Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 28.06.25, 08:53

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: An einem Schrein...
BeitragVerfasst: 8.08.11, 14:08 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 8.10.03, 13:56
Beiträge: 1379
Wohnort: Jerrodhon
Etwas war anders. Nicht wie er es gewohnt war. Wie es ihm vertraut war, seit er die Weihe seines Herrn empfangen hatte. Niemals hatte er sich alleine gefühlt, mutlos gefühlt, Zweifel empfunden. Nun aber hatte sich etwas geändert. Und er konnte nicht festmachen, woran es lag.

Bild


Einmal mehr kniete er vor dem Schrein oberhalb von Seeberg, an der einstigen Grenze zwischen Licht und Dunkelheit, an der so viele tapfere Männer und Frauen ihr Leben gelassen hatten für die Viere und die Freiheit auf Siebenwind. Er dachte an den Morsandiener, der in seiner schwarzen Robe in die Mitte der unzähligen untoten Kreaturen geschritten war, ohne Zweifel in seinem Herzen, mit schierer Entschlossenheit, Gleichgültigkeit über sein nahendes Ende. Er hatte von jeher die gleiche Einstellung gehabt zu seinem Leben, seinem Dienst in dieser Sphäre. Und dennoch war seit einigen Tagen, seit einigen Wochen etwas nicht, wie es sein sollte.

«Bellum, Schwertvater, höre die Worte deines demütigen Dieners. Niemals hast Du mich alleine gelassen, nicht in der Schlacht, nicht im alltäglichen Dienst, nicht in meinen dunkelsten Stunden. Nun aber fühle ich mich Dir fern. Habe ich gesündigt vor deinen Augen? Habe ich, der ich Dir mein Leben geweiht habe, Schande gebracht über die Meinen, Schande gebracht über alle, die in deinem Namen von der Gerechtigkeit der heiligen Viere predigen, von Ehre und der Glückseligkeit, die nur durch Dich und deine heiligen Geschwister auf Tare zu finden ist? Höre mich an, Schlachtenvater, ich flehe Dich an, vergebe mir meine Schuld, auf dass ich auch in Zukunft der Diener sein kann, den Du in mir sehen möchtest. Oder nehme mein Leben, damit ich nicht länger hier Gefesselt sein werde und ohne deinen Segen nur noch eine in Ketten und Schwüre gelegte Hülle bin, leblos und ohne Ziel. Es ist nurmehr deine Entscheidung, wie von jeher. Aber ich flehe Dich an, gewähre mir ein Zeichen und erlöse mich von den Zweifeln, die ihre Finger nach meinem Herzen ausstrecken.»

Rau erklangen die Worte in der Dämmerung, den Kopf weit abgeneigt, die Hände zu Fäusten geballt und die Arme vor der Brust verschränkt. Die Leere in seinem Herzen machte es ihm unmöglich, die Nähe seiner Geschwister zu suchen oder von .. Jemand anderem. Was sollte er tun? Er spürte, dass Bellum gleichwohl wachsam auf ihn schaute. Er wusste, dass er seinen Schild über ihn bereiten würde, wenn es wirklich notwendig war. Und dennoch wusste er nicht, was er getan hatte. Dann flammte ein helles Licht um ihn herum auf, trotz der anhaltenden Dämmerung. Nur für einen Augenblick. Und er sah ..

Bilder vor seinem inneren Auge. Erinnerungen. Kaum mehr als Ahnungen, die gleichwohl gnadenlos sich ihm aufdrängten. Er kannte diese Eingebungen nur zu gut, nur waren sie an diesem Abend nicht sanft und milde, sondern unangenehm, hinterließen förmlich einen bitteren Nachgeschmack. Einen Nachgeschmack von Enttäuschung, die nach menschlichen Maßstäben kaum zu fassen war.

«Herr, vergebe mir die Fehler, die ich begangen habe. Auch ich bin nur ein Mensch, auch wenn ich es nur selten eingestehe und die hohe Weihe es nach allem schwer macht, dieselben Maßstäbe für mich anzusetzen wie für andere Diener oder das gläubige Volk. Ich sollte Licht sein. Ich sollte rein sein. Aber ich bin es nicht. Nicht zu jeder Zeit. Und ich glaube… Ich glaube, ich verstehe, was Du von mir verlangst. Warum Du es verlangst. Schwertvater – Ich danke Dir.»

Ahnungen verflochten sich zu Gedanken, Gedanken wurden zu Absichten, zu Plänen. Er wusste was er tun würde. Was er ohnehin schon geplant hatte und was nunmehr zu einer Pflicht wurde, zur Buße vor seinem Herrn. Einige Vorbereitungen, ein wenig Recherche in der Bibliothek zu Falkensee. Gebete. Und ansonsten keinerlei Anzeichen nach außen hin, schließlich war die Lage auch so schon unruhig genug, als dass weitere Zweifel nach innen oder nach außen hin für irgendjemanden von Nutzen gewesen wären.

Ein erstes Gefühl von Beruhigung machte sich in ihm breit. Ein gutes Zeichen? Leise wiederholte er noch mehrmals das rituelle Gebet, wie ein Mantra. Schließlich erklang ein abgedämpftes Wort, tausende von Malen gesprochen.

«Ael.»

Dann richtete er sich langsam auf und kehrte mit festen Schritten zurück nach Seeberg, zum Ordenshaus, zu einem Stapel von Papieren und allerlei anderen Dokumenten, mit denen er die meiste Zeit verbrachte, seit er zum Prior des Bellumordens zu Siebenwind ernannt worden war.


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de