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 Betreff des Beitrags: Unter den Blinden ist der Einäugige König
BeitragVerfasst: 13.03.11, 04:05 
Ehrenbürger
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Unter den Blinden ist der Einäugige König



Was ist Siebenwind? Eine Insel. Für viele ein eigener Lebens- und Kleidungsstil. Verschiedenste Völker und Rassen leben hier.
Wem gehört Siebenwind? Allen und Jedem? Dem König? Mit Sicherheit. Siebenwind ist ein Schachfeld, dessen Auswirkungen von weit größerer Bedeutung ist, als die meisten
einfachen Leute ahnen oder wissen wollen. Aber wissen diejenigen welche dort leben das auch?

Die Antwort lautet: Nur zum Teil.

Viele von ihnen kämpfen entweder noch nicht lange genug, haben keine Ahnung wie sie ihren Kampf kämpfen sollen oder aber kämpfen schon so lange, dass sie vom Kriege zeichnet und des Krieges überdrüssig sind. Das ist nur zu verständlich. Kontinuität fehlt dieser Insel anscheinend. Entweder ging sie im Lauf der Zeit verloren, oder aber es will mir, der ich mit dem Auge des Jungen, des Neulings auf die Insel blicke nur so vorkommen. Aber ich stelle fest, dass sie fehlt. Viele ehrbare Männer und frauen splitten sich in mehrere Gruppen als selbst ich mir merken könnte auf. Was hoffen sie damit zu erreichen? Jeder versucht sein Leben so gut es geht zu leben. Das entspricht nur der menschlichen Natur, doch mit Feinden wie den Saran werden sie früher oder später auf Granit beissen. Anders als die Zersplitteten Siebenwinder sind die Saran eins. Sie handeln vorausschauend und mit Kalkül, ihre Handlungen sind äußerst wohlüberlegt und subtiler, als ich mir je erhoffen kann zu handeln.

Manche dieser Menschen verfügen über mehr Titel und haben mehr geleistet, als ich an Jahresläufen zähle. Sie sind lebende Legenden, Symbole die verdammt viel erreicht haben. Aber jedes Symbol nutzt sich irgendwann ab. Sie haben keine Kraft mehr, keinen Elan. Ich will es ihnen nicht verdenken, denn sie kämpfen schon viel zu lange allein. Während der Rest darum bemüht ist, seine kleinen Streitigkeiten auszutragen und ein Stück vom Kuchen abzubekommen, haben sie sich vom Esstisch abgewandt und wollen eigentlich nur ein wenig Frieden, der ihnen nicht vergönnt ist. Feinde, insbesondere die Saran richten sich nunmal nicht nach unseren Wünschen. Das ist ein ehernes Gesetz, dass das Leben schreibt.

Und wie passe ich in dieses Bild? Eigentlich gar nicht, so möchte man sagen. Hier stehe ich, ein junger Galadonier der in seinem Exil Heimat gefunden hat. Soweit so gut. Ich habe mir eine Anstellung gesucht, mit der ich ein Auskommen haben werde, sobald man mich dafür auch bezahlt. Einen Meister habe ich ebenfalls gefunden und muss es nicht auf mich nehmen, mich dem Ritus einer Akademie mit all seiner Theatralik, Lethargie und nötigen Bürokratie zu unterwerfen. Ein akademischer Titel bringt zwar Vergünstigungen, aber wer die Magie studiert um sich davon etwas kaufen zu können, lebt sie nicht. Wo mein Meister ist, ist der graue Erzmagier (ob man vom alten oder neuen spricht) ohnehin nicht weit. Das nennt man Schicksal. Bessere Lehrkräfte wird man auch an einer Akademie nicht finden und ich studiere meine Fachrichtung, ohne zum Universalmagier ausgebildet werden zu wollen. Die Gefährlichkeit dieser Insel hat in meinem Denken ohnehin soweit zum Wandel geführt, als das es sich empfiehlt, töten zu können. Spaß macht das nicht, aber ich habe aufgehört darüber zu hadern. Der nächste, der mich zögern wähnt, wird schlicht und ergreifend sterben, wenn ich es einrichten kann.

