Ehrenbürger |
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Registriert: 17.02.11, 12:32 Beiträge: 716
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Unter den Blinden ist der Einäugige König Was ist Siebenwind? Eine Insel. Für viele ein eigener Lebens- und Kleidungsstil. Verschiedenste Völker und Rassen leben hier. Wem gehört Siebenwind? Allen und Jedem? Dem König? Mit Sicherheit. Siebenwind ist ein Schachfeld, dessen Auswirkungen von weit größerer Bedeutung ist, als die meisten einfachen Leute ahnen oder wissen wollen. Aber wissen diejenigen welche dort leben das auch?
Die Antwort lautet: Nur zum Teil.
Viele von ihnen kämpfen entweder noch nicht lange genug, haben keine Ahnung wie sie ihren Kampf kämpfen sollen oder aber kämpfen schon so lange, dass sie vom Kriege zeichnet und des Krieges überdrüssig sind. Das ist nur zu verständlich. Kontinuität fehlt dieser Insel anscheinend. Entweder ging sie im Lauf der Zeit verloren, oder aber es will mir, der ich mit dem Auge des Jungen, des Neulings auf die Insel blicke nur so vorkommen. Aber ich stelle fest, dass sie fehlt. Viele ehrbare Männer und frauen splitten sich in mehrere Gruppen als selbst ich mir merken könnte auf. Was hoffen sie damit zu erreichen? Jeder versucht sein Leben so gut es geht zu leben. Das entspricht nur der menschlichen Natur, doch mit Feinden wie den Saran werden sie früher oder später auf Granit beissen. Anders als die Zersplitteten Siebenwinder sind die Saran eins. Sie handeln vorausschauend und mit Kalkül, ihre Handlungen sind äußerst wohlüberlegt und subtiler, als ich mir je erhoffen kann zu handeln.
Manche dieser Menschen verfügen über mehr Titel und haben mehr geleistet, als ich an Jahresläufen zähle. Sie sind lebende Legenden, Symbole die verdammt viel erreicht haben. Aber jedes Symbol nutzt sich irgendwann ab. Sie haben keine Kraft mehr, keinen Elan. Ich will es ihnen nicht verdenken, denn sie kämpfen schon viel zu lange allein. Während der Rest darum bemüht ist, seine kleinen Streitigkeiten auszutragen und ein Stück vom Kuchen abzubekommen, haben sie sich vom Esstisch abgewandt und wollen eigentlich nur ein wenig Frieden, der ihnen nicht vergönnt ist. Feinde, insbesondere die Saran richten sich nunmal nicht nach unseren Wünschen. Das ist ein ehernes Gesetz, dass das Leben schreibt.
Und wie passe ich in dieses Bild? Eigentlich gar nicht, so möchte man sagen. Hier stehe ich, ein junger Galadonier der in seinem Exil Heimat gefunden hat. Soweit so gut. Ich habe mir eine Anstellung gesucht, mit der ich ein Auskommen haben werde, sobald man mich dafür auch bezahlt. Einen Meister habe ich ebenfalls gefunden und muss es nicht auf mich nehmen, mich dem Ritus einer Akademie mit all seiner Theatralik, Lethargie und nötigen Bürokratie zu unterwerfen. Ein akademischer Titel bringt zwar Vergünstigungen, aber wer die Magie studiert um sich davon etwas kaufen zu können, lebt sie nicht. Wo mein Meister ist, ist der graue Erzmagier (ob man vom alten oder neuen spricht) ohnehin nicht weit. Das nennt man Schicksal. Bessere Lehrkräfte wird man auch an einer Akademie nicht finden und ich studiere meine Fachrichtung, ohne zum Universalmagier ausgebildet werden zu wollen. Die Gefährlichkeit dieser Insel hat in meinem Denken ohnehin soweit zum Wandel geführt, als das es sich empfiehlt, töten zu können. Spaß macht das nicht, aber ich habe aufgehört darüber zu hadern. Der nächste, der mich zögern wähnt, wird schlicht und ergreifend sterben, wenn ich es einrichten kann.
Mein eigenes Überleben ist in naher Zukunft gesichert, dennoch bleibt eine Gefahr gegen die sich nur alle verteidigen können. Die Sammler. Und genau dort liegt das Problem. Es findet sich auf dieser Insel nicht eine einzige Person, die in der Lage oder Willens wäre, die Leute zu einigen und in den Kampf zu führen. Und jetzt vergleiche man diese Aussage mit der Anzahl an Ordensmeistern, Magistern, Offizieren und anderen Anführern, die es hier gibt. Es findet sich keiner? Ja, es findet sich keiner weil sie sich alle gegenseitig soweit misstrauen, das niemand gewillt ist, sich dem anderen unterzuordnen. Geht das noch eine Weile so weiter, werden die Saran irgendwann ihr heimliches Vorgehen aufgeben und zum Angriff ansetzen. Entweder vernichten sie uns alle isoliert in kleinen Gruppen sterbend oder aber in einem Sauhaufen, der weder organisiert noch ordentlich befehligt wird. Meine persönliche Hoffnung war natürlich, wie könnte es anders sein, Toran Dur. Doch Toran wird langsam alt, er zählt zu den kriegsmüden Gestalten. Für mich persönlich eine Tragik, das dieser Mann nicht so weit aufgebaut wurde, das ihm genau das nicht passiert. Das zeigt mir wieder, wie wenig Wertschätzung die Siebenwinder zu geben fähig sind, obgleich die meisten von ihnen für sich genommen freundliche Leute sind.
