete und hinein blickte.

Eine zerschlissene, mittlerweile eher rostrote einfache Tunika. Mit vorsichtigem Griff hob er sie hervor und erfühlte den Stoff, der nicht minder abgenutzt war, wie man es dem Buch zuvor ansehen konnte. Sein Blick fiel auf das kleine, eingestickte Bellumsschwert, das auf der Brust prangerte. Wie lange hatte er diese einfache Tunika getragen... Die Erinnerungen schweiften ab, gen Wüstensand und Felahitze. Langsam nur legte er die Tunika wieder beiseite und blickte auf den restlichen Inhalt der Kiste. Ein einfaches Schwert, weit entfernt von dem Prunk der Klinge, die ihm zu seiner Ernennung zum Freiherrn damals überreicht wurde und die nun seiner Frau allein in ewiger Treue gehörte. Ein abgenutzter Ledergürtel, Rüstteile, die nichteinmal zu schlimmsten Zeiten hätten genutzt werden können. Auch die lange Lagerung hatte der Rüstung nicht geholfen. Fast schon war all das vergessen, fast wäre es für immer in Vergessenheit geraten.

Nachdem all jene Erinnerungen wieder sicher in der Kiste verstaut waren, trat er an seinen Tisch, entzündete die Kerze und setzte sich. Ein Pergament wurde hervorgezogen und das leise Kratzen der Feder auf dem Papier begann, die Stille des Hauses zu durchbrechen. Er wusste, mit dem Kampf gegen die Ödnis war es nicht getan. Es war an der Zeit, seine Aufgabe zu erfüllen, das, was er in all der Zeit in der er sich der Ruhe und der Geborgenheit des Ersonter Hofes hingab, vernachlässigt hatte. Der Kampf musste an vielen Fronten ausgetragen werden. Es war an der Zeit, eine neue zu eröffnen.

In aller Ruhe setzte er die ersten Zeichen auf das Pergament: "Den hochheiligen Vieren zur Ehr, Gnaden Bringfriede..."

_________________
"... und fortan einte sie ein düsteres Geheimnis."

Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
~ Lucius Aldorn ~
- Diplomat des Ersonter Bundes - Oberst der Ersonter Armee -
- Hauptmann des ruhmreichen Lehensbanners a.D. - Hauptmann des XIII. Kronregiments a.D. - Gardemeister der Garde der Ritterschaft a.D. -
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."

- Friedrich Nietzsche -
______________________________
~ Mahelar ~
- Feinwerker - Künstler - Erfinder - Verrückter - Streiter des Löwenordens
"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben."

- Geroge Bernard Shaw -


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: [Mitmachthread] Schloss Finianswacht
BeitragVerfasst: 13.02.14, 19:19 
Festlandbewohner
Festlandbewohner
Benutzeravatar

Registriert: 28.11.08, 16:00
Beiträge: 4047
Wohnort: NRW
Zitat:
Sie hatte Schmerzen. Nicht nur ihr Rücken und ihre Füße, die ständigen Wehen, welche wiederholt eine gar nicht mal allzu ferne Geburt ankündigten, sondern auch einen Schmerz, der tief im Herzen saß. Über Stunden hatte sie die Haltung bewahrt, wie es einer Freifrau angemessen gewesen sein durfte. Der Ersonter Bund war aufgelöst. Ohne Vorwarnung oder Vorankündigung, ohne eine Ahnung, dass die Orks den Bund tatsächlich so massiv schwächten, dass Reichtsgraf Gernod zu Ersont sein Lehen fallen lassen würde. Aber das war die große Politik und sie, die sie hier ihren Kampf auf Siebenwind fochten, waren die Spielfiguren – die nun von einer anderen Hand geführt werden sollten.