Mein eigenes Überleben ist in naher Zukunft gesichert, dennoch bleibt eine Gefahr gegen die sich nur alle verteidigen können. Die Sammler. Und genau dort liegt das Problem. Es findet sich auf dieser Insel nicht eine einzige Person, die in der Lage oder Willens wäre, die Leute zu einigen und in den Kampf zu führen. Und jetzt vergleiche man diese Aussage mit der Anzahl an Ordensmeistern, Magistern, Offizieren und anderen Anführern, die es hier gibt. Es findet sich keiner? Ja, es findet sich keiner weil sie sich alle gegenseitig soweit misstrauen, das niemand gewillt ist, sich dem anderen unterzuordnen. Geht das noch eine Weile so weiter, werden die Saran irgendwann ihr heimliches Vorgehen aufgeben und zum Angriff ansetzen. Entweder vernichten sie uns alle isoliert in kleinen Gruppen sterbend oder aber in einem Sauhaufen, der weder organisiert noch ordentlich befehligt wird. Meine persönliche Hoffnung war natürlich, wie könnte es anders sein, Toran Dur. Doch Toran wird langsam alt, er zählt zu den kriegsmüden Gestalten. Für mich persönlich eine Tragik, das dieser Mann nicht so weit aufgebaut wurde, das ihm genau das nicht passiert. Das zeigt mir wieder, wie wenig Wertschätzung die Siebenwinder zu geben fähig sind, obgleich die meisten von ihnen für sich genommen freundliche Leute sind.

Mit jedem verstreichenden Tag fühle ich, wie ich gereizter und gereizter werde. Ich rede mich teilweise schier in Rage und heiser, auch wenn es nichts bringt. Aber ich kann nicht einfach schweigend dasitzen und zusehen, wie die eine Hälfte vorgibt, das kein Krieg stattfindet und der Rest versucht sich besser am Tisch zu positionieren. In meiner weniger überlegten Laune habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, höchstpersönlich jedem Anführer ins Gesicht zu sagen, von was er offenbar keine Notiz nehmen will und wie schändlich ich sein Verhalten führe. Das meine Worte meine größten Waffen sind, die noch nicht einmal jemand von ihnen zur Gänze auf sich gerichtet sah, ist mir bekannt. Es ist meine Gabe und zugleich mein größter Fluch. Sind meine Worte auch noch so gut, erheben sie mich nicht auf eine Stufe die mir nicht gebührt. Und dennoch hätte ich manchmal gute Lust, sie allesamt zum Duell über ihre Ansprüche auf Führung zu fordern und mir nach und nach ihre Mannen einzuverleiben. Das das in der Praxis nie funktionieren würde ist nur leider all zu wahr. Niemand wird einem jungen Magier, den man zudem kaum kennt, großes Gehör schenken. Aber ich habe vor, zu handeln. Ich werde nicht schweigend dasitzen und mich in dieses Schicksal fügen. Entweder fängt diese Insel an zu kämpfen oder geht ohne mich unter, wenn ich das einrichten kann ohne meine Eide zu brechen. Kommt es jedoch zu diesem Punkt, haben diejenigen, welche ich meine Eide gewidmet haben die ihren gebrochen und mich damit von meinem entbunden. Ich werde nicht einfach gehorsam zur Schlachtbank gehen und auf den Altären der Lethargie geopfert werden. Nicht mit mir!

Ich habe bestimmt 8 Jahre lang jedesmal gestöhnt, wenn Magister Aurus über die Wesenszüge der Kampf- und Kriegsmagier zu dozieren pflegte. Er tat es mit Leidenschaft, er tat es mit Inbrunst und am schlimmsten: Er tat es oft. Mindestens einmal in der Woche hoffte ich, nicht mit blutenden Ohren zu Boden zu fallen wenn es wieder über Taktik, Strategie, das Leben und Streben auf dem Felde und all den anderen Hundert Kleinigkeiten ging, die die "Kriegsmagierey" ausmachen. Und was stelle ich jetzt, fast ein Jahr nach seinem Tod fest? Der Mann hat entweder völlig den Verstand verloren oder aber war ein so vorausschauender alter Bastard, das er ein Cousin Torans sein könnte. All das ergibt nun auf einmal Sinn, denn ich werde leibhaftig damit konfrontiert. All die Schwarzmagier, Saran und Feinde sind hier Wirklichkeit. Hier findet Krieg statt. Soldaten sterben, Schlachten werden geschlagen. Und das passiert nicht nur um mich herum, ich bin irgendwie mitten darin gelandet. Die Abenteuer von Adalric dem lust´gen Kriegsmagier, wer hätte das gedacht? Ich nicht. Aurus, dieses verschlagene Subjekt von einem Graumagier schon. Ich kann beinahe sein zufriedenes Grinsen vor mir sehen.