Mit jedem verstreichenden Tag fühle ich, wie ich gereizter und gereizter werde. Ich rede mich teilweise schier in Rage und heiser, auch wenn es nichts bringt. Aber ich kann nicht einfach schweigend dasitzen und zusehen, wie die eine Hälfte vorgibt, das kein Krieg stattfindet und der Rest versucht sich besser am Tisch zu positionieren. In meiner weniger überlegten Laune habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, höchstpersönlich jedem Anführer ins Gesicht zu sagen, von was er offenbar keine Notiz nehmen will und wie schändlich ich sein Verhalten führe. Das meine Worte meine größten Waffen sind, die noch nicht einmal jemand von ihnen zur Gänze auf sich gerichtet sah, ist mir bekannt. Es ist meine Gabe und zugleich mein größter Fluch. Sind meine Worte auch noch so gut, erheben sie mich nicht auf eine Stufe die mir nicht gebührt. Und dennoch hätte ich manchmal gute Lust, sie allesamt zum Duell über ihre Ansprüche auf Führung zu fordern und mir nach und nach ihre Mannen einzuverleiben. Das das in der Praxis nie funktionieren würde ist nur leider all zu wahr. Niemand wird einem jungen Magier, den man zudem kaum kennt, großes Gehör schenken. Aber ich habe vor, zu handeln. Ich werde nicht schweigend dasitzen und mich in dieses Schicksal fügen. Entweder fängt diese Insel an zu kämpfen oder geht ohne mich unter, wenn ich das einrichten kann ohne meine Eide zu brechen. Kommt es jedoch zu diesem Punkt, haben diejenigen, welche ich meine Eide gewidmet haben die ihren gebrochen und mich damit von meinem entbunden. Ich werde nicht einfach gehorsam zur Schlachtbank gehen und auf den Altären der Lethargie geopfert werden. Nicht mit mir!
Ich habe bestimmt 8 Jahre lang jedesmal gestöhnt, wenn Magister Aurus über die Wesenszüge der Kampf- und Kriegsmagier zu dozieren pflegte. Er tat es mit Leidenschaft, er tat es mit Inbrunst und am schlimmsten: Er tat es oft. Mindestens einmal in der Woche hoffte ich, nicht mit blutenden Ohren zu Boden zu fallen wenn es wieder über Taktik, Strategie, das Leben und Streben auf dem Felde und all den anderen Hundert Kleinigkeiten ging, die die "Kriegsmagierey" ausmachen. Und was stelle ich jetzt, fast ein Jahr nach seinem Tod fest? Der Mann hat entweder völlig den Verstand verloren oder aber war ein so vorausschauender alter Bastard, das er ein Cousin Torans sein könnte. All das ergibt nun auf einmal Sinn, denn ich werde leibhaftig damit konfrontiert. All die Schwarzmagier, Saran und Feinde sind hier Wirklichkeit. Hier findet Krieg statt. Soldaten sterben, Schlachten werden geschlagen. Und das passiert nicht nur um mich herum, ich bin irgendwie mitten darin gelandet. Die Abenteuer von Adalric dem lust´gen Kriegsmagier, wer hätte das gedacht? Ich nicht. Aurus, dieses verschlagene Subjekt von einem Graumagier schon. Ich kann beinahe sein zufriedenes Grinsen vor mir sehen.
Und doch hat das ganze einen faden Beigeschmack. Ich sehe nunmal, was um mich herum geschieht oder auch nicht. Leider verstehe ich auch, was alles schief läuft und wo die Mängel liegen. Meine Güte, wenn man seinen Soldaten nicht beibringt, wie man eine Mauer erstürmt, wie will man dann die längste Mauer auf der verdammten Insel eigentlich angreifen? Leitern? Fehlanzeige. Pavesen oder andere Deckungen für Schützen und Magier? Was ist das? Und selbst wenn sie es hätten, käme die Hälfte der Soldaten, so ambitioniert und mutig sie auch sein mögen nicht auf die Idee, mit einer Hand zu klettern und den Schild über die Nuss zu halten um keinen Stein auf selbige zu bekommen. Wie denn auch? Die Ausbildung dieser sogenannten Armeen und Gruppierungen tendiert von absolut alles zu spät bis ausreichend. Niemand fühlt sich berufen, das zu ändern. Die die könnten, wollen nicht mehr und die die wollen, wissen nicht wovon sie reden.
Ich würde so gerne daran etwas ändern. Nein würde nicht, ich will daran etwas ändern. Zum aus der Haut fahren ist es. Doch wie soll ich das machen? Ich bin ein kleiner Sekretär, kein Marschall, kein Ritter. Aber irgendwie werde ich einen Weg finden, Toran, Quendan und jeden der mir nützlich sein könnte, solange zu drangsalieren, bis man mir das Handwerkszeug an die Hand gibt um etwas zu tun. Mir geht es nicht um meinen verdammten Namen, den auf dieser von götterverlassenen Insel sowieso niemand richtig aussprechen kann, aber mir geht es um einen Erfolg. Toran weiss, wie man dazu handeln muss. Er soll es mich lehren. Irgendwie werde ich ihn dazu kriegen, aktiv zu werden, sei es als Anführer, den diese Insel braucht oder als Mentor, der mir zeigt, wie ich einen Anführer finden kann. Erfolg ist nötig. Ein Scheitern kommt für mich nicht in Frage.
Ich habe einen Mann wie Leo überlebt und meine Lektionen daraus gezogen. Auch diese Insel wird mich Lektionen lehren. Aber ich werde an ihnen wachsen und nicht zerbrechen. Scheitern kommt nicht in Frage.-Auszüge aus dem Tagebuch von Adalric Sila-
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