Das Lehen hatte immer an das geglaubt, wofür es kämpfte. Sie hatten Ersont unter Awas Führung nie verwendet um gegen andere Lehen in den Krieg zu ziehen, ungeachtet dessen, wie es um die Politik des Festlandes stand, ohne dabei Schwäche zu demonstrieren. Der Feind saß hinter den großen Mauern. Aber jetzt saß er nicht mehr dort allein und während das Chaos über Siebenwind hinweg zu brechen drohte wurde alles umgewälzt. Würde dies die anderen Parteien der Insel nun mehr zu mehr Einigkeit zwingen?

Das Einzige, was Awa in diesem Moment sah, als sie sich zusammenriss, war eine Reihe treuer Ersonter Gardisten und Offiziere, die vom Oberst hin bis zum unbekannten Rekruten vor ihr in Reih und Glied Stellung bezogen hatten. Es gab für einen Menschen, der führen sollte, keinen Moment der Schwäche. Aber den des Zusammenhaltes und sie war jedem dieser Männer und Frauen nun eine Antwort schuldig. Die Gesichter derer vor ihr waren angespannt, beunruhigt, teils auch etwas verloren im Anbetracht dessen, was ihnen binnen weniger Minuten genommen worden ist.

„Der König hat das Edikt zur Aufteilung der Insel in Lehen aufgelöst. Fortan ist ganz Siebenwind eine Baronie und Baron Siegmund Friedrich Morgenroth von Taras ist der neue Herr über diese Insel. Falkensee gilt fortan als Provinz, die weiterhin in meinen Händen liegen wird. Es gibt keine Armee des Ersonter Bundes mehr, wie es sie bisher gegeben hat. Aber wir haben das Recht eine neue Garde zu gründen.“ Sie hielt für einen Moment inne und sah in die geweiteten Augen der Rotuniformierten.

„Der Baron kann zu jedem Zeitpunkt alle Garden und Stadtwachen der Insel zu einer großen Armee zusammenführen. Und nun zu dem, was ich dazu zu sagen habe.“ Sie holte Luft, besann sich zur Ruhe und wägte ab. Wusste sie, was es in einer solchen Situation zu sagen galt? Ihr Blick streifte das Gesicht ihres Ehemannes, in dem sich keinerlei Zweifel andeuten. Mit stoischem Vertrauen sah er sie an.

„Wir haben zusammen Großes erreicht. Wir, die wir hier sind, haben eine der besten Ratskammern, Verwaltungen und Garden der Insel aufgestellt, die hier seit vielen Jahren zu sehen waren. Und das mit großer Beständigkeit. Und ich will, dass wir das gemeinsam fortführen.“

Dem Hauptmann lief eine große Träne herab, die in seinem rotbraunen Bart versank. Ein typtisches „Hrm“ entwich ihm brummend.

„Aus dem Ersonter Rat wird der Rat der Provinz Falkensee. Aus der Garde des Ersonter Bundes wird die Garde Falkensees. Ich hoffe auf Euer Vertrauen. Ich habe nicht vor, Falkensee im Stich zu lassen. Es ist mehr als der Ersonter Bund oder die Mauern, aus dem die Stadt besteht.“

Als sie ansetzen wollte fortzuführen trat der Hauptmann kurz vor und brummte ein „Mein Bart mit Euch!“. Auch der Leutnant versichterte, dass er weiterhin mit der Garde hinter ihr stehen würde. Sie schafften es der blassen, jungen Frau ein Lächeln auf die Lippen zu legen, was für einen Moment über die Unsicherheiten hinwegtäuschte. Treue und Vertrauen.

Oberst Aldorn erläuterte noch das weitere Vorgehen für die Garde, ehe Awa den Hauptmann anwies das letzte ‚Ehre dem Bund‘ über den Versammlungsplatz und Schlosshof erschallen zu lassen. Und mit stolzer Stimmgewalt rief die gesammelte Garde drei Mal „Ehre dem Bund!“ und ein „Hoch, hoch, hoch!“ auf die Aldorns.



Wenige Zeit später...