Und doch hat das ganze einen faden Beigeschmack. Ich sehe nunmal, was um mich herum geschieht oder auch nicht. Leider verstehe ich auch, was alles schief läuft und wo die Mängel liegen. Meine Güte, wenn man seinen Soldaten nicht beibringt, wie man eine Mauer erstürmt, wie will man dann die längste Mauer auf der verdammten Insel eigentlich angreifen? Leitern? Fehlanzeige. Pavesen oder andere Deckungen für Schützen und Magier? Was ist das? Und selbst wenn sie es hätten, käme die Hälfte der Soldaten, so ambitioniert und mutig sie auch sein mögen nicht auf die Idee, mit einer Hand zu klettern und den Schild über die Nuss zu halten um keinen Stein auf selbige zu bekommen. Wie denn auch? Die Ausbildung dieser sogenannten Armeen und Gruppierungen tendiert von absolut alles zu spät bis ausreichend. Niemand fühlt sich berufen, das zu ändern. Die die könnten, wollen nicht mehr und die die wollen, wissen nicht wovon sie reden.

Ich würde so gerne daran etwas ändern. Nein würde nicht, ich will daran etwas ändern. Zum aus der Haut fahren ist es. Doch wie soll ich das machen? Ich bin ein kleiner Sekretär, kein Marschall, kein Ritter. Aber irgendwie werde ich einen Weg finden, Toran, Quendan und jeden der mir nützlich sein könnte, solange zu drangsalieren, bis man mir das Handwerkszeug an die Hand gibt um etwas zu tun. Mir geht es nicht um meinen verdammten Namen, den auf dieser von götterverlassenen Insel sowieso niemand richtig aussprechen kann, aber mir geht es um einen Erfolg. Toran weiss, wie man dazu handeln muss. Er soll es mich lehren. Irgendwie werde ich ihn dazu kriegen, aktiv zu werden, sei es als Anführer, den diese Insel braucht oder als Mentor, der mir zeigt, wie ich einen Anführer finden kann. Erfolg ist nötig. Ein Scheitern kommt für mich nicht in Frage.

Ich habe einen Mann wie Leo überlebt und meine Lektionen daraus gezogen. Auch diese Insel wird mich Lektionen lehren. Aber ich werde an ihnen wachsen und nicht zerbrechen.
Scheitern kommt nicht in Frage.


-Auszüge aus dem Tagebuch von Adalric Sila-

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 Betreff des Beitrags: Re: Unter den Blinden ist der Einäugige König
BeitragVerfasst: 29.04.11, 12:03 
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Wenn du willst, dass etwas die rechte Gestalt annimmt, tu es selbst.

Die schwerste Lektion ist, die eigenen Lehren auch zu befolgen, aber ich letzten Endes war ich nie ein Mann des großen Wartens. Also habe ich es selbst in die Hand genommen und meine Entscheidungen getroffen. Die letzte Zeit war relativ brisant. Seit ich dem Orden der wachenden Löwen zunächst als Aspirant beigetreten bin und William mich zum Anwärter gemacht hat, ist haben die Monde Tares so manches mal ihre Bahn über die Gestirne gezogen. Irgendwie klingt der Satz poetisch. Möglicherweise liegt das an Akoras Einfluss. Mit einfachen Worten komme ich ihr meistens ohnehin nicht bei, da ihre Zunge in manchen Belangen einfach schärfer ist als eine. Und da ich sie nicht verletzen möchte, sind mir in dem Fall Grenzen gesetzt. Na was solls.

Die Zeit mit den Löwen gestaltet sich lehrreich und nicht ungefährlich. Wenn ich daran denke, welche Wunden mein Körper davon getragen hat, bin ich froh, das mich die Artefaktmagie reizt und ich die grundlegenden Dinge soweit aus dem Stegreif beherrsche um ein Artefakt halbwegs vernünftig aufzuladen und zu bedienen. Manchmal reicht das Wissen, wie etwas funktioniert völlig aus. Das Verständnis kann man sich erlernen, wenn man denn so lange überlebt. Und bisweilen fahre ich mit dieser Einstellung äußerst gut. William und seine Frau Amelia sind sehr nette und gescheite Leute, ich habe William von Anfang an und Amelia kurze Zeit darauf später in mein Herz geschlossen. Aber auch mit den anderen Löwen verstehe ich mich ausgezeichnet. Sogar mit Solana, die ich am liebsten von allen zu verärgern weiss.

Meine magischen Studien gestalten sich fruchtbar, Quendan ist ein hervorragender Lehrmeister. Allerdings hat meine Abneigung einen gravierenden Nachteil, der mir erst in letzter Zeit aufgefallen ist. Da das graue Konvent sehr selten tagt, ist es nahezu unmöglich die Bande zu den Magiern meines Pfades oder der anderen Pfade zu knüpfen, wie es meiner Ansicht nach von Nöten wäre. Über kurz oder lang habe ich also schweren Herzens den Entschluss gefasst, Quendans Meisterschaft zu behalten und nebenbei in der Akademie zu studieren. So habe ich erstens einen Vergleich mit Quendan, der sehr versiert in den Dingen ist und auch die Blickwinkel aufzeigt, die eine Akademie nie billigen würde und die offiziellen Lehrmeinungen einer Institution wie der hiesigen. Schaden kann es nicht, auch wenn ich mit Schaudern daran denke, was passiert, wenn der erste verkappte Magister meint, mich wie ein Kind behandeln zu müssen, nur weil mein Titel der eines Novizen ist. Aber verbal bin ich ihnen bereits jetzt gewachsen. Sollte es Probleme geben, ist das eben so. Hauptsache ich kann mir selbst in den Spiegel sehen und es zufrieden sein.

Alsbald will man mich in den Stand eines vollwertigen Löwenstreiters erheben. Ich freie mich bereits darauf, denn die Aufgaben wachsen und die Verantwortungen werden größer. Das liegt mir. Und der Wappenrock ist definitiv schöner als der hässliche weisse Lappen, der jeden förmlich anspringt und sagt: Trieze die Mieze! Nein vielen Dank. Ich weiss zwar, das ich in so ziemlich allen Bereichen meines Schaffens noch am Anfang stehe und mich erst beweisen muss, doch die Zeit des kleinen Lernens ist schon längst vorbei. Die Löwen haben das erkannt, die Akademie wird es auch noch lernen und Quendan hat mich von Anfang an so behandelt, wie man es sich nur wünschen kann. Es gibt nahezu keine Geheimnisse zwischen ihm und mir, was die Arbeit äußerst angenehm macht. In vielen Belangen ist er ein wenig schärfer als mein alter Meister Aurus es war und doch hat er seinen ganz eigenen Charme. Nicht jeder versierte Magier ist gleichzeitig ein guter Lehrer, das trifft genau gesagt sogar auf die wenigsten zu, soweit die Betrachtung aus meinem Blickwinkel mir möglich macht, dort ein Urteil zu fällen. Aber auf ihn trifft es definitiv zu. Bin gespannt wie Kreytz sich macht. Mein Bild über ihn gestaltet sich bisweilen äußerst ambivalent. Aber seine Chance soll er haben. Immerhin hat Quendan ihm ein hohes magisches Wissen zugebilligt. Vom Erzmagier meines Pfades erwarte ich das allerdings auch.

Und dann wäre da noch Custodias, oder Guntram Sonnacker, wie er eigentlich heisst. Warum er sich Custodias nennt, weiss ich nicht. Aber die Leute haben mir erzählt, das er früher anders hiess. Sieht man von seinen amourösen Neigungen ab, die mich nicht weiter stören, ist er ein blitzgescheiter Mann und mir, oder Quendan nicht unähnlich. Genau wie Ich geht er seinen Weg mit allen Konsequenzen. Es ist ihm egal ob die Leute ihn lieben, fürchten oder hassen, wenn er nur seine Mission erfüllt und Astrael ein treuer Sendbote sein kann. Akora kann ihn überhaupt nicht leiden, seitdem er den Schwarzmagier auf dem Marktplatz verbrennen ließ. Ich selbst habe damit weniger Probleme, denn ändern kann ich es sowieso nicht mehr. Da Custodias mich gebeten hat, Laienmitglied im Ordo Astraeli zu werden, könnte es ohnehin noch zu Spannungen zwischen ihm und Akora kommen. Aber damit muss man nunmal Leben. Andernfalls wäre es vermutlich ohnehin langweillig. Wer verträgt es schon, wenn sich nie Probleme auftun? Na ich auf jeden Fall nicht.

Und so ist mein Terminkalender nahezu stets gefüllt. Das Engagement für die Kanzlerin, die Löwen, Custodias und Quendan, in Zukunft auch die Akademie verlangt einem viel Zeit ab. Und dennoch verausgabe ich mich nicht. Sobald ich mich mit Awa ordentlich zusammengerauft habe, dürfte es sich leicht gestalten, die Zeit für alles zu finden. Sieht man von der Akademie ab, die bislang eine unbekannte Größe für mich ist, sind sie alle sehr verständig, wenn sie sehen, das dort jemand keine Zeit erübrigt, weil er Lernen will. Das schätze ich sehr. Wer mich ausbremst, verliert ohnehin. Möglich, das man es mir ansieht, denn bisweilen hat das noch niemand versucht.