Zitat:
Leise trat sie an den Geweihtes des Schweigenden heran, während der dunkle stille Raum doch von einem leisen, dauerhaften Flut leisen, andächtigen Flüsterns erfüllt war. Sie bedankte sich bei Philipp, dass er Zeit gefunden habe. Dieser wiederrum bedauerte eher den späten Umstand. Doch wenn Awa ehrlich war, so war heute, wo der Ersonter Bund aufgelöst wurde, vielleicht genau der richtige Tag auch von ihrem verstorbenen Lehensherrn Abschied zu nehmen. Mit einem knappen Seitenblick nahm sie die gelbe Kerze war, die Lumina aufgestellt hatte, da sie selbst leider andere Verpflichtungen hatte. Es tröstete sie, dass ihre Hofmagierin daran gedacht hatte und erinnerte sie daran, wie viele Stunden sie gemeinsam schon hier waren. So ließ die Freifrau sich in einer der mittleren Reihen zwischen ihrem Sekretarius und ihrem Ehemann auf dem Kissen nieder und betete zu Vitama, sie möge sie nicht wieder mit Vorwehen strafen oder mit einer vollen Blase, auf der ihr Kind seinen Kopf drücken konnte. Sie versuchte zumindest recht konzentriert auszusehen, sich auf die Andacht einzulassen und den Worten aufmerksam zu lauschen. Aber sie merkte, wie oft sie abschweifte, weil ihr Rücken weh tat oder sie einfach nicht los lassen konnte von den Gedanken und Sorgen um alles was nun kommen würde. Erst als die Gebete begannen, da war es der Chor der Stimmen, der sie zurückholte und einband.

Dass der neue Baron, seine Hochwohlgeboren, als erster aufstand um seine Worte an den dunklen Altar und so an Seine verstorbene Erlaucht zu richten, erfüllte sie mit Respekt und Dankbarkeit. Die Geste war ihm anzurechnen. Auch Toran Dur, der gewiss genug Menschen auf dieser Insel hatte sterben sehen und auf vielen Abschiedsfeiern war, trat nach vorne. Wie auch Manein Hammerarm, der zu den ehrlichsten gehörte. Awa hatte sich nicht darauf vorbereitet etwas zu sagen, doch auch sie erhob sich, zeichnete eine Raute vor den Altar und wendete sich schließlich den Gästen der Abschiednahme zu. Sie sah Seine Hochwohlgeboren und seine Frau Hauptmann, sie sah die Ersonter Garde, Hochwürden Custodias, sie sah eine ganze Reihe von Löwen und einige Angestellte der Stadtverwaltung, wenige Bürger. Und wen sie nicht sah, das waren wieder Adel aus Brandenstein und die Ritter. Nicht mal ein Knappe.

„Ich habe viele Stunden beim Leichnahm des Grafen gekniet, meine Gebete und Worte gesprochen und getrauert. Was zurück bleibt sind die Lebenden. Als wird vom Tod des Grafes gehört haben, sahen wir in viele unberührte Gesicher. ‚Ich kannte ihn nicht.‘
Welches Recht haben wir auch zu sagen, wir kennen einen Menschen. Aber es gilt um das zu trauern und das zu ehren, was dieser Mann getan hat, wofür er gestanden hat. Er ist der zweite Lehensherr, der in Falkensee sein Leben gelassen hat. Der zweite, der hier her kam und sein Leben riskierte. Für das, was jede Zivilisation im Grünland hier verkörpert. Der Kampf gegen die Dunkelheit, der Kampf um das Licht, die Ordnung, um das Recht in diesem Licht leben zu können. Und die wenigsten können beurteilen wie schwer diese Verantwortung wiegt, die jene tragen, die führen. Ich denke wir sind es jedem einzelnen der hier gestorben ist schuldig, dass wir weiter kämpfen, für das, wofür andere gestorben sind, und jeden Namen in Ehren halten. Ich wünsche Euch, Baron, dass die Götter Euer tun segnen werden und wir unter all das fortführen können, wofür wir gemeinsam hier sind.“

Jemanden zu verabschieden, hieß oftmals, jemand anderen zu begrüßen.



Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 23 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 19 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de