Und so schließe ich diesen Eintrag ab und nehme mir eine Mütze Schlaf. Mir tun sämtliche Knochen weh, nachdem Shazk dieser Mordbube mich beinahe in Morsans Hallen geschickt hätte. Aber auch er wird seine Strafe defintiv erhalten. So nicht von der Justiz des Bundes, dann eben von meiner Hand oder durch mein Wirken. Die Zeit wird es zeigen.



-Auszüge aus dem Tagebuch von Adalric Sila-

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 Betreff des Beitrags: Re: Unter den Blinden ist der Einäugige König
BeitragVerfasst: 10.10.11, 17:42 
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Es ist eine ganze Weile her, seit ich das letzte mal überhaupt auf den Gedanken gekommen bin, Tagebuch zu führen.

Und wenn ich mir die Einträge so durchlese, kann ich selbst kaum glauben, dass ich sie geschrieben haben soll. Ja es stimmt. Ich habe durchaus an Erfahrung hinzugewonnen und ich habe einen Platz auf Siebenwind etabliert. Und dennoch lebe ich mittlerweile in Furcht. Ordensmeister der Löwen, Erzmagier? Pah! Was sind diese Titel wert? Verfüge ich über Armeen, um mir all die Feinde vom Leib zu halten, die ich mir geschaffen habe, oder die sich mir in den Weg stellen, einfach weil ich bin, was ich bin? Nicht im geringsten. Stattdessen frage ich mich jede einzelne Sekunde dieses Tages, ob vor mir nicht ein Feind in der Verkleidung eines Freundes steht, der nur darauf wartet, mir sein Messer in den Rücken zu rammen.

Seit der Sache mit den Sammlern bin ich nicht mehr der Alte. Es fällt mir außerordentlich schwer zu vertrauen, so sehr ich es auch gerne möchte. David, Dreiden, Kilian, Marion und wie die Löwen alle heissen. Verständige Gesellen, ambitioniert und nicht zu fein, etwas zu tun. Dieses Beispiel kann ich nahezu auf mein ganzes Bekanntenfeld ausweiten. Und in letzter Zeit stelle ich mir immer mehr die Frage, wer von diesen Bekannten eigentlich auf der anderen Seite des großen Schlachtfeldes steht. In düsteren Momenten könnte ich pauschal sagen...alle. Ich hoffe inständig, das ich mich irre, aber die zynische Betrachtung vermag ich einfach nicht mehr von der Hand zu weisen.

Wieso sind die Diener Angamons eigentlich so gut informiert, über das was ich tue? Ich bin doch nicht völlig unaufmerksam durchs Leben gegangen und weiss ganz genau, dass es Dinge gibt, die manche Leute nur von mir wissen können, wenn sie sie selbst erlebt haben. Verliere ich den Verstand? Nein. Ich verliere nicht den Verstand. Ich glaube ich realisiere langsam eine sehr schmerzhafte Antwort. Das Grünland ist viel schlimmer unterwandert, als ich mir zu meinen Anfangszeiten je eingestanden hätte. Nun aber kann ich das Auge nicht mehr davor verschließen. Sie sind da. Irgendwo da draussen. Und ich kann nicht einmal die Feindschaft für sie aufbringen, die einem Vieretreuen Menschen eigentlich zu eigen sein müsste. Ich hasse die Sammler, ich verabscheue Kaiser und sein Gezücht und es gibt Menschen, denen ich den Tod wünsche. Aber ein generelles Hassgefühl für die Schwarzmagier, die Tardukai und wie sie alle heissen, vermag ich einfach nicht aufzubringen? Ist das eine Gabe, oder ein Fluch?

Manchmal keimt in mir der Wunsch, die altvorderen Zeiten wieder aufleben zu lassen, in denen wir ohne das bürokratische Brimmborium auf Tare wandelten, unsere Feinde vernichteten oder selbst vernichtet wurden. Ohne all diese Geheimniskrämerei in die jeder, ausser scheinbar ich, eingeweiht ist. Sie alle mit Flammen niederzustrecken hätte schon etwas reizvoll einfaches an sich. Wäre da nicht die Verantwortung, die ich übernommen habe, ich wüsste nicht, wo ich heute stünde.

Ich hoffe inbrünstig, das wir bald eine der Faktionen des Ödlandes angreifen werden. Beinahe wäre mir sogar egal, welche. Aber wenn ich nicht bald einen physischen Ausgleich zu all dem finde, werde ich wahnsinnig. Und ich bin noch nicht geschlagen. Ich bin noch nicht geschlagen.



-Auszüge aus dem Tagebuch von Adalric Sila-